Wo fängt Vernachlässigung an?

AtariAtari

226

bearbeitet 20. 12. 2005, 10:14 in Plauderecke
Hallo liebe Leute, aus aktuellem Anlass möchte ich folgende Fragen, die mir seit Tagen keine Ruhe lassen zur Diskussion stellen: Wo fängt eigentlich Vernachlässigung von Kindern an? Wenn Eltern wider besser Kenntnismöglichkeit z. B. nicht ausreichend Nahrung zukommen lassen, oder ärztliche Untersuchungen unterlassen? Oder gehört dies, wie das meiste Andere wenn es um dieses Thema geht in den Bereich der Privatsphäre? Ab wann sollte man sich einmischen? Ab wann sollte man falsche / gefährliche Erziehungsansichten und -praktiken nicht mehr ignorieren, sondern melden? Es geht nicht darum Eltern ihre Kinder wegzunehmen, sondern um Hilfe für die Kinder. Was denkt ihr? Neigen wir hier nicht eher alle dazu eine Kultur des Wegsehens zu pflegen? Zu Gunsten einer fragwürdigen Privatsphäre in der überforderte Eltern das Recht haben sollen selbst über ihre Kinder zu entscheiden??
:shock:

Kommentare

  • LoreleiLorelei

    4,536

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Schreib doch bitte mal, worum es speziell geht. Ich finde es recht gefährlich dieses Thema pauschal behandeln zu wollen. Zwischen WEGSEHEN und MELDEN liegt nämlich ein ziemlich grosser Grauzonenbereich. Du sagst zwar, man wolle ja nicht gleich, dass das Kind weggenommen wird, aber das liegt nach einer Meldung beim Jugendamt gar nciht in deiner Hand. Und (fast) egal, worum es geht, gibt es da einige Schritte die vorher gegangen werden können. zB könntest du die Eltern ansprechen,.. auch um erstmal ein besseres Bild zu bekommen, denn vermeindlich bist du ja nur Beobachter EINER Sitaution oder von einigen Situationen, aber selten vom kompletten Umfeld und Rahmen der vermeinldichen Vernachlässigungen.

    Ich bin absolut gegen Wegsehen, aber wie gesagt: es gibt immer Eingriffsmöglichkeiten, die man zumindest ausprobieren kann.
    Allgemein kann man sicher nicht sagen: an dem und dem Punkt fängt Vernachlässigung an. :traurig04:
  • AtariAtari

    226

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Es geht konkret um tw. schwere Fälle von Vernachlässigung wie sie in letzter Zeit sowohl in Berlin als auch in anderen Großstädten (wahrscheinlich auch überall sonst) aufgetaucht sind, aber eben auch um die Frage ab wann soetwas beginnt und ab wann man einschreiten muss. Ich meine bis Kinder aus völlig verdreckten Wohnungen halbverhungert gezogen werden ist es doch ein weiter Weg und muss es immer erst dazu kommen bis jemand einschreitet? Ich sage ja nicht, dass ich eine Atwort auf die Frage habe und diese diskutieren möchte, sondern ich stelle meine Frage in den Raum. Wenn ich lese, dass erst bei Vorschuluntersuchungen festgestellt wird, dass Kinder unterernährt oder rückentwickelt sind dann stell ich mir die Frage: kann man nicht hier schon von beginnender Vernachlässigung aus welchen Gründen auch immer (Depressionen etc.) sprechen? Ab wo beginnt denn bitte Hilfe und ab wann fängt Einmischung an??
    @ Lorelei: Zum Thema "gefährlich" - das ist auch immer so ein Argument, dass ich nicht ganz nachvollziehen kann, es soll immer gefährlich sein können über bestimmte Themen pauschal zu sprechen. Warum eigentlich? Es wird ja eben erstmal nur darüber gesprochen. Der Grund dafür ist: Meinungsbildung und Aufklärung. Sehr wichtig wie ich finde. :neutral:
  • jane30jane30

    674

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Wenn ich lese, dass erst bei Vorschuluntersuchungen festgestellt wird, dass Kinder unterernährt oder rückentwickelt sind dann stell ich mir die Frage: kann man nicht hier schon von beginnender Vernachlässigung aus welchen Gründen auch immer (Depressionen etc.) sprechen?

    Was soll das Denn Heissen? Nur weil eine Frau Depressionen Hat Vernachlässigt Sie auch Ihr Kind/Kinder? Fängt das Bei Dir da Schon An?
  • LoreleiLorelei

    4,536

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Was ich meine mit: es ist gefährlich. Wenn ich sage (nur ein Beispiel), dass Vernachlässigung da anfängt, wo das Kind nciht täglich mind. eine Banane ist (überzogen, nur um ein Beispiel zu nehmen), weil ich persönlich mindestens eine Banane als lebensnotwendig ansehe und ich gehe dann zum Jugendamt und melde ich, dann ist es unter Umständen, je nach Berbeiter , egal, WAS der schwachsinnige oder nciht schwachsinnige Grund war, dich zu melden. Du stehst dann auf der "liste" und wirst dort idR für Jaaaahre drauf bleiben, auch wenn sich herausstellt, dass das Kind keine Banane verträgt und dafür 3 Äpfel am Tag ist. Verstehst du was ich meine? Pauschal darüber zu sprechen, bedeutet auch, unter Umständen Begleiterscheinungen ausser Acht lassen zu müssen und das geht nun ma nicht.

    Na klar, ich finde das auch krass, dass man bestimmte Dinge (Unterernährung) erst bei der EInschulungsuntersuchung bemerkt. Und ich bin ein absoluter EInmischer, auch wenn es manchmal vielelicht unangebrach tist. Ich persönlich denke mir: lieber einmal zuviel unnötig Leute auf etwas ansprechen, als einmal zu wenig, ABER jemanden ansprechen ist eben auch noch etwas anderes, als ihn beim Jugendamt zu melden. ;-)
  • AtariAtari

    226

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    @jane30: Ich rede als ein Beispiel (gekennzeichnet durch das etc.) von der Krankheit der Depression. Ich glaube nicht dass man da eine "nur" vorsetzen sollte, denn es handelt sich dabei um eine sehr schwerwigende Erkrankung. Depressionen KÖNNEN (müssen aber nicht zwangsläufig) durchaus Ursache für Vernachlässigung sein.

    @Lorelei: Du hast wahrscheinlich recht. Es bringt nicht soviel so ein Thema diskutieren zu wollen, weil es zu schwierig ist eine Lösung zu finden. ;-)
  • LoreleiLorelei

    4,536

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Atari, nee nee da hast du mich falsch verstanden. :cool: Ich bin durchaus dafür sowas zu thematisieren, aber eben nicht einfach pauschal. ;-) Ich denke schon, dass das darüber sprechen auch andere sensibilisieren kann, sich mal einzumischen, auch wenn sowas oftmals verpöhnt wird, das tut man nicht und so. Ich finde es eben nur gefährlich pauschal zu sagen: dann und dann sollte man Eltern xy melden.
  • jane30jane30

    674

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Also, bei den Depressionen kann Ich nur sagen da ist der Anteil der Mütter die Vernachlässigen mal Bestimmt 1000:1. ICh hab Depris, kenne auch andere Mütter damit und auch Hier Schwirren viele Mütter Rum die auch daran Leiden. Und Keiner von Uns Würde aufgrund der krankheit Ihr Kind Vernachlässigen. Wenn Du Jetzt Diesen Stein ins Rollen Bringen Würdest, Was glaubst Du wäre dann Los? Dann Würden 999 Mütter von Ihrem Umfeld Überwacht, und Wehe man macht auch Nur einen Winzig Kleinen fehler.... Das soll nur als Beispiel Stehen.

    Was Wäre mit den Müttern Die eine wirklich Schwerwiegende erkrankung Hätten? Die Würden doch auch nicht Vernachlässigen, Nur weil da auch der Prozentsatz so Hoch Liegen Würde wie bei den Depris.

    Versteh mich nicht Falsch, Aber Krankheiten als Ursache für Vernachlässigung in den Raum zu Stellen ist nicht Wirklich Viel.

    Du hast auch noch Nicht Geschrieben wo Für Dich Vernachlässigung anfängt ;-)

    Ich finde, Vernachlässigung ist: Für Die KInder nicht dasein (jetzt nicht Die Mütter/Eltern die Arbeiten Gehen). Wenn ICh meinen Kindern Regelmässig Essen Verweiger oder nicht gebe (von Krankheit oder Phasen abgesehen). Wenn die Kinder Geschlagen werden.....Ich könnte die Liste endlos erweitern.
  • AnjaHAnjaH

    25,096

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Für mich beginnt Vernachlässigung, wenn die Physische und Psychische Gesundheit eines Kindes in Gefahr ist.


    Nur gerade bei letzterem ist das soooo schwer zu Beurteilen.
    Physische Digne wie Unterernährung,etc kann man sehen undbeurteilen, psychische Dinge eben nicht soo einfach. ;-)
  • andrinaandrina

    478

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich arbeite doch ein Mal in der Woche in einem Jugendzentrum. Zu uns kommen hauptsächlich Kinder aus sozial schwachen Familien, und aus ausländischen Familien.
    Und manches Mal könnt ich heulen. Ein Junge hat nachmittags um 4 meist noch nichts gegessen, den ganzen Tag nichts. Immer hat es die Mama "vergessen" zu kochen :roll:
    Ein Mädchen ist soooo dünn, der Vater ist ständig betrunken, ihre Zähne sind so schlecht :traurig08:
    Ein Junge- so schmutzige klamotten, das Kind so schmutzig, und ich meine schmutzig, die Schuhe zu klein, :cry:
    Ein Mädchen hat ständig Flecke, angebliche Unfälle, ist mit 9 Jahren aufgetakelt wie eine 18jährige.Eine ziemlich verwahrloste 18jährige. :roll:
    Und in allen Fällen ist seit langem das Jugenamt eingeschaltet.

    Das ist Vernachlässigung , aber da es alles Ausländer sind, scheint das egal zu sein. :twisted:
    Jedenfalls geht mein Geld, was ich dort bekommen, eigentlich immer wieder drauf ;-)
    Ich hab jetzt schon 15 Weihnachtspäckchen gepackt und Unmengen Plätzchen gebacken -wir haben Donnerstag Weihnachtsfeier :grin:
  • CarolCarol

    1,315

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    @andrina:
    damit, dass es Ausländer sind, hat weder das eine noch das andere zu tun. Ich finde solche Äußerungen kritisch.

    Es ist schlicht nicht möglich, allen Eltern, die sich nicht korrekt kümmern, das Sorgerecht zu entziehen. Zudem gibt es zahlreiche andere Hilfen, die wir im KiGa immer bevorfzugt haben, nämlich z.B. Familienhelfer, Integrationskräfte etc. pp.

    @all: ich finde es auch schwiereig, so etwas pauschal zu diskutieren. Es hängt so viel von eigenen Erfahrungen, einstellungen und Werten ab.
    Mir bricht es z.B. das Herz, dass meine Neffen auf eine ganz bestimmte Waldorfschule kommt, da ich weiß, das an dieser Schule geschlagen und meiner Erfahrung nach psychisch unterdrückt wird. Aber soll ich deswegen sagen, dass diese Eltern ihre Kinder vernachlässigen oder Misshandlung in Kauf nehmen? Oder gar alle Waldorfeltern? Nee, nie im Leben! den Eltern meine Ansicht mitteilen, das ja, aber ansonsten?
    Ich finde, dass sowas nicht geht.
    Klar, Schläge, Missbrauch, Nahrungsentzug, Liebesentzug sind für mich Misshandlung, aber ich muss doch immer sehr genau den Einzelfall kennen. Eine Situation alleine, über die ich dann spekuliere, genügt dafür nicht.


    @atari: ich kenne eine Mutter, die psychisch sehr krank ist. Sie kümmert sich leibevoll um ihre Kinder, außer, sie muss in die Psychiatrie, dann hat sie natürlich keine Zeit und keine Kraft. Aber dafür hat sie sich bestens mit einer Freundin arrangiert, die die Kinder für diese Zeit nimmt. Und diese Frau leidet unter mehr als Depressionen.
  • andrinaandrina

    478

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Versteh mich nicht falsch. Es ist nur so, daß das Jugendamt über diese Fälle Bescheid weiss, und bisher , vielleicht weil es ausländische Kinder sind,kaum etwas unternommen wurde.
    Und die Eltern wollen auch mit uns nicht reden.Wir haben es wirklich versucht. :cry:
    Und das macht einen so hilflos und wütend. Wenn der eine Junge nachmittags dasitzt und Bauchschmerzen hat, weil er noch nichts zu essen hatte.Die Mutter seit Monaten nicht da ist und er im Winter mit Sandalen ankommt.
    Oder wenn das eine Mädchen in sämtlichen Lebensmittelläden hier Ladenverbot hat, weil es stiehlt. Ihre Eltern stehlen auch, die haben auch Verbot.
    Und man kann es melden- nichts passiert.
    Auf der anderen Seite werden Kinder den eltern weggenommen, nur weil sie geistig nicht so fit sind.
    Das ist mir zu hoch.
    Und wenn ich auf der Kirmes abends um halb 10 Eltern mit 3 Kleinkindern sehe, die Eltern angetrunken, die Kids total verrotzt, zu dünn angezogen....Du möchtest die Kinder nehmen und weg.
    Aber du bist hilflos. :sad:
  • CarolCarol

    1,315

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich kenne das Gefühl. Ich habe letztens auf dem Weihnachtsmarkt eine Familie gesehn, mit einemunter einjährigem, der offensichtlich noch nicht sitzen konnte, aber in so einem billigen Klappbuggy hing wie ein Schluck Wasser in der Kurve, ohne Decke, ohne Schuhe und Jacke. Es hat geschneit...
    Klar, hätte ich mir am liebsten den Kleinen geschnappt, und was du von deinen Teenies schreibst, ist heftig. Aber bist du dir sicher, dass das Jugendamt dort garnichts gemacht hat? Und: was sollen sie machen? es gibt leider tausende von solchen Kindern.
    Wären wir in letzter Konsequenz bereit, uns als Pflegefamilien - auch Kurzzeitpflege - zur Verfügung zu stellen?
  • jane30jane30

    674

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Wären wir in letzter Konsequenz bereit, uns als Pflegefamilien - auch Kurzzeitpflege - zur Verfügung zu stellen?

    Von Mir bekommst Du da ein ganz Klares JA!!
  • CarolCarol

    1,315

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich überlege es auch - jenachdem, wie es dann bei uns läuft. aber das ist eine hammerharte Sache, auch die psychische Belastung. eine Freundin von mir macht das, leibt den Job aber leidet auch enorm darunter.
  • jane30jane30

    674

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Klar, wäre das ein Harter Job. Du weisst ja Leider nie ganz genau was da Alles Passiert ist :???: Aber, wenn man einfach dran denken Würde, was Die Kinder dann schon alles Durchmachen mussten...Wäre es dann nicht doch einfach der Versuch Wert?!
  • CarolCarol

    1,315

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ja, die Zeit mit den Kindern meine ich garnicht. Bei der Freundin habe ich immer wieder erlebt, dass dann, wenn der Kontakt zu dem Kind gerade hergestellt war, das Kind in seine Ursprungsfamilie zurückkehrte oder dass eine Pflegefamilie gefunden wurde. Das hat sie psychsich dann zum Teil ganz schön mitgenommen. Du lässt dich halt bei der Kurzzeitpflege auf die Beziehung ein, dann bricth sie wieder ab. dann kommt ein neues Kind etc.

    aber irgendwie sind wir jetzt total offtopic, oder? Naja, auch ein spannendes Thema ;-)
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