Hallo,
gestern abend sind mein Mann und ich beim Zappen zufällig auf eine Sendung im SWR gestoßen. Sie hieß "Schlaglicht" (22:30 - 23.00 Uhr oder so) und es gin um eine Frau mit einem Schreikind mit Neurodermitis.
Wir haben die Sendung nicht ganz gesehen, deshalb kann ich nicht sonderlich viel zu den "Hintergründen" sagen.
Es ging da jedenfalls um eine Kinderklinik in Gelsenkirchen.
Dort werden Kinder (und Mütter) 3 Wochen aufgenommen und erfahren eine "unkonventionelle" Therapie, soll heißen: "normaler Alltag" (so haben die das genannt) wird geübt. Grundthese ist irgendwie, dass kratzen eine Reaktion ist auf das Kümmern der Mutter. Quasi eine Art Rückkopplung: Kratzen-Mutter kommt und kümmert sich. Also kratze ich, wenn ich etwas erreichen will.
Wir sind selbst nicht von ND betroffen, aber irgendwie fand ich die Sendung und die "Therapie" recht seltsam. Mag auch daran liegen, das sich es wie gesagt nicht von Anfang an gesehen habe.
Mich würde jetzt nur nal interessieren, ob jemand von Euch die Sendung gesehen hat oder gar die Klinik kennt und wie ihr dazu steht?
Kommentare
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Ich finde die Methode irgendwie total seltsam.
Das Kind wird einfach schreien lassen oder was (ich hab es auch nicht von Anfang an gesehen.)
Ich kann mir kein Urteil erlauben, aber als er dann so teilnahmslos da saß wie ein Häufchen Elend musste ich heulen.
Und das ganze hat ja auch gar nichts gebracht.
Diese Argumente von diesem Professor fand ich ehrlichgesagt auch ziemlich an den Haaren herbeigezogen.
Ich habe mich nur gefragt: Wie kann man von einem Kind, das so eine schwere Form von Neuro hat, das sich wahrscheinlich tagtäglich Hundeelend fühlt (und ich weiß wovon ich spreche) erwarten, dass es sich "normal" verhält???
Ich an seiner Stelle würde wahrscheinlich auch den ganzen Tag heulen....
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Meiner Meinung nach kam es nämlich so rüber, als sei Neuro eine Art "anerzogene Krankheit". Das hat niemand so gesagt, aber es hörte sich alles so danach an...
Und auch die Argumentation, als sei das die logische Konsequenz, wenn man sich "zu viel" ums Kind kümmert und immer kommt, wenn es weint, kann ich nicht nachvollziehen.
Die einzige Therapie, die dort gemacht wurde, war doch, dass die Mutter ihr Kind "abgibt" und lernt, ihr schlechtes Gewissen zu verdrängen damit sie sich in der Zeit, in der das Kind Anwesende (keine Bezugspersonen und spielen/sprechen dürfen sie auch nicht mit dem Kind) vollschreit und sich blutig kratzt, mal so richtig entspannen und erholen kann. :shock:
Na prima.
Sorry, ich habe wirklich keine Ahnung von Neuro, das gebe ich zu, aber das gestern war einfach irgendwie "zu vie"l und geht mir nicht aus dem Kopf.
Der arme Wurm!
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Ich glaube schon, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Beachtung, die dem Kratzen zukommt und der Häufigkeit/Intensität.
Ich war auch immer völlig besessen darauf, Florian vom Kratzen abzuhalten, dann wurde er grantig und sobald er konnte hat er noch mehr gekratzt (auch als Baby). Bis ich unsere Hausärztin kennenlernte, die mir dann sagte, ich soll ihn lassen... Halt nur die Fingernägel kurz halten, damit das Entzündungsrisiko gemindert wird. Und dann wurde es besser.
Und ehrlich gesagt - wenns mich juckt, dann kratz ich auch...
Zum Glück haben wir kaum noch Probleme mit der Neurodermitis, Florian scheint wohl wirklich einer der Fälle zu sein, bei denen sich das auswächst.
Neurodermitis ist so weit verbreitet und es gibt so viele (auch seltsame) Heilmethoden. Und manche Eltern sind nach jahrelanger Therapie vielleicht so verzweifelt, dass sie alles mögliche ausprobieren.
Ich bin auch der Überzeugung, dass Neurodermitiskinder so normal wie möglich behandelt werden sollen. Ich kenne aber auch eine Familie, die die Krankheit absolut in den Vordergrund stellt und das Kind quasi in Watte packt. Meiner Meinung nach ist das auch nicht förderlich. Klar, dass manche Kinder so stark betroffen sind, dass sie eben nicht alles essen oder tun dürfen. Aber das muss man dann ja nicht auch noch hervorheben. Von daher ist es vielleicht kein schlechter Ansatz, die Eltern zu schulen, wie sie "normal" mit ihrem Kind umgehen können.
Wie alt war das Kind denn? Schreien lassen ist meiner Meinung nach nie gut und für die Heilung sicherlich nicht förderlich. Schade, dass ich das verpasst habe...
LG
Mandy
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Das ist wirklich interessant.
Das Kind war 2 Jahre alt.
Mit "normal" meinten die dort aber, dass alles so bleibt wie zu Hause - nur, dass die Mutter sehr viel "weg" ist. Das hat mich schon etwas verwundert.
Natürlich "lernt" das Kind irgendwann, dass die Aufmerksamkeit dann evtl. größer ist und kratzt vielleicht auch deshalb.
Aber ein Kind alleine zu lassen, schreien zu lassen bis zur Erschöpfung, es sich blutig kratzen lassen, bis es schließlich auch noch ne Herpes-Infektion bekommt... das finde ich doch irgendwie zweifelhaft.
Gut, ich habe mich aber vorher auch noch nicht mit dem Thema beschäftigt, vielleicht wirkt das jetzt nur so auf mich?! :shock: