Pascal's Entbindung 1993

jauchzerlejauchzerle

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bearbeitet 28. 09. 2005, 15:36 in Geburtsberichte
Pascals Entbindung am 17.07.1993
Eigentlich war der Termin am 19.07. ausgerechnet.
Und die Tage davor waren bereits von ständigen nervenden Wehen begleitet, vor allem Abends. Aber jedes Mal, nachdem ich in der Badewanne war, sind sie wieder verschwunden.
Meine damalige Nachbarin brachte mich dann auf die Idee es mit Rizinusöl zu versuchen. Sie bot sich an, für mich in die Apotheke zu gehen, was mir mit meinem Riesenbauch und den völlig aufgequollen Füssen sehr entgegenkam.
Ich trank also am 16.07. abends ca. 20 ml Rizinusöl pur (*schüttel*). Die allabendlichen Wehen kamen, und gingen auch wieder. Nicht mal Bauchgrummeln stellte sich ein. Also ging ich wieder mal frustriert schlafen.
Nachts um 2:00 Uhr wachte ich von etwas auf, dass sich wie eine kleine Explosion in meinem Bauch anfühlte. Weh hat es nicht getan, aber mir war klar, dass ich jetzt sehr schnell ins Bad sausen muss, was ich dann auch umgehend gemacht habe.
Da war er also, der Durchfall, und die Blase war auch mächtig voll, so voll, dass ich schon auf dem Weg ins Bad die Binde voll hatte.
Ich war schlagartig wach, weil ich mir echt dachte: Mensch Mädel, tröpfeln ist ja noch erlaubt, aber dass ??!
Na ja, auf der Toilette angekommen, dachte ich, dass ich das Problem jetzt gelöst habe, und fand mich mit dem Durchfall ab, der seinen Namen echt zurecht hatte. Mir kam nur seltsam vor, dass, immer, wenn der Darm sich anschickte, was nach draußen zu katapultieren, wieder so viel Wasser rauslief.
Wohlgemerkt, das war 1993, ich war 23 und es gab noch kein Internet, nur 2 ziemlich veraltete Bücher, und diverse Elternhefte, die eher zu meiner Verwirrung beigetragen haben, als dass sie wirklich Sinn gemacht hätten.
Nach wirklich einiger Zeit, kam ich hinter das Durcheinander, das mein Körper da veranstaltete. Die Kontraktionen zwischen den einzelnen Durchfällen, kamen alle 5 Minuten!!! Das waren ja Wehen!!!
Und da kam auch immer Wasser mit. Ich hatte also einen Blasensprung!!! Aha, da saß ich also mit meiner frisch gewonnen Erkenntnis und war im Endeffekt auch nicht viel weiter als vorhin.
Der Darm hatte auch nichts mehr zum Verarbeiten, also entschloss ich mich, erst einmal auf das Sofa umzuziehen. Die Wehen waren nicht sehr stark, ich konnte völlig normal weiteratmen, aber ich schrieb mir die Zeiten auf die Abstände wechselten zwischen 3 und 7 Minuten.
In meinem schlauen Buch stand zu lesen: „Bei Abständen von 5 Minuten suchen sie bitte die Klinik auf.“ Allerdings stand da auch: „wenn Sie merken, dass ihnen die Fruchtblase geplatzt ist, legen Sie sich hin!“.
Super! Was jetzt??
Es war nachts um 3 Uhr, und ich konnte keinen anrufen und fragen, im Fernsehen lief Flipper, und der half mir auch nicht wirklich weiter...
Also hab ich die Telefonnummer der Klinik rausgekramt und dort angerufen. Auf meinen Bericht, dass ich – meiner Vermutung nach - einen Blasensprung habe und im Durchschnitt alle 5 Minuten Wehen, sagte die Dame: „Ja, dann kommen sie halt so um 9:00 Uhr zu uns.“
Gong!!!! So eine Aussage hatte ich ja jetzt überhaupt nicht erwartet. Hey, das waren noch 6 Stunden, bis dahin, so hatte ich mir ausgerechnet wollte ich schon längst in der Pressphase stecken – zumindest kurz davor.
Frustriert und verunsichert schlich ich wieder auf das Sofa. Und maß die Abstände der Wehen, und beugte mich immer noch dem Durchfall, der mein Hinterteil inzwischen ziemlich stark attackiert hatte. Binden hatte ich noch ca. 2 Päckchen, da war ich also damit versorgt. Die Wehen wurden nicht stärker, und der Abstand pendelte sich, mit ab und zu einem Ausreisserwert auf 5 Minuten ein.
In meinen Büchern stand, mit Blasensprung auf keinen Fall mehr in die Badewanne. Na, und jetzt? Wie sollte ich feststellen ob die Wehen bleiben? (dass ein Blasensprung bereits den Beginn der Geburt darstellte war mir in der Form nicht klar). Also kochte ich mir eine Wärmflasche und simulierte das Baden. Boh, das funktionierte, so langsam musste ich anfangen zu veratmen.
Um ca. 4:30 Uhr traute ich mich, dann wieder in der Klinik anrufen.
Ich schilderte der Dame so alles, was mich beschäftigte, woraufhin sie einräumte, dass ich evtl. doch einen Blasensprung hätte, und man könnte sich das vormittags mal anschauen.
Erklärenderweise sei hier angemerkt, dass ich hier, und in dem Telefonat zuvor, nicht mit einer Krankenschwester sprach, wie ich eigentlich vermutet habe, sondern mit der netten Verwaltungskraft vom Empfang. Irgendwie kam keiner von uns beiden auf die Idee, mich mit der diensthabenden Hebamme zu verbinden.
Also wieder auf die Couch, diesmal echt mit einer Portion Wut im Bauch.
Wieder fernsehen, Zeit nehmen, Toilette..... Binde wechseln...
Um 7 Uhr zeichnete sich ab, dass mir in Bälde die Binden ausgehen würden. Also fing ich an, Kaffe zu kochen, und ging ins Schlafzimmer um Franco wach zu kriegen.
Ungefähr so: „ Schatz, wach auf, du kriegst jetzt Kaffee und dann müssen wir ins Krankenhaus.“ Beim ersten mal rührte er sich, beim zweiten mal blinzelte er mich an, aber beim dritten mal saß er senkrecht im Bett. Gesagt hat er nix, aber er hatte riesige Augen.
Er war auch recht schnell aus dem Bett raus und in der Küche und umklammerte seine Tasse und beobachtete mich – immer noch ohne was zu sagen - mit diesen riesen Kulleraugen. Bei jeder Wehe, die ich veratmete, stand ihm auf der Stirn geschrieben: Was passiert jetzt? Wird sie jetzt platzen??
Um 7:30 Uhr waren wir dann beide abmarschbereit, meine Nachbarin, die mir das Rizinusöl besorgt hatte, war auch auf den Beinen und winkte noch.... breit grinsend winkte ich zurück. Für den Weg in die Klinik brauchten wir um die Zeit knapp 15 Minuten. Und dann stand ich der Frau gegenüber, die mich in der Nacht immer wieder versucht hatte zu beruhigen. Sie schaute mich an, und meinte: „Ah, da sind sie ja..“ ich schaute zurück und meinte. „ja, mir sind die Binden ausgegangen.“ Woraufhin sie mich auf die Toilette begleitete und mir diese Flockenwindeln gab. Ich muss sie so doof angeschaut haben, sie hat mir echt angefangen zu erklären, dass ich mit diesen Monsterteilen jetzt bitte versuchen sollte, sie irgendwie in meiner Unterhose unter zu bringen.
Nach dem Aufnahmeritual, sollte ich auf die Station, um mir mein Bett zeigen zu lassen. Danach hieß es ctg schreiben und danach bewegen.
Meine Hebamme war auch da, sie hatte an diesem Tag sowieso Dienst.
Ich schlich also mit meinem Partner durch die Treppenhäuser der Klinik und schaute immer mal wieder in meinem Zimmer vorbei, einfach, damit meine Beine auch mal wieder Ruhe bekamen. Dumm an der ganzen Geschichte war nur, dass ich im Stehen und Laufen echt Schmerzen hatte, wenn ich aber lag, waren die einfach weg. Dazu kam, dass das CTG echt ignorierte, was mein Bauch da so an Wehen erzeugte, der Muttermund war auch die ganze Zeit immer erst bei 2 oder 3 cm geblieben. Es tat sich nix, aber jedes Mal, wenn die Hebamme mich untersuchte, tat es höllisch weh! Um ca. 10:30 Uhr fing mich meine Hebamme ein und meinte, ich sollte mir ein Klistier geben lassen und dann zum Mittagessen gehen.... Hä? Erstens hatte ich seit der Nacht Durchfall und zweitens, wieso danach noch essen?? Aber brav wie ich war, zuckelte ich hinter der Frau her und ließ mich verklistieren. Danach meinte sie, wenn sich dann nix tut, dann werde sie nachschieben, so gegen 14:00 oder 15:00 Uhr, dann wären 12 Stunden vorbei und es sollte langsam was vorwärts gehen.
„Nachschieben“.... klang gut... ich freute mich doch so, dass ich heut noch mein Baby bekommen sollte, und „nachschieben“ brachte mich ihm schon viel näher. Also verkündete ich meinen 3 Zimmergenossinnen (damals waren 5!! Bettzimmer noch die Norm) freudig, dass ich jetzt bald den Tropf bekäme. Die Reaktionen waren eher verhalten.... aber das machte mich nicht stutzig, ich war schließlich voller Vorfreude. Franco ging in der Zeit in eine Pizzeria, um zu essen, kam aber recht schnell wieder. Nach dem Mittagessen ging’s wieder hoch zu den Kreissälen zum Wehenschreiber, aber der schrieb noch immer nix vernünftiges. Langsam wurde ich müde und mutlos. Nach weiteren Märschen durchs Treppenhaus und die Neugeborenenstationen *g* ließ ich mich wieder gegen 14:00 bei meiner Hebamme blicken. Die untersuchte wieder (aua!) und dann hieß es Zugang legen für den Tropf. Sie erklärte mir noch, das der Tropf nur notwendig sei weil ich eben den Blasensprung hatte, ansonsten würde sie mir mehr Zeit geben. Unbedarft, wie ich war, war ich somit fast stolz auf diesen Blasensprung, der mir ermöglichte, „Hilfe“ zu bekommen. Sie fragte mich noch, ob ich ein Schmerzmittel wolle und ich verneinte mutig.
Als der Tropf gelegt war, geschah was merkwürdiges... Die Wehen waren erst mal weg......herrlich.... und ich merkte regelrecht wie der Muttermund aufmache, das zog so dermaßen, aber ich war froh über die Wehenpause. Ich nahm also immer meinen Tropf und ging auf den Flur, ich sollte mich schließlich bewegen. Aber der Akku war schwach und nach ein paar Minuten fing das Ding immer laut zu piepsen an. Daraufhin verlegte ich meine Aktivitäten auf den Pezziball, der mir unsäglich gut tat.
Aber dann kamen die Wehen zurück und viel stärker als vorher!!! Der Muttermund war dann so gegen 15.30 bei 6 oder 7 cm. Und der Tropf wurde kontinuierlich weiter hochgeschraubt. Anfangs hatte ich 7 Tropfen pro Minute. Die Wehen waren für mich kaum mehr auszuhalten, auch nicht mehr auf dem Ball. Ich war nur noch am veratmen und in den Wehenpausen schlief ich immer ein. Also rauf aufs Bett. Irgendwann einmal in dieser Zeit erschien meine Mutter im Kreissaal und ging auch wieder, so richtig wahrgenommen hab ich zu der Zeit eigentlich nix mehr. Franco wischte mir immer wieder mit einem Waschlappen das Gesicht, und ich lag auf diesem Bett und war zu keiner Bewegung mehr fähig. Wenn eine Wehe kam fing ich unglaublich an zu jammern und mit meinem Schicksal zu hadern. Uus den anderen Kreissälen hörte ich immer wieder Frauen schreien. Jedes mal bekam ich wieder Angst, weil ich noch nicht so weit war, dass ich schreien musste, was kam denn da noch auf mich zu??? Danach sagte die Hebamme immer wieder dass das nächste Kind, das schreien würde. meins wäre, ab der 5. Frau, die mich „überholt“ hatte, glaubte ich niemandem mehr was. Ich bestand nur noch aus Schmerz, und Verzweiflung. Zwischendrin sollte immer mal wieder die Position geändert werden, aber ich hielt es nur in Seitenlage mit erhöhtem Rücken aus. Alles andere war nicht zu ertragen. Also beließen wir es dabei, und ich war echt dankbar dafür. Schmerzmittel bekam ich keine mehr, egal wie sehr ich darum bat. Es hieß, wir hätten jetzt 8 cm und da rentiere sich das nicht mehr. Meine Güte, hatten die ein Glück, dass ich nicht mehr bewegungsfähig war, sonst wäre ich auf der Stelle heimgegangen, das hab ich denen auch gesagt, stinksauer war ich. Aber die haben tatsächlich gegrinst!!!

Dann passierte was, was ich jahrelang nicht begriffen habe... mein Muttermund machte wieder zu!!! Der wollte einfach nicht mehr – Feierabend!! Logische Konsequenz, Wehentropf weiter hochschrauben und fluchs den Doc holen. Der stand auch irgendwann da wie James Dean an die Wand gelehnt und sah seelenruhig zu, was ich da so trieb... was hab ich den Mann in dem Moment gehasst!!!
Der Muttermund hatte wohl keine Wahl gehabt, und ging wieder auf. Während der Wehen wurde ich beinahe ohnmächtig, und dazwischen hab ich die paar Sekunden die mir immer blieben, sofort geschlafen. Ich bettelte immer wieder um einen Kaiserschnitt. Den gabs nicht. Ich sollte doch langsam mal versuchen zu schieben.... Wie bitte? Ich wollte einfach meine Ruhe, von wegen schieben, sollen die doch schieben, ich konnte nicht mehr. Irgendwann sah ich den Doc vor mir, zwischen den Beinen, sich einen Handschuh anziehen. Ich dachte noch, der wird doch nicht etwa schneiden??? Davor hatte ich die meiste Panik. Wegrennen konnte ich nicht, Beine zusammen ging auch nicht also machte ich schnell wieder die Augen zu. Der Schnitt war echt fies.... ich hab den Mann angebrüllt!! Das hab ich irgendwie fertig gebracht.
Ich war also fleißig am pressen, jedes mal hielt mir Franco den Kopf nach vorn, die Hebamme und er Arzt klappten mich mit den Beinen so zusammen, dass der Rücken schön rund war und ich nicht nach oben pressen musste, sondern die Schwerkraft nutzen konnte. Allerdings hab ich vor lauter Angst in den Kopf gepresst, und so gut wie nie nach unten. Ich weiß nicht, ob mir jemand die Richtung gezeigt hat, aber ich bin sicher, ich hätte da nicht hingepresst, ich fühlte einfach keinen Drang zum pressen und kämpfte nur noch gegen Ohnmachten. Das führte dazu, dass ich jedes mal mit Druck im Kopf die Augen aufmachte – so was solle man nie tun!! Als die Herztöne meines Sohnes abfielen, und mir gleichzeitig das Trommelfell riss, entschieden sich alle, gleichzeitig auf meinen Bauch zu hüpfen, während die Hebamme mit den Händen in meiner Gebärmutter den Kopf hielt und nach draußen zog. Das war der Schlimmste Schmerz in meinem Leben, und er sollte sich mit den Schultern gleich noch mal wieder holen.
Alle freuten sich: Es ist ein Junge!!! Ich dachte mir nur, der schreit nicht, der lebt also nicht. Aber ich fragte trotzdem: „wie groß und wie schwer?“ Antwort konnte mir natürlich noch keiner geben, er war ja nicht mal abgenabelt. Der Kinderarzt sagte darauf: Alles dran, und alles drin, der Rest kommt noch....
Pascal kam am 17.07.03 mit 355o g, 36 cm Kopfumfang und 56 cm um 19:42 Uhr zur Welt
Dann gingen die Gratulationen los. Das war mir alles so egal.... Ich war absolut gefühlstaub, da war überhaupt nix, aber es war vorbei, das war mir wichtig. Einzig und allein. Dann bekam ich die Spritze für die Plazenta, mein Sohn wurde versorgt und erst mal in ein Wärmebett gelegt, war mir auch recht so, ich hätte ihn nicht halten können. Franco kam vom Rauchen wieder, in dem Moment als mich der Arzt beim nähen fragte, wie der kleine denn heißen soll. Ich sagte gerade: „ich bin ja für Pascal, aber mein Freund meint Sitting Bull!“ Logischerweise haben alle gelacht, doch dann antwortete Franco tatsächlich: „ ne, ich hab das nie gesagt, ich meinte immer Runnig Bear!!“ Von der Minute ab waren wir im Krankenhaus jedem bekannt!

Danach wurden wir zur Beobachtung wieder in den Wehenraum verfrachtet. Meine Mutter war pünktlich wieder im Kreissaal erschienen, als Pascal auf die Welt kam. Sie sah mich an, und ihr wurde schlecht – nicht zu glauben - meine Mutter kippte um!!! Meine Mutter ist eine Rossnatur!! Allerdings wusste ich zu dem Moment auch nicht, wie ich aussah. Auch Franco hatte schon seit einiger Zeit keinerlei Farbe im Gesicht. Na, egal... Pascal wurde in seinem Inkubator zu mir reingerollt, und ab und an bekam ich ihn auf den Arm, so auch für das Polaroid im Babypass.
Dann wurde mir tierisch schlecht.... Franco war mittlerweile schon zuhause, der Doc auch, und ich kämpfte mit einer wahnsinns Übelkeit. Der Arzt wurde also wieder gerufen... sah mich an, stellte ein paar Fragen, dann wurde ich mit Blaulicht ins Klinikum gefahren, mit Verdacht auf Gehirnblutungen. Das Krankenhaus, in dem ich entbunden habe, ist eine reine Frauen- und Kinderklinik, das konnten sie also nicht. Der Verdacht bestätigte sich nicht – gottseidank. So wurde ich wieder in die Entbindungsklinik zu meinem Sohn gefahren.
Nachts um 1.30 Uhr war ich somit wieder auf meinem Zimmer und die Mädels, die da auf mich gewartet haben wollten die ganze Geschichte hören. Sie hatten mitbekommen, dass meine Tasche aus dem Schrank geholt wurde und ein Rettungswagen mit Martinshorn ankam....
Am nächsten Tag (nach ungefähr 3 Stunden Schlaf) wurden die Augen meiner gegenüberliegenden Zimmergenossin immer größer, je mehr die Sonne aufging. Die anderen reagierten auch nicht anders... Schließlich bat ich um einen Spiegel..... Schock!! In meinen Augen war nix Weißes mehr zu sehen, die waren komplett blutunterlaufen. Mir wurde aber versichert, dass das wieder verschwinden würde. Dann sollte ich zur Toilette, und vorher sagen, wenn ich Probleme kriegen würde... soweit kam es nicht, ich fiel vorher um !
Dann kam Frühstück. Danach durfte ich mich nicht mehr ohne Aufsicht aus dem Bett bewegen, uns so wurde ich mit dem Rollstuhl zum HNO gefahren. Das war meinem Kreislauf auch schon fast zu viel, aber wir kamen gut an. Wie gesagt, das ist eine Frauen- und Kinderklinik, daher war es ein HNO-Arzt, der auf Kinder spezialisiert war.
Das wurde schnell deutlich, als er eine Pinzette mit einer ewig langen Tamponade in der Hand hielt und sagte: „Das ist Max der Regenwurm, den schieb ich ihnen jetzt ins Ohr!!!“ und schon verschwanden 10 cm Watteschlauch in meinem Gehörgang!!
Als ich wieder hochgefahren wurde, bekam ich dann auch meinen Sohn zu sehen... aber wie unschwer zu erraten ist, ich brauchte eine lange Zeit, um Muttergefühle zu entwickeln.
Die Entbindung war extrem schwer, somit setzte bei mir der reine Selbsterhaltungstrieb ein, der Mutterinstinkt ist dem nachrangig.
Ach ja, das Rizinusöl, das rächte sich noch. Pascal war immer wieder grenzwertig gelbsüchtig, daher kam er am 4. Tag (prompt an dem Tag, an dem ich wieder gefahrlos aufstehen konnte) auf die Säuglingsstation mit Rotaviren, die er sich wohl durch meinen Durchfall zugezogen hatte. Da blieb er dann für weitere 10 Tage, was für unsere Beziehung auch nicht besonders förderlich war.
Als er 14 Tage alt war, konnte ich ihn endlich nach hause holen.
Für mich war diese Geburt äußerst traumatisch, und ich hatte monatelang Depressionen, die psychiatrisch behandelt wurden.
Mich ließ die Erinnerung an diese Schmerzen nicht los, und ich konnte mich jahrelang nicht mehr fallen lassen oder einfach nur entspannen.

Warum ich diesen Albtraum aufschreibe?
Damit ich den Kopf für die kommende Entbindung in ein paar Wochen frei habe.

B.F. 15.11.03

Kommentare

  • jauchzerlejauchzerle

    6,272

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Nachtrag: ich hab das jetzt nochmal gelesen, ist schon lange her, als ich das geschrieben habe. Und mir fällt auf, daß ich jetzt vieles davon nicht mehr so präsent habe. Es hilft also Dinge aufzuschreiben, man bekommt wirklich den Kopf freier.
    Wenn ich mir diese Martyrien nicht mehr merken muss, verlieren sie ihren Schrecken.
  • PatyPaty

    2,953

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Oh man, Barbara, dass klingt wirklich schrecklich!

    Schade, dass man teilweise so unqualifiziertem Personal ausgeliefert ist!

    Zum glück kann man sich heutzutage besser informieren und die Geburt etwas, bzw. komplett mitgestalten.

    Alles Gute bei Nr.3
  • jumpyjumpy

    1,630

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ich konnte es bevor ich unseren kleinen hatte, nie nachvollziehen, warum muetter darunter leiden, dass die geburt nicht so geklappt hat, wie sie sich das gewuenscht haben.
    aber heute weiss ich es natuerlich besser.
    wir hatten ja auch einen schweren start, und ich kann dich komplett verstehen.
    irgendwie fehlt einem das "erfolgserlebnis", ich kann es nicht anders erklaeren.
    ich denke heute noch oft zurueck, und frage mich, wenn ich doch ein bisschen mehr gepresst haette, wenn ich etc besser gemacht haette, vielleicht waehre es dann die gburt geworden, die ich mir fuer mich und mein kind gewuenscht haette.
    das einzigste, was mir wirklich an die nieren geht, ist die tatsache, dass der kleine bestimmt unertraegliche schmerzen gehabt haben muss, als ihm die saugglocke auf den kopf gesetzt wurde, um ihn rauszuziehen.
    ich habe die schmezen ja einigermassen vergessen, aber wenn es da um das eigene kind geht, kriege ich heute noch bei dem gedanken daran gaensehaut. :nervous01:
  • Melli27Melli27

    328

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Barbara!

    :sad: Also da vergeht mir gleich kurzfristig die Lust am Babymachen, wobei man natürlich bedenken muss, das sowas doch eher die Ausnahme ist (hoff ich doch :roll: ).

    Wobei ich habe im letzten Jahr doch sicher so ziemlich jeden Geburtsbericht hier gelesen und muss sagen, dass ein reibungsloser Ablauf glaub ich doch eher die Ausnahme war, kann das sein? Bei so vielen hat es ewig gedauert oder es gab anderweitige Troubles. Ist da meine Hoffnung auf eine halbwegs reibungslose GEburt eher eine utopische Wunschvorstellung? Naja...

    Aber mich würde interessieren, wie denn die zweite Geburt verlaufen ist? Du hattest doch dazwischen noch eine, oder habe ich das falsch gelesen?
    Wie gings dir denn da?

    Lg Melli
  • stella_azurstella_azur

    3,009

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    hallo barbara, ich finde gut, daß du dir das alles "von der seele geschrieben hast".
    und ich wünsche dir gleichzeitig alles gute für die kommende geburt. du hast jetzt sicher genug wissen und auch selbstbewußtsein, um dich nicht nochmal so ärgern zu lassen.
    zu deinem trost: meine 3. geburt ging schnell und verlief unkompliziert. das wünsche ich dir auch.
    :fantasy05:
  • jauchzerlejauchzerle

    6,272

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    @ Melli, ja stimmt inzwischen hatte ich noch eine Geburt, die aber ein (3 Tage vorher) geplanter Kaiserschnitt war. Jakob war ziemlich dick aufgrund eine unerkannten Schwangerschaftdiabetes und so hatte mein FA deutlliche Befürchtungen in Bezug auf meine Beckengröße angemeldet.
    Das hat mri dann auch ganz schnell eingeleuchtet, schließlich hatte ich immer noch diese Enbtbindung im "Nacken" sitzen. Natürlich ist sowas gottseidank eine Ausnahme.
    Der KS verlief gut, und harmonisch.

    Während Jakobs ersten Lebenjahr kam Pascal wegen immer wiederkehrenden Migräneattacken in (eben genau dieses) Krankenhaus und da sprach mich die Ärztin auf die halbseitige Gesichtsnervenlähmung an. Vermutlich ist das ein Resultat dieser Geburt.

    Mit diesem Wissen im Hintergrund habe ich keine Probleme mein drittes Kind ebenfalls per KS auf die Welt zu bringen, es sei denn, es meldet sich ausreichend früh an, daß es noch durch mein Becken passt.
    Aber Experimente mit spontanen Entbindungen mache ich persönlich keine mehr.

    @ Stella: ja, ich denke mein Auftreten hat sich in den letzten 12 Jahren soch so geändert, daß viele Leute nicht mehr versuchen mich zu ärgern
    ;-)
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