Ich war heute bei meiner Freundin. Meine Tochter ist an die Tischkante gefallen und muss sich ziemlich weh getan haben, denn erst kam gar kein Ton raus (bedenklich) und dann hat sie sehr laut geschrieen. Also habe ich mir mein Kind geschnappt, überhaupt nichts gesagt und sie in den Arm genommen und weinen lassen. Meist ist es so, dass sie sich dann relativ schnell beruhigt (ne Minute oder so). Dann lasse ich sie los und es ist, als ob nichts passiert wäre. Bei ganz schlimmen Schmerzen hätte ich sie gestillt.
Meine Freundin würde ihr Kind ablenken, so tun, als ob nichts gewesen wäre und davon erzählen, was draußen Tolles am Fenster ist. Ihre Meinung ist, dass ich den Schmerz überspielen soll und ich dem Kind die Chance nehmen würde sich selbst zu beruhigen. Und was denn das Kind tun sollte, wenn die Mutter mal nicht da ist. Sie empfand meine Reaktion als völlig übertrieben, so würde sie nur handeln, wenn was ganz Schlimmes gewesen wäre. Meine Meinung ist, dass sie dem Kind die Chance nimmt, sich mit seinen Gefühlen auseinanderzusetzen, dass sich ein Kind ruhig ausheulen darf, dass es seinen Schmerz zeigen darf und danach ist eben wieder gut und vergessen. Gefühle zu überspielen bzw. zu unterdrücken ist nicht meine Sache, dafür ist die Angelegenheit aber auch für mich erledigt. Und wenn sie bei jemand anderen in Betreuung ist, wird damit bestimmt auch fertig. Sie kann ja auch beim Schlafen gehen zwischen Mutter mit Muttermilch und Babysitter unterscheiden. Mit Schmerz geht ja jeder anders um, wenn ich z. B. zum Zahnarzt muss, lasse ich ohne Spritze bohren (hat mal jemand verbockt), weil ich mich da mental drauf vorbereiten kann und es geht dann.
Meine Freundin hat einen ganz andere Art an Dinge heranzugehen. Was ja nicht heißt, dass es schlecht sein muss. Wahrscheinlich ist ihre Lösung für sie gut und unsere für uns. Trotzdem beschäftigt mich das Thema immer noch und ich würde gerne wissen, wie Ihr auf kleine Unfälle reagiert.
Kommentare
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Wenn ein Kind sich wirklich weh getan hat, muß es sich ausheulen dürfen und verstehen können, was da überhaupt passiert ist. Ich lasse Melina dann weinen und nehme sie liebevoll auf den Arm. Teilweise gehe ich danach extra nochmal mit ihr an den "Unfallort" und erkläre ihr, wie es dazu gekommen ist. Daraufhin zeigt sie auch selbst meist dorthin, was ich als "Erzählen" und Verarbeiten werte.
Wenn man ein Kind direkt ablenkt, hat es ja überhaupt keine Chance aus dem Erlebten zu lernen. Außerdem finde ich das auch rein menschlich nicht Ok, denn schließlich hat das Kind ja in dem Augenblick Schmerzen und ein Nähebedüfnis. Wenn ich mir wehtue, dann mache ich ja auch nicht direkt weiter, sondern halte einen Augenblick inne und warte, bis der Schmerz nachläßt.
Anders ist es bei ganz kleinen Unfällen. Da reagiere ich auch meist nicht drauf und lenke sie ab, damit sie sich nicht in Kleinigkeiten hineinsteigert.
Wie gesagt, ich finde Du hast richtig reagiert. ;-)
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Er kommt dann meist auch entweder angelaufen oder reckt die Arme und ruft mich.
In "schlimmeren Fällen singe ich dann "Heile, heile Gänschen", bei Lappalien sage ich auch nix.
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Ich finde, du machst das richtig. Wenn Jolina weint, dann nehme ich sie sofort in den Arm und tröste sie. Und wenn es nicht so schlimm war, dann schafft sie es mittlerweile auch alleine sich zu beruhigen. Ist sie richtig gut drauf, dann kann es sogar passieren, dass sie lacht.
Aber wenn sie sich richtig wehgetan hat, gehts nur mit Mama oder Papa, was ich auch vollkommen in Ordnung finde.
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Fällt sie nur hin,rutscht aus,weil sie zb. wild herum läuft und es ist nichts schlimmes passiert dann sag ich schon na steh wieder auf musst langsamer laufen.Ist schon wieder gut....
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ich fidne aber auch, dass man Schmerzen ernst nehmen muss, und Gefühle rauslassen sollte. Ich finde es auch nicht richtig zu sagen: "Das tut doch gar nicht weh." Doch, es tut dem Kind in dem moment weh und es sollte nicht lernen, dass man seine Gefühle unterdrückt oder nicht ernst nimmt. Irgendwann kommt es sonst gar nicht mehr zur Mutter, weil es ja doch gesagt bekommt, dass es was falsches fühlt.
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Den Punkt finde ich ganz wichtig! Und deswegen eben auch die Unterscheidung - damit das Kind selber merkt, was schlimm ist und was nicht. Und dass das, was schlimm ist, auch immer ernst genommen wird.
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Rebecca wird auch immer munterer, was zwangsläufig zum Umfallen oder kleineren Karambolagen führt ;-)
Meistens sage ich nur"Bumm" oder "Hoppala" und sie spielt munter weiter.
Sofern sie aber anfängt zu weinen, weiß ich selber es ist ernst. Es in dem Moment herunterzuspielen/ sie davon abzulenken würde für mich bedeuten mein Kind mit seinem Schmerz nicht ernst zu nehmen und ihm zu signalisieren, "mach jetzt nicht so'n Wind".
Ich möchte aber, dass Rebecca weiß, dass sie ernst genommen wird "in guten und in schlechten Zeiten" - deshalb wird sie in solchen Momenten natürlich getröstet und wenn sie selber es dann möchte sogar gestillt.
Die Ablenkmethode ist leider noch verbreiteter
Lieben Gruß
alicoco
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Das werde ich auch einführen, gute Idee!
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Zu schnell um die Ecke und mit dem Kopf an den Tisch ist Alarm, da will ich sie hochnehmen, auch um zu sehen, wie weh sie sich getan hat. Da wird gekuschelt und sie beruhigt sich ganz schnell.
Das gilt auch für Hand in der Tür einklemmen (selbst beim Zumachen) oder ähnlichem. Das tut weh und der Schmerz wird von mir auf jeden Fall ernst genommen. Schließlich will ich ja auch, dass sie später mit jeder Art von Schmerz zu mir kommt, z.B. Liebeskummer ;-)
Auch bei Robin gab es Situationen, wo ich ihn aber durchaus mit sich allein gelassen habe. "Geh nicht auf das Gerüst, Du tust Dir weh". Robin trotzdem rauf, abgerutscht. Da bekam er nur ein "Schuld eigene", denn manche Sachen finde ich sollten sie einschätzen lernen. Ab einem gewissen Begreifen natürlich.
Mina war gestern auf einem vereisten Stück unterwegs und hingefallen. Natürlich habe ich sie getröstet, wenn sie auch mehr erschrocken ist. 2. mal das gleiche. Beim 3. mal gehe ich davon aus, dass sie versteht, dass es rutschig ist, wenn sie selbst schon drauf deutet und "utschi" sagt, da gehe ich dann irgendwann weiter und lasse sie kämpfen, bis sie nachkommt. Das zähle ich dann unter Forscherdrang und nicht mehr plötzlichen Schmerz...
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Meine Freundin war in dem Moment in dem Vorteil, dass sie ihre Meinung ganz gut erklären konnte, während ich zwar wusste, was ich meinte, aber es in dem Moment nicht treffend formulieren konnte. Naja, Wissenschaftler müssen ja gut ihre Thesen vertreten können, das ist ja ihr Job.
handjerys Aufteilung finde ich sehr gut. Wenn Selina auf den Po geplumpst ist, sich aber offentlich nicht weh getan hat, habe ich auch immer gesagt "umgefallen" und dazu breit gegrinst. Nach anfänglichen ich-versuche-es-mit-der-Heulmethode lacht sie heute mit mir. Bei Missachtungen von FINGER WEG bin ich auch nicht so gnädig. Nachdem ich sie allerdings ziemlich angebrüllt hatte, weil sie meine Brille in zwei Teile zerlegt hatte, hat sie so geweint (sie wusste ja, dass sie die nicht haben durfte), dass sie mir schon leid tat und ich sie doch wieder in den Arm genommen habe.
Wenn ich mal Aua sage, weil sie mich mit den Füßen erwischt, macht sie dafür bei mir auch "Ei". Da sie es aber im Gegensatz zu mir auch manchmal witzig findet, habe ich heulen vorgespielt. Die Arme war so betroffen, dass sie mitgeheult hat, deswegen halte ich mich da zurück.