Hallo,
ich wollte schon lange mal über unsere überraschend positiven (bisherigen) Erlebnisse in dem KH, in dem unser Pünktchen zur Welt kommen soll berichten.
Hier nun unsere Eindrücke von privater Kreissaal und Wochenstationbesichtigung (mit Löcher in den Bauch fragen), GVK, Aufnahmegespräch und vielen Gesprächen mit meiner Akupunktur-Hebi, die gleichzeitig die dienstälteste Hebi in der Klinik ist.
Unsere Meißner Klinik (allerdings privatwirtschaftlich geführt) gibt sich unheimlich viel Mühe, eine angenehme Atmosphäre für Schwangere, junge Mütter, die Kinder und ihre gesamte Familie zu schaffen. Die Kreissäle und die Wochenstation liegen schon mal etwas abseits vom eigentlichen Krankenhausbetrieb, so dass man sich nicht gleich "krank" vorkommt, wenn man dort ist. Die Ausstattung der Säle ist topp, nicht wie KH, sondern wie ein gemütlicher Ort. Medizinische Geräte befinden sich jeweils in einem separaten Raum neben dem Kreissaal, alles ist so diskret wie möglich. Geburtserleichternde Möbel, Seile, Sprossen usw. stehen nicht nur so in der Gegend rum, wir werden fast bekniet, die Dinge auch unbedingt zu nutzen. Beim GVK konnten und sollten wir alles ausprobieren. Selbst die Ärzte, mit denen wir bisher zu tun hatten, betteln (ernsthaft!) darum, nicht nur so passiv auf der Liege herumzuliegen, sondern zB andere Gebärpositionen wenigstens einmal auszuprobieren. Überall stehen CD-Player mit jeder Menge CD´s, gedämpfts Licht, angenehme Farbe an den Wänden, Aromalampen ...
Es gibt zwar keine Beleghebammen, doch sind die, die wir bisher kennengelernt haben, unheimlich lieb und zeigen sich sehr aufgeschlossen für die Wünsche und Vorstellungen der Eltern.
Es sind eben so Kleinigkeiten, die uns gefallen. Erstmal wird alles angesprochen, sei es Einlauf, Rasur, Vitamin K, Silbernitrat und die Option gestellt, es machen zu lassen oder eben nicht. Was man will oder nicht wird im Aufnahmegespräch geklärt, außerdem kann man schon von vornherein den Partner bevollmächtigen, mitzuentscheiden. Wenn man was nicht will, wird´s akzeptiert und gut. "Vorsorglich" Zugang legen gibt´s nicht, dafür mobiles CTG. Dammschnitte gibt´s nur wenige, außerdem lassen die Hebammen eher reißen.
Man kann´s als Nachteil sehen oder aber nicht: Scheinbar wird häufig ´ne Kopfschwartenelektrode gelegt. Ich habe gefragt, wann und warum. Antwort: wenn das CTG schlechter wird, kann´s einfach nur daran liegen, dass die Herztöne nicht richtig aufgezeichnet werden und ehe man dann gleich zu Zange, Glocke oder Kaiserschnitt greift, könne man mit der Elektrode oder einem Schnell-Bluttest oftmals feststellen, dass alles in Ordnung sei.
Man bekommt die Baby´s gleich nach der Geburt. Die Baby´s werden nicht mehr gebadet, nur abgerieben. Wenn die Plazenta da ist und frau versorgt wurde, hat man noch 2 Stunden mit dem Baby und dem Partner allein. Erst dann geht´s auf Station. Dort gibt´s nur moderne 1- und 2-Bettzimmer. Die Baby´s sollen tag und nach bei der Mutter bleiben, nur wenn man will, gibt´s noch ein Neugeborenenzimmer. Die Schwestern sind angewiesen, darauf zu achten, dass die Kinder alle 2 Stunden angelegt werden, es gibt ausgebildete Stillberaterinnen, notfalls auch nachts. Die Klinik bemüht sich um das Siegel "Stillfreundliches Krankenhaus".
Übrigens gibt´s noch ein von der Klinik ausgerichtetes Candle-Light-Diner, ganz privat, also nur für Eltern und Kind.
Irgendwie ist es in dieser Klinik genau anders herum, als ich mir es vorgestellt habe. Hier muss man nicht um eine möglichst natürliche Geburt kämpfen, hier "kämpft" das Klinikpersonal darum, dass die Eltern aufgeschlossener und aktiver werden. Man wird animiert, seine Wünsche zu äußern und es gibt jede Menge Anregungen. Ich hatte ja schon mal geschrieben, dass die Hebammen in der Klinik ganz viel Aufklärungsarbeit leisten müssen, weil die Eltern so schrecklich passiv sind.
Wir jedenfalls gehen beruhigt in die Klinik und werde berichten, wie´s uns ergangen ist.
Liebe Grüße
Gritt+Pünktchen
(ET 02.05.2004)
Kommentare
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Übrigens für alle, nicht nur Privatpatienten.
Gritt
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Es ist gar keine Krankenhausatmosphäre gewesen, und man wird richtig schön in Ruhe gelassen mit seinem Würmchen. Nur wenn man Fragen hat und Probleme, kommen sie sofort und helfen, wo sie nur können. Für schüchterne ist das vielleicht so nicht gut, aber ich fands tierisch angenehm, dass ich oft stundenlang niemanden gesehen habe, nur wenn ich wollte, konnte ich auf den Gang raus und Kontakt aufnehmen. Ich hatte allerdings auch das Glück, dass Anfang März wohl gar keine Kinder auf die Welt kommen wollten, so dass die Standard- 2 - Bett- Zimmer alle leer waren und jeder ein Einzelzimmer hatte. 2 Wochen vorher, an meinen eigentlichen ET, müssen sich die Frauen noch gestapelt haben. Besuchszeiten, wann immer man will, jedenfalls für nahe Verwandte, so dass mein Mann täglich bis spät abends bei mir war und wir kuscheln konnten, mit dem Würmchen neben uns.
Bei der Geburt wollte ich eigentlich liegen bleiben, ich war so müde, aber die Hebamme drang so lange auf mich ein, doch mal andere Positionen zu versuchen, dass ich es schließlich machte - und sie hatte recht, die Schwerkraft half natürlich. Ich hätte haben können, was ich wollte, egal ob PDA, Schmerzmittel, oder sonstwas, aber da sie nicht versucht haben, mir das total auszureden, sondern mich völlig allein entscheiden ließen, habe ich mich dagegen entschieden, was richtig war. Ich habe kaum was medizinisches gesehen, und nach der Geburt bekam ich das Kind sofort auf den Bauch, danach weiter an den Vater, nachdem er nur abgerieben worden war. Danach 2 Stunden in ein leeres Zimmer zum Kennenlernen und Anlegen, da sowieso aufs Stillen großen Wert gelegt wurde und alles getan wurde, die Frauen davon zu überzeugen und es zu erleichtern.
Alles wurde mir angeboten, Ball, seil, wanne, was auch immer; und der Saal war nicht total hell und unfreundlich, sondern leicht abgedunkelt, da es nacht war und kein überflüssiges Licht angemacht wurde. Und alle superfreundlich.
Darf ich mal fragen - ist das nicht das Normale ? Wie war das bei euch im Krankenhaus ?
viele Grüße,
cora + Caius (3.3.04)
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Ansonsten hab ich nur noch gehört, dass allen Frauen routinemäßig ein Zugang für den Tropf gelegt wird und man unter der Geburt nichts trinken darf.
Na ja, nach dieser "Kreißsaal-Besichtigung" war mir jedenfalls klar, dass ich wo anders entbinden werde! ;-)
Edit: Fairerweise muss ich noch sagen, dass Ärztin und Hebamme, die mich untersucht haben, wirklich ausgesprochen nett waren...
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