Meine Freundin wird abtreiben

PaminaPamina

820

bearbeitet 18. 12. 2005, 14:10 in Kummerkasten
... eine Bitte vorweg, wenn ich das Thema diskutieren wollte, hätte ich beim heißen Thema weitergeschrieben, aber eigentlich wollte ich hier meine Kummer ablegen.

Ich muß etwas weiter ausholen. Meine Freundin, 23, war drogenabhängig und wurde schwanger, in der SS ging es ihr sehr schlecht, sie hat die ganzen 40 Wochen gek****. Seit dieser SS bekommt sie auch Polamidon, ein Ersatz für die Droge, ähnlich Methadon.

Ihr Sohn kam kerngesund auf die Welt und ist 3 Jahre alt. Der Kindsvater ist noch immer drogenabhängig, hat vor einem halben Jahr den Führerschein wegen Trunkenheit verloren und arbeitet, wenn überhaupt, dann schwarz. Das heißt, sie bekommen beide HartzIV.

Meine Freundin versucht, eine Ausbildungsstelle zu finden, bzw, hat sie sich für die Abendschule angemeldet, um den RS-Abschluß zu machen. Unterstützung von verwandtschaftlicher Seite gibt es nur von ihrem Vater ab und zu. Sie hat keine Familie, die mal Babysitter machen könnte, damit sie z.B. auf 400 Euro Basis arbeiten kann. Ihr Freund, mit dem sie mal auseinander war, und der wieder bei ihr wohnt, ist so inkonsequent, was Erziehung angeht, dass sie ihn kaum mit dem Kleinen allein lassen kann / will (schokolade, Chips, Fernseher... alles bekommt der Kleine, wenn sie es nicht verhindert).

Sie ist dabei, runter zu dosieren, um endlich ganz von der Droge wegzukommen (also vom Ersatz) und den FS machen zu können usw.

Nun ja, durch die Übelkeit die sie durch das Herunterdosieren hatte (mit entsprechenden Folgen) wirkte die Pille nicht und nun ist sie wieder schwanger. Und sie will abtreiben, weil sie sagt, sie weiß nicht ob sie die Kraft für ein zweites Kind hat, sie will endlich arbeiten gehen können, unabhängig vom Kindsvater sein...

Ich bin normalerweise der Meinung, dass Frauen das recht zur Selbstbestimmung haben, auch was das Thema Abtreibung angeht. Aber hier hänge ich emotional noch so mit drin, auch durch meinen eigenen Sohn, dass ich sie nicht verstehen kann.

Im Prinzip lässt sie doch das Kind mit dem Leben dafür zahlen, dass sie zu doof (*sorry*) zum sicheren Verhüten war. Dieses keine Kraft für ein zweiter Kind haben hängt sicher auch damit zusammen, dass sie eben kaum Nahrung bei sich behält und einen recht fordernden 3jährigen hat. Und eigentlich bin ich der Meinung, dass Kinder dann kommen, wenn es für die Eltern der richtige Zeitpunkt ist (also so eher ein schicksalhaftes Denken, aber das ist eben mein Denken, ich erwarte da nicht, dass das Jemand teilt).

Mein Problem ist: In diesem Fall sehe ich die absolute Notwendigkeit nicht zur Abtreibung. Wenn sie sich (wie ich es ihr schon vor 1,5 Jahren geraten habe) auf die Socken gemacht hätte, sich endgültig vom Freund getrennt hätte, und ihrem Sohn zuliebe feste Besuchszeiten eingefühtr hätte, hätte sie es einfacher, denn dann würde ihr Freund ihr nicht noch zusätzlich auf der Tasche liegen... (ja okay, ich halte nichts von dem Typ, gebe ich ja zu. Er behindert sie eben... und das weiß sie auch. Nur im Moment ist grad wieder alles in Butter - klar, sie trägt ja auch sein kind :???: )

Diese Abtreibung ist für mich eher Mord als eine Notwendigkeit. Und deswegen weiß ich nicht, wie ich in Zukunft mit ihr umgehen soll. Ich mag sie, aber diese Abtreibung. Andererseit - woher nehme ich das Recht, sie innerlich so zu verurteilen?

Kann mir jemand helfen, in diesem Zwiespalt Klarheit zu gewinnen?

Sorry, ich glaub das ist jetzt ziemlich lang geworden :oops:

Kommentare

  • coracora

    6,187

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ich glaube, du sagst da am schluss was wahres - du solltest sie einfach nicht verurteilen. Egal, aus welchen Grüdnen man abtreibt, ich glaube nicht, dass man sich die Entscheidung je einfach macht. Es wird für sie schwer genug sein, damit umzugehen. Sei lieber als Freundin für sie da als sie zu verurteilen. ;-)

    Du musst es nicht verstehen, du musst es nicht mal gutheißen, aber für sie da sein.

    Ganz ehrlich - ich kann es nachvollziehen bei ihr.
    Ich finde Abtreibung nicht gut, aber ich denke, dass soltte jede Frau selber entscheiden dürfen.
  • EowynEowyn

    27,156

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    War sie denn schon zur Beratung? Ich meine damit, ob ihr Entschluss schon völlig fest steht. Wenn sie selber noch schwankt, könnte sie bei der Beratung eventuell noch Unterstützung und Lösungsmöglichkeiten für die verschiedenen Probleme bekommen.

    Letzten Endes kannst du als Freundin nur für sie da sein, egal wie sie sich entscheidet. Biete Hilfe an, für den Fall, dass sie sich doch noch für das Kind entscheidet. Und versuche sie nicht zu verurteilen, wenn sie sich dem nicht gewachsen fühlt.
  • manuelsmamamanuelsmama

    1,263

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Schwierige Sache...
    Du schreibst was von deinem eigenen Sohn, was dich sehr parteiisch werden läßt (was das ist weiß ich nicht) aber genau da liegt der Knackpunkt.
    Es verletzt dich, beschäftigt dich und du findest es nicht gut.
    Mir würde es sicher genauso gehen (nur, damit du weißt, dass ich nicht gegen dich spreche).
    Aber: sie hat dieses Leben, sie hat sich dafür entschieden und sie ist auf Ersatzdroge und sie hat diesen Freund und dieses Kind.
    Wenn sie also sich entscheidet, dass es ihr zuviel ist, ist das, weil sie genau weiß, dass sie es so nicht schaffen kann. Denn anscheinend muss sie das wohl alleine durchziehen und bekommt vom Freund keine Hilfe.
    Man muss auch die Sichtweise des Kindes sehen (ganz abgesehen davon, wie schlimm eine Abtreibung wohl sein muss). Hat es, wenn es gegen den Willen der Mutter auf die Welt kommt, eine Chance auf ein einigermaßen schönes Leben? Wird es Liebe bekommen? Was leben ihm die Eltern vor?
    Verstehst du was ich sagen will?
    Das Einzige was du machen kannst (falls du das nicht schon getan hast) ist: sehr viel mir ihr reden, für sie da sein, ihr die positiven Seiten aufzeigen, ihr Hilfe anbieten falls sie sich für das Kind entscheidet und ihr sagen, dass du ihr dann unterstützend zur Seite stehst (falls du das willst und kannst). Falls sie sich aber doch für Abtreibung entscheidet musst du das akzeptieren und ihr auch dann zur Seite stehen.
    Meinst du, das hilft dir ein bisschen weiter?
  • PaminaPamina

    820

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    sie hatte noch keine Beratung, wird aber auf jeden fall abtreiben.

    ich denke ich bin parteiisch, eben weil ich sie sehe und meinen Sohn sehe und denke, dass sie einem (hilflosen) Kind das Leben verweigert - es ist einfach nur eine emotionale Sache.

    Sicher haben wir geredet und ich habe ihr meine Meinung dazu gesagt und sie hat mir ihre Entscheidung erklärt... aber ich fürchte, ich kann ihr "hinterher" nicht mehr so unbefangen gegenübertreten, obwohl ich sie rational nicht verurteilen will, es aber emotional doch tue - versteht ihr wie ich das meine?
  • stella_azurstella_azur

    3,009

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    hallo pamina,

    deine freundin hat es weißgott nicht leicht. ihre situation, das bemühen um einen schulabschluß, der versuch, eine ausbildung zu machen, die mangelnde unterstützung, der drogensüchtige kindsvater... . ihre eigene (überwundene?) drogensucht. ich finde es schön, daß es ihrem 3jährigem gutgeht.

    ich bin absolut kein abtreibungsbefürworter. aber sie wird wohl ihr schicksal selber in die hand nehmen und - für mich ist es auch mord - aber ich würde ihr trotzdem keine vorwürfe machen. es fällt mir schwer, bei einer abtreibung von verantwortungsgefühl zu sprechen, aber ich meine, in diese richtung werden ihre gedanken gehen.

    mach ihr bitte kein schlechtes gewissen, ich denke, keine frau macht sich so eine entscheidung nicht leicht und wenn sie noch zur beratung geht - vielleicht ändert sich ihr entschluß noch.

    meine freundin hat damals, als ich mit dem 4. schwanger wurde, gesagt - egal, wie du dich entscheidest - ich bin für dich da. sie wäre mit mir auch mit ins krankenhaus zur unterstützung gegangen. das hat mich sehr beeindruckt. sie freut sich natürlich, daß ich mich für das krümelchen entschieden habe.
  • manuelsmamamanuelsmama

    1,263

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich kann das voll und ganz verstehen, denn Kinderkriegen geht ja nicht immer gut :cry:
    Versuch sie nicht dafür zu verurteilen...
    Sag dir einfach immer wieder, das Kind würde leiden, wenn es unter diesen Umständen auf die Welt käme (schlimm, aber was soll man dagegen tun?) :cry:
  • HerzjeHerzje

    1,048

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hat sie mal überlegt, Ihr Kind zu kriegen und zur Adoption freizugeben?
    Es gibt soviele Paare, die keine Kinder kriegen können....
  • stella_azurstella_azur

    3,009

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    wie geht es denn deiner freundin?
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Sorry, hab meinen Fehler grad noch entteckt.
    Wollte einen Link setzen....

    LG und alles Liebe
    Pünktchen
  • KabaKaba

    574

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Pamina schrieb:
    Sicher haben wir geredet und ich habe ihr meine Meinung dazu gesagt und sie hat mir ihre Entscheidung erklärt... aber ich fürchte, ich kann ihr "hinterher" nicht mehr so unbefangen gegenübertreten, obwohl ich sie rational nicht verurteilen will, es aber emotional doch tue - versteht ihr wie ich das meine?

    Ich verstehe, was Du meinst und ich verstehe auch, warum es Dir so geht.
    Aber ein bissl verstehe ich auch Deine Freundin. Ich bin jetzt 29, habe 2 Studiengänge hinter mir (einmal abgebrochen, einmal verpatzt) und wollte eigentlich jetzt im September eine Ausbildung anfangen. Mein Freund studiert noch. Im März haben wir erfahren, dass wir ein Baby bekommen und zwar in der 20. Woche, da mir die letzten 10 Jahre gesagt wurde, ich kann keine Kinder bekommen, habe ich eine Schwangerschaft nicht in Betracht gezogen. Auf Grund der fortgeschrittenen Schwangerschaft wäre eine Abtreibung ohnehin nicht möglich gewesen, aber nachdem mein Leben sinnlos schien und dann plötzlich einen Sinn bekommen hat, hätte ich einen Teufel getan, mir den Sinn zu nehmen und meinen süßen Spatz nicht zu bekommen. Aber trotzdem ist klar, dass das nicht gerade die perfekte Ausgangssituation ist für ein Baby. Mein Freund bekommt kein Bafög, ich lebe von Hartz IV. Klar, ich liebe meinen Sohn, aber davon wird er nicht satt und davon kann er sich auch nix kaufen. Und sind wir mal ehrlich, mit 2 Kindern eine Ausbildung zu machen, ist nun nicht gerade leicht. Zwischen Windeln wechseln, essen machen, den Kleinen ihre verdiente Aufmerksamkeit zu schenken ... und so weiter noch Zeit zum Lernen zu finden, da würden mir die Nerven fehlen. Wir haben uns jetzt überlegt, dass ich ab nächstem Jahr als Tagesmutter arbeiten kann. Aber bei Deiner Freundin ist die Situation doch etwas anders. Ich bin nach wie vor ein Gegner der Abtreibung, ich würde es selbst jetzt nicht tun, wenn ich nochmal schwanger werden würde, auch wenn es vielleicht verantwortungslos erscheint in Anbetracht unserer finanziellen Situation, aber ich brächte es einfach nicht übers Herz. Zumal wir ja, wie auch schon bei Léon, verhüten und es dann wohl wirklich irgendwie Schicksal wäre. Ich bin sicher, wir würden es schaffen, ABER ich habe auch Unterstützung und genug Kraft, die ich aus meiner Familie ziehe.
    Das alles hat sie nicht und sie braucht sogar noch zusätzliche Kraft, um sich aus dem Drogensog zu ziehen. Ich verstehe, wenn sie Angst hat, dass ihr alles über Kopf wächst. Nun ist es immer leicht gesagt, versetz Dich in ihre Situation, gerade wenn man so emotional drin hängt. Und Ihr habt ja schon geredet. Ich kann nur sagen, rede mit ihr, immer wieder, das wird Euch beiden helfen, denn sie wird auch ne ganze Menge zu verkraften haben. Und den Kerl wird sie wirklich besser los, so hart es klingt, aber das wäre für alle beteiligten das Beste.

    @ Herzje: Ganz ehrlich, mir tun solche Eltern, die keine Kinder bekommen können, sehr, sehr leid, ich war 10 Jahre lang in der Situation und hatte sogar mit dem Thema schon abgeschlossen, bis das Wunder dann doch passierte. Aber ein Kind 9 Monate lang austragen und dann weggeben, das würde meine Kräfte weit übersteigen.
  • MajonieMajonie

    3,882

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    in diesem fall halte ich eine abtreibung für verantwortungsvoller als austragen. das kind hätte doch keine perspektive. so kann sie sich vielleicht wenigstens mal mit dem schon vorhandenen bald kindergartentauglichen kleinen etwas aufzubauen....

    so hart das auch klingt.
  • handjeryhandjery

    1,392

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Für mich steht eines positiv klar, das bei Drogenabhängigen und auch in Programmen stehenden Menschen etwas seltenes ist: sie zeigt Verantwortungsbewußtsein.

    Dass es in dem Fall eine traurige Entscheidung ist, ist mir auch klar, aber ich denke, sie muß Ihren Weg gehen-und ist bereit ihn zu gehen.

    Das Kind auszutragen und zur Adoption freizugeben kann eine Belastung sein, der nicht jeder standhält, erstrecht darf man das glaube ich nicht von einer so und so labilen Person erwarten, die auch noch körperlich in einem fragwürdigen Zustand ist.

    Sei ihre Freundin und versuche sie zu verstehen.
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