Die "Geburt zum Abgewöhnen"

Krabbe PetraKrabbe Petra

1,768

bearbeitet 4. 11. 2005, 20:21 in Geburtsberichte
So habe ich hinterher die Geburt meiner Tochter Rebekka genannt.

Nach bereits zwei Kindern und einer gescheiterten Ehe, habe ich es mit meinem neuen Mann noch mal versucht. Nach nur 3 Monaten probieren war ich wieder schwanger.

In der Schwangerschaft ging es mir gar nicht gut. Ich hatte das Gefühl, alle Beschwerden waren besonders stark ausgeprägt, was natürlich eine subjektive Betrachtung war. Am schlimmsten hat es mich jedoch belastet, dass ich einfach nicht aufhörte zuzunehmen. Ich habe mich nie zuvor so gesund ernährt wie in dieser Schwangerschaft und trotzdem explodierte mein Gewicht regelrecht. Es war übrigens definitiv keine Diabetes und auch sonst wurde nichts gefunden, was die übermäßige Gewichtszunahme erklärt hätte. Allerdings wurde kein Hormontest gemacht und eine andere FA meinte später, das könnte der Grund gewesen sein.

Aber weiter. Zum Glück war mein Mann in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft arbeitslos und konnte mich so wunderbar unterstützen. In den letzten Wochen konnte ich praktisch kaum noch laufen, so schwer belastete das Gewicht meine Knochen und drückte der Bauch nach unten. Ich hatte wochenlang Vorwehen, Senkwehen etc. und war zum errechneten Termin (29.12.) schon unglücklich, dass das Baby noch immer nicht da war.

Dann blieben die Wehen am 31.12. aus. Es war nichts mehr. Einerseits war ich total verwirrt, andererseits auch irgendwie erleichtert über die "Verschnaufpause". Als mich dann abends der Mann einer Freundin anrief, die mit mir zusammen schwanger gewesen war, und mir berichtete, dass seine Frau entbunden hatte (sie hatte 3 Tage vor mir Termin), bekam ich einen Heulkrampf. Auch am 1.1. tat sich absolut nichts.

In der Nacht zum 2.1. fingen dann die Wehen wieder an. Obwohl es schon mein drittes Kind war, war ich nicht sicher, ob es jetzt auch wirklich los geht. Mein Mann hatte ausgerechnet an dem Tag seinen ersten Arbeitstag wo er auch seinen Vertrag unterschreiben sollte. Um 7 Uhr fragte er mich, ob er losfahren sollte. Ich meinte zu dem Zeitpunkt noch, die Wehen wären nicht stärker als vorher, er könne ruhig fahren. Aber um 9 Uhr war mir klar, es geht doch los. Ich rief ihn an und bat ihn zurück zu kommen. Leider war es leichter gesagt als getan, denn er musste die 70 km mit dem Zug zurücklegen und dafür auch noch drei Mal umsteigen. Nun hatte er gerade das erste Mal den Zug gewechselt und musste warten, dass er wieder zurück fahren konnte. Telefonisch konnte er es klären, dass er erst später kommen würde. "Aber bis 20 Uhr müssen sie spätestens dagewesen sein und den Vertrag unterschrieben haben." Nun ja, ich war zuversichtlich, dass ich das schaffen würde.

Um 10 Uhr sollte ich sowieso zur Kontrolle ins KH, so dass der frischgebackene Papa meiner Freundin sich schon vorher bereit erklärt hatte, mich zu dem Termin zu fahren. Als er dann kurz vor 10 Uhr da war, schaute er nicht schlecht, dass er von meinem Mann mit dem Klinikkoffer empfangen wurde. Aber er schaltete sofort. Zum Glück war es zum Krankenhaus nicht weit. Er besorgte mir einen Rollstuhl und schickte uns zum Kreisssaal. Dort angekommen war die Hebamme erst noch ganz ruhig, aber als sie feststellte, dass der Muttermund schon 8 cm auf war, hatte sie es eiliger. ;-) Ich konnte die Wehen so prima veratmen, dass es wohl nicht so aussah, dass ich schon so weit war. Sie schickte meinen Mann sofort zur Anmeldung und bereitete alles vor. Nur mein Mann kam einfach nicht wieder. Ich wurde richtig unruhig. Was war geschehen? Er hatte den anderen Papa getroffen und sich mit ihm unterhalten. Erst als er erwähnte, dass der Muttermund bei mir schon 8 cm auf war, wurde ihm ziemlich deutlich vom anderen Papa klar gemacht, dass es jetzt nicht mehr lange dauern würde und mein Mann kam zurück.

Die Hebamme schätzte, dass es noch eine halbe Stunde dauern würde. Aber nach einer halben Stunde war noch immer nichts weiter gegangen. Daraufhin schlug sie vor, die Fruchtblase aufzustechen. Davor hatte ich ziemliche Angst, denn beim ersten Kind wurde das auch gemacht und ich hatte dann richtiger Hammerwehen bekommen. Aber damals lag ich auch noch zusätzlich am Wehentropf und das hatte ich aktuell vergessen. Die Hebamme setzte sich aber durch und kaum war die Fruchtblase auf, bekam ich auch Presswehen. Aber dann merkten wir (die Hebamme und ich), dass was nicht stimmte. Sie meinte, das Kind kommt nicht um die Kurve. Was das heißen sollte, war mir zuerst nicht klar, aber ich merkte, dass sich trotz Presswehen gar nichts tat. Also "Stellungswechsel". Und so habe ich dann mit einer riesen Anstrengung in Hundestellung und kräftiger Rückenmassage der Hebamme meine Rebekka geboren. Nix von wegen erst das Köpfchen und mit der nächsten Wehe der Rest. Sie flutschte in einem Schwung heraus. Der Arzt hatte zwei Dammschnitte gesetzt um es leichter zu machen.

Hinterher war die arme Hebamme richtig fertig. Sie legte das Baby unter die Wärmelampe und ließ sich regelrecht auf den Hocker neben mir plumpsen. Dann tätschelte sie nur meine Hand. Ich dachte nur, warum kümmert sie sich nicht um das Baby? Dann schrie Rebekka und die Hebamme ging sofort zu ihr. Tja, die Hebamme muss wirklich fertig gewesen sein, denn sowohl im Mutterpass als auch im Untersuchungsheft trug sie "männlich" ein. Und dass Rebekka ein Sternenguckerkind war, hat sie leider auch nicht vermerkt.

Um 15 Uhr war ich auf Station und mein Mann konnte sich auf den Weg zu seiner neuen Arbeitsstelle machen. So kam er auch dort noch rechtzeitig an. Und da es ein Donnerstag war, war er am Freitagnachmittag auch schon wieder zurück. Naja, durch die zwei Dammschnitte konnte ich zwar nicht ganz so schnell wieder sitzen, aber es ging doch relativ gut. Und nun, wo schon fast 3 Jahre vergangen sind, versuchen wir es doch wieder mit einem Baby. Also ganz so sehr "zum Abgewöhnen" war es wohl doch nicht. ;-)

LG
Petra

Kommentare

  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Also dein Bericht liest sich ja trotz der Schwierigkeiten doch sehr lustig. :grin:
    Nachträglich nochmal Herzlichen Glückwunsch! Und auch zu den andern Beiden ;-)
    Ansonsten drücke ich dir die Daumen, das euer Wunsch bald in Erfüllung geht :fantasy05:
  • Krabbe PetraKrabbe Petra

    1,768

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Naja, so im nachhinein war es irgendwie auch ziemlich chaotisch und komisch. Ich glaube, wenn ich nicht selbst betroffen gewesen wäre, hätte ich es damals schon komisch gefunden. Und in nachhinein haben wir noch lange Witze darüber gemacht, dass unsere Tochter schon in den ersten Tagen nach der Geburt eine "Geschlechtsumwandlung" hatte.

    LG
    Petra
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