Eigener Wille und Frust

Anonymous

Niklas bekommt so langsam seinen eigenen Willen. ;-)

Zum Beispiel: er möchte baden, es ist aber schon zu spät. Wir erklären ihm, dass er heute nicht badet, weil es zu spät ist. Da zeigt er auf seine Badewanne, schreit BA BA, wird knallrot im Gesicht und fängt an bitterlich zu weinen.
(wir sind konsequent geblieben, mir hat es aber schon irgendwie leid getan. Haben ihn getröstet und abgelenkt.)

Oder: Er will die Glasflasche aus dem Einkaufskorb nehmen, Papa kommt ihm zuvor, Niklas setzt sich auf den Küchenboden und weint fürchterlich. Er kann normalerweise wirklich alles haben, aber Glasflaschen sind ja wirklich zu gefährlich, oder?

Was macht ihr in solchen Situationen? Das Schwierige ist, er weint so traurig dass es mir wirklich weh tut. Er protestiert nicht, wird nicht wütend, nein er wird nur sehr traurig...

cora

Caius macht das auch grad.... ganz neu bei ihm, sonst hat er nur einen Wutanfall bekommen oder so, damit konnte ich leichter umgehen.

Jetzt mit diesem traurig sein, da weiß ich nie, ob er einfach geschickt ist und weiß, wie er mich rumkriegen kann, oder was es ist.

Bei manchen Sachen kann man einfach nicht nachgeben, wie mit den Flaschen oder Badewanne, wenn es zu spät ist... ich lenke dann auch ab und versuche ihn zu beruhigen. Wenn es eher wie ein machtkampf aussah, habe ich mal abgewartet und dann hat er kurz danach aufgehört und sich was anderem zugewendet.

Gestern hat er wieder so einen jämmerlichen Anfall gehabt, als irgendwas nicht nach seinem Willen ging. Er war überreizt, weil wir auf dem geburtstagsfest meiner mutter waren, und er leiß sich dann heulend auf den Boden fallen und klopfte mit der Stirn auf den boden. ich habe das einfach nicht beachtet und musste dann auch raus, meine Mutter war bei ihm. Und sobald ich weg war, gings ihm wieder besser und er hörte von einem Moment auf den anderen damit auf :shock: aber als ich dann wieder reinkam, fing er wieder damit an :shock:

fand ich schon sehr interessant.... ;-)

Regula

Bis jetzt sind die richtig grossen Wutausbrüche zum Glück ausgeblieben. Wenn es aber einen "Interessenkonflikt" gibt, überlege ich immer, warum ich jetzt gerade nicht möchte, dass er das macht. Wenn es dann wirkliche Gründe sind und nicht nur "weil man das halt nicht macht", nehme ich ihn von dem Tatort weg - wenn er dann zu weinen beginnt, halte ich ihn und sage ihm noch einmal klar, warum ich nicht möchte, dass er das macht. Manchmal weint er dann noch ein bisschen, manchmal schlägt er mit dem Kopf nach mir oder er haut mit den Händen auf mich. Dabei schütze ich mich und ihn und halte ihn einfach weiter, meist ist es dann nach ein paar Minuten vorbei. Natürlich ist er traurig/enttäuscht/wütend, wenn er etwas nicht machen darf, was er möchte - sind wir ja auch ;-)

Ich weiss nicht, ob konsequent sein so wichtig ist, wichtiger für mich ist, dass es echt rüber kommt - also, dass ich nur dann einschreite, wenn es wirkliche Gründe sind. Wenn ich mir darüber im Vorfeld klar bin, bringe ich es auch so rüber, ohne konsequent sein zu müssen. Es ist dann mehr ein "es geht im Moment nicht anders".
Z.B. mit dem Bad kann es ja mal vorkommen, dass er baden darf, wenn er möchte, aber es gibt halt Zeiten wo er das nicht darf. Natürlich kennt er den Zusammenhang mit der Uhrzeit noch nicht, aber er muss sich halt darauf verlassen, dass du den kennst ;-)
Die Glasflasche darf er halt einfach nicht haben, darüber mag er traurig sein, weil es ein interessanter Spielgegenstand zu sein scheint - aber du weisst da mehr darüber, darum nimmst du sie ihm weg. Du verstehst, dass er darüber traurig ist, aber es geht halt nicht anders.

Dario hat so ein Verlangen nach Fernbedienungen... Die will er immer haben, wenn er sie mal ergattert und ich sie ihm wegnehme, weint er auch erbitterlich. Alternative Spielsachen werden dann weit weg geschmissen ;-) Aber es ist halt so, da darf er sich dann auch ausweinen und irgendwann ist die Fernbedienung wieder vergessen.

Huetchen

Bei uns macht alles Heia! Das klappt super! Z.B. Jolina planscht im Planschbecken, soll aber bald raus. Also kündigen wir ihr an, dass der Pool gleich Heia machen muss. Jolina fragt nochmal nach:"Heia?" und dann springt sie mit einem Satz aus dem Pool. In einem Pool der Heia macht, will sie nicht mehr baden. :biggrin:
Wir hatten ja im Kinderschwimmen so Probleme, wenn Übungen vorbei waren, die Jolina so gerne machte, wie Rutschen oder auf der Schwimmmatte krabbeln. Mittlerweile sieht sie, dass die Kursleiterin die Matte zusammenrollt und schon fragt Jolina:"Heia?". Manchmal ist sie natürlich trotzdem traurig, aber in 90% aller Fälle kommen wir mit der Heia-Taktik ohne Tränen weiter.
Jolina räumt auch gerne den Einkaufskorb aus und sie darf uns alles anreichen, auch die Glasflaschen. Gestern wollte sie unbedingt die Weinflasche rauswuchten. Ich sage dann nur, sie soll vorsichtig sein und die Flasche gut festhalten. Ausserdem nehme ich sie ihr schneller ab. Allerdings haben wir fast überall Teppichboden und in der Küche einen PVC, der recht weich ist. Somit ist die Glasscherbengefahr nicht ganz so gross. Aber das muss natürlich jede Mutter selbst entscheiden, ein Risiko ist so eine Glasflasche nämlich schon.
Ich kann übrigens auch besser mit richtigen Wutanfällen umgehen als mit diesem kläglichen Weinen.
Ich halte es ähnlich wie Regula, ich überlege mir erst einmal, warum sie dies oder das nicht darf. Ist es wirklich super gefährlich oder ist es mir gerade einfach nicht passend. Manchmal kommt auch mir ein Nein sehr schnell über die Lippen, das hält mich aber nicht davon ab, nochmal darüber nachzudenken und mich zu fragen, ob das Nein überhaupt so unbedingt sein muss. Sollte es bei dem Nein bleiben und die Heia-Taktik versagt, dann mache ich Jolina klar, dass ich sie verstehe und erkläre ihr, warum das jetzt nicht geht. Ich bin für sie da, aber sie darf ihren Gefühlen freien Lauf lassen.

Anonymous

Huetchen schrieb:

Manchmal kommt auch mir ein Nein sehr schnell über die Lippen, das hält mich aber nicht davon ab, nochmal darüber nachzudenken und mich zu fragen, ob das Nein überhaupt so unbedingt sein muss. Sollte es bei dem Nein bleiben und die Heia-Taktik versagt, dann mache ich Jolina klar, dass ich sie verstehe und erkläre ihr, warum das jetzt nicht geht. Ich bin für sie da, aber sie darf ihren Gefühlen freien Lauf lassen.

Stimmt, man sollte vielleicht ein Nein auch mal überdenken können. Schließlich ist man ja auch nicht unfehlbar ;-)
Bei der Badegeschichte war ich mir selber so unklar... Es war 21.30, Niklas hatte schon im Schwimmbad geduscht und war fix und fertig - aber er erwartet abends nach dem Ausziehen halt ein Bad. Das hätte ich evtl. vorher ankündigen sollen, dass er heute nicht baden kann.

Ich denke auch, wenn es wirklich gefährliche Dinge sind wie Glasflaschen und Steinboden (keine gute Kombination, wir hatten schon so oft Scherben...), dann muss man konsequent bleiben und ein Weinen akzeptieren. Es ist eben nur so, ich bekomme dann Mitleid mit meinem kleinen Zwergi. Aber das Leben ist nun mal manchmal hart, und das lernt er jetzt an solchen Kleinigkeiten. Man kann nicht alles haben. Nicht das ihr mich jetzt falsch versteht: bei uns in der Wohnung darf er fast alles. "Nein" ist nur das Badezimmer und wenn er die Pflanze essen will. Trotzdem gibt es jeden Tag Situationen, wo ich einschreiten muss. Zum Beispiel wenn er seinem Freund den keks aus der Hand reisst - den muss er dann zurückgeben (bekommt aber Ersatz, nur ist das halt nicht dasselbe, er wollte ja den ANDEREN Keks :roll: )

Ich glaube ich muss mich noch daran gewöhnen, dass mein baby plötzlich kein so kleines Baby mehr ist.

Cora, was du schreibst finde ich gut. Du schreibst, du fandest Caius' Verhalten "interessant". Das ist eine gute Einstellung, man beobachtet, macht sich gedanken drüber, findet es interessant - aber man dreht nicht gleich am Rad wie ich hier!!! :biggrin:

cora

och , das mach ich auch oft genug ;-)