Hallo,
mich würde mal Eure Meinung zum Thema Sorgerechtstreitigkeiten interessieren. Ich habe viel davon in meinem Studium bzw. dem dort absolvierten Jahrespraktikum im Frauenhaus mitbekommen, und jetzt gerade erlebe ich es bei einer Freundin. Bis vor ein paar Jahren wurden Kinder ja noch hauptsächlich der Mutter zugesprochen, inzwischen ist das nicht mehr so. Was ich eigentlich auch gut finde, denn es gibt sicher Fälle, in denen man anders entscheiden muss. Aber ich finde es erschreckend, wie lang der Weg zu diesen Urteilen ist und welche Schlammschlachten da ausgetragen werden! Letztendlich sind die Kinder immer die Leidtragenden und werden herumgereicht.
Im Fall meiner Freundin ist es so, dass sie die Beziehung zu ihrem Mann beendet hat und eine neuen Freund hat. Dieser wohnt aber 150 km weit weg und sie ist zu ihm gezogen (Kinder sollten mit). Jetzt hat das Gericht das Aufenthaltsbestimmungsrecht dem Mann zugesprochen, obwohl es da mehr als eine Ungereimtheit in der Betreuung der Kinder gibt.
Hat jemand von Euch mal Ähnliches im Umfeld oder im Beruf erlebt, wie waren Eure Erfahrungen? Nach welchen Gesichtspunkten sollte so etwas entschieden werden? Ich will jetzt nicht das ganze Familienrecht in Frage stellen. ;-) Aber meiner Meinung läuft da einiges schief.
Grüße, Dawn
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Mein Noch-Mann (Papa der beiden Großen) ist nach unserer Trennung in die USA gegangen- er ist dort geboren, aber hier aufgewachsen, hatte sein ganzes Leben lang den Traum, irgendwann "zurück in die Heimat" ( :confused01: ) zu gehen.
Zum Glück hatte ich am Tag vor seiner Abreise noch die Idee, mir von ihm unterschreiben zu lassen, dass ich für die Kinder alleine entscheiden darf und dass er der Übertragung des alleinigen Sorgerechts auf mich zustimmt. Sonst wäre schon Yannicks Anmeldung im Gymnasium äußerst schwierig geworden!
Tja, und dann war es ganz unkompliziert: Ich habe das alleinige Sorgerecht beantragt, es kam eine Frau vom Jugendamt, die unser Haus angesehen und mit mir und den Kindern geredet hat. Die hatte keine Einwände. Meinen Ex hat sie auch angeschrieben, aber der hat (TYPISCH!) nicht darauf reagiert- blöd, aber für mich ein weiterer Pluspunkt. Ich habe dann in einer 3minütigen Gerichtsverhandlung das Sorgerecht bekommen, letztlich wohl wegen dieser Unterschrift, ich hatte das selbst formuliert und auch noch seinen Pass kopiert um die Echtheit der Unterschrift nachzuweisen.
Im Alltag funktioniert natürlich alles viel besser, als wenn ich für jeden Furz (tschuldigung) die Unterschrift des Vaters bräuchte, aber eigentlich finde ich es ein sehr schwaches Bild, wenn man sich als Vater so gar nicht kümmert. Allein soooo viele Tausend Kilometer wegzugehen, wenn man 2 Kinder hat, unvorstellbar für mich. Unterhalt zahlt er natürlich auch nicht, ringt sich alle 3 Monate mal einen Brief ab und das wars dann auch. Ich hätte mir viiiel lieber das Sorgerecht mit ihm geteilt, um der Kinder willen, und ihn in der Nähe gehabt, damit Yannick und Tessa ihn mal hätten besuchen können. So verliert er nach und nach jeden Bezug zu seinen Kindern.
Kurz gesagt, ich bin froh über das Sorgerecht, aber enttäuscht darüber, dass er es so leicht "ablegen" konnte.