Dann will ich auch mal meine Entbindung schildern. Vorsicht - könnte etwas länger werden.
Ich hole mal etwas weiter aus ...
Beim letzten Besuch meines Frauenarztes (CTG-Termin) bat ich ihn nochmal den Muttermund zu untersuchen. Schon in der 35. SSW hatte er festgestellt, dass der Mumu verstrichen ist und 2 cm geöffnet. Der Kopf unserer Kleinen war aber noch ziemlich weit oben und noch nicht im Becken. Er meinte, so einen Befund haben die meisten Frauen die schon 3 Stunden unter der Geburt sind.
Naja, dachte ich mir, da wirds wohl doch kein Löwenkind mehr und bald losgehen. Er meinte nur noch, er würde ab nächster Woche in den Urlaub fahren und ich solle mich dann direkt im KH melden, wenn was ist. Er vermerkte noch im Mutterpass, dass ich B-Streptokokken habe, da ich unter der Geburt mit Antibiotika abgeschirmt werden müsse.
Zu Hause dann ging wieder das ewige Warten los - dachte ich. So gegen 14 Uhr begannen dann Wehen. Erst regelmäßig aller 15 Minuten, dann 10, 8, 6 und zum Schluss aller 5 Minuten. Aber waren das echte Wehen? Senk- und Übungswehen hatte ich ja schon seit Tagen und Wochen vorher. Also wenn die wirklich so "leicht" wären - hey super! Da bekommt man gern ein Kind. Trotzdem nahm ich noch fix ein Bad. Die Wehen blieben. Also KH-Tasche und Mann gegriffen und ab ins KH.
Da standen wir nun vor dem Kreißsaal ... eine nette Hebamme begrüßte uns und legte mich auch gleich an jenes Gerät, welches meine Gefühle bestätigen sollte. Ich hatte zwar schon seit dem Betreten des KH keine Wehe mehr, aber das beunruhigte mich erst mal nicht.
Es vergingen 10 Minuten, dann 20 und auch 30 Minuten - nicht ein verdammter kleiner Ausschlag auf dem Papier - dafür strampelte die Kleine recht gut. Das erinnerte mich an den Witz, den ich mal gelesen hatte, wo der Mann zur Frau, die am CTG hängt, sagt: "Und diese grade Linie da sind deine Wehen?" Der arme ... er war immer geduldig mit zum FA und in den Geburtsvorbereitungskurs mitgekommen und konnte es sicher kaum mehr als ich erwarten ... Nach dem CTG kam dann noch eine Ärztin und machte noch einen Ultraschall. Mit Wehen war ja dann erst mal nix. Ich sollte doch Montag nochmal wiederkommen. Die diensthabende Hebi meinte aber zum Abschied noch zu uns ganz sicher, wir würden sicher vor dem Termin wieder da sein und entbinden.
Auch der Montag kam, ohne das die Geburt losging. Ok ... kein Problem. Wieder stundenlang CTG ... wieder Mumu untesucht. Ich konnte das CTG-Gerät und das Pochen schon nicht mehr ersehen und erhören ... Dann kam noch die Oberärztin und schallte nochmal. Naja, dachte ich, man kümmert sich wenigstens um dich. Die OÄ gab uns dann Hoffnung: Spätestens am Wochenende würden wir die Kleine in den Armen halten und im Kreißsaal würde ich alle überholen. Au fein! Endlich mal präzise Angaben - und sie muss es ja wissen! Mein Mann scherzte noch: "Na wenn sie das mal nicht so meint ..." und hält seine Arme an den Händen zusammen unter dem Bauchnabel, als würde er den schwangeren Bauch halten. Ich schmunzelte, war ich mir doch inzwischen sicher, dass es wohl doch ein Krebskind und keine kleine Löwin werden würde. Denn schließlich hatte ich auch in den letzten drei Tagen ordentlich blutigen Schleim im Schlüpfer und ich war mir sicher, dass sich der Pfropfen gelöst hatte. Dann, so hatte ich gelesen, dauere es meist keine 3 Tage mehr, bis Baby da ist.
Beim nächsten CTG ein paar Tage später wurden wir wieder etwas ernüchtert: die Hebi (inzwischen die 4te, die wir da kennenlernten) meinte, mit dem Befund laufen manche Frauen noch zwei Wochen rum. Sie wäre vorsichtig mit Prognosen. Ja was nu ... wollte sie uns ärgern?!? Ich hatte keinen Bock mehr auf Schwangerschaft, alles war nur ein elend langes Warten und anstrengend ... zwei Wochen würde ich nicht mehr schwanger sein wollen ...
Zu Hause taten wir, was getan werden musste, um das zu verhindern. ^^
Aber das hatte ja auch schon in den letzten Tagen nicht geholfen. Mein Mann würde aber so schnell in der Hinsicht nach der Geburt nichts von mir erwarten können ... also klopfte er regelmäßig bei Baby an der Tür an ...
Auch Treppensteigen, warm baden, spazierengehen, Zimt, Sekt und Einläufe halfen nichts. Es kamen zwar hin und wieder ein paar vereinzelte Wehen, aber so richtig los ging es nicht.
Inzwischen war besagtes Wochenende vorüber und der Scherz meines Mannes war Ernst geworden. Es nahte der geplante Geburtstermin (27.07.), ohne das Baby auch nur Anstalten machte, auf die Welt zu kommen. Langsam geriet ich in Panik und wurde depressiv. Mein Mann war sicher noch der ruhigste von uns, und er musste alle meine Gefühlsschwankungen ertragen. Aber immerhin hatte ER an dem ganzen ja Schuld. ER hatte mir das angetan ...
Es war Donnerstag, der 28.7. Ich hatte früh in der Nacht eine feuchte Hose. War das Pipi oder Fruchtwasser? Am Frühstückstisch merkte ich dann plötzlich, wie wieder etwas lief. 11 Uhr vormittags gingen wir wieder geplant zum CTG ins Krankenhaus, wo ich gleich die neuen Umstände ankündigte. Es wurde ein Test gemacht - und er war positiv. Ich hatte einen hohen Blasensprung. Sofort nahm man mir Blut ab und legte eine Flexüle. Von nun an würde ich aller 6 bis 8 Stunden Antibiotika bekommen und man würde innerhalb der nächsten 24 Stunden die Geburt einleiten - endlich war es soweit! Mein Mumu hatte sich bisher kaum verändert und der Gebärmutterhals war noch da. Die Hebi meinte, es wäre noch recht "schwulstig" da und das Köpfchen säße auch noch nicht tief genug, weil die Wehen fehlten. Na da wäre ich auch noch alleine drauf gekommen, dachte ich bei mir.
Zuerst versuchten die Hebis es mit alternativen sanften Mitteln. Treppensteigen, Akkupunktur und Einlauf brachten - abgesehen von ein paar kleinen Ausschlägen - nicht viel. 18 Uhr wurde dann ein Gel an den Mumu gelegt, was Wehen verursachen sollte. Die Ärztin meinte, ich solle mal zwei Stunden ruhig auf dem Bett liegen bleiben, dann müsste langsam was passieren. Aber schon nach 5 Minuten zeigten sich 3 bis 4 schöne Kurven die sich im regelmäßigen Rhythmus wiederholten.
Zu meinem Entsetzen waren diese Wehen aber bei weitem nicht so schön wie die vor zwei Wochen. Das tat ja verdammt nochmal weh! Aber die Aussicht auf die bevorstehende Geburt ließ mich das ertragen. So ging das dann ein paar Stunden. Während dessen bekamen zwei Frauen im Nachbarraum ihr Kind. Eine davon so lautstark, dass mir und meinem Mann, der die ganze Zeit mit dabei war, Himmelangst wurde. "So schlimm wird es bei Dir nicht" ermunterte er mich. Na ok ... einfach mal auf die eigenen Wehen konzentrieren und immer schön atmen ... Die Hebi kam zwischendurch immer mal kurz reingeschaut. Sie war überrascht, dass das Gel so gut angeschlagen hatte, musste aber immer wieder gleich nebenan zur Entbindung. Bei mir war es halt noch nicht soweit. Das erinnerte mich wieder an die Oberärztin, die meinte, ich würde alle im Kreißsaal überholen ... auch das bewahrheitete sich nun nicht.
Gegen 23 Uhr verlangte ich dann nach der Badewanne. Dort konnte ich mich dann ein wenig ausruhen und entspannen. Die Wehen waren im Wasser besser zu ertragen. Nach 45 Minuten verließ ich dann die Wanne. Die Wehen flauten inzwischen allmählich ab. Die Hebi fragte, ob wir gleich weitermachen wollten oder ob ich erst noch etwas schlafen wolle. Wir entschieden uns für das Schlafen und verbrachten von 1 Uhr bis 6 Uhr auf einer Matratze im Vorbereitungsraum. Um 7 Uhr morgens am 29.7. ging es dann weiter. Die Ärztin kam und "steckte" mich an den Perfusor. Mit der niedrigsten Dosis (1 - 2 ml/Stunde) schlug der Wehentropf sofort an. Ich dachte, die Wehen würden wieder so wie am Abend zuvor und ich war ganz zuversichtlich und gestärkt durch den Schlaf. Ich saß im Bett. Die ersten Wehen vergingen, doch ich musste feststellen, dass meine Schmerzgrenze bereits erreicht war. Ich konnte nur noch beim Ausatmen laut stöhnen, um die Wehen überhaupt ertragen zu können. Die Fruchtblase platzte schließlich und mehrere Schwälle Fruchtwasser ergossen sich über das Bett und liefen auf den Fußboden, wo sich ein kleiner See bildete.
Die Hebamme empfahl mir schließlich eine andere Stellung, wo ich mit dem Oberkörper und Kopf auf dem Ball lag. Aber der Schmerz wurde immer unerträglicher. Mein Mann versuchte mir etwas Linderung zu verschaffen, indem er mir den Schweiß von der Stirn wischte. Ich bat die Hebi mir ein Schmerzmittel zu geben. Sie injizierte mir was in den Po, wodurch ich besser in den kurzen Pausen entspannen könnte. Aber wirkte das Zeug auch wirklich? Ich versuchte es auf dem Hocker, vielleicht war der ja angenehmer. Aber warum nur musste der so niedrig sein? Es drückte mir meine ganzen Eingeweide zusammen, mir war, als müsste ich einen harten Stuhl rausdrücken, aber es ging nicht und ich konnte aber auch nicht aufhören ... Langsam verließen mich die Kräfte.
Ich versuchte es im Stehen. Meine Beine zitterten und ich schrie ... aber das war mir inzwischen egal, ob ich lauter oder leiser war als die Frau vom Vortag ... Mein Mann stützte mich und die Hebi massierte das Steißbein. Warum musste es nur so weh tun, wieso wirkte das Mittel denn nicht???
Die Hebi verfrachtete mich schließlich zurück ins Bett, wo sie das Kopfende aufstellte und ich in die Hundestellung gehen sollte. Ich sollte nun pressen, aber ich hatte keine Kraft mehr. Ich schrie, aber die Hebamme meinte, ich solle nur pressen und tief ausatmen oder besser noch die Zähne zusammenbeißen und es so rauspressen. Ich konnte doch aber schon nicht mehr und wollte nur noch losheulen, aber da kam schon wieder die nächste Wehe ... Ich wollte ein stärkeres Schmerzmittel ... ich bereute, eine natürliche Geburt gewollt zu haben ... mit einem Kaiserschnitt wäre es sicher einfacher gewesen ... und die Hebamme wollte mir kein Schmerzmittel mehr geben. Wollte sie mich ärgern und sich an meiner Hilflosigkeit laben?!? Sie meinte, es würde nichts mehr bringen, das Baby wäre schon fast da. FAST? Und die Schmerzen nahmen noch zu! Mein Mann flüsterte mir zu, dass ich es schaffen würde. Da war ich mir aber nicht so sicher ... Ich sollte mich nun auf die Seite legen. Mein Mann hielt mein Bein hoch, während die Hebi ihre Hand gegen meinen Damm oder Po presste und meinte, ich sollte gegen ihre Hand pressen, aber ich fühlte doch da unten schon gar nichts mehr! Ich presste und stöhnte und wimmerte, als ginge es um mein Leben ... doch eigentlich wollte ich einfach nur aufgeben und das alles vorbei wäre. Ich presste nocheinmal, mein Mann sagte mir, das Köpfchen wäre schon da, aber ich merkte nur einen Starken Druck "da unten" und sah nichts. Ich presste noch einmal und nocheinmal und dann ... dann war alles vorbei und ich war total erschöpft.
Schließlich lag die Kleine auf meinem Bauch und er durchschnitt die Nabelschnur. Nach über 3 Stunden Kampf kam meine kleine Löwin dann endlich zur Welt ... Als ich sie schließlich in den Armen hielt und ihr in die Augen sah, wusste ich, dass sich all das gelohnt hatte ... Nach weiteren 40 Minuten kam dann die Nachgeburt und schließlich waren wir als Familie alleine und vereint. Nur zu dumm, dass uns niemand sagte, dass ich die Kleine nicht über eine halbe Stunde an der Brust lassen sollte. Die Ärztin hatte vorher noch fix eine Schürfwunde an der Schamlippe genäht, der Damm war in Ordnung und mit dem Kind war auch alles i.O. Nur meine Brust schmerzte nun auch noch tierisch, da die Kleine einen ziemlichen Zug drauf hatte. Ich dachte, sie wollte mir die Brust absaugen.
Emily Alissa kam am 29.07.2005 um 10.20 Uhr zur Welt mit 2 Tagen Verspätung, einem Geburtsgewicht von 3500 g und 51 cm Länge.
Inzwischen ist sie schon 11 Tage alt. Wir haben gelernt sie zu stillen und zu wickeln und sie hat sich gut bei uns eingelebt ... Eine süße kleine Prinzessin.
Trotzdem werde ich wohl so schnell erst mal keine Geburt mehr anstreben. ^^
Grüße
Eure Mandy
Kommentare
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Ich hätte auch lieber einen Krebs gehabt und einen Löwen bekommen... aber auf die Schmerzen bei der Geburt könnte man echt verzichten, fand ich auch.
Toll geschriebener Bericht, danke!
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bei meiner nächsten geburt, hoffe ich auch, dass ich nicht mehr an den tropf muss. die natürlichen wehen sollen ja nicht so schlimm sein, zumindest anders.
wünsche euch eine schöne gemeinsame zeit.
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Dein Bericht war übrigens so spannend, dass er ruck zuck durchgelesen war. ;-)
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Jedenfalls... alles alles Gute euch Dreien! Und herzlichen Glückwunsch! das hast du doch gut gemacht!
:fantasy05: :laola02:
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Übrigens: wie kann man eigentlich Spaß am Stillen haben??? ;-)
Mir fällt jedesmal halb die Brust ab, wenn sie anfängt zu saugen ... Erst wenn sie richtig trinkt, gehts dann.
@Annett72: ich wünsche dir noch ein paar schöne und weniger stressreiche Wochen bis zur Entbindung.
Gruß
Mandy
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:bounce02: :laola02: .
gruß,
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Stillen macht dann Spaß, wenn der Schmerz nachlässt. Das kommt schon noch!
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schön durchhalten - es lohnt sich!
zetti