Numerus Clausus und Medizin

lilalila

2,943

bearbeitet 13. 07. 2005, 12:55 in Plauderecke
In D steht das Studium der Medizin nur jenen Abiturienten zur Wahl, die einen entsprechenden Notenschnitt erreicht haben (stimmt das überhaupt so, wie ich das schreibe :???: ... ansonsten klärt mich mal auf).

Bei uns in Ö können grundsätzlich alle Medizin studieren (Matura ist natürlich schon Voraussetzung), wenn sie rechtzeitig inskribieren. Vor den ersten Praktika müssen recht harte Prüfungen gemacht werden, also regelt sich die Studentenzahl mehr oder weniger von selber.

Nun müssen die deutschen Studenten nach einem EuGh-Urteil den Österreichischen gleichgestellt werden, also gibt es hier die Angst vor der großen deutschen Studenteninvasion in Österreich in den Numerus Clausus Fächern. Dieser Sturm auf Studienplätzen ist auf der Medizinischen Fakultät in Wien sogar schon Wirklichkeit geworden und in anderen österreichischen Städten wird er noch erwartet.

Was haltet ihr davon?

Was ist die Motivation, ausgerechnet Studienrichtungen zu wählen, die offensichtlich schon überrannt sind? Ein Technikstudium ist vom Aufwand her vergleichbar mit Medizin, ist aber bei weitem nicht so beliebt. Warum eigentlich?

Kommentare

  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Weil Medizin ein Statusymbol ist, Ansehen verschafft...einen besonderen Nimbus hat, und früher auch das große Geld versprach.
    Viele studieren das nur deswegen, oder weil es Familientradition ist..
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Weil Medizin andere Interessensgebiete abdeckt als Technik?

    edit:
    Ich schreibe das übrigens aus eigener Erfahrung. Ich habe sehr sehr lange mit einem Medizin-Studium geliebäugelt, ich habe auch ein Einser-Abitur (*angeb*) und die Zulassung wäre nicht das Problem gewesen. Ein Technik-Studium wäre hingegen nie-nie-niemals in Frage gekommen.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo,

    also meines Wissens ist das Medizinstudium nicht mehr überrannt, jedenfalls in Deutschland nicht. In den Krankenhäusern werden momentan händeringend Ärzte gesucht, von einer Ärzteschwämme wie noch vor ein paar Jahren kann gar keine Rede mehr sein.

    Ich will Dir jetzt auch nicht auf den Schlips treten, aber ich denke dass das Medizinstudium in Deutschland genauso anspruchsvoll ist wie in Österreich auch und dass es lediglich einige wenige Studenten geben wird, die nach Österreich gehen zu studieren. Eben solche, die zwar evtl. ein schlechteres Abitur haben, aber hochmotiviert und zuversichtlich sind, das Studium zu schaffen. Und selbst wenn sie dann nicht gut genug sind, wird doch auch in Österreich ausgesiebt?

    LG
    Daniela
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich habe jetzt etwas zum Thema gegooglet und es deckt sich leider mit meinen persönlichen Erfahrungen im Verwandten- und Bekanntenkreis. :sad: Idealismus, der Wunsch, Kranken zu helfen, ist lange nicht der Hauptgrund für ein Medizinstudium. Da stehen tatsächlich Gründe wie der Verdienst (nach der Assizeit), die Familientradition, das "Ansehen" und andere materialistisch orientierte Gründe weiter vorne als der, den man eigentlich annehmen sollte. Unter dem Aspekt wundert mich manches Verhalten der Mediziner nicht mehr wirklich. :traurig04:

    Leider habe ich keine größere, möglicherweise sogar repräsentative Umfrage gefunden, nur diverse Umfragen in den jeweiligen Fach-/Studentenforen, in denen ich mich hin und wieder rumtreibe. ;-)

    :byebye01:

    Gisela
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hm, aber gerade die Sache mit dem "Verdienst" sieht eigentlich nicht so rosig aus, und das schon seit geraumer Zeit, und v.a. verglichen mit dem Arbeitsaufwand beispielsweise im Klinikalltag. Das sollte sich doch inzwischen auch rumgesprochen haben?
    Prestige bringt dieser Beruf sicherlich mit sich, und wäre natürlich ein angenehmer Nebeneffekt, allerdings würde mir das als Argument für den Beruf nicht reichen.
  • Snoopy82Snoopy82

    7,740

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    aus meiner stufe haben nach dem abi 6 leute ein medizin-studium begonnen (und so weit ich weiß sind auch noch alle dabei, also 6. semester jetzt) - aus den verschiedensten gründen ... bei 3en bin ich mir sicher, dass sie ärztin werden möchten, um leuten zu helfen ... 2en würde ich spontan unterstellen, dass es ihnen auch darum ging, etwas zu studieren, wo jeder sofort weiß, dass sie ein gutes abi haben müssen ... und bei einer weiß ich, dass es vor allem um das statussymbol (angesehener beruf) geht (was allerdings sehr von den eltern ausging ... weshalb das studium bisher wohl auch nicht sooo erfolgreich war ...)

    Ich habe übrigens auch lange vorgehabt, Medizin zu studieren ... im Endeffekt habe ich dann aber umgeschwenkt zu Psychologie, unter anderem wegen meiner Unbegabung in Chemie und Physik ;-)
  • lilalila

    2,943

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    daniela1977 schrieb:
    Ich will Dir jetzt auch nicht auf den Schlips treten, aber ich denke dass das Medizinstudium in Deutschland genauso anspruchsvoll ist wie in Österreich auch und dass es lediglich einige wenige Studenten geben wird, die nach Österreich gehen zu studieren. Eben solche, die zwar evtl. ein schlechteres Abitur haben, aber hochmotiviert und zuversichtlich sind, das Studium zu schaffen. Und selbst wenn sie dann nicht gut genug sind, wird doch auch in Österreich ausgesiebt?
    Quatsch das mit dem "auf dem Schlips treten" ;-)
    So ändert sich die Sicht, wenn man die Perspektive wechselt. Was in D nur einige wenige Exoten sind, die die Regelung in D mit N.C. umgehen wollen, bedeutet für unsere Medizinunis eine regelrechte Flut an studierwilligen Deutschen - und beide haben Recht. Tatsache ist, dass für noch 500 freie Studienplätze in Wien eine Zahl von 1300 deutsche und 400 österreichische Studenten vorgemerkt sind. Versteht ihr, was ich meine?
    Es bleibt halt doch irgendwo dieser fahle Beigeschmack, dass viele Medizinstudenten nun aufgenommen werden (müssen), die in einem anderen Land, wie soll ich das jetzt schreiben, naja, abgelehnt wurden. Und ich behaupte mal, dass man auf diese Art und Weise nicht die höchstmotivierten Studenten bekommt, denn sonst wären sie wohl von vornherein an einer deutschen Universität inskribiert. Selbstverständlich wird sich das auch von selber regeln, denn ohne Motivation und Durchsetzungsvermögen ist ein Medizinstudium ohnehin nicht zu schaffen. Für einheimische Studierwillige ist es halt schwerer geworden, einen Studienplatz zu ergattern.
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    lila schrieb:
    Und ich behaupte mal, dass man auf diese Art und Weise nicht die höchstmotivierten Studenten bekommt, denn sonst wären sie wohl von vornherein an einer deutschen Universität inskribiert.

    Naja, aber wenn aus irgendeinem Grund das Abi nicht so der Hit war, aber derjenige trotzdem fürs Medizinstudium höchstmotiviert ist? Schwierig schwierig...
    Ich hab das so verstanden, dass österreichische Studenten schon immer in Deutschland studieren konnten, und seit Neuestem können deutsche Studenten auch nach Österreich gehen. Stimmt das so? Denn das ist ja eigentlich nur gerecht...
    Klar sehe ich das Problem, das Deutsche in einem Land, welches nicht ihr Heimatland ist, den dort wohnenden Personen irgendwie die Studienplätze "wegnehmen". Aber andererseits: warum soll es nur in eine Richtung möglich sein - sprich: warum sollen österreichische Studenten nach D kommen können aber nicht umgekehrt?
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Irgendwie sollte die EU doch auch positive Aspekte haben - eienr davon ist für mich, daß jeder dort studieren kann, wo er das möchte, wenn er die Zugangsvoraussetzungen erfüllt, Eignungstests besteht, etc. Genommen werden sollten überall die Besten und Motiviertesten - damit europaweit nur die (auf Kosten der Allgemeinheit) studieren, die das Studium mit höchster Wahrscheinlichkeit auch erfolgreich und schnell zuende bringen. Das ist meine Meinung.

    Für meinen Studiengang gab es einen 2 Tage dauernden Eignungstest + mehrere persönliche Gespräche mit Professoren und Studenten höherer Semester, um die Motivotivation und das wirkliche Interesse herauszufinden. Aus den Ergebnissen von beidem wurden ein Mittel gebildet und die besten 50 für den Jahrgang genommen - das waren überwiegend Deutsche (von Nordhorn bis Garmisch), aber auch 4 Österreicher, 1 Kasache (man, konnte der toll zeichnen), 2 Chinesen, 1 Französin, 1 Grieche. Bis auf 3 haben alle das Studium auch abgeschlossen.
    Allerdings gibt es an der FH auch eine Regelstudienzeit, die nicht um mehr als 1 Semester überschritten werden darf - sonst ist man raus. Ich finde das nicht schlecht, es treibt etwas an. ;-)

    Zu meiner Zeit gab es nach dem Abitur einen Medizinertest, dem man sich unterziehen und eine bestimmte Punktzahl erreichen mußte, um Medizin studieren zu dürfen.
    Ich bin am Numerus Clausus für mein Traumstudienfach damals gescheitert - bei einem NC von 1,1 für Forstwirtschaft hätte ich 5 Jahre gewartet... Muß ich jetzt halt in meiner Freizeit in den Wald. ;-)
  • diadia

    309

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    lila schrieb:
    Was ist die Motivation, ausgerechnet Studienrichtungen zu wählen, die offensichtlich schon überrannt sind?

    die motivation könnte sein, dass man eben nicht mit blick auf die arbeitsmarktchancen, sondern tatsächlich nach seiner neigung studiert.

    ich glaube im übrigen, dass man nur dann seinen beruf gut ausfüllen kann, wenn man das studiert, was man mag.

    österreich wird durch deutsche studenten sicher nicht "überfremden". es mutet von hier (deutschland) seltsam an, welche ängste österreicher so haben. vielleicht ist die wanderungsbewegung auch ein guter anlass, die studienkosten direkt zu erheben. dann kann österreich mit seinen unis und allem was an studenten noch so dranhängt sogar geld verdienen, weil es ein attraktiver standort ist.

    d.
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