der Versuch einer Hausgeburt - Dez. 2004 - vorsicht, lang!

AmönaAmöna

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bearbeitet 3. 11. 2005, 12:45 in Geburtsberichte
Am 18.12. war ich bereits in der SSW41+1 und hatte das Schwangersein einfach nur satt: ich wollte endlich mein Baby haben! Und da ja aufgrund der Übertragung eine Einleitung im KKH drohte, ich jedoch eine Hausgeburt anstrebte, fragte ich im Forum der Dezembermamis die dortige Hebamme um Rat. Sie empfahl mir, Nelkenöltampons zu verwenden, um Wehen auszulösen. Am Samstag habe ich es zweimal versucht, ohne Erfolg. Am Sonntag morgen, um 11 Uhr startete ich einen dritten Versuch. Zuerst ohne Resultat. Da es der erste richtig verschneite Tag in diesem Winter war, beschlossen mein Mann Oliver und ich um 13.30 Uhr, einen Spaziergang zu machen. Wir sind dann also mit dem Auto dorthin gefahren. Auf dem Weg dann die erste Wehe. Ich witzel noch so rum: „Pass nur auf, es geht heut doch noch los! Hahaha“. Dann am Parkplatz die nächste Wehe. Wir sind dann losgestiefelt, einen richtig romantischen Wanderweg entlang, quer durch den Wald, im teilweise fast knietiefen Schnee. Und: ab da kamen die Wehen alle 5 min bereits, mit einer Heftigkeit, dass ich bereits innehalten musste. Wir also auf schnellstem Weg wieder zum Auto zurück und nach Hause (14.45 Uhr). Wehen weiterhin alle 5 min. Zuhause haben wir und dann etwas zu Essen gekocht und gegessen und da die Wehen nicht aufhörten, hab ich noch schnell einen Kuchen gebacken – dass wir auch was Leckeres zum Essen da haben, wenn es dann ein freudiges Ereignis zu feiern gibt.

Um 16.30 Uhr riefen wir dann Karola an, da die Hebamme Simone, die uns eigentlich betreute, an diesem Wochenende ihr freies Wochenende hatte. Sie meinte, dass sie doch Simone anrufen würde, da eine weitere Frau gerade in den Wehen läge und Simone dann doch arbeiten müsse. Um 16.45 Uhr ging dann mein Schleimpfropf ab.

18.00Uhr: Simone kam vorbei zur ersten Untersuchung: Muttermund 2cm

Dann richteten wir die Wohnung zur Hausgeburt her: Heizstrahler aufstellen, Unterlagen bereitlegen, Lindenblütentee zur Dammmassage herrichten usw.

23.00 Uhr: wir riefen wieder Simone an, da die Wehen vom Schmerz her kaum noch auszuhalten waren und bereits alle 3 min kamen. Sie kam dann vorbei. Muttermund immer noch erst bei 2 cm. Ich war geschockt und Simone äußerte den Verdacht, dass meine Wehen zu häufig aufeinanderfolgen und zu schwach sind, um etwas zu bewirken. Sie hätte gerne, dass wir zur Klinik fahren, aber ich bin dagegen. Ich hatte mir doch soooo eine Hausgeburt gewünscht und war bereit, noch einiges auszuhalten, wenn nur dafür mein Traum von einer Hausgeburt in Erfüllung geht. Daraufhin gab mir Simone ein Zäpfchen, welches die Häufigkeit der Wehen minimieren sollte und dem Schmerz die Spitze nehmen sollte. Ich sollte mich hinlegen und etwas Kraft schöpfen. Leider bewirkte das Zäpfchen nicht viel und nach kurzer Ruhepause musste ich zur Toilette. Ich hatte mich gerade danach wieder hingelegt, als es zwischen meinen Beinen plötzlich feucht wurde: Blasensprung! Obwohl mein Baby ja mit dem Kopf bereits fest eingestellt war, kam doch noch eine überraschende Menge Fruchtwasser mit. Zum Glück hatte ich bereits eine Krankenunterlage im Bett liegen und eine Binde an. Durch den Blasensprung wurden die Wehen jetzt wieder heftiger und ich konnte sie nicht mehr richtig veratmen, so überwältigend war der Schmerz! Ich schrie nur noch! Oliver, mein Mann, rief dann um 3 Uhr wieder bei Simone an. Diese kam sofort (sie wohnt praktischerweise in der Nachbarschaft). Der Muttermundbefund: 3 cm. Simone zögert nicht mehr und schickt uns sofort ins KKH! Ich heule, denn genau dort wollte ich NIE entbinden! Ich bin wütend, traurig, enttäuscht, füge mich dann aber doch in unser Schicksal. Wir packen also einige Sachen zusammen, da ich keine Kliniktasche gerichtet hatte – ich hatte nie vor, in die Klinik zu gehen! Und es sah ja auch die ganze SS danach aus, dass alles problemlos verlaufen würde – eine ganz normale SS, ohne Risiken oder Komplikationen.

3.30Uhr: Ankunft im KKH: Aufnahme, Untersuchung, CTG. Muttermund immer noch 3cm. Beim CTG erste Auffälligkeiten bei den Herztönen des Babys. Also musste ich noch etwas länger am CTG bleiben. Die Auffälligkeiten schienen sich wieder zu beruhigen. Der Arzt schätzte das Baby auf 4300g und klärte uns über das Risiko auf, dass ein so großes Kind mit den Schultern stecken bleiben könnte. Da ich mich aber bereits über dieses Thema schlau gemacht hatte (es war ja keine Überraschung, dass unser Baby ziemlich groß ist), wusste ich, dass Babys zwischen 4000 und 4500g ein Risiko von 7% haben, stecken zu bleiben. Zudem hatte meine Hebamme ja auch durch bestimmte Handgriffe festgestellt, dass mein Becken wohl groß genug ist, um das Baby durchzulassen. Da schien mir das Risiko vertretbar, und ich entschied mich gegen den Kaiserschnitt. Der diensthabende Arzt war damit einverstanden, fand das Risiko ebenfalls vertretbar. Dann die Frage ob mit PDA oder ohne: ich wollte keine. Ich wollte die Geburt erleben, so wie sie war. Die Wehen waren jetzt wieder im 5 min Rhythmus.

Nun hieß es bis um 6.30 Uhr abzuwarten, bis der Schichtwechsel war, da die diensthabende Hebamme meinte, so früh würden sie keine Geburten einleiten. Na toll! Ich liege also weiterhin da, ans CTG angeschlossen, kann mich vor Schmerzen nicht mehr rühren und wehe sinnlos vor mich hin.

6.30 Uhr: Die neue Hebamme (Silke) kam und untersuchte mich: Muttermund immer noch erst bei 3cm. Wir beschlossen, dass ich an den Wehentropf (Oxytocin) komme. Außerdem gab sie mir noch Buscopan und eine Schmerzspritze in den Po, damit ich etwas entspannen kann. Ich döste daraufhin auch tatsächlich immer wieder in den Wehenpausen ein und schaffte es, wieder etwas Kraft zu tanken.

Um 8 Uhr spürte ich die ersten Presswehen. Eine Untersuchung ergibt: Muttermund bei 7cm, Gebärmutterhals verstrichen, nur noch ein Rand steht. Hurra! Endlich tut sich was und es zeigen sich Erfolge!!! Ich gewinne daraufhin wieder neue Kraft. Am CTG zeigten sich leider immer wieder Unregelmäßigkeiten bei den kindlichen Herztönen. Der diensthabende Gynäkologe kam und nahm den Ausdruck mit, um ihn auszuwerten. Evtl. drohte uns nun ein Notkaiserschnitt.

Um 9 Uhr war dann der Muttermund auf 8cm, der Gebärmutterhals ganz verstrichen. Der Gynäkologe beschloss mit der Hebamme, dass man das Risiko einer vaginalen Geburt eingehen könne und daraufhin werde ich in den Kreissaal verlegt. Dort darf ich nochmals zur Toilette, und zum zigsten Mal im Verlauf der Wehen habe ich Durchfall. Ich wunderte mich, wo das alles herkommt *gg*

Dann sollte ich mich aufs Bett legen, auf die Seite, und wieder hatte ich starken Pressdrang. Die Hebamme erlaubte mir endlich, leicht mitzuschieben. Bis um 11.15 Uhr presste ich nun in verschiedenen Positionen, es ging voran, langsam, aber immerhin. Leider sank nun immer häufiger die Herzfrequenz des Babys auf unter 100, es wird klar, dass es eng wird und die Geburt nun schnell beendet werden muss. Die Hebamme bat mich deshalb, mich auf den Rücken zu legen (eine Position, in der ich NIE mein Baby bekommen wollte), der Arzt kam hinzu. Ich bekam mehrmals Buscopan nachgespritzt. Inzwischen lag das Baby am Scheidenausgang, ich durfte die Haare anfassen – WAHNSINN!!!!

Aber dann: die Wehen hörten auf, obwohl der Wehentropf auf voller Pulle lief: meine Gebärmutter war am Ende! Ich konnte das Kind nicht mittels Wehen auf die Welt pressen – es musste ohne Wehen gehen! So wurden um 11.20 Uhr noch eine Hebamme und eine Hebammenschülerin hinzugeholt: mein Mann hielt meinen Kopf, damit ich ihn leichter nach vorne bringen konnte, um mich nach vorne zu krümmen. Die ältere Hebamme drückte den Po des Kindes von oben in Richtung Scheidenausgang. Die Hebammenschülerin musste mein linkes Bein halten, die Hebamme Silke versuchte, den Kopf meines Babys zu fassen zu bekommen und der Arzt stand mit dem Skalpell bereit (dass es einen Schnitt bräuchte, war mir klar, das war keine Überraschung). So presse ich ohne Wehen, unter Aufbietung aller Kraft und allen Willens, versuche, die leichten Wehen, die ab und zu noch kommen, auszunützen. Und auch der Arzt versucht, so eine leichte Wehe zu erwischen – was nicht gelingt, und so schneidet er mich, ohne Wehe - autsch!!!

Endlich, um 11.51 Uhr wird das Baby geboren. Doch welch ein Schock: es atmet nicht, hat die Nabelschnur um den Hals und wird daher sofort abgenabelt. Wie schön hatten wir uns diesen Moment doch vorgestellt: Oliver sollte abnabeln, nachdem die Nabelschnur auspulsiert hat, das Baby sollte dabei auf meinem Bauch liegen. Dann wollte ich es anlegen. Na Pustekuchen! Das Baby kommt sofort von mir weg, ein Kinderarzt steht mit einer Kinderkrankenschwester bereit, es wird sofort abgesaugt und beatmet (später erfahren wir die Apgarwerte: 4 6 8!!!). Oliver kommt zu mir und sagt: „Ein Mädchen, es ist ein Mädchen“ Und ich frag andauernd: „ Lebt sie?“

Endlich: nach 1 – 2 Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkommen, erste Geräusche vom Baby und erste Bewegungen!!!! Sie lebt!!!!

Amöna wird in ein Handtuch gewickelt und ich bekomme sie kurz auf den Arm, aber nur für die Dauer von zwei Fotos, dann kommt sie sofort in den bereitstehenden Inkubator und wird auf die Kinderintensivstation gefahren. Es heißt, ich kann sie in zwei Stunden besuchen kommen.

Dann zeigt mir Silke die Nachgeburt: sie ist bereits im Abbau, es war also höchste Zeit, dass das Baby geboren wurde! Außerdem ist sie ganz schön groß gewesen! Whow!

Als sie weg ist, werde ich genäht (Dammschnitt plus Dammriss 2. Grades). Der Arzt holt die Oberärztin dazu, die gucken muss, ob nicht doch mein Schließmuskel betroffen ist – ist er nicht. Und unter den scharfen Augen meines Mannes näht der Arzt mich fertig. Das dauert so ca. 20-30 min.

Ich werde dann auf ein normales Krankenhausbett gelegt und bekomme endlich was zu essen (nachdem ich die Schwestern kurz ins Schwitzen gebracht hab, mir was veganes zu besorgen).

Danach werde ich in mein Zimmer gebracht, wo ich mich ausruhe, bis es Zeit ist, zu Amöna zu sehen. Um 14.30 Uhr endlich ist es so weit: ich darf mein Baby sehen. Da liegt sie in ihrem Wärmebett, umgeben von Kabeln und Monitoren. Sie sieht sooo süß aus und mir kommen die Tränen. Doch erst um 23 Uhr darf ich sie dann schließlich anlegen und auf den Arm nehmen.

Kommentare

  • stella_azurstella_azur

    3,009

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    da hat noch keiner was geschrieben?
    herzlichen glückwunsch noch nachträglich.
    ein interessanter bericht!
    schön, daß du noch die chance hattest, deine maus so auf die welt zu bringen.

    und ich habe gerade auf deiner seite gelesen: sie war 57 cm. boah :shock: .
  • PaminaPamina

    820

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    :bounce02: Herzlichen Glückwunsch nachträglich auch noch von mir.

    Schön, dass alles gut ausging!
  • EowynEowyn

    27,156

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Auch wenn es nicht so gelaufen ist wie ihr es euch gewünscht hattet: ein toller Bericht! Ich hoffe du konntest dich damit anfreunden, dass aus der Hausgeburt nichts geworden ist. Immerhin hat es noch ohne Kaiserschnitt geklappt. :grin:
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