Die Geburt von Tim im Geburtshaus

katimaus25 · 29. 04. 2005, 15:26

Es ist Samstag (ET+6) und wir sind mit meiner Hebamme Karin zum CTG schreiben verabredet.....schon seit Tagen horche ich in meinen Körper...bei jedem ziepen, hoffe ich, das es los geht.....aber nichts. Sie reagierte gelassener als je zuvor, als sie die Kurven kurz studierte, also dachte ich mhmm... wieder nix! Als sie den Befund in den Mutterpass eintrug, brabbelte sie was von Sonntagskind....ich nehme es nicht wirklich wahr.
Abends kommt noch ein Kumpel zum DVD-Abend vorbei und ich stopfe mich während des Films mit lecker Chips, die ich nicht sparend in den Käsedip tränkte, voll. Ein Glas Sekt dürfte auch nicht schaden, wer weiß wann ich dass das nächste mal in aller Ruhe genießen darf. Es ist nach Mitternacht als wir uns ins Bett einmurmelten um zu schlafen, so spät war es schon lange nicht mehr geworden, denn die Schwangerschaftsmüdigkeit hat mich oft viel früher ins Bett gesogen.
Es ist 4:47 Uhr als ich ganz zaghaft von einem Ziepen in meinem Unterleib geweckt werde....es fühlt sich an wie leichte Unterleibschmerzen kurz vor der Periode und ich nehme mir vor es zu beobachten.....ich schließe meine Augen und entspanne.....DA! Da ist es schon wieder....Juhu! Soll es heute soweit sein? Ok, Ruhe bewahren, entspannen, abwarten wie es weitergeht. Die ersten beiden Wehen zehn Minuten Abstand, die dritte kommt jetzt schon nach acht Minuten.....die vierte nach sechs.....wenn das so weitergeht.....
Ich lasse mir Badewasser ein, mal sehen was in der Wanne passiert. Eine Wehe habe ich noch in der Wanne und dann nichts mehr. Falscher Alarm? Merkwürdig! Na gut! Umsonst so früh aufgestanden. Umsonst gefreut. Aber jetzt bin ich wach, also setze ich mich vor den Fernseher und zappe durchs Programm....es läuft nur Mist!
Als ich gerade wieder beschließe ins Bett zu gehen, geht es doch weiter....alle fünf Minuten Wehen! Sie sind schon etwas stärker als die ersten aber nicht besonders schlimm. Ich krieche ins Bett, küsse Christian wach und flüstere ihm ins Ohr: Schatz,...wollen wir heute unser Baby kriegen? Ich strahle übers ganze Gesicht und warte auf seine Reaktion. Er grummelt, stöhnt und dreht sich weg.....ich küsse ihn weiter und stelle ihn die Frage noch etwas lauter. Jetzt ist er wach, er fragt ob ich Wehen habe, ich antworte mit einem stolzen JA. Er steht auf und geht ebenfalls in die Wanne und drängt mich aufgeregt Karin anzurufen. Ich will noch nicht. Erst noch ein bisschen abwarten....außerdem ist es Sonntag und noch soooo früh....will sie nur ungern wecken! Während Christian in der Küche lecker Snacks vorbereitet, laufe ich durch die ganze Wohnung und veratme die Wehen im Hocken an unserem Couchtisch oder im Schafzimmer am Bett....wo ich eben gerade bin. Jetzt bin auch ich soweit Karin anzurufen, zögerlich wähle ich ihre Nummer und versuche leise klingeln zu lassen. Sie geht ran, klingt ziemlich fit und wir verabreden uns zu 8 Uhr im Geburtshaus. Ich packe noch die restlichen Sachen in die Tasche und Christian bringt schon mal alles runter ins Auto. Die Wehen sind gut zu ertragen, aber nur im Hocken....sitzen/liegen geht gar nicht! Das kann ne Autofahrt werden! Auf zum Auto!
Ich habe noch eine Wehe im Auto und dann nichts mehr! Na toll! Aber Christian beruhigt mich und erzählt mir das Karin doch gesagt hätte, das sei völlig normal. Dann geht’s doch wieder weiter und Christian muss während den Wehen anhalten...das Geruckel halte ich nicht aus und dann noch im Sitzen! Zum Glück ist es Sonntag früh und kein Verkehr auf den Straßen.
Im Geburtshaus angekommen untersucht mich Karin und sagte: „Mensch, da haste ja schon schön vorgearbeitet. Zwei bis drei cm offen!“ Ich freue mich riesig, denn die ersten 3 cm sind ja bekanntlich die, die am längsten dauern.
Wie zu Hause laufe ich im roten Zimmer umher und veratme die Wehen in der Hocke mit kreisendem Becken, dabei achte ich darauf, das meine Hände offen waren und ich meinen Körper entspannt und locker ließ, wie in dem Film, den Karin uns im GVK zeigte.
Ich freue mich über jede Wehe, denn ich weiß sie bringt mich ein kleines Stück MEINEM Baby näher! Mittlerweile sind die Wehen stärker geworden, vergleichbar mit heftigen Darmkrämpfen....alles zieht sich langsam zusammen bleibt einen Moment bestehen und klingt dann wieder langsam ab. Aber es ist wirklich nicht schlimm, denn kaum ist eine Wehe vorbei, kann ich auch schon wieder lachen. Ich empfinde die Schmerzen als schön. Merkwürdig, aber gut! Eine Magen-Darm-Grippe ist bei weitem schlimmer, denn bei der gibt`s keine Pausen und auch kein Geschenk wenn`s vorbei ist. Ich töne, bzw. ich versuche zu tönen. Aber mir ist egal wie es sich anhört, denn so ist es viel leichter die Wehen zu ertragen. Zum Glück hatte ich gelernt, wie man Wehen veratmet/vertönt.
Christian sitzt die ganze Zeit auf dem Hocker am Fenster und unterhält sich mit Karin während ich meine Runden drehe,..... bei den Wehen tönt sie mit.
Es ist so gegen 10.30 Uhr. Karin will mich untersuchen.....Schon wieder! Oh man.....im Liegen ist es so unerträglich..... 5-6 cm.....na das geht ja voran.
Christian bietet mir immer ausreichend Wasser an und Karin schmeißt mir ab und zu die lustigen Kügelchen in den Mund.
Langsam ist es sehr schwer den Körper entspannt zu lassen während die Wehen wie Wellen über mich reißen. Doch ich weiß, ich darf nicht verkrampfen....die starken Wehen muss ich zulassen, denn nur so geht es vorwärts. Es ist machbar!
Karin bietet mir den Vier-Füßler-Stand an.....ich probiere.....Nein! Das ist nicht meine Position, also weiter in der Hocke und ansonsten brauche ich Bewegung.
Ich frage Karin, ob die Wehen noch schlimmer werden....sie antwortet mit einem lächeln: Anders.
Es ist nicht viel Zeit verstrichen, als ich diese „anderen“ Wehen spüre- ich kann sie nicht beschreiben. Karin fragt erstaunt, ob das Baby jetzt schon gegen das Becken drückt....ich weiß es nicht, aber es fühlt sich komisch an.
Die nächste Untersuchung findet auf der Toilette statt. Auf einmal spüre ich unheimlichen Druck der mich nach unten zieht und zum mitdrücken auffordert. Karin erlaubt mir auf meinen Körper zu hören und ich solle es zulassen was er von mir verlangt. Das tue ich.
Ein paar Wehen später fordert sie mich auf, das ich mich wieder aufs Bett legen soll.....schon der Gedanke daran ist mir nicht schön, lieber würde ich hier sitzen bleiben. Aber ich will nicht diskutieren, außerdem würde es schon seinen Grund haben....da muss ich jetzt durch. Also rauf aufs Bett.....sie horcht die Herztöne und tastet meinen Bauch. Alles in Ordnung.
Karin ruft Marion an. Jetzt bin ich mir sicher, nicht mehr lange und wir würden Eltern sein. Doch zu sehr muss ich mich konzentrieren das es mir nicht möglich ist mein Lächeln, das ich die ganze Zeit über verspüre nach außen zu tragen. Marion ist schon da. Wohnt sie neben dem Geburtshaus? Es geht alles so schnell.
Nun soll ich mich auf die Seite drehen und mein Bein lege ich auf Karins Schulter ab. Ich schiebe sanft mich.
Wieder auf die Toilette, da es im Sitzen besser rutscht. Ist mir sowieso lieber.
Karin untersucht mich.....sie versucht mich zu überreden/fast schon zu zwingen, ich solle die Fruchtblase anfassen....das will ich nicht, muss mich auf meinen Körper konzentrieren. Die Fruchtblase platzt und schwallartig läuft das Wasser.
Ich beginne zu pressen, denn der Druck ist jetzt so unglaublich stark, das mir keine andere Wahl bleibt.
Karin sagt ich soll nicht pressen, doch das ist nicht so einfach....eigentlich fast unmöglich....der Körper macht das automatisch.
Nun wieder zurück aufs Bett. Oh gott, es ist ein ziemlich merkwürdiges Gefühl so zu laufen, mit gespreizten Beinen....mir ist so, als würde der Kopf schon zur hälfte draußen sein.
Christian setzt sich hinter mich und ich lehne mich an ihn. Wir halten unsere Hände ganz fest. Ich darf pressen. Endlich!
Karin massiert meinen Damm mit Öl ein. Marion bereitet während dessen die Kaffeeumschläge vor.
Karin schaut, ob sie schon was sehen kann.....dunkle Haare, sagt sie. Es ist alles so unglaublich.
Nächste Wehe, weiter Pressen. Ich drücke so kräftig mit das Christian bestimmt die Hände wehtun, doch auch er ist so fasziniert, das er es gar nicht wirklich merkt.
Karin schnappt sich meine Hand und führt sie zwischen meine Beine. Ich spüre den Kopf...er ist ganz weich und warm.
Jetzt soll ich wieder nicht pressen....Hecheln, hecheln, hecheln.
Dann wieder Pressen, jetzt wieder hecheln. Ich höre Karin, wie sie sagt: Schau mal hier. Ich gucke nach unten und in meinen Augen spiegelt sich ein fantastisches Bild. Ich kann den Kopf sehen. Wie wunderbar. Schau mal Schatz, der Kopf! Christian kann kaum noch seine Tränen zurück halten. Bei der nächsten Wehe muss Karin noch etwas zotteln, da die Schultern sich verhakt hatten. Sieht krass aus wie sie da zieht und rüttelt, doch ich spüre keinerlei Schmerzen. Es macht „Schwupp“ und unser Baby ist da. Es ist ein Junge!
Nun lag er da zwischen meinen Beinen...erst ganz ruhig...Karin pustet ihm kurz ins Gesicht...er fängt zu schreien an. Meine Ohren haben noch nie ein solch schönes Geräusch wahr nehmen dürfen. Er wird mir auf den Bauch gelegt. Uns rollen die Tränen übers Gesicht. Es ist einfach atemberaubend. Er ist so schön! Seine Haut ist so glatt und rosig....nicht ein Tropfen Blut oder Schleim bekleiden ihn.
Karin macht die U1 unser Kleiner ist 51 cm groß, wiegt 3600 gr und sein Kopfumfang beträgt 34 cm.
Ich soll mich wieder flach hinlegen um die Nachgeburt raus zu pressen. Karin drückt mir auf den Bauch. Das tut weh! Ich versuche ihre Hand weg zu drücken, doch sie gibt mir keine Chance. Sie drückt, ich presse. Und schwupp...nun ist auch das erledigt.
Marion kommt mit der kleinen Badewanne und stellt sie neben mir aufs Bett. Sie und der frisch gebackene Papa baden nun die kleine Maus. Er ist so ruhig im Wasser und genießt es sehr.
Karin legt mir den kleinen an die Brust. Er saugt, was das Zeug hält-Unglaublich, das er so genau weiß, wie das geht. Nachdem ich geduscht und gepullert habe, untersucht mich Karin für heute ein letztes mal- nichts gerissen, nichts kaputt!

Drei Stunden nach der Geburt von Tim dürfen wir nach Hause fahren um uns in unserem Revier auszuruhen und kennen zu lernen.

Es war mit Abstand der schönste Tag in meinem Leben. :bounce02:

moeni · 29. 04. 2005, 15:32

:shock: Wow, was für ein toller bericht!!

Herzlichen Glückwunsch und eine schöne kennenlernzeit!!

Ninelen · 29. 04. 2005, 15:48

Puh ich mußte erst mal die Tränen abwischen bevor ich schreiben kann :oops:

Schöne Geburt, Glückwunsch zu eurem Tim und eine schöne Eingewöhnungszeit :knutsch01: