Ein ganz normaler Tag

bearbeitet 13. 09. 2005, 23:26 in zu unserem Vergnügen
Eigentlich begann dieser Tag völlig harmlos, wir hatten ausnahmsweise mal nicht verschlafen, kein morgendliches Geprügel meiner Monster im Badezimmer, kein Unwetter, ich geriet ehrlich in die Versuchung, den Tag im Kalender rot anzukreuzen.Nachdem meine Brut die Höhle verlassen hatte, hinauszog um den Lehrern das Fürchten zu lehren, war es nun an mir die verhassten Hausfrauenpflichten anzugehen.Also, schloss ich alle Türen damit ich das Chaos nicht sah und machte mir erst einmal einen Kaffee.
Nach fünf Tassen machte ich mich ans Werk, harkte in den Kinderzimmern einen Trampelpfad, damit ich an die Fenster kam um selbige öffnen zu können, trug kiloweise Schmutzwäsche ins Badezimmer, fand nach einer Stunde Aufräumarbeiten die Kinderbetten wieder. Alles im allen ein ganz normaler Tag.
Gerade als ich die Mülltonne auf dem Hof voll stopfte, ich dachte wirklich an nichts Böses, kündigte sich das Unheil an.Das typische Tatütata von Feuerwehrautos schwoll an und wurde immer lauter, ich, gar nicht neugierig, ging an den Hofeingang um ja nichts zu verpassen.Da donnerten sie über die Hauptstrasse, einer nach dem anderen, sieben Stück an der Zahl, mit Blaulicht und Martinshorn. Beiläufig zuckte ich mit den Schultern, wird wohl irgendwo ein Unfall passiert sein, kann ja vorkommen.Nichtsahnend betrat ich also wieder meine Wohnung und machte einen letzten Rundgang, wie immer, um sicher zu sein, dass nun alles seine Ordnung hatte. Wie durch Zufall fiel mein Blick durch das hinterste Schlafzimmerfenster,durch das ich einen tollen Blick auf das Schulgebäude hatte, nun ja, wenigsten den oberen Teil davon.Und siehe da, alles blinkte im blauen Licht und mir wurde mit einem Schlag klar, das Feuerwehraufgebot galt dem Aufenthaltsort meiner Zöglinge.Da war dann natürlich Schluss mit lustig, ich stürmte aus dem Haus, ungeschminkt, nicht mal gekämmt, die Schuhe im Laufen an die Füße gequetscht. Ich muss wirklich einen tollen Anblick abgegeben haben, da alle, die mir auf meinem Sprint entgegenkamen, entsetzt zur Seite sprangen. Wie eine Furie hetzte ich also den Schulweg entlang, meine Raucherlunge zählte mir jede gerauchte Zigarette vor, dass das Schulgebäude auf einer Anhöhe lag, machte die Sache nicht gerade leichter. Ich war keine 20 Meter mehr entfernt, als sich mein Verdacht bestätigte. Alle sieben Einsatzwagen der Firma Feuerwehr standen vor der Schule, zwei Rettungswagen, Polizei, die die Straße absperrte. Ich sah wie die Männer Schläuche ausrollten, umherhetzten, sich Kommandos zuriefen, aber ich sah kein einziges Kind.Die sind da drin! Meine kleinen, heißgeliebten Monster, Sinn meines Lebens und die Trottel spielen mit den Schläuchen rum!!!!! Gerade als ich das Gelände betreten wollte, hielt mich ein grünes Männlein mit weißer Mütze auf: „Sie dürfen da nicht rein! Das ist Vorschrift!!!“ Da kam er bei mir ja gerade an die Richtige, ich fletschte meine Zähne, bedachte den Mann mit giftigen Blicken.„Da sind meine Kinder drin!“ zischte ich böse,“ und sie können sich gerne ihre Vorschriften sonst wo hin stecken!“ Ich zog einen Schuh aus und schwenkte ihn drohend, als der Polizist sich umdrehte zum Einsatzwagen lief, und per Funk nach Verstärkung rief. Genügend Zeit die Festung zu stürmen, dachte ich, und rannte über den Schulhof. Ich sprang über Schläuche die ausgrollt auf dem Boden lagen, hechtete Feuerwehrmänner aus dem Weg, die mich aufhalten wollten. Alle riefen mir etwas nach, gestikulierten, aber das interessierte mich alles nicht Ich wähnte meine Lieblinge in größter Gefahr, eingehüllt von giftigem Rauch, dem Ende nahe, was interessiert es mich in diesem Moment, was eine Horde Männlein zu quacken hat.
Hach, wenn ich erst mal in Fahrt bin, dann hält mich gar nichts auf! Dann war ich endlich im Schulgebäude, stürmte die Treppen hoch, in die Klassenzimmer meiner Kinder. Doch die waren alle leer, nun ja, war da nicht irgendwann einmal von einem Schulfest in der Aula die Rede. Also stürmte ich zurück, auf die gegenüberliegende Seite des Gebäudes, gerade als ich die Tür des Saales öffnen wollte, packte mich ein aufdringlicher Feuerwehrmann am Arm, zog mich schon Richtung Ausgang. Diese Spezies ist wirklich anhänglich.„Da sind meine Kinder drin!!!“ schrie ich wieder und trat dem Unhold, der mich immer weiter weg zog in die Fersen, hinterließ mit meinen Fingernägeln auf seinem Handrücken ansehnliche Muster, und die wüstesten Beschimpfungen kamen über meine Lippen, die, so gut erzogen ich bin, ich hier nicht wiedergeben möchte.
Ein weiterer Feuerwehrmann eilte seinem Kollegen zu Hilfe und ich machte mich für den Kampf meines Lebens bereit. Ich kann ja so was von garstig werden, dass glaubt mir keiner! Da hörte ich eine gepresste Stimme keuchen, ich hatte meine Hand in irgendwelche Haare gekrallt und zog gerade kräftig daran: „... Feuerwehrübung... Kinder sind nicht hier... nur eine Übung!!!“„Wieso sagt mir das keiner!!!“ rief ich aufgebracht,“ ... und ich reg mich hier auf!!“ ich zog nochmals kräftig an den Haaren, bevor ich den Mann freigab. Nun ja, wie sagt man doch so schön? Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Kleinlaut schlich ich dann also zwei Männleins hinterher, die sich über die verschiedensten schmerzenden Körperstellen strichen. Ich würde jetzt lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich vor Mitleid zerfloss oder gar ein schlechtes
Gewissen hatte. Als wir das Schulgebäude verließen empfing uns eine Horde sich vor Lachen krümmender Einsatzkräfte, ich fand das dann plötzlich auch alles sehr lustig und lachte herzhaft mit. Ganz befliesendlich bemerkte ich, wie die zwei anhänglichen Kerle sich in Richtung Sanitäter bewegten, na bitte, konnte der wenigstens gescheit üben!!! Nach einer Standpauke des Wehrführers, des garstigen Polizisten und einer hingenuschelte Entschuldigung, durfte ich endlich wieder nach Hause gehen. Mit gesenktem Kopf, ganz reuiger Sünder, machte ich mich auf den Weg, wenigstens bis ich um die Ecke war, wo ich mich erst mal hinsetzen musste, weil ich vor Lachen kein Schritt mehr laufen konnte. Nach fünf Minuten war dieser Anfall auch vorüber, kichernd erreichte ich dann wieder die heimische Höhle, wo ich mir wegen der ganzen Aufregung erst mal ein Sekt genehmigte Und siehe da, pünktlich zum Schulschluss kam meine Brut angewackelt, sie waren auf einen Ausflug zum nahe gelegnen Spielplatz gewesen. Ich packte alle vier am Kragen und zog sie in die Küche, Familientagungsraum, ließ sie die Schultonnen ausleeren. Zum Vorschein kamen vier identische Mitteilungszettel, ausgeteilt schon vor vierzehn Tagen, mit dem Hinweis auf die heute stattfindende Übung. Ich verhängte die drakonische Strafe von einem Glas kaltes Wasser trinken und barfuss ins Bett und war mir gewiss, sollte es jemals bei mir brennen, weiß ich genau, dass zwei Männer hämisch grinsend daneben stehen und noch Benzin reinschütten!!

Aus dem Leben gegriffen

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