Meine Freundin

manuelsmamamanuelsmama

1,263

bearbeitet 1. 02. 2006, 09:14 in Kummerkasten
..hat mir gerade eine Mail geschrieben und ich merke, dass es ihr ganz schlecht geht. Sie hat eine behinderte Tochter, die ist 1 1/2 Jahre alt (diese Behinderung ist so selten, dass es auf der Welt wahrscheinlich keinen zweiten Fall gibt).
Meine Freundin studiert nebenher und muss fast alles mit ihrer Tochter alleine managen. Die Krankengymnastik kann nur sie machen, weil alle anderen Familienmitglieder für diese Therapie keine Kraft haben. Nur sie kann ihrer Tochter das Augenpflaster aufkleben, weil ihr Freund dafür keine Kraft hat. Dauernd gibt es neue Hiobsbotschaften vom Arzt, neue Dinge an ihrer Tochter, die nichts mit der Behinderung zu tun haben, die aber genauso selten sind wie die Behinderung selbst. Ständig neue Besuche bei Ärzten überall, ständig neue Meinungen.
Sie hat Angst vor der Zukunft, sie weiß nichtmal, ob ihre Tochter sie als Mutter erkennt (eine sehr große Angst von ihr), was mit ihr später wird etc.
SIe ist eine sehr starke Frau aber sie hat eben diese unendliche Last zu tragen und sie muss sie leider auch alleine tragen, weil die Familie die Behinderung ausblendet, weil es keiner wahrhaben und ertragen will.
Dazu kommt, dass ich ein gesundes Kind habe, mit dem sie unweigerlich immer vergleicht ohne etwas böses zu wollen.
Sie schreibt, dass sie sich verwahrlosen läßt, dass andere Leute, denen es ähnlich geht ihr kein Trost sind. Therapeuthen sind auch nichts für sie, hat sie alles schon ausprobiert.
Wie kann ich ihr nur helfen? Ich sehe ja, wie sich sich quält (nicht nur mit dem Kind, oft auch mit dem Mann, den Eltern, dem Studium). Ich fühle mich so hilflos, habe Zeit ohne Ende, kann aber nicht zu ihr (hab tagsüber kein Auto + kein Geld fürs Benzin). Zudem weiß ich nichtmal, was ich sagen soll, ich hab ja ein gesundes Kind---
Ich würde sie gerne in den Arm nehmen und sagen, dass alles gut wird, aber das wird es nie sein :cry::cry:
Könnt ihr mir helfen???

Kommentare

  • LoreleiLorelei

    4,536

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Oh man, das ist wirklich hart. Ich kann dich gut verstehen. Du hast das Gefühl, dass deine Hilfe eher weh tun würde, weil dann Manuel mit dabei wäre. Und wahrscheinlich wäre das sogar so. ERSTMAL. Erstmal würde es ihr weh tun, weil sie vergleicht. Weil sie Manuel lachen sieht und sich vielleicht freuen will, aber nicht kann. Aber vielleicht würde sich das irgendwann legen und das Positive, was der Kontakt mit dir bringt, würde überwiegen?

    Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich sie anrufen und es ihr genauso sagen, wie du es uns gesagt hast. Sag ihr, dass du sie gern in den Arm nehmen möchtest, dass du ihr den Rücken stärken willst, dass du ihr so gern helfen möchtest, aber nicht weisst wie. Dass du sie gern aus der Apathie holen würdest, mit ihr unterwegs sein, sonstwas tun, einfach da sein, aber dass du Angst hast, dass ihr das weh tun würde. Frag sie!! Bestimmt ist sie da "cooler" als du vielleicht befürchtest?!! Oder lass Manuel einfach mal zu Hause bei Papa und geh mit ihr (und ihrer Tochter) allein los. Das muss ja keine Kohle kosten. Quatschen kann man bei nem Spaziergang im Kalten ebenso gut. Oder bei ihr zu Hause Kaffee trinken.

    Und was ist das mit der Kraft? Meinst du physisch oder psychisch? Was soll das heissen, der Vater der Kleinen hat nicht die Kraft? Versteh ich da was falsch? Deine freundin muss dringend entlastet werden. Und wenn sie sich nichts Gutes tut, dann tu du es. Vielelicht kann sie ja die Kleine auch mal bei Papa lassen, dann geht laufen. Das bläst den Kopf frei und hilft super bei Überspannung und Stress!!!

    ach man, das ist echt schwer. :???:
  • manuelsmamamanuelsmama

    1,263

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Lorelei, da sind schonmal gute Ansätze dabei, danke ;-)
    Wir sehen uns eigentlich fast wöchentlich und Manuel ist immer dabei (sie freut sich ja immer so auf ihn). Sie sagt auch, dass sie neidisch ist, aber dass das nie zwischen uns stehen wird. Ganz blöde Situation.
    Der Vater der Kleinen kann nicht wirklich damit umgehen, er liebt sie über alles, trotzdem will er es nicht wahr haben. Das heißt, dass sie mit ihm nicht darüber sprechen kann (das würde ihr sicher auch irgendwie helfen). Ihre Mutter heult desöfteren vor ihr um das arme Enkelkind, was das alles nicht leichter macht. Das mit der Kraft will heißen, dass sie von allen die Stärkste sein muss, weil sie erstens der Typ dazu ist und zweitens die Mutter. Als sie, als ihre Tochter 6 Monate alt war, erfahren hat, dass sie behindert ist usw. hat sie kein Kilo mehr abgenommen, weil das die einzige Art war, mit der der Körper mit dieser schlimmen Diagnose fertig wurde. Das finde ich, sagt viel darüber aus, wie es in ihr aussehen muss. Sie muss neben der Behinderung mit so vielen schlimmen Sachen um sie rum kämpfen, dass jede einzelne mir das Rückgrat brechen würde...
    Ich werde ihr das auf jeden Fall sagen...
  • HerzjeHerzje

    1,048

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Eine gute/beste Freundin ist ein großes Geschenk. Sei für sie da, wenn sie Dich braucht - am Telefon oder auch mal bei ihr zuhause. Sag ihr, was Du fühlst - allein das Wissen, dass Du da bist und dass sie sich auf Dich verlassen kann, gibt Ihr schon ne Menge Kraft! Und davon braucht sie sicherlich eine Menge!
  • Amelie77Amelie77

    1,414

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Du kannst das Leid nicht von ihr nehmen und du kannst auch die Behinderung der Tochter nicht wegzaubern. Alles, was sie sich wünscht ist ein gesundes, gedeihendes Kind und das wird sie nie haben, denn dieses Kind wird krank bleiben. Das ist eine enorme Kränkung und sicher eine lebenslange Aufgabe.
    Aber du magst sie, bist da für sie, hältst Kontakt, versuchst zu verstehen - das ist viel und meiner Einschätzung nach auch alles, was du tun kannst.
    Alles Liebe
    Amelie
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