Am Montag, 14. März 2005 hätte ich den errechneten Entbindungstermin gehabt, und da man immer sagt, dass es zwei Wochen vor sowie zwei Wochen nach dem Termin jederzeit los gehen könnte, habe ich natürlich schon darauf hingefiebert. Ich hatte zudem seit Ende Januar ziemliche Schmerzen durch eine Symphysenlockerung und saß eigentlich nur noch daheim herum, was meine Laune nicht gerade besserte.
Der 14. März kam – und ging, mit einigen unwesentlichen Vorwehen, die ich schon ein paar Tage vorher immer wieder hatte. An diesem Tag war ich noch mal zur Vorsorge bei meiner Frauenärztin, die mich leider sehr entmutigte. Ich kann das nach wie vor nicht einordnen, weshalb sie so prophetisch äußerte, dass das wahrscheinlich keine normale Geburt wird. Sie begründete das nicht wirklich, nur dass mein Zwerg etwas schief auf meinen Knochen lag. Trotzdem war sie sich sicher, dass es – wenn eine normale Geburt, dann eine schwere – werden würde. Und ab 3 cm Muttermund bräuchte ich sicher eine PDA, weil ich es sonst mit den Schmerzen nicht aushalten könne?! Nun ja, es sollte ganz anders kommen. :-)
Zu meinem Glück war ich an diesem Abend aufgrund einer leichten Blutung noch im Krankenhaus und erzählte auch dort die Vermutungen meiner Frauenärztin. Dafür erntete ich nur Kopfschütteln und Unverständnis, es sei alles in Ordnung, der Kleine läge richtig und man könne noch gar nichts über den Verlauf der Geburt sagen. Das beruhigte mich sehr und irgendwie schenkte ich den Ärzten bzw. Hebammen dort mehr Glauben. Vier Wochen zuvor war ich bereits zur Abklärung meiner Symphysenlockerung ins Krankenhaus geschickt worden, und auch damals sagte mir die Hebamme, dass alles in Ordnung sei.
In der Woche des errechneten Entbindungstermins tat sich so langsam etwas, der Schleimpropf ging am Donnerstag ab und ich hatte immer wieder längere Phasen mit regelmäßigen Vorwehen, die aber dann wieder verschwanden. Es ist schon komisch, wie man sich die Schmerzen regelrecht herbeisehnen kann. Ich ging jeden zweiten Tag zur Vorsorge ins Krankenhaus, das war mir lieber als zu meiner Frauenärztin. Dem Kleinen ging es immer bestens, er ließ sich einfach noch ein wenig Zeit.
Am darauffolgenden Sonntag, den 20. März, war ich dann das letzte Mal zur Vorsorge. Die Hebamme schaute nach meinem Muttermund, der inzwischen 1 cm offen war. *freu* Und gab mir ein Rezept für einen Wehencocktail mit – für das wir keine Verwendung mehr haben würden. :-) Der Sonntag verstrich dann noch ohne jegliche Anzeichen. Montag morgen, der 21. März, mein Mann war gerade in die Arbeit gefahren, ging es dann los. Genau um 6 Uhr hatte ich die erste Wehe, und die kamen dann so im Abstand zwischen 7 – 10 Minuten. Ich wartete bis halb sieben, dann rief ich meinen Mann an und teilte ihm mit, dass er sich eventuell in die Startlöcher begeben könne. Wir vereinbarten, dass ich noch bis 7 Uhr wartete, wie es sich entwickelt. Aber Viertel vor 7 rief ich ihn an und bestellte ihn heim, denn diese Wehen waren eindeutig anders als die Vorwehen – intensiver. Um halb 8 war er zuhause und wir haben erst mal noch was gegessen. Da die Wehen regelmäßig kamen, haben wir uns um halb 10 entschieden, ins Krankenhaus zu fahren.
Dort angekommen wurden wir von einer Hebamme empfangen, die ich nicht kannte, was mir erst mal gar nicht gefiel. Irgendwie ist man in dieser Situation froh, wenn man vertraute Gesichter sieht. Und durch die Vorsorgeuntersuchungen und den Geburtsvorbereitungskurs, der von der Klinik aus stattfand, kannte ich schon ein paar Ärzte und Hebammen. Naja, ich wurde jedenfalls erst mal ans CTG gehängt, und wie es der Vorführeffekt will, war da so gut wie gar nichts zu sehen. Eine „große Kurve“ und dann noch ein paar kleinere Wehchen. Auf dem Muttermund wurde auch noch ein Blick geworfen, an dem hatte sich allerdings gar nichts getan. Um 12 Uhr wurden wir dann vorerst wieder heim geschickt, mit der Botschaft, erst wieder zu kommen, wenn die Wehen „richtig heftig“ seien. Naja, so ohne waren die bisherigen nicht, aber ich konnte sie noch sehr gut veratmen.
Daheim angekommen habe ich noch versucht, etwas zu essen und mich dann etwas auszuruhen. Ich konnte etwa eine Stunde schlafen, was mir im Nachhinein nicht so vorkam, da der Schlaf recht unruhig war. Ich hatte eben doch ca. alle 10 Minuten eine Wehe, die veratmet werden wollte. Gegen Nachmittag wurden die Wehen dann noch einen Tick stärker, ich wanderte im Zimmer auf und ab und suchte nach einer guten Position. Aber so recht wollte mir das nicht gelingen. Um 16 Uhr hatte ich dann das Gefühl, dass ich nicht mehr lange so gut mit den Schmerzen zurecht kommen würde, außerdem hatte ich die Hoffnung, dass sich etwas am Muttermund getan haben könnte. Die Fahrt ins Krankenhaus war unangenehm, im Auto war zu wenig Platz und jede Unebenheit der Straße machte mir zu schaffen.
Im Krankenhaus war noch immer die selbe Hebamme da und hängte mich wieder ans CTG. Tja, und wo waren die Wehen? Fast weg! Es war zum Verzweifeln! Ich war langsam wirklich fertig und hatte schon Angst, dass ich als „Simulantin“ abgetan wurde. Nichtsdestotrotz wollte mich die Hebamme mal auf Station aufnehmen. Diese Idee gefiel mir gar nicht, denn ich wollte nicht in ein Zimmer mit einer Frau, die schon entbunden hatte!
Mein Mann und ich wurden mit Buscopan Zäpfchen zum Spazieren gehen und Treppen steigen geschickt und sollten uns um 20 Uhr wieder im Kreißsaal melden, um zu sehen, was sich getan hatte. Wir liefen also fleißig im Krankenhauspark, während der Wehe hing ich meinem Mann schon ziemlich am Arm. Treppen sind wir auch gelaufen, bis in den 6. Stock, aber gebracht hat es wenig. Um halb acht habe ich gesagt, es hat keinen Sinn, wir gehen jetzt hoch in den Kreißsaal, ich wollte wieder heim gehen. Da konnte ich mich besser entspannen und ich dachte einfach, dass das sicher nichts mehr wird an dem Abend.
Die Hebamme war nicht wirklich einverstanden und prophezeite uns, dass wir in spätestens 2 – 3 Stunden wieder da seien. Am Muttermund hatte sich immer noch nichts getan, die Hebamme erklärte mir, dass die Wehen aufgrund meiner Erschöpfung weniger effektiv seien und dass ich mich ausruhen müsste.
Bevor ich wieder entlassen wurde, machte der Arzt noch einen ausführlichen Ultraschall, um zu sehen, wie es dem Kleinen ging. Er schätzte ihn auf 3200 g. Bereits vorher wurde uns immer ein „eher zartes Kind“ berechnet, von ca. 2800 g. Auch das sollte anders kommen! :-)
Also ging es zum zweiten Mal an diesem Tag nach Hause. Daheim lief dann der Fernseher, aber an Entspannung war nicht zu denken. Ich hatte noch mal Buscopan mitbekommen, die wohl die Krämpfe etwas erleichtern sollten, was sie aber nicht taten. Nach gut einer Stunde daheim lag ich auf der Couch und seufzte sehr, die Wehen waren nur unter ziemlicher Anstrengung zu veratmen und kamen auch häufiger, etwa alle 5 Minuten. Eine Weile später hing ich dann an der Stuhllehne und versuchte es da. Aber ich wollte zu diesem Zeitpunkt einfach nicht wieder in die Klinik fahren, aus lauter Angst, dass dann die Wehen wieder weg gehen. Die Schmerzen und mein Gefühl, dass das jetzt aber gar nicht mehr lustig war, belehrten mich aber dann um ca. 22.30 Uhr eines Besseren und mein Mann und ich machten uns zum 3. Mal auf dem Weg ins Krankenhaus. Inzwischen hatte ich mich auch damit „abgefunden“, eventuell alleine dort zu bleiben.
Wieder im Krankenhaus wurde ein CTG geschrieben und ich bekam einen Zugang gelegt. Dann wurde ich nach einer Schmerzspritze ins Bett verfrachtet, mein Mann fuhr nach Hause, um auch etwas Schlaf zu bekommen. Bis ca. halb 3 Uhr nachts schlief ich dann auch mehr oder weniger gut, die Wehen waren wirklich etwas besser. Aber ab da ging es wieder nicht mehr, obwohl ich mich erinnere, dass die Schmerzen noch nicht so stark waren, dass ich mich sogar noch bemühen konnte, nicht allzu laut zu seufzen, um meine Bettnachbarin nicht zu stören. Ich klingelte mehrmals nach der Schwester und bekam Buscopan – von dem ich ja wusste, dass es gar nicht half. Bis ca. 4 Uhr habe ich noch versucht zu veratmen und habe auf die Uhr geschaut. Die Wehen kamen jetzt im Abstand von 3-4 Minuten. Das sagte ich der Schwester, die mich daraufhin in den Kreißsaal schickte. Also schlurfte ich mitten in der Nacht in den Kreißsaal, was wirklich ein komisches Gefühl war. Dort angekommen benachrichtigte die Hebamme meinen Mann, dass „es jetzt dann soweit wäre“. Eine echt ausführliche Botschaft, er muss nicht gewusst haben, ob das Baby womöglich schon fast da ist, bis er kommt.
Die Hebamme fragte mich, ob ich eine PDA möchte oder ob ich noch auf meinen Mann warten wolle. Ich glaube, ich sagte weder ja noch nein. Ich kam wieder ans CTG, auf dem jetzt regelmäßige Wehen zu sehen waren. Eine halbe Stunde später war mein Mann da, worüber ich unglaublich erleichtert war. Ich sollte mich in den nächsten Stunden noch oft dafür bei ihm bedanken.
Zwischen 6 und 7 Uhr war dann die Anästhesistin da und hat mir die PDA gelegt. Ich hatte ziemliche Angst davor, aber es tat so gut wie gar nicht weh. Es wurde ein Dosiergerät angehängt, dass regelmäßig Schmerzmittel abgeben sollte. Was es aber nicht tat! Die Wehen wurden inzwischen sehr anstrengend, vor allem die kurzen Abstände machten mir zu schaffen. Ich hatte kaum Zeit, dazwischen gut zu atmen, geschweige denn während der Wehe. Ich hoffte auf die Wirkung der PDA, die aber nicht kam, obwohl noch zweimal direkt ein Schmerzmittel nachgespritzt wurde. Ich jammerte, dass es doch zumindest 30 Prozent Erleichterung bringen müsse. Zu diesem Zeitpunkt war ich sehr verzweifelt, weinte halb und sagte, dass ich jetzt sofort einen Kaiserschnitt will! :-)
In der Zwischenzeit verabschiedete sich auch meine Fruchtblase, die Hebamme hat sie dann noch mal „richtig“ geöffnet, um die Geburt etwas zu beschleunigen.
Mit dem Schichtwechsel um ca. 8 oder 9 Uhr – mir fehlt für diese Zeit ziemlich das Zeitgefühl, ich habe nur dankbar gesehen, dass es inzwischen hell war – kam dann eine mir bekannte Hebamme, die auch den Geburtsvorbereitungskurs geleitet hatte, was ich aber zu dem Zeitpunkt nicht wirklich realisierte. Und es kam ein anderes Ärzteteam. Es wurde nochmals ein Anästhesist gerufen, der mich fragte, ob die PDA schon jemals ein bisschen was gebracht hatte, was ich verneinte. Also wurde beschlossen, dass sie wohl nicht richtig lag und wurde daraufhin neu gelegt. Zuvor wurde noch mal auf den Muttermund geschaut, auch weil ich sagte, dass der Druck nach unten schon recht groß sei. Da war er schon auf 8 cm!
Die Hebamme begleitete meine Veratmerei während der Vorbereitung auf die PDA kurz mit ihrem „Eiiiiinatmen, und auuuuuusatmen –gut“, das ich genau so aus dem Kurs kannte. In dem Moment kam es mir allerdings angesichts der Stärke der Schmerzen sehr komisch vor, ich dachte nur, wie um Gottes Willen soll ich DAS hier noch veratmen? Ich hätte am liebsten in die Eisenstange des Entbindungsbettes gebissen. :-)
Inzwischen wusste ich wegen der PDA, was auf mich zukam und war nur dankbar, dass ein neuer Versuch gestartet wurde. Und siehe da, etwa 20 Minuten später lag ich ziemlich selig auf dem Bett und bedankte mich hundertmal bei dem Anästhesisten, dass die PDA endlich wirkte. Ich spürte keine Wehen mehr, nur noch den Druck nach unten, der aber gut auszuhalten war.
Ich bekam mit, dass im anderen Kreißsaal eine Geburt am Laufen war, außerdem kam immer wieder die Hebamme hereingelaufen, um zu schauen, wie es bei mir voran ging.
Mir war alles ziemlich egal, ich fing nur an, den stärker werdenden Druck zu veratmen. Ich sagte der Hebammw auch ein paar Mal, dass ich schon das Gefühl hatte, etwas mitdrücken zu wollen, was sie mit einem „Guut, guut“ kommentierte. Aber nebenan wurde erst noch die andere Geburt zu Ende gebracht. Eigentlich sollte es in dem Krankenhaus nur 1-2 Geburten am Tag geben, später erfuhr ich, dass es an diesem Tag 5 waren! (Es war Vollmond!)
Als die Geburt drüben wohl so gut wie abgeschlossen war, drehte die Hebamme mit den Worten „Jetzt legen wir mal hier noch einen Zahn zu“ meinen Wehentropf auf (ich war inzwischen sehr verkabelt, mit PDA im Rücken, Glucoselösung –wegen meiner Erschöpfung und dem wenigen Essen - und Wehentropf im Arm). Der Druck wurde jetzt schon ziemlich stark und ich sagte bald, dass es jetzt wohl los geht.
Um ca. 10 Uhr bis 10:15 Uhr – ich verlasse mich auf die Zeitangaben meines Mannes, ich weiß das nicht mehr - war dann plötzlich der ganze „Schwarm“ bei mir: Die Ärztin, noch eine andere junge Ärztin und Hebamme. Ab da hieß es bei jeder Wehe: mitpressen. Ich saß halb auf dem Bett und bei jeder Wehe drückte ich also kräftig mit, immer 3 – 4 mal. Spätestens nach der 4. Wehe wurde das wirklich anstrengend und ich sagte immer wieder, dass ich jetzt nicht mehr kann. Aber es ging dann doch immer nochmal, vor allem dank der Unterstützung der Ärztin und der Hebamme, die mich kräftig anfeuerten. Anscheinend machte ich meine Sache nicht schlecht, denn es dauerte nicht lange, da war der Kopf schon halb da. Hinfassen wollte ich aber trotz Aufforderung nicht, das war mir unheimlich. Außerdem wurden die Schmerzen doch recht groß, je mehr sich der Kopf seinen Weg bahnte.
Ich glaube, es müssen so 10 – 15 Presswehen gewesen sein, bis der Kopf da war. Die habe ich auch zum Ende hin sehr laut und ausgiebig veratmet bzw. „verstöhnt“ – wofür man in dieser Situation ja dankbarer weise nur gelobt wird. Dann merkte ich noch, wie erst eine Schulter, dann die andere Schulter geholt wurde. Das konnte ich anhand der Beschreibungen aus dem Geburtsvorbereitungskurs erkennen. Dass das ziemlich weh tut, hat die Hebamme wohl vergessen zu sagen. *g*
Und dann kam – flutsch - ganz schnell „der Rest“.
Willkommen
Wonneproppen Jonah Noel
Am 22. März 2005
um 11:18 Uhr
mit 4020 g, 53 cm und 36 cm Kopfumfang!
Nach der Geburt habe ich anscheinend nur gefragt: „Wo ist mein Baby?“ Alle Anstrengung war vergessen, und dass ich noch mit 4 Stichen genäht wurde, hat mich nicht wirklich beeindruckt. Anscheinend ist der Endorphingehalt im Blut wirklich sehr hoch. :-)
Ich würde sagen, ich hatte eine wirklich gute Geburt. Ich hatte Glück mit der Hebamme und mit den Ärzten, durch die ich mich sehr gut unterstützt gefühlt habe. Auch wenn es nachher ein komisches Gefühl ist, der Hebamme, die bei der Geburt dabei war, über den Weg zu laufen und so zu tun, als hätte man nur Kaffee mit ihr getrunken. :-)
Liebe Grüße von Dawn und Jonah Noel, heute 13 Tage alt
Kommentare
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Leibe Grüße
Bibo
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Meinen herzlichsten Glückwunsch und viel Spaß mit dem kleinen.
:razz: :razz:
Liebe Grüsse
harrylinchen mit Melissa
Et. 12.03.05 Geb.23.03.05
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HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM "ZARTEN" SOHN und ne wunderschöne Kennenlernzeit :laola01:
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Aber was für eine unmögliche Frauenärztin...Wie kann die dir kurz vorher solche Angst machen? :flaming01:
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Tanja + Dana
* 15.11.04