Abtreibung oder Adoption?

lilalila

2,943

bearbeitet 25. 12. 2005, 21:08 in Plauderecke
Ich muss alle, die vorweihnachtlich Zeit fürs Forum finden damit belästigen: Wenn ich schlafen könnte, beschäftigen mich momentan folgende Schicksale und rauben mir den Schlaf.

Ich hatte an ein und denselben Tag zwei Treffen (ihr wisst ja, Vorweihnachtszeit ist auch irgendwo die Zeit der uralten Bekanntschaften ;-).

Am Vormittag hab ich mich mit einer Freundin getroffen, die mir grad, natürlich streng vertraulich, erzählte, ihre Schwester sei nun zum zweiten Mal schwanger. Als ich das hörte, wollte ich das erst gar nicht wahrhaben. Ihre Schwester hat nämlich größte Schwierigkeiten, ihr erstes Kind (jetzt etwas über ein Jahr alt) durchzubringen. Konkret ist die finanzielle Situation halt nicht rosig für die Alleinerziehende, sodass selbst die tägliche Nahrungsbeschaffung für Mutter und Kind manchmal ein unüberwindbares Problem darstellt. Ein Abbruch scheint zur Zeit die Lösung, zumindest für das Mädel und deren Familie. :sad:

Und dann am Abend treffen wir uns mit einem Pärchen, gut situiert, wo es einfach nicht und nicht klappen will mit dem Kinderwunsch. Das Pärchen arbeitet schon daran, die Formalitäten für eine Adoption zu erledigen.

Es mag einfach nicht in mein Hirn, wieso das so ist. Ich hab noch nicht mal den Mut, zum einen wie zum anderen Fall irgendwas zu sagen, denn irgendwie scheint jedes Wort verkehrt.

Inwiefern kann man seine Gedanken ordnen, sodass in solchen Situation kein so beklemmendes Gefühl aufkommt?
Wie kann man in der Zwickmühle sozusagen allen beistehen, und sich selber am Ende noch in den Spiegel schauen?

Könnte man vom jeweils anderen Fall berichten oder wär das schlichtwegs geschmacklos?

Kommentare

  • MonicaMonica

    1,525

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ja, die heutige Zeit ist traurig. In Frauenkliniken wird in einem Raum eine Abtreibung vorgenommen und im Nebenraum wird um das Leben eines Fruehchen gekaempft.

    Es ist doch traurig, dass einerseits Kinder in Muelltonnen landen, und andererseits Paare bis zum Verzweifeln darum kaempfen ein Kind zu bekommen.

    Ich habe leicht reden, mein Mann und ich brauchen nur an Nachwuchs zu denken und ich werde schon schwanger... Und das obwohl ich immer Hormonprobleme hatte und wir bei Benjamin damit gerechnet haben, dass eine Hormontherapie notwendig werden wuerde.

    Jedenfalls, ich persoenlich hatte fuer mich entschieden, dass alles was ueber Hormontabletten hinaus geht, nicht in Frage kommt. Und, dass ich auch dass nicht lange mitmachen wuerde.
    Ich haette dann eine Adoption vorgezogen.

    Leider sind Adoptionen nicht einfach. Ein einheimisches Kind zu bekommen ist fast unmoeglich, und es ist auch nicht jeder dazu bereit ein auslaendisches Kind, dass ein komplett anderes Aussehen hat, anzunehmen.

    Vorzeitig ausgemachte Adoptionen sind natuerlich eine Loesung. Das kann sehr gut klappen, aber was macht man wenn man sich auf ein Baby freut, und die Leibliche Mutter entscheidet sich dann, sie moechte es doch nicht hergeben? Oder was ist wenn es krank ist, will die Adoptivmutter es trotzdem haben?

    Es sit schade, dass das alles so kompliziert sein muss.

    Fuer Deine konkrete Situation, Lila - Wenn Du es ansprechen moechtest, wuerde ich zuerst Deiner Freundin davon erzaehlen, und sie fragen ob sie meint ihre Schwester haette ueberhaupt Interesse daran. Wenn ja, dann koenntest Du ja langsam im Gespraech bei dem Paerchen mal erwaehnen, dass Du jemand kennst, die an einer verabredeten Adoption Interesse haette.

    Ich verstehe Deine Beklemmtheit in der Situation, es ist wirklich nicht schoen. Aber vielleicht kannst Du tatsaechlich etwas Gutes bewirken fuer alle Beteiligten. (*Ich der ewige Optimist*)
    Wenn es nicht funktioniert, dann ist es einfach eines dieser Sachen die man leider nicht aendern kann.

    Und was ich noch hinzufuegen moechte:
    Ein Abbruch scheint zur Zeit die Lösung, zumindest für das Mädel und deren Familie
    Ich muss zugeben, ich kenne keine Armut und keinen Hunger.
    Aber dennoch glaube ich, dass es sicherlich fuer jeden heutzutage in Deutschland Alternativen zu Abtreibung gibt.
    Es gibt Adoption oder Pflegefamilien und fuer die Versorgung in der Schwangerschaft gibt es bestimmt auch Hilfe durch eine entsprechende Organisation.
  • LilyLily

    524

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Monica schrieb:
    Fuer Deine konkrete Situation, Lila - Wenn Du es ansprechen moechtest, wuerde ich zuerst Deiner Freundin davon erzaehlen, und sie fragen ob sie meint ihre Schwester haette ueberhaupt Interesse daran. Wenn ja, dann koenntest Du ja langsam im Gespraech bei dem Paerchen mal erwaehnen, dass Du jemand kennst, die an einer verabredeten Adoption Interesse haette.

    Mal eine Frage: "Verabredete Adoption" - ist sowas in Österreich erlaubt?
  • stella_azurstella_azur

    3,009

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ich hätte ehrlich gesagt bedenken, so etwas ins rollen zu bringen (wenn es denn legal wäre - ich weiß es nicht).
    wer sagt denn, daß es einem adoptierten kind bei einem "gut situierten paar" gut geht?
    ich würde die schwester der schwangeren ansprechen, ob ihre schwester dem kind nicht vielleicht eine lebenschance geben würde und es zur adoption freigeben würde (ich persönlich könnte könnte kein kind weggeben, es würde mir das herz brechen).
    und das paar sollte den adoptionsweg einhalten wie vorgeschrieben. was ist, wenn sie inzwischen schwanger wird und das andere nicht nimmt?
    was ist, wenn du siehst, wie es der frau das herz bricht, weil sie ihr kind weggeben muß, weil sie es nicht ernähren kann?
    schwierig das ganze.
  • lilalila

    2,943

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Na, ich werde mich hüten, von der jeweiligen anderen Situation zu erzählen. Es käme mir fast ein wenig geschmacklos vor.
    Der Gedanke aber, der hier auch schon konkreter formuliert wurde, liegt halt so Nahe. :roll:

    Klar, ich hab ja auch kein Verständnis für die Abtreibung, und trotzdem kann ich nicht mehr tun als auch in dieser Situation irgendwie beizustehen. Auch mir ist klar, dass wir hierzulande vor tatsächlichem Hunger weit entfernt sind, trotzdem mute ich mir nicht zu, auf die unglückliche Schwangere Einfluß zu üben. Und sie ist leicht beeinflussbar, soweit kenne ich sie. Aus diesem Grund wird sie von ihrer Familie auch so gut es geht begleitet und ein wenig abgeschirmt. Gerade das jedoch kommt mir ein bisschen auch egoistisch vor. Zumal eben ihre Schwester und die Eltern immer wieder finanziell nachhelfen müssen, also Bargeld leihen müssen, das sie nie wieder bekommen. Oder neuerdings Babynahrung besorgen (müssen). Letztendlich müssen sie ja auch die Kosten für den Abbruch tragen.
    Egoistisch meine ich hier so, dass die Familie insgeheim Angst hat, noch ein weiteres Kind "durchfüttern" zu müssen. Was für mich eigentlich selbstverständlich scheint, dass ich in so einem Falle für Schwester, zumindest aber für deren Kinder sorgen würde, sofern mir das möglich wäre und auch darauf drängen würde, alle finanziellen Mittel auszuschöpfen. Und genau der letzte Punkt ist der heikelste, denn wie ungeschickt muss sich jemand finanziell gesehen anstellen, um ihn geschäftsuntüchtig zu machen, also zu entmündigen?
  • MonicaMonica

    1,525

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Huch, ich weis gar nicht ob so was in Östereich oder Deutschland legal ist.
    Hier in USA ist es zwar legal, aber so viel ich weis gibt es doch relativ oft Probleme.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Sieht es denn bei Euch so schlecht aus, mit finanziellen Hilfen bei Alleinerziehenden?

    Ich meine, was bekommen die denn, hier würde mann dann wohl auf jedenfall einen Sozialsatz bekommen und bis zum zweiten Lebensjahr auch Erziehungsgeld.

    Sicher kann man davon keine Bäume ausreißen, aber Babynahrung ist ja wohl drin. :???:
  • MajonieMajonie

    3,882

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    mit babynahrung allein wird kein kind groß....
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Nee, wir können auch alles aufzählen, aber was gebraucht wird ist doch vorhanden, wie sieht es in Österreich aus?
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hätte ich mich nicht für mein drittes Kind entschieden und statt dessen abgetrieben, ginge es mir heute finanziell blendend. Statt dessen war ich einige Jahre in der ach so tollen und "menschenwürdigen" Sozialhilfe und habe bis heute trotz mehrfach bescheinigten fabelhaften Qualifikationen nicht den Weg zurück ins Berufsleben geschafft.

    Ich persönlich hätte nie abtreiben können. Aber ich werde es mir nie im Leben anmaßen, über eine Frau zu "urteilen", die diesen Schritt gegangen ist. Ich bin zwar grundsätzlich Abtreibungsgegnerin, weil ich der Meinung bin, dass sich immer ein Weg findet, aber da ich nicht in der Seele der betreffenden Frau sitze, akzeptiere ich eine derartige Entscheidung, ohne gedanklich mit dem Zeigefinger auf sie zu zeigen. Nicht jede Frau ist so stark und hat so viel Durchsetzungsvermögen wie ich.

    Man sollte also schon etwas vorsichtig mit Aussagen wie
    Sicher kann man davon keine Bäume ausreißen, aber Babynahrung ist ja wohl drin. :???:
    weil man gar nicht beurteilen kann, wie aussichtslos die betreffende Frau ihre Situation sieht und wie das soziale Umfeld der Frau ist, ob sie z. B. zumindest moralische Unterstützung bekommt oder da auch vollkommen allein steht.

    Die Überlegung, das Baby auszutragen und zur Adoption freizugeben, finde ich zwar vom Gedanken her, das Leben eines Menschen zu erhalten, bzw. ihm das Leben überhaupt zu schenken, absolut klasse. Aber ich kann mir auch sehr gut vorstellen, in welch dramatischer psychischer Verfassung sich so eine Frau befinden muss, die ein Kind in sich wachsen spürt, irgendwann die ersten Tritte mitbekommt und nach der Geburt das Baby nicht behält/behalten kann. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass eine Frau daran eher psychisch zugrunde geht als an einer Abtreibung. Und gerade, wenn schon ein oder mehrere Kinder vorhanden sind, sollte man auch an diese denken, die eine Mutter brauchen, die nicht aufgrund so einer "Sache" in tiefste Depressionen verfällt. Ich würde heute wahrscheinlich nicht mehr leben, wenn ich mein drittes Kind zur Adoption freigegeben hätte, denn das hätte ich mit Sicherheit nicht verkraftet. :sad:
  • MajonieMajonie

    3,882

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ich persönlich könnte mir eigentlich auch keine abtreibung vorstellen, und ich hoffe das ich eine entscheidung für oder gegen das leben eines kindes niemals treffen muss.
    aber ich könnte wohl eher eine abtreibung durchziehen als eine adoption :oops: wenn da skind erstmal da wäre könnte ich es nicht mehr weggeben. ausserdem würde ich mir ein leben lang gedanken machen ob es ihm auch gut geht usw.

    und iris, du kanst mir nicht erzählen, das du es schaffst deine kinder vom jeweiligen kindergeld großzuziehen!
  • lilalila

    2,943

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Wisst ihr, wenn man sparsam lebt kann es schon sein, dass man ein Kind von der staatlichen Unterstützung, die in solchen Fällen vorgesehen ist, ernähren und versorgen kann. Da stimme ich prinzipiell schon zu. Nur diese Mutter schafft das nicht. Ihr Konsumverhalten ist halt so ganz und gar nicht ihren finanziellen Möglichkeiten angepasst :???: Versandhäuser, Handy-Vertragspartner, Trafikanten, Reisebüro... all diese Geschäftsleute lassen erst die Finger von einem Kunden, wenn abzusehen ist, dass von dort lebenslänglich kein Geld mehr zu holen ist. Und was soll ich noch weiter sagen... Auch die soziale Unterstützung wird auf ein Konto überwiesen, welches wie ein schwarzes Loch alles verschwinden lässt, noch bevor es dem Kind oder dem Wohlergehen der Mutter zuträglich ist.

    Die Prognose für die Zukunft ist echt bescheiden, sowohl für die Mutter als auch für den Sohn.

    Wobei ich mir schon manchmal die Frage stelle, ob genau diese Mutter bessere Chancen hätte in einer Welt, in der Konsum nicht über alles gestellt würde. Und ob nicht auch manche Kinder eine (Lebens-)chance hätten, wenn der finanzielle Druck nicht so groß wäre.
    :frsge:
    Weihnachten finde ich halt besonders bezeichnend für die große Diskrepanz zwischen dem was vordergründig befriedigt (Konsum) und wonach sich die Menschen eigentlich sehnen (so kitschige Sachen wie Geborgenheit, Liebe, Mutterschaft etc.) Und dass viele willensschwache und labilere Leute vom Konsum geblendet in den falschen Wettbewerb einsteigen, nämlich in jenen, wo es nur um Geld und Umsätze geht, wird mir in den Tagen um Weihnachten halt besonders bewusst. Und ohnmächtig muss man dabei zusehen, kann (scheinbar?) kaum was bewirken. So ist es halt.

    Ach ja: Frohe Weihnachten noch!
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