Geburtsbericht Ladis Jérôme (Frühgeburt 34+0)

bearbeitet 2. 04. 2004, 19:24 in Geburtsberichte
Nachdem ich wochenlang abgetaucht bin, hier nun ein Lebenszeichen und der Grund für meine Abwesenheit: Die Geburt hat mich ziemlich überrascht, und die Zeit, in der mein Kind in der Klinik war, war sehr belastend. Naja, und danach die Eingewöhnungszeit zuhause... :-)

Der Geburtsbericht:

Ladis Jérôme, *26.2.2004, 2270g, 42,5cm

Eigentlich gab es keine besonderen Anzeichen für eine drohende Frühgeburt. Es ging mir um diese Zeit - 34. Schwangerschaftswoche - zwar körperlich nicht toll, aber auch nicht richtig schlecht. Irgendwie muss ich aber etwas gespürt haben; in der Woche vor der Geburt fühlte ich mich jedenfalls zu verstärkten Nestbauaktionen getrieben, und ständig beschäftigte mich der Gedanke an die Geburt.

Am Montag, den 23.2., musste ich "dringend" in die Stadt, weil ich es nicht mehr ertragen konnte, dass wir noch keine Bettlaken für das Bett unseres Kleinen hatten, und außerdem unbedingt Nachthemden für die Entbindung kaufen wollte - das kam dann gerade noch rechtzeitig. Abends war der letzte Termin unseres Geburtsvorbereitungskurses. Von allen Teilnehmerinnen war ich die mit dem am weitesten hinten liegenden Entbindungstermin (7.4.) - die anderen waren bis zu fünf Wochen weiter als ich, und wir rätselten, wer wohl zuerst sein Baby bekommen würde...

Nachts schlief ich, wie immer in diesem Stadium der Schwangerschaft, nicht gut, oder besser gesagt, ich schlief fast überhaupt nicht. Um viertel vor drei machte sich auf einmal ein äußerst unangenehmes Ziehen im Unterleib bemerkbar, das sich wie sehr starke Regelschmerzen anfühlte und ca. eine Minute anhielt. Als das das dritte Mal hintereinander - in Abständen von 8-10 Minuten - passiert war, bekam ich Angst und weckte Lorenz. Lorenz glaubte natürlich, ich bilde mir mal wieder irgendetwas ein, murmelte etwas von Senkwehen und sagte, ich solle wieder schlafengehen. Ich versuchte, den Rat zu befolgen, hatte aber mittlerweile wirklich Panik und im übrigen auch Schmerzen. Nach vier weiteren Wehen beschloss ich gegen viertel vor vier, mir eine Badewanne einzulassen. Ich weckte Lorenz noch einmal und sagte ihm, wenn die Badewanne nichts helfe, dann müssten wir in die Klinik fahren. Seine Hauptsorge war, ich könne in der Badewanne einschlafen und ertrinken!

Ich saß also in der Wanne, hatte zwei weitere Wehen, und auf einmal setzte eine heftige Blutung ein. Eine Viertelstunde später saßen wir im Taxi in die Uniklinik mit einem hastig zusammengepackten Rucksack. Die Wehen waren schon so stark, dass ich sie veratmen musste. Als wir in der Klinik ankamen, kamen sie im Sechs-Minuten-Abstand. Eine nette Hebamme nahm uns in Empfang, untersuchte mich und stellte fest, dass tatsächlich die Geburt begonnen hatte. Sie hängte mich erst mal ans CTG, das gute Herztöne zeigte; dann machte ein Arzt einen Ultraschall und noch ein paar andere Untersuchungen. Er kam zu dem Ergebnis, dass es keine bedrohliche Ursache für die Blutung gebe, dass es dem Kind gutgehe und sich der Versuch lohnen würde, die Geburt zwei Tage aufzuhalten, um dem Kleinen mit Lungenreifungsspritzen bessere Startchancen zu verschaffen - schließlich waren es noch mehr als sechs Wochen bis zum errechneten Termin.
Ich bekam also die Lungenreifungsspritze und wurde an einen wehenhemmenden Tropf gehängt, der tatsächlich innerhalb von zwei Stunden wirkte. Irgendwann morgens kam ich auf ein Bett auf der Station, wo ich den Dienstag und Mittwoch mit Bettruhe und Tropf verbrachte.

Den Ärzten zufolge bestanden durchaus Chancen, dass der Tropf die Wehen dauerhaft abstellen würde, aber irgendwie war mir klar, dass das Kind rauswollte. In der Nacht auf Mittwoch ging der Schleimpfropf ab; am Mittwoch war mir den ganzen Tag etwas übel, und ich hatte Durchfall. Die Dosis des Wehenhemmers wurde langsam reduziert, und um 17 Uhr wurde der Tropf abgenommen. Die ersten, zunächst schmerzlosen, Kontraktionen ließen nicht lang auf sich warten.
Um ca. acht Uhr abends wurden die Wehen ziehend und schmerzhafter. Ungefähr eine halbe Stunde darauf, kurz nach Lorenz' Ankunft (er hatte im Schneechaos im Stau gestanden) platzte mit einem großen Platsch die Fruchtblase. Von da an wurden die Wehen sehr schnell heftiger. Laut Ärztin ging die Geburt voran, aber der Befund war noch nicht so, dass ich in den Kreißsaal müsste; ich sollte erst mal im Zimmer bleiben. Dagegen rebellierte ich aber, weil ich das Gefühl hatte, dass die Geburt viel schneller ging, als die Ärztin und Schwestern das einschätzten - außerdem hielt ich ein Zweibettzimmer für keinen geeigneten Ort, um meine Wehen zu verarbeiten.

Nachdem Lorenz und ich noch eine Weile durch den Gang gewandert waren - bei jeder Wehe hängte ich mich an ihn an - kamen wir um ca. zehn Uhr abends in den Kreißsaal, wo uns eine liebe Hebamme namens Kim empfing. Das angebotene Schmerzmittel lehnte ich zunächst ab, obwohl die Wehen langsam schwer erträglich waren. Nach einem weiteren CTG - das ich als extrem nervig empfand, aber die Frühgeburtlichkeit ließ mir nicht so viel Verhandlungsspielraum - stellte Kim eine Muttermundöffnung von gerade mal 3cm fest, was ich angesichts der Schmerzen als ziemlich entmutigend empfand.

Ich nahm das Angebot, in die Badewanne zu wechseln, dankbar an. Die große Geburtswanne war wirklich gemütlich, und eine Zeitlang konnte ich in den Wehenpausen gut entspannen. Das Problem war, dass die Pausen irgendwann ausblieben und der Druck aufs Kreuzbein unerträglich wurde. Als ich schließlich aus der Wanne kam und der Befund bloß 6cm lautete, war ich ziemlich am Ende und bat um eine PDA - es war einfach nicht mehr auszuhalten.

Das Kind hatte aber andere Vorstellungen. Als der Anästhesist sich einige extrem heftige Wehen später gerade herbequemt hatte, spürte ich auf einmal ein starkes Brennen, und die Hebamme verkündete mir etwas verblüfft, dass der Muttermund vollständig eröffnet sei und das Kind genau jetzt nach draußen wolle. Gleichzeitig kam eine kleine Verschnaufpause, die mir wieder etwas Kraft verschaffte, und dann setzten langsam Presswehen ein. Der Anästhesist verschwand wieder, und stattdessen kam ein Kinderarzt mit einer Kinderkrankenschwester, um das Kind in Empfang zu nehmen, was mir Hoffnung gab, dass das Ende nah war.

Irgendwann war auch die Oberärztin aufgetaucht und meinte, da die erste Phase der Presswehen nicht den erhofften Fortschritt brachte, mir schlaue Vorträge halten zu müssen, was ich sehr ungnädig aufnahm. Das Kind schien anfangs einfach nicht weiter nach unten zu rutschen, obwohl ich vom Sitzen ins Liegen auf den Rücken, auf die Seite und wieder ins Sitzen bugsiert wurde und mich wirklich bemühte, irgendwie mitzumachen. Schließich endete ich wieder in einer aufrechten Sitzposition und hatte auf einmal heftigsten Pressdrang und vor allem einfach genug von den Schmerzen. Ich wollte das Kind draußen haben, egal wie weh es tat - das war der einzige Weg, um alles hinter mich zu bringen. Weit weg hörte ich Lorenz etwas von Haaren erzählen, presste und schob gegen den irrsinnigen Widerstand an, und plötzlich war der Kopf draußen; wenige Sekunden später - um 1.02 Uhr am Donnerstag morgen - flutschte das ganze kleine Wesen nach. Ich hatte die ganze Zeit gewusst, dass mit ihm alles in Ordnung war, und das bewahrheitete sich, als er direkt einen w&uum;tenden, empörten Schrei ausstieß. Er wurde direkt abgenabelt und dem Kinderarzt in die Hand gedrückt - ich hatte es immerhin geschafft, einen Blick zwischen die Beine zu erhaschen und die eindeutige Diagnose "Wir haben einen Jungen" zu stellen, die ich in meinem unendlichen Glück nicht müde wurde zu wiederholen (es war wirklich eine der besten Entscheidungen der Schwangerschaft, sich vom Geschlecht überraschen zu lassen!).

Da es dem Kleinen den Umständen entsprechend gut ging (Apgar 9/9/9), bekam ich ihn auf mein Bitten für eine Minute in den Arm, bevor er in die Intensivstation kam und ich verarztet wurde - ich hatte einen kleinen Riss und ziemlich starken Blutverlust.

Lorenz konnte das Kind fast direkt besuchen, und bevor ich einige Stunden wieder auf die Station kam, wurde ich im Rollstuhl zu ihm gefahren und konnte ihn ebenfalls streicheln und bewundern.

Der Kleine wog 2270g, war 42,5cm lang und hatte einen Kopfumfang von 32cm.

Direkt am Morgen nach der Geburt begann ich mit dem Abpumpen, was zum Glück wunderbar funktioniert, so dass Ladis komplett mit meiner Milch ernährt wird. Seinen Namen erhielt er am Abend dieses seines ersten Lebenstages, nachdem Lorenz und ich Zeit gefunden hatten, das Ereignis zu verarbeiten. Direkt am nächsten Tag wurde unser Sohn in die Kinderklinik verlegt - er hatte von Anfang an keine Atmungsprobleme und brauchte keine Intensivbehandlung.

In der Kinderklinik musste dann erst mal eine heftige Gelbsucht behandelt werden. Ansonsten war die Ernährung das Hauptproblem. Der Kleine wurde mit meiner Muttermilch (die überreichlich fließt) durch eine Magensonde ernährt; Flasche, Brusthütchen etc. habe ich abgelehnt, weil ich mir keine Stillprobleme einhandeln wollte. Wir haben jeden Tag zweimal ausdauernd das Anlegen geübt. Am 11. Lebenstag hat es dann auf einmal geklappt, und Ladis hat gut an der Brust getrunken. Einen Tag später bot mir die Klinik an, mit ihm in ihr Mama-Kind-Zimmer zu ziehen, um zu überwachen, dass er genug Milch zu sich nimmt und weiter zunimmt, wenn ich ihn voll stille. Ich nahm das Angebot natürlich an und blieb vier Tage mit dem Kleinen in der Klinik. Er trank sich satt, wuchs und gedieh, und am 13. März wurde er endlich entlassen. Jetzt versuche ich, meine Milchmenge zu reduzieren, um endlich von der blöden Pumpe loszukommen! Aber Hauptsache, Ladis trinkt und wächst, und beides tut er. Ansonsten scheint er sich zuhause richtig wohlzufühlen. :-)

Kommentare

  • quandelequandele

    1,868

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Johanna,

    ich hatte mir schon etwas Sorgen gemacht, sehe aber nun, dass es Euch, zum Glück, (wieder) gut geht!

    Ganz herzlich möchte ich zur Geburt Deines Sohnes gratulieren, dass Ihr das Geschehen gut verarbeiten könnt und vor allem, dass Ihr eine schöne und möglichst problemlose Kennenlernzeit vor Euch habt.

    Laßt es Euch gut gehen und bald wieder von Euch hören!!!
  • DesdemonaDesdemona

    956

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Trotz des schweren Starts wünsche ich Euch Dreien alles Liebe und :happy01: dem kleine Fratz.
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Liebe Johanna,

    Herzlichen Glückwunsch!!!
    Da bin ich aber froh, zu hören dass es Dir und Deinem Baby wieder gut geht. Hatte mich auch schon gewundert, so gar nix mehr von Dir zu lesen.
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Von mir auch alles Liebe für euch und herzlichen Glückwunsch! :fantasy05:
  • momomomo

    937

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Von mir auch Herzlichen Glückwunsch zu Euerem starken Sohnemann !!!!
  • LucaLuca

    1,305

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    von mir auch herzlichen glückwunsch :happy01:
  • AurynellaAurynella

    187

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Herzlichen Glückwunsch auch von mir! :grin:
    Freu mich total für euch, dass trotz der frühen Geburt alles so gut geklappt hat! :fun04:
  • griddi169griddi169

    389

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Johanna,
    hatte dich schon vermisst ...
    :happy01: auch von mir.

    Liebe Grüße
    Gritt+Pünktchen
    (ET 02.05.2004)
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