Ich in Thüringen

bearbeitet 11. 05. 2005, 13:56 in Plauderecke
Jetzt habe ich eine Woche überlegt, ob ich das hier einstellen soll. Aber das mich das Ganze sehr beschäftigt frage ich Euch doch. Ich bitte Euch aber, keine politische Ost- West Diskussion daraus zu machen. Aber vielleicht kann mir einer die Mentalität erklären.
Also ich frage den Hotelier in Oberhof nach einer Apotheke. Darauf bekomme ich unfreundlich die Auskunft, dass sich Oberhof sehr verkleinert hätte und dazu gleich die Einwohnerzahl. Hm...danach hatte ich nicht gefragt, aber gut. Aber oh Wunder, es gibt eine, die wohl aber Samstags geschlossen ist. Auf meine dumme Frage warum, bekomme ich folgende Antwort:
"Weil die bundesrepublikanische Marktwirtschaft alles schließt, was Geld kostet".
Warum kann er nicht einfach sagen, weil es sich nicht lohnt???
Sein Hotel ist nicht klein, und er fuhr auch ein dickes Auto, was sicher nicht von Hartz IV finanziert war. Trotzdem war der Flitzer meiner Freundin mit Westkennzeichen ein Grund für weitere blöde Bemerkungen. Was ist der Unterschied wenn ein BMW ein Erfurter oder Stuttgarter Kennzeichen hat??? Kann mir das einer erklären?
Es gab noch einige unerfreuliche "Zwischenfälle" und ich kann das einfach nicht begreifen, zumal auch noch an einem Ort, der auf Touristen angewiesen ist.

Kommentare

  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Marlies,

    das "WARUM" kann ich Dir leider nicht beantworten, aber ich kenne das.
    Meist klingt da der Unmut durch, daß sich so vieles (zum negativen) verändert hat. In den Augen vieler "Ossis" sind die "Wessis" daran schuld. Es ist meist eine Generation, die nie gelernt hat, daß man durch Eigeninitiative viel erreichen kann. Denn man hatte eine Stelle bei den VEB-Betrieben, ging morgens hin und abends heim und es wurde einem jeder Schritt vorgegeben. Auch wenn die Grenze schon vor 15 Jahren gefallen hat, so haben das viele immer noch nicht gelernt (und werden es wohl nicht lernen). Freie Marktwirtschaft gabs da ja so nicht.

    Zum BMW: Das ist auch ein Aspekt, der mir oft begegnet. "Die "Wessis" fahren die BMWs auf Kosten der "Ossis" (wie auch immer sie darauf kommen) und die "Ossis" dürfen den gleichen BMW fahren, weil sie schliesslich ein Recht darauf haben und die Jahre, wo sie das nicht konnten, nachholen müssen...

    Das ist ziemlich konträr in vielen Köpfen, leider...


    Es begegnen einem oftmals Sprüche wie "Zieht die Mauer wieder hoch" bis hin zu "Ihr Wessis seid doch schuld an allem" (für mich gleichbedeutend mit: "Wir wollten keine Wiedervereinigung, das wolltet nur ihr!").
    Ich denke, das wird auch mindestens noch eine Generation dauern, bis diese Konflikte abschwächen werden...

    Viele Grüße,
    Katrin *selbst ein halber "Ossi"*

    P.S. "Ossi" und "Wessi" sollen keine herabwertenden Bezeichnungen sein, sondern lediglich in Kurzform die jeweiligen Parteien benennen -also bitte nicht angegriffen fühlen...
  • stromerstromer

    727

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich denke mal, du bist einfach nur im "falschen" Hotel abgestiegen und hast einen genervten Hotelier erwischt. Der jetzige Betreiber ist übrigens kein Oberhofer und hat das Hotel auch noch nicht sehr lange. Vielleicht läuft es nicht so, wie er sich das erwünscht hat?

    Die Aussage zur Apotheke war übrigens definitiv falsch. Die Apotheke hatte trotz Samstag geöffnet - ich war nämlich dort und habe noch ein paar Medikamente für Johanna besorgt.

    Ich war schon oft in Oberhof in diversen Hotels und habe bisher eigentlich immer nur positives Erlebt - also scheinen "Deine" Erlebnisse wohl nur ein Einzelfall zu sein.

    Ach so, fällt mir gerade noch ein...
    In Oberhof brodelt es seit geraumer Zeit. Aus finanziellen Gründen wurde dort im Winter der städtische Winterdienst eingestellt - die Oberhofer sind daraufhin fast im Schneechaos versunken - immerhin hatten sie knapp 2,50m Schnee.
    Dann wurde die städtische Straßenreinigung eingestellt - ebenfalls aus finaziellen Gründen - Oberhof ist nämlich eigentlich pleite.
    Dann kommt dazu, dass der Freistaat Oberhof in Zellamehlis eingemeinden möchte, weil Oberhof zu wenige Einwohner für eine eigenständige Gemeinde hat. Allerdings will Oberhof nicht zu Zella und die Zellaer wollen die Oberhofer nicht.

    Ich weiß, das ist keine Begründung für das Verhalten deines Hoteliers, aber vielleicht hat es was mit der allgemeinen Situation im Ort zu tun.
  • MajonieMajonie

    3,882

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    oh marlies- das thema wirst du nicht ohne diskussion hier abklären können. weil es einfach soviel hass und unmut gibt...
    als geborener ossi mit staatsuntreuer elterlicher linie sehe ich von kindheit an vieles anders... ich war nie jungpionier oder fdj-ler. ich wusste eher wie ein ausreiseantrag aussieht als ein anmeldeformular für gruppennachmittage :biggrin: - manchmal sehr zu meinem leidwesen.
    heimat war und ist meine geburtsstadt aus familiären gründen nie gewesen und wirds wohl nie werden. aber richtig heimat ist das hier auch nicht. ( mal von meinen 600 m2 abgesehen...)
    für mich wars kein thema, von thüringen wegzugehen, allerdings wär es auch keines nach kanada auszuwandern, wenn ich mir mein haus auf den buckel schnallen darf ;-)
    wenn wir zu besuch sind, müssen wir uns auch viel anhören: ah, die besserwessis sind da. oder: na, willste mal armut kucken?
    nein, wollen wir nicht, uns ist durchaus klar das nicht jeder "abhauen" kann/will- aber wenn ich andere toleriere, und es auch toleriere das ich lieber harz beziehe als auf montage zu gehen- dann sollen andere bitte auch mich in ruhe lassen. wir wollen lediglich unsere verwandschaft besuchen und nach dem haus schauen.

    ich glaube, die menschen im osten (zumindest die generation unserer eltern) wollten gar nicht den westen mit allem was dazu gehört. da hat man sich von der werbung auf ard und co veräppeln lassen um dann festzustellen das das farblos verpackte stieleis (wie der ossi sagt: matsch am balken :biggrin: ) fast besser war als das glänzende sch....-eis
    der bürger wollte lediglich reisen dürfen, sich nicht mehr eingesperrt fühlen. alle tollen sachen kaufen können- das geld hatte schließlich fast jeder auf der kante. keiner hat daran gedacht das das eine nicht ohne das andere geht. marktwirtschaft ohne preiskampf und arbeitnehmerausbeute ist nicht machbar.
    wohnraum für 60 mark im monat kann kein parkett und keine fliesen haben- woher soll es denn kommen? die ansätze des sozialismus sind lobenswert, die des kommunismus noch mehr- aber mit dem menschen so wie er charakterlich gebaut ist nicht machbar.

    viele wollen die mauer wieder. aber keiner überlegt wie es mit ihr weitergegangen wäre. ein marodes system, finanziell am ende-wie hätte den alles weiterlaufen sollen? häuser für die das geld zur sanierung schon lange gefehlt hat. betriebe deren betriebsstättenleiter jede woche überlegten woher sie am besten neues material besorgen...
    in meinen augen war es nicht das volk das für offene grenzen gesorgt hat- wenn nämlich die oberen herren gewusst hätten wies weitergehen soll, wären da ganz schnell ein paar militärische einsätze gestartet worden.

    speziell zu deinem hotelier, marlies: dem gings mit absoluter sicherheit vor 20 jahren besser- oberhof war ein überlaufener tourismusort. gab ja snur thüringer wald. mecklenburgische seenplatte und ostsee ( verzeihung wenn ich was vergessen habe) die urlaubsplatzvergabe erfolgte von ganz oben. wer in den thüriger wals kam, speziell an die glasstrasse, war happy und verbrachte seinen urlaub und seine kohle beim glasmacher :biggrin:
    heute muss dein freund kämpfen, frühe konnte er es so machen wie mit dir: küche ist zu- dein pech, pommes sind aus- schade, aber der ossi wars gewöhnt. und wenn man beim nächsten urlaub wieder dorthin musste/ kam- naja, ein was positives hatte das: mann kannte ja jetzt schon das haus :grin: . fährst du nochmal freiwillig hin zu ihm? ich glaub nicht...

    übrigens: was gäbe ich heute für so einen richtigen matsch am balkon, *seufz*

    so, jetzt hoffe ich das ich damit keine diskussion anzettel, das wär mir sehr unangenehm :oops:
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    übrigens: was gäbe ich heute für so einen richtigen matsch am balkon, *seufz*

    Du meinst hoffentlich Matsch am Balken, oder ?
    ;-) ;-) ;-)
    Ja, das vermisse ich auch... :biggrin:

    LG,
    Katrin
  • stella_azurstella_azur

    3,009

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ich war gerade als *ossi* vier tage im westen (hessen). war auch nicht gerade erbaulich, mir anzuhören, daß der osten erst einmal vom westen zivilisation beigebracht bekommen mußte und daß die arbeiter im osten nur gepennt haben statt zu arbeiten.
  • MajonieMajonie

    3,882

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    das stimmt stella. die sprüche kommen natürlich auch... :roll:
  • bambi7876bambi7876

    1,428

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Wir haben letztes Jahr in Boltenhagen ähnliches erlebt. Unser Vermieter ( ein Ur-Boltenhagener ) schimpfte in einer Tour auf die bösen Rheunländer, die da obne dicke Häuser hin bauen und ihm damit alles zu nichte machen. Man gut, daß seine Butze dreckig und teilweise echt verkommen war und ich fast geheult hätte, so sauer war ich.Manche Dinge verstehe ich immer noch nicht. Mein Ex kam aus Stralsund. Inzwischen bin ich froh, das ich nen " Wessi " habe.

    Diana
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mir ist schon klar, dass es hüben wie drüben diverse Befindlichkeiten gibt. Aber ich bin da Gast und von den Gästen lebt man letztendlich. Das ist hier auch nicht anders, und überall ist es schwierig wo Saisongeschäft ist. Ich hatte nur nach der Apotheke gefragt. Und offen war sie auch noch... :roll: Vielleicht hat er dem Apotheker den Umsatz nicht gegönnt.. ;-) Wir waren ja auch noch woanders und nur er war so drauf.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ich denke,amn kann nicht alle über einen kamm scheren.sicherlich gibts imosten wie im westen schwarze schafe und leute(gerade die ältere generation),die für ihre unzufriedenheit gerne den wessis bzw. ossis die schuld in die schuhe schieben.meine meinung ist,dass ein grossteil dieser leute resigniert hat.
    ich persönlich habe keine vorurteile und bis jetzt auch noch keinerlei schlechten erfahrungen gemacht mit wessis,eher gute,wenn ich an die spendenbereitschaft und auch soforthilfe denke,als vielen von uns,hier wo ich wohne,das hochwasser fast ihr gesamtes hab und gut genommen hat :cry: .ohne die spenden aus bayern z.bsp. hätte der kiga in unserer stadt bestimmt noch nicht wieder geöffnet.könnte noch vieler solcher beispiele nennen,aber ich denke,ihr wisst,wie ichs meine. ;-)
  • andrinaandrina

    478

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich als ausgewanderte Thüringerin kann dir auch nur sagen, dass es eben überall unfreundliche Leute gibt.

    Ich glaube, dass viele im Osten eine unglaubliche Wut auf den westen haben, die Lebenshaltungskosten sind annähernd gleich, und Geld bekommen sie trotzdem weniger.
    Das wird ja durch die Politik noch gefördert.

    Ich kann dir aber versichern , daß Thüringer eigentlich recht nette Leute sind ;-)
    Wer weiss, was für eine Laus dem Guten über die Leber gelaufen ist.

    Ich könnte auch Romane über unfreundliche Verkäuferinnen in NRW schreiben :???: ,
    aber die wird es sicher überall geben.Und auch nette. ;-)

    Ich treff nur meistens die Unfreundlichen :cry:
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Es geht nich darum, dass er "nur" unfreundlich war. Man kann auch brummig sagen die hat zu weil es sich nicht lohnt.....oder so. Abgesehen davon, dass es ja nicht einmal stimmte. Ich war schon öfter auch in Thüringen, und irgendwie treffe auch ich immer solche Leute.
    Das Meckern an sich ist ja gesamtdeutsch :grin:
  • andrinaandrina

    478

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Die unfreundlichen bleiben eben meistens in Erinnerung ;-)
  • Snoopy82Snoopy82

    7,740

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich denke, dass gerade in Thüringen ein großes Maß an Frustration dazu kommt ... ich kenne einige geborene Thüringer aus meiner Generation, die hierher gekommen sind, weil sie in Thüringen einfach keine Chance auf eine Ausbildungsstelle/Arbeit haben ... diejenigen, die hier wohnen, sagen, dass man dort nicht wirklich viele Möglichkeiten hat, was aus seinem Leben zu machen ... da ist es irgendwie verständlich, dass gerade die, denen es früher besser ging, so einen Hass entwickeln ...
    Eigentlich ist es einfach nur traurig, weil das gleiche gibt es ja anders rum hier auch ... viele, denen es schlecht geht, schieben das ganze auf die Wiedervereinigung ...
  • LenchenLenchen

    4,118

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Und wenn sie dann auch noch Superillu lesen... Kennt ihr die? Das ist die reinste Anti-West-Propaganda! :flaming01: Meine Schwiegereltern - Thüringer - sind echt nette Menschen, aber diese Zeitung könnte ich ihnen echt um die Ohren hauen! Wenn jemand den Inhalt dieses Blattes ernst nimmt (und das sind wohl die meisten), braucht man sich echt nicht wundern über solche Situationen...
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Nein, die kenne ich natürlich nicht.
  • MajonieMajonie

    3,882

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    na, marlies- du kannst sie gern kennen lernen, wenn du willst- ich fahr nächste woche wieder nach altenburg, ich schick dir gern eine! aber die bild ist softeis dagegen :biggrin:
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Achneee...lieber nicht, Bild lese ich ja auch nicht :shock:
  • KückenKücken

    144

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich glaube diese Reibereien wird es wohl immer geben. Die Mauer ist in den Köpfen der Menschen eben noch nich gefallen. Schade!!! :cry:

    @ Marlies: Hättest du dich auch so geärgert, wenn dir sowas in den "alten Bundesländern (blöder Begriff) passiert wäre? Mal ehrlich!

    Wir sind mit Leib und Seele Thüringer. Haben hier unsere Freunde, Familie, Arbeit und würden hier sehr ungern weg gehen.
  • DesdemonaDesdemona

    956

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    @Stromer
    Deine Erklärung ist so nicht ganz richtig.
    Die Eingemeindung mit Zella-Mehlis hat den Grund, dass Oberhof ohne Touristen nur 1800 Einwohner hat. Um das Stadtrecht zu haben muss man aber nach bundesdeutschen Gesetzen eine Mindesteinwohnerzahl von 5000 Einwohnern haben. Als Stadt bekommt man mehr Zuschüße, Gelder etc. vom Bund und das ist der eigentliche Grund.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ja hätte ich, aber der Unterschied ist, dort hätte ich so eine Art von Antwort nicht bekommen. Villeicht ein unfreundliches, "nein haben wir nicht", oder "die hat zu" oder etwas in der Richtung. Aber ganz sicher nix von "bundesrepublikanischer Marktwirtschaft".
  • KückenKücken

    144

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Also ich durfte mir schon reichlich dumme Sprüche anhören. Von Ossis und Wessis!!! Da hab ich mich manchmal auch gefragt ob ich im falschen Film bin.
    Ich meine das hätte dir in ähnlicher Art auch in den "alten Bundesländern" passieren können.
    Man sollte doch nicht so viele Unterschiede machen. Es gibt doch hier und da Idioten. ;-)
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