Jakob's Entbindung KS, lang

jauchzerlejauchzerle

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bearbeitet 7. 01. 2006, 23:14 in Geburtsberichte
Jakobs Entbindung am 18.12.2003

Wochen davor hat es sich schon angekündigt. Es hieß seit der 25. Schwangerschaftswoche immer wieder. „Das Kind ist recht groß“. Aber sonst war alles unauffällig, wenn man von diversen Zipperlein einmal absieht.
Als ich mich in der 35. Woche im Krankenhaus vorgestellt habe, war erstmals Zucker im Urin.
Daraufhin wurde nochmals beim Frauenarzt ein Zuckerbelastungstest durchgeführt. Diesmal eindeutig: Gestadionsdiabetes! Unerkannt.
Na ja, somit war klar, warum das Kind so groß war. Der Arzt war immer fleißig am messen, der Bauch wäre dick der Kopf wirklich groß und daraus ergab sich immer ein Geburtsgewicht von über 4 kg zum errechneten Termin.
Der Oberarzt im Krankenhaus, der mich parallel dazu untersuchte stellte dasselbe fest, ebenso wie die Hebamme, die mir zwar beim ersten Termin noch beinahe einreden wollte, dass ich viel Fruchtwasser hätte, allerdings nach einem gründlichen Blick auf meinen Bauch hat sie das auch schnell bleiben lassen. Ergebnis: Großes Kind. Was keiner von allen mir sagte, war, dass alle der Meinung wären, das Kind und mein Becken würden nicht besonders gut zusammenpassen.
Mein Frauenarzt bestellte mich wegen engmaschiger CTG Überwachung häufig in die Praxis, der Oberarzt im KH wegen der Diabetes und die Hebamme akupunktierte mich 2-3 mal pro Woche, angeblich wegen den Unmengen an Ödemen, die ich so an den Beinen hängen hatte.
Unterm Strich wollten alle sehen, wie schnell mein „Mops“ im Bauch weiterwachsen würde.
Ab dem 10.12.03 hab ich immer wieder mal ganz „interessante“ Wehen gehabt, die wir auf den Vollmond geschoben haben. Allerdings hat sich nix weiter getan.
Auch einen „falschen Alarm“ hatte ich dabei, es waren Wehen in der Klinik zu sehen, aber die haben nicht ausgereicht um zu entbinden.
Tagelang habe ich geweht, und dann mal wieder tagelang nicht. Selten war ich so oft in der Badewanne, wie im Dezember 2003.
Am Montag, den 15.12.
war dann mal wieder ein Termin bei Frauenarzt, diesmal war Frank auch mit dabei.
Das CTG schrieb zum ersten mal Wehen an diesem Tag – mensch war ich froh, endlich sah mal einer was richtiges!
Dann fing der Doc an deutlich zu werden. Er maß den Kopf aus, und das Gerät zeigte nur mehr xxx an. Als er mein erschrockenes Gesicht sah, ich hab so was gesagt wie: „Guter Mann, sie sollen mich doch beruhigen, und nicht weiter aufregen!!“ erklärte er, dass das wohl der Grund ist, warum das Köpfchen immer noch nicht im Becken, sondern meist auf dem Schambein oder dem Kreuzbein aufsitzen würde. Der Kopf hätte einfach keine Chance reinzurutschen, und stünde deshalb noch oberhalb des Beckens. Kaiserschnitt! Ich hab ihn dann angeschaut, weil ich zwar damit gerechnet hab, aber doch auf ne normale Entbindung gehofft habe, und da meinte er: sie können sich natürlich stundenlang quälen und dann passt der Kopf eventuell immer noch nicht durch! Und er wäre dafür, dass das Baby früher geholt wird, damit es in einem normaleren Tempo weiterwachsen kann.
Na, egal, ich nahm meine Krankenhauseinweisung und bin ins Krankenhaus gefahren. Da musste ich erst mal mit der Sekretärin des O-Arztes rumärgern. Die meinte nämlich allen Ernstes, diese Woche wäre einfach kein Termin mehr frei. Ich sagte noch, es handelt sich hier nicht um einen Wunschkaiserschnitt, sondern um was medizinisch notwendiges!!. Sie meinte: Kein Termin, kein Kaiserschnitt!!!!
Stocksauer bin ich wieder heim, mit einem Besprechungstermin für den kommenden Mittwoch den 17.12.2003. Ich weiss nimmer genau, wen ich in meiner Wut alles angerufen hab, aber es waren schon ziemlich viele Leute.
Meine Hebamme war auch dabei, die war allerdings kurzfristig in den Urlaub gefahren und hat mich an ihre Vertretung verwiesen. Ich sollte ihr sagen, dass ich ne
Einweisung für nen Kaiserschnitt in den Fingern hielte und sie das auch befürworten würde. Na toll... plötzlich wollten alle einen Kaiserschnitt!! Frank fand das übrigens auch praktischer so!
Ok, also hab ich die andere Hebamme angerufen, abends auf dem Handy, und die bestellte mich gleich für den nächsten Tag ins KH um mich mal noch zu untersuchen.
Dienstag 16.12.2003
Auch sie meinte, dass mein Becken nicht zum Kopf passen würde, ob mir das vorher noch keiner gesagt hätte? Nö, ich hab doch ein angeblich gebärfreudiges Becken, zumindest von aussen!!
Das Ergebnis war, sie würde den Oberarzt für den Mittwoch bearbeiten, damit ich noch in dieser Woche meinen Sohn auf die Welt bekommen würde. Am nächsten Tag war der eigentliche Besprechungstermin, und ich sollte Frank mitnehmen, damit mich der Doc nicht unter den Tisch reden könnte und den Kaiserschnitt verschieben.

Mittwoch 17.12.2003
Die Nacht war wieder ziemlich „verweht“ und ich hab extra nix gegessen, weil ich fast schon mit der Geburt von meinem „Möpsle“ gerechnet habe.
Wir sind also zum Termin gefahren, vorher war noch CTG und – siehe da - Wehen alle 4 Minuten, und zwar kräftige!!! Ich hab echt meinen Mann angegrinst, weil mir da klar wurde, dass die mich nimmer heim schicken werden. Egal wie, ich würde meinem Sohn bald in die Augen sehen können.
Wir sind dann mit dem CTG-Zettel wieder rauf zum Oberarzt.
Als der noch jemanden vor mir aufrief sagte Frank noch... was ist denn das für einer!
Der Doc hat sieht aus wie einer von den 3 Musketieren und hat einen Charme... wenn man seine Patientin ist, sollte man schon glücklich verheiratete sein. 
Als er uns dann aufrief, war er ebenso gut gelaunt, und vom ersten Moment an war es ein Gefühl als wären wir 3 alte Bekannte. Er sah in meine Akte und meinte nur: „Sie sind also die Frau F...., aha, sie sind also DIE Frau F....“, und grinste.
Mir wurde ganz anders... Was bitteschön hatte meine Hebamme diesem Menschen erzählt, dass er SO reagiert. Er war wirklich präpariert worden, damit er mich nicht mehr heimschickt.
Dann fragte er mich, wie es mir geht. Ich meinte nur. Na ja, nicht ganz so gut“, und mitten im Satz unterbrach er mich, da er den CTG-Zettel gesehen hatte und stellte sehr erstaunt fest.. “Sie wehen ja schon“ ich sagte, „ja, schon seit Tagen“.
„Sind sie nüchtern?“ „Ja“ Sollen wir dann heut schon den Kaiserschnitt machen???“
So, da war ich erst mal perplex!! Die beiden Männer fanden das aber recht witzig, der O-Arzt meinte 17.12 ist ein schönes Datum, Frank meinte ja, das fände er auch, da das so gut passen würde, Pascal wäre an einem 17. geboren, ich an einem 27. und da könnte der kleine auch gleich kommen. Daraufhin der Doc. „Ja aber 18.12. fänd er schöner, darauf meinte ich, „ja ich auch, und Frank bräuchte mit seinem 08.06. dringend numerologische Verstärkung.“ Die fanden das so lustig, dass die sich noch gegenseitig auf die Schultern geklopft haben.
Ich dachte echt, ich bin im falschen Film!
Dann stand der Ultraschall auf dem Programm.
Auch diesmal konnte der Kopf nimmer ausgemessen werden. Wie beim FA waren nur noch Kreuzchen zu sehen. Er schätzte mein Baby auf 4000g +/- 500 g.
Der Bauch war auch bei ihm schon irgendwo größenmäßig in der 42. Woche. Der Oberschenkelknochen allerdings war seiner Zeit hinterher.
Er fragte, ob Frank bei der OP dabei sein wollte. Ja, eigentlich schon.
Aber das könnte er uns nicht wirklich versprechen, weil es 2 Operateure gäbe, der eine nimmt die Männer mit, der andere nicht. Wobei er es natürlich grundsätzlich begrüßen würde, wenn die Männer mit gehen. Ob es denn schlimm wär, wenn das nicht geht?
War es nicht, weil spätestens, wenn das Baby da ist, der Mann ja auch weg ist.
Wir kamen dann überein, dass wir das weitere Vorgehen von meiner Wehentätigkeit abhängig machen würden. Ich sollte also bis auf weiteres nix essen.
Da sass ich also jetzt vor den Kreissälen und wartete auf die diensthabende Ärztin, die mich aufnehmen sollte. Zwischendrin kam immer mal wieder meine Hebamme vorbei und schimpfte, weil es immer noch keiner geschafft hatte, mich in ein Bett zu legen – es war viel los.
Der Termin war morgens um 10 gewesen, mittlerweile war es beinahe 14 Uhr. Und ich saß auf diesem Flur.
Zwischendrin kam der Arzt wieder und fragte, ob die Wehen schlimmer geworden wären, ich verneinte, und er sagte, gut, dann hab ich ne gute und ne schlechte Nachricht für Sie.
Die Gute ist, Sie können jetzt was essen, morgen früh um 8 Uhr ist OP, die schlechte ist, sie haben den Operateur, der keine Männer mit in den OP nimmt.
War mir alles egal, das war eine klare Aussage, damit konnte ich umgehen, und mir war der Donnerstag von Anfang an lieber. Außerdem hatte ich Hunger !!!
Kurz danach hieß es auch, ich sollte in den dritten Stock, da hätte ich mein Bett. Und da würde es auch was zu essen geben 
Frank war zwischenzeitlich mal im Büro gewesen und schon wieder da. Er brachte also meine (vorsorglich im Auto hinterlegte) Kliniktasche mit.
Ich landete in einem Dreibettzimmer – alleine, und bekam erst mal noch was zu essen. Und gleich danach noch ein Stück Kuchen *freu* , dass ich SS-Diabetes hatte, haben die zu dem Zeitpunkt nicht gerafft und ich hab es denen nicht gesagt. ;-)
Dann ging dieser Marathon an Besuch los. Ein ständiges Kommen und Gehen. Frank hält es nie lange im Krankenhaus aus, und spätestens nach einer halben Stunde verdrückte er sich unter irgend einem Vorwand. Ich hab alles, was ich so brauchte auf ziemlich viele Etappen geliefert bekommen. Mal brachte er Pascal mit, dann meine Mutter, dann kam er mit dem Fernseher.
Irgendwann am Nachmittag kam die Narkoseärztin und erklärte mir noch mal alles und ich unterschrieb diesen Zettel. Die Schwestern kamen und meinten, ich müsste ja Diät leben (denen war wohl der Kuchen eingefallen) darauf sagte ich: „Ja ich weiß, aber ich dachte es war ein Diätkuchen“ Nene, war es aber nicht. Egal.
Von diesem Moment an bekam ich nur noch Apfelkuchen, Diätjoghurt, Äpfel und lauter gesunde Sachen. Dann kam der Abend, und die Nacht... und ich kam ins grübeln.... Ich vermisste meinen Mann, wollte kuscheln, hatte Wehen und Kreuzweh und Sodbrennen und war überhaupt nicht müde, und ausserdem mag ich keine Federkopfkissen!!! Blos gut, dass ich alleine in dem Zimmer war. Also wanderte ich. Aber nicht weit, denn ich hatte mir das Bett am Fenster geschnappt somit waren die Wege, die es wert waren zu gehen, ziemlich kurz. Auf dem Gang war der Wagen mit den Teekannen. Ich bin wegen jedem Glas einzeln gelaufen, bis ich merkte, dass mich die Schwestern langsam komisch anschauen. Da hab ich mich also wieder ins Zimmer verzogen. X mal hab ich meinen Bauch gestreichelt, mit meinem Buben geredet, konnte mich aber nicht mal darauf konzentrieren, diese Unruhe war grausam. Ich hatte keine Angst, aber auch keine Ruhe. Irgendwann bin ich dann eingeschlafen, und wieder aufgewacht, gewandert und wieder eingeschlafen. Als um halb sieben die Schwester reinkam um mich zu wecken, war ich natürlich schon wach. Sie meinte ich solle um sieben oben sein, könnte mich aber noch gerne duschen. Hä??? Also ich schaff das in dem Zustand nimmer mich in 20 Minuten zu „runderneuern“ und noch gestriegelt und gebürstet zum Kreissaal zu marschieren. Die war scheints noch nie schwanger, aber trotzdem wurde sie zu meiner Lieblingsschwester. Man hörte sie schon von weitem denn sie hatte Weihnachtsglöckchen an den Ohren hängen.
Frank war noch nicht da, also machte ich mich – teilgeduscht, denn die Haare wollte ich wirklich nicht nass haben auf den Weg in den 6. Stock. Im Aufzug war ich noch am grübeln, was ich denen jetzt sage, wenn ich klingle. „Ich komm zum Kaiserschnitt.“
„Ich soll um 7 da sein.“ „Mein Name ist F. Ich bin da, aber mein Mann noch nicht.“
Letztendlich weiß ich nicht mehr, was ich jetzt gesagt habe, die Türe haben sie mir jeden Falls aufgemacht.
Meine Hebamme war schon da und hat mich gleich in so ein chickes Kittelchen (hinten offen) gepackt und ans CTG angeschlossen. Da klingelte es wieder an der Kreissaaltür und Frank wurde reingelassen. Gut, von mir aus konnte es losgehen.
Die Wehen schrieben eine nette Gebirgslandschaft auf den Zettel, aber alles in allem war alles in Ordnung.
Ganz kurz hatte ich noch einen nervösen Heulanfall, es kullerten einfach ein paar Tränchen zum Abschied dieser Schwangerschaft und in der Hoffnung, daß auch alles gut gehen würde. Aber das war auch gleich wieder vorbei.
Danach wurde ich in mein Bett verfrachtet, das ein Heinzelmännchen mittlerweile auch her gebracht hatte, bekam diese Kompressionsstrümpfe an, eine Teilrasur und schon ging es mitsamt dem Bett ab in den 2. Stock zu den OP's. Frank lief brav hinterher.
Was mich wirklich beeindruckte, war diese OP-Schleuse. Wie bei Aldi, nur war eben das Transportband nicht längs sondern quer. Frank sagte auch promt irgendwas in der Richtung. ;-) dann bekamm ich noch einen Kuss und er blieb draußen.
Meine Hebamme erschien auf der anderen Seite der Trennwand und ich kam in den OP-Saal. Der war überaschend klein, und erinnerte mich mit den bunten Stapelkisten eher an eine Werkstatt. Drin standen noch mind. 4 Leute. Der Oberarzt von gestern (aha, der wollte also die Männer nicht dabei haben) eine weitere Ärztin, die Narkoseärztin, meine Hebamme und noch eine Schwester.
Meine Hebamme meinte, ich solle mich jetzt auf diesem Tisch aufsetzen und meine Arme in die Beinstützen legen. Dazu sei gesagt, daß OP-Tische beängstigend schmal sind. Aber auch das war zu schaffen. Sie nahm meine Hände, zog sie nach unten, sagte, ich solle den Rücken rund machen (gar nicht so leicht auf dem Brett, mit den Armen in den Schalen und dem Bauch der das ganze nicht wesentlich erleichtert) die Schultern nach unten drücken und ihr fest in die Augen schauen.
Irgendwie hab ich fast erwartet, daß sie sagt: „ und schieeeben, schieeeben, schieeben ....“ Hat sie natürlich nicht, aber die Situation war schon skuril.
Die Narkoseärztin drückte mir ihren Fingernagel in den Rücken, dann kam die Betäubung und dann etwas, das sich anfühlte wie ein Ofenrohr. Und dann kam dieser Druck. Nicht schmerzhaft, aber unangenehm.
Also hinlegen. Während die „Kulisse“ aufgebaut wurde, fragte ich ob die Narkose auch sicher auf beiden Seiten wirkt, denn bislang wurde nur mein rechtes Bein „warm“. „Ja, das würde gleich kommen.“ Stimmte, schon verabschiedete sich meine Orientierung auch aus dem linken Bein und die Betäubung krabbelte immer höher.
Meine Hebamme verschwand hinter diesem blauen Tuch, das sie vor meiner Nase plazierten und meinte, sie würde mich jetzt berühren, ich sollte nicht erschrecken. Ich bekam wohl gerade den Blasenkatheter und noch ein paar Schleuche gelegt, und irgendjemand bepinselte meinen Unterkörper mit etwas sehr flüssigem.
Als ich merkte, daß meine kleinen Finger und die Ringfinger und irgendwie auch dem Gefühl nach die Spitzen meiner Lungenflügel taub wurden, fragte ich, ob das denn auch wieder aufhören würde? „Ja, da hört jetzt auf.“ Auch das stimmmte.
Aber mir wurde schlecht.
Und mit einem Rutsch hatte meine Hebamme sofort den OP-Tisch leicht nach links geneigt. Das war lieb gemeint, hat aber nicht geholfen, und ich wurde für die OP wieder gerade hingelegt.
Na, egal. Der OA gab jetzt jedenfalls den Startschuss. Er sah nochmal über meinen Vorhang und fragte, ob es jetzt losgehen könnte. Klar, drum waren wir ja alle da. :-)
Und schon fingen alle an sich über alles mögliche zu unterhalten :-). Ich fand das klasse. Somit hörte ich nicht viel von dem Geklappere, daß sie wirklich versuchten leise zu halten. Es ging um den Weihnachtsmarkt, und daß der OA es nicht schaffen würde, an Schokolade vorbei zu kommmen und er letztes Jahr von irgendjemand Schokoladenschaumbad geschenkt bekommen hatte.
Zwischendrin meinte er dann mal: „Fr. F. Sind sie noch da?“ „Jaja, sie haben mich doch festgebunden, und der Bauch vor Ihrer Nase ist meiner.“ Prüfender Blick seinerseits über den Vorhang, ich musste lachen. Das hat er zwar nicht gesehen, aber mein Bauch hat sicher gewackelt.
Meine Hebamme hielt mich auf dem laufenden was auf der anderern Seite passierte.
Irgenwann sagte der OA: „So, jetzt kommt gleich das Köpfchen. ..... gleich kommt das Köpchen!!“ Scheinbar erwartete er, daß ich was sagen würde, denn er schaute wieder nach mir, weil ich nicht reagierte. Dabei hielt ich absichtlich den Mund weil das alles doch so spannend war.
„So, und jetzt pressen sie mal bitte mit!!“ Wie bitte? Erstens hatte ich seit Wochen Blähungen und wenn ich den jetzt so frontal „anflatulenzte“ bestünde die Gefahr, daß er ohnmächtig würde, und zweitens, mein Bauch war doch aufgeschnitten. Das würde ein Blutbad geben.
Aber egal, er war der Arzt, ich versuchte mich also an die Muskeln zu erinnern, mit denen man pressen kann.
Und dann hörte ich meinen Kleinen schreien. Nicht ärgerlich, nicht sehr ängstlich, nur eben mal so ein „Wuäääh“. Das war am 18.12.03 um 8.29 Uhr.
Und schon schossen mir die Tränen in die Augen. Die Ärztin hielt ihn mir in ein Handtuch gewickelt kurz vor die Nase. Im ersten Moment dachte ich mir ... der schaut aus wie ein gestandener Bayer: Quadratschädel und mürrischer Ausdruck. Ich bekam die linke Hand frei gemacht und konnte ihn kurz berühren und durfte schnuppern und ein Küsschen geben. Dann ging er um die Ecke um versorgt zu werden. Allerdings nicht so weit weg, als daß ich ihn nicht gesehen hätte.
Mir war immer noch speiübel, aber das war nachrangig, ich konnte beobachten, wie mein kleiner Sohn immer rosaroter wurde und die Ärztin schimpfte. Kurz danach brachte sie ihn mir nochmal zum angucken und meinte, er würde jetzt zum Papa gehen. Damit übergab mich meine Hebamme zur persönlichen Betreuung an die Narkoseärztin, die mir während mir immer noch schlechter wurde tapfer die Hand hielt. Die Ärztin meinte noch: „Was für eine riesige Plazenta“ worauf der OA sagte: „War ja auch kein kleines Kind“.
Während ich wieder zusammen genäht wurde ging es fleißig weiter ums Thema Geschenke, Bekannte und persönliche Vorlieben. Der OA fragte mich, ob ich auch so gerne Schokolade essen würde. „Klar, ich weiß nur so langsam nicht mehr, wie sie schmeckt.“ Betretenes Schweigen auf der anderen Seite, ich hörte ihn dann noch murmeln: „Gestadionsdiabetes!!“
Nach einer guten halben Stunde war ich wieder zu, und es ging wieder durch die Schleuse nach draußen wo mich wieder meine Hebamme erwartete, mit einer Schwester im Schlepptau um mich zurück zum Kreissaal zu fahren.
Da kam ich ins Überwachungszimmer, wo Frank mit geröteten Augen mit Jakob im Arm wartete und ich hörte ihn sagen: „Da, jetzt kommt die Mama!“
Ganz schnell bekam ich noch ne Blutdruckmanschette angelegt und sofort danach meinen Sohn in den Arm.
Er war 52 cm groß und 3780 g schwer. Kurz danach haben Jakob und ich den ersten Stillversuch unternommen, der super geklappt hat. Frank hats' auf Video aufgenommen.
Nach einer knappen Stunde kam die Schwester um mich zu waschen. Jakob ging wieder zu Frank auf den Arm. Und ich bin kurz weggenickt. Nach 2 Stunden bekam ich dann ein Schmerzmittel, denn die Spinale ließ nach. Jakob war die ganze Zeit über entweder bei mir oder bei Frank im Arm. Nur einmal haben sie ihn kurz zum Blut abnehmen mitgenommen. Dann gings runter auf die Station in mein Zimmer. Jakob war eingeschlafen und ich übergab ihn der Stationsschwester ins Kinderzimmer. Um auch ein bisschen schlafen zu können. (ich war hundemüde, und mir war immer noch grottenschlecht). Dann ging wieder das Kommen und Gehen von Frank und meiner Familie an :-) Jakob wurde mir immer wieder gebracht und in den Arm gelegt. Nur für die Blutzuckeruntersuchungen und zum Windelwechsel verschwand er immer wieder ins Kinderzimmer. Ab dem 3. Tag konnte ich ihn selber versorgen und am 4. Tag kam die Milch.
Wir hatten einen wirklich harmonischen Start, und konnten nach exakt einer Woche das Krankenhaus an Heilig Abend 2003 verlassen.

Bevor ich jetzt mein drittes Kind bekomme, wurde es höchste Zeit, diesen Bericht zu schreiben. Immerhin ist Jakob mittlerweile 2 Jahre alt. :oops:

Kommentare

  • MamaMama

    331

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Jauchzerle,

    was für ein schöner Bericht!!!!! Wirklich. Da merkt man richtig, dass auch ein KS schön sein kann. Du hast das alles so super geschrieben, das würde mir sogar helfen, wenn ich nochmal schwanger sein sollte und nen KS bräuchte.

    Dem kleinen Großen noch alles Gute nachträglich zum 2. Geburtstag.
  • profi2profi2

    125

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Liebe Jauchzerle!
    Herzlichen Dank für deinen Bericht. Ich musste teilweise richtig lachen, weil du sogar in einer solch angespannten Situation immer noch eine gehörige Portion Humor bewiesen hast :grin: Ich wünsch dir, dass du deinen nächsten KS auch so souverän meisterst. Alles Gute, profi2
  • jauchzerlejauchzerle

    6,272

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    :oops: danke vielmals, aber ehrlich gesagt fand ich die Situation nicht angepannt. Sie war aufregend, neu und ich hatte keinerlei Angst. Die Manschaft um mich herum arbeitete flott, routiniert, entspannt und fröhlich.
    Abgesehen davon, hatte ich mich die Tage vorher auch gründlich mit dem Thema Kaiserschnitt auseinandergesetzt.
    Natürlich stellt so ein Eingriff ein Risiko dar, aber wenn ich normal hätte entbinden sollen, wäre das Risiko in meinem Fall eher höher gewesen.
    Außerdem tendiere ich grds. dazu alles erst mal von der guten Seite aus zu betrachten. ;-)
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Barbara,
    ja, ein schöner Bericht, aber interessieren würde mich noch der Kopfumfang von Jacob. War der wirklich so enorm, dass er partout nicht durch Dein Becken gepasst hätte?
    LG
    Ellen
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    jauchzerle schrieb:
    Bevor ich jetzt mein drittes Kind bekomme, wurde es höchste Zeit, diesen Bericht zu schreiben. Immerhin ist Jakob mittlerweile 2 Jahre alt. :oops:

    :biggrin: Naja, ist ja noch soooo viel Zeit ;-)

    Wie unterschiedlich das alles läuft, bei mir waren Hebamme und Mann mit im OP und der Blasenkateter, der wurde noch oben im Kreissahl ohne Narkose gelegt :shock:

    Alles Gute, für Nummer 3 ;-)
  • jauchzerlejauchzerle

    6,272

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Ellen, nein, er war nicht so gigantisch ;-) , An der Stirn gemessen normal groß, allerdings war er von der Form her schon deutlich anders. (ich glaub, es waren 37 cm). Kommt natürlich drauf an, welchen Durchmesser die Ärzte und die Hebamme genommen haben.

    Danke, Iris, dir auch für #4 ;-)
  • klioklio

    445

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich wünsche Dir wieder eine positive KS-Erfahrung.

    Alles Gute

    Simone
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