Geplanter Kaiserschnitt aufgrund Querlage - spaeter BEL
Am 13. Mai standen wir gegen vier Uhr morgens auf...gingen unter die Dusche, machten uns startklar und auf den Weg ins Krankenhaus, dass etwa gute 15 Minuten von unserem Haus entfernt lag. Da ich ja nuechtern bleiben musste, verzichteten wir auf das Fruehstueck. Was haette ich fuer einen Orangensaft getan...immerhin hatte ich seit zehn Uhr abends des Vortages nicht einen Tropfen an Fluessigkeit zu mir genommen...und waehrend der Schwangerschaft habe ich (um das Kind mal beim Namen zu nennen *grins*) mehr gesoffen als getrunken...aber es war ja fuer einen guten Grund. ;-)
Puenktlich um 5.30 Uhr checkten wir ein. Das family birth center sah in keinsterweise aus wie in einem Krankenhaus. Die Waende waren vertaefelt, roter Teppich auf dem Boden und das Schwesternzimmer glich mehr einer Hotel-Rezeption...sie war offen im Raum, das Licht war gedaempft...die gesamte Atmosphaere war herzlich und beruhigend. Das „Kinderzimmer“ war vom Boden bis zur Decke verglasst. Unsere Schwester, die uns zugeteilt wurde, brachte uns in ein Zimmer. Sie sagte, dass an diesem Tag fast alle Zimmer belegt seien und wir bekaemen vorlaeufig ein „Ersatz-Zimmer“. Dort angekommen, erfuhren wir, dass die OP auf 7.30 Uhr stattfinden sollte. Somit ging die Routine los und wir mittendrin. Alles lief ein wenig hektisch ab, was aber nun im Nachhinein sehr gut war....man bekam halt wenig Zeit zum Denken. Sie drueckte mir meine „Krankenhaus-Uniform“ in die Hand und kurze Zeit spaeter lag ich im Bett...mit meinem schicken Engelchenkleid, dem CTG um dem Bauch geschnallt...Fieberthermometer im Mund...Blutdruckgeraet um den Arm....und ner Schwester die mir eine Rasur verpasste. Des Letztere war nun schon komisch...danach folgte einen seitenlanger Fragekatalog.
Nach und nach truddelte das komplette Team ( zwei OP-Schwestern, mein Frauenarzt, seine Assistentin, die Kinderkrankenschwester, der Kinderarzt und die Anaestesistin) ein und stellte sich vor...jeder erzaehlte kurz, was seine Aufgaben seien, ob wir Fragen haetten...stellten uns ein paar und verschwanden wieder. Mein Arzt machte die letzte Ultraschalluntersuchung, um noch mal sicher zu gehen, dass die Kleine immernoch aufrecht sass...was sie tat. Die Anaestesistin fragte, ob ich Probleme mit Migraene haette oder aehnliches...da das bei mir der Fall ist, entschied sie sich dann nicht fuer die Spinalanaestesie, sondern fuer eine epidural (PDA). Die Spinal wuerde mir im Nachhinein zu viel Aerger bereiten, da sie Kopfschmerzen verursacht. Sean bekam nun seine gruene OP-Kleidung. Vor zwei Sachen hatte ich am meistens Angst...vor dem IV (Infusion – Zugang legen) und vor der PDA...hab doch ne Nadelphobie. Vor allem anderen, wo ich zuvor dachte, ich wuerd vor Nervositaet sterben...war ich absolut gelassen. Ich kann nicht erklaeren warum, aber alles war verflogen und ich war wirklich vollkommen relaxt (als haette mir mein Koerper selbst ein Beruhigungsmittel gegeben). Da ging es Sean schon anders...seine Nervositaet, die ich bei ihm die gesamte Schwangerschaft nicht einmal habe entdecken koennen, bluehte nun in allen Formen und Farben auf *hihi*
Die Schwester startete nun den Versuch mir eine riesenlange Nadel in den Unterarm zu legen. Zuvor bekam ich ein kleines Betaeubungsmittelchen...
aufgrund meine Angst...und somit tat das Druecken und Schieben nicht weh. Sie meinte, sollte der Versuch nicht klappen, wuerde sie jemanden vom IV-Team rufen. Die legen den ganzen Tag IV und machen nichts anderes. Das wurde dann auch gemacht, da sie nicht einen Tropfen aus mir rausbekam...und dann die IV-Frau....kam, sah und siegte ueber meine Adern *grins*.
Um 7.40 Uhr wurde ich dann zum OP geschoben und dort dann auf den OP-Tisch umgebettet. Die Anaestesistin sagte, ich solle mich auf die Kante setzen und einen Buckel machen, gab mir mein Sauerstoff-Schlauch in die Nase und fing an. Sie wuerde mir als erstes ein Betaeubungsmittel spritzen, damit es nicht weh tut, wenn sie die PDA (epidural) setzt. Da Sean draussen warten musste, uebernahm mein Frauenarzt seinen Part und hielt mich unterstuetzend an den Schultern fest...redete mir die ganze Zeit gut zu. Von der PDA hab ich eigentlich nichts gespuert...die Anaesthesistin erzaehlte mir ganz genau, was sie machte und was ich spueren wuerde....das Einzigste war ein extremer Druck im Ruecken. Als ob jemand auf meine Wirbelsaeule stehen wuerde...mehr nicht. Das Ganze hat vielleicht fuenf Minuten gedauert und dann halfen sie mir, mich auf den Ruecken zu liegen...da meine Beine bereits extrem schwer waren. Mir hatte man vorher schon angekuendigt, dass es moeglich sei, dass mir uebel wird (von der PDA – da es zu einem Blutdruckabfall kommen koennte) und das trat auch ein...hab mich kurz uebergeben, man spritze mir was und schon war alles wieder in Ordnung. ;-) Der „Vorhang“ wurde aufgehangen...ich merkte, wie sie meinen Bauch mit etwas einstrichen...der Katheter wurde gesetzt (wovon ich auch nichts spuerte) und schon war ich so bedusselt, dass alles wie im Traum ablief.
Ich war zwar wach, aber irgendwie nicht wirklich...sehr schwer zu beschreiben. Die ganze Zeit hatte ich nur Angst, dass ich vielleicht doch noch was spueren koenne....
Die Monitore ueber mir hatte ich die ganze Zeit im Auge...Dann wurde Sean hinein gebracht, der sich neben meine Kopf setzte. Links von uns (wie angekuendigt) i Sichtweite stand schon das Waermebettchen fuer Annika bereit und die Kinderkrankenschwester knipste ein paar Fotos....hatte ja noch nix zu tun ;-).
“Sie sind angefangen“ sagte die Anaesthesistin...schon standen mein Mann und sie und starrten ueber den Vorhang...ich wurde schrecklich muede und versuchte wach zu bleiben...immerhin wollte ich nicht die Geburt meiner Tochter verpassen. ;-)
Waehrend die Herrschaften da an mir herumdrueckten, muss ich ab und zu mal eingenickt sein....mir fehlen da ein paar Augenblicke ;-)...mein Mann kam wieder zu mir runter und meinte „ Schatz, ich hab grad dein Inneres gesehen.“ ...aber dann sagte die Anestesistin auf einmal „Sie sind durch...da kommt sie.“ Und schon hangen beide wieder ueber dem Vorhang. In den Brillenglaesern der Aerztin konnte ich dann selbst zu sehen....Dann zerrten und drueckten sie da an mir rum, dass ich hauptsaechlich damit beschaeftigt war, mich aufs Atmen zu konzentrieren. Nun stand nich jemand auf meiner Wirbelsaeule, sondern da sass jemand auf meinem Brustkorb....so fuehlte sich das an. Wie bereits gesagt, war alles wie im Traum und ich kann mich selbst nur noch an die „wichtigsten“ Situationen erinnern. Mein Mann erklaerte mir, dass sie mit den Fuessen schon raus sei, aber sie Probleme haetten, den Rest von ihr rauszubekommen. Der Druck auf dem Brustkorb wurde wieder staerker...wieder aufs Atmen konzentrieren und bloss nicht die Augen zu fallen lassen...und dann um 8.16 Uhr hoerte ich nur meinen Frauenarzt „Happy birthday Annika“ sagen...Sean guckte mich mich Traenen in den Augen an und sagte, dass sie Haare haette....“Schwarze?“...“Nein, aber sie hat Haare.“ Der erste Schrei....
Und dann kam die Kinderkrankenschwester mit Annika um den Vorhang...zeigte sie von weitem und bat Sean rueber zum Waermebettchen zu kommen, um die Nabelschnur abzuschneiden. („Das sieht aus wie ein Plastikrohr und fuehlt sich auch so an“ SEAN) Annika kam uebrigens mit den Fuessen, dann dem Hintern, Kopf und zu guter letzt mit ausgestreckten Armen heraus.
Mein Mann stand in der Mitte von uns beiden...links Annika im Waermebettchen, rechts Tanja auf dem OP-Tisch und guckt unglaubwuerdig von einer Seite zur Anderen...als ob er sich das erst noch mal selbst erklaeren muesse. Lustiges Bild !
Dann drueckte die Schwester ihm die Kleine in den Arm...es wurden ein paar Fotos gemacht und danach kam er zu mir rueber, legte mir den Wurm auf den Brustkorb....waehrend die Docs mich wieder „zu machten“. Das war mit der komischste Augenblick....ich denke, fuer jemanden mit einer spontanen Geburt ist es einfacher zu realisieren, da das Kind sichtbar aus einem herauskommt....fuer mich war es surreal...das war nun der Wurm, der mich neun Monate „geaergert“ hatte???...aber irgendwie war ich zu muede und erschoepft und konnte leider das nicht wirklich geniessen...bat Sean die Kleine wieder zu nehmen, da ich kurz wieder davor war einzuschlafen. Mein Doc und seine Assistentin unterhielten sich ueber den letzten Karibik-Urlaub und im Hintergrund lief der lokale Radiosender. Gegen kurz vor neun wurde ich wieder in mein Bett gehieft und kam in den Aufwachraum, wo ich zwei Stunden verbrachte. Mir drueckte man auf den Weg dorthin die Kleine in den Arm und Sean einen Becher mit Eischips, die er an mich verfuettern sollte. Und die waren wirklich ein Genuss nach der langen Abstinenz ;-)
Die Schwester half mir dann Annika zum ersten Mal anzulegen und die Kleine nuckelte fleissig los, als haette sie nichts anderes zuvor gemacht.
Sean’s Familie kam noch im Aufwachraum vorbei...aber das hab ich nur noch wage in Erinnerung. Nach zwei Stunden wurden wir auf unser Zimmer geschoben. Mein Mann verbrachte mit uns die gesamten vier Tage...auf der ausziehbaren Schlafcouch.
Am Sonntag wurde mir die PDA gezogen (davon habe rein gar nichts gespuert), der Katheter, der Sauerstoff-Sensor am Zeh wurde entfernt, wie auch der Zugang,...den Sauerstoff-Schlauch in der Nase wurde ich ebenfalls los und am Nachmittag bzw. gegen fruehen Abend haben wir schon den ersten Spaziergang unternommen und konnte in der Nacht schon Annika bei mir haben, da das vorher schlecht ging mit den ganzen Schlaeuchen. Die Nacht zuvor hatte Sean das uebernommen. Von Beginn der OP bis zur Entlassung hatte ich nicht einmal richtige Schmerzen. Es wurde penibel darauf geachtet, dass ich immer unterhalb einer 3 lag (auf einer Schmerz-Skala von 0-10). Fuer zuhause gaben sie mir bei der Entlassung noch sehr starke Schmerzmittel mit.
Sonntag abend kam die Assistenzaerztin vorbei und meinte, wenn ich wolle, koenne ich bereits entlassen werden. Ich bzw. wir haben uns aber dafuer entschieden, doch noch 24 Std. in der Klinik zu bleiben und dann am Montag nach Hause zu gehen.
Theoretisch haetten wir bis Dienstag bleiben koennen, und im Nachhinein waere es sogar besser gewesen dies auszukosten, aber wir wussten nun nicht, wann mein Mann wieder zur Arbeit musste und er wollte seine Tochter doch nach Hause fahren.
Das war’s....mein Geburtsbericht. Leider kann ich mich an einiges einfach nicht mehr erinnern, aber mein Mann erzaehlt mir immer wieder wie es war....es brauchte nun zwei Wochen bis ich das habe sacken lassen koennen....die ersten Tage waren hart...da ich gerade dann gegangen bin, als bei mir die Milch einschoss und mein Hormomhaushalt auf Hochtouren lief....da sind die zehn Tage a la Deutschland schon nicht schlecht. ;-)
Kommentare
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Herzlichen Glückwunsch nochmal :bounce02:
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Lasst es Euch gut gehen.
Ganz liebe Grüße
Claudi :bounce02:
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Ich drück die Daumen das die Kennenlernphase auch so schön läuft!
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Herzlichen Glückwunsch auch noch mal von mir! :fantasy05:
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Mein Sohn dAvid ist auch am 13.05. geboren, allerdings schon 1990.
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