Hallo,
ich muss Euch mal um Rat fragen bzw. vielleicht versteht ja jemand von Euch aufgrund ähnlicher Erfahrungen meine Situation...
Eine Frau in meiner Familie hat schon seit Jahren Magersucht. Wir sehen uns nicht so oft, telefonieren aber öfter. Sie hat schon 3 Therapien hinter sich, nach allen wirkte sie wieder etwas aufgepäppelter, aber so recht besser wird es nicht. Ich würde mich wirklich freuen, wenn sie "die Kurve" kriegen würde, man merkt ja, dass sie auch nicht glücklich mit ihrer Situation ist.
Nachdem ich es aufgegeben habe, mich als Hilfe oder "Therapeut" aufzudrängen (man versucht es ja doch mal ab und zu :oops: ), dachte ich, es hilft ihr am besten wenn ich einfach ganz normal mit ihr umgehe.
Das ist manchmal nicht so einfach, und bei allem Verständnis für ihre Leidensgeschichte und ihrer Situation stoßen mir ein paar Dinge sehr auf. Ich kann ihr die allerdings nicht sagen, da sie total abblockt.
Sie war in den letzten Tagen zu Besuch bei mir und eigentlich war es recht schön. Das sie eigentlich nicht viel ißt, ist mir klar, aber bei mir hat sie sich leider durch die Küche gegessen. :sad: Und die Hälfte davon landete wieder im Klo. Ich weiß, sie kann nichts dafür, aber es macht mich so wütend, weil ich ja das Essen bezahlt habe. Versteht ihr das? Dann benutzt sie einfach alles in meinem Badezimmer und fragt auch nicht vorher, und das möchte ich einfach nicht. Spreche ich sie drauf an, leugnet sie und dabei rieche ich mein Parfum bei ihr! Es sind auch schon Dinge weggekommen, unter anderem einen größeren Betrag an Bargeld (ist schon länger her). Normalerweise schließe ich mein Geld schon weg, wenn sie da ist. :oops: Und unterwegs kauft sie sich selbst trockene Semmeln und mir irgendwelchen Süßkram beim Bäcker. Sich selber erlaubt sie das ja nicht, aber die anderen kann man ja mästen, dann sieht man selbst gleich viel dünner aus?! Dabei weiß sie genau, dass ich gerne etwas abnehmen möchte, aus gutem Grund, nicht um krank zu werden.
Ich weiß nicht, ob ihr versteht, dass mich vieles an ihrem Verhalten einfach total wütend macht. Sie ist so grenzüberschreitend und ich komme gar nicht mit klar. Eigentlich standen wir uns immer recht nahe, aber im Moment bin ich nur froh, dass sie wieder weg ist. :sad:
Wie soll ich mich bloß weiter verhalten? Danke fürs Lesen.
Kommentare
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ich sehe das so. das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. das sie magersüchtig ist, entschuldigt nicht ihr verhalten. und da kann man auch mit ihr darüber reden. das eine ist ein krankheit und das andere sind schlechte manieren und angewohnheiten.
das du nicht mehr versucht, sie zu "therapieren", wie du geschrieben hast, finde ich sehr gut. ich hatte selbst über jahre hinweg bulimie. und es war ein kraus, wenn die anderen versucht haben, mit mir darüber zu reden und und und. die hatten und haben bis jetzt keine ahnung und von denen brauchte ich wirklich keine hilfe.
die krankheit sitzt tief und nur wenn man selbst dazu bereit ist, etwas an der situation zu verändern, dann bewirken therapien erst was.
das beste ist, wie du es jetzt schon machst. sie ganz normal zu behandeln, einfach freundschaft, kein mittleid, keine ratschläge, ....
dazu gehört, aber eben auch, dass sie akzeptieren muss, dass du diese grenzüberschreitungen ihrerseits, sachen testen, ausprobieren,..., ihr klipp und klar sagst, dass du das eben nicht willst. und das du damit ein problem hat. auch wenn sie das abstreitet, sie wird darüber nachdenken. und das ist doch ein anfang.
und mach dir keine vorwürfe, dass du nun wieder froh bist, dass sie wieder weg ist. das geht doch vielen so. ich denk nur an meine schwiegermutter, die ihre mutter gerne zu besuch hat, aber wenn sie wieder weg ist, ist sie auch wieder sehr froh darüber. ich könnt ja nicht mal meine mutter bei mir wohnen haben, obwohl ich sie über alles liebe, aber jeder hat angewohnheiten, die nicht jeder dauernd haben will und kann.
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@katjaklara: Ich werde sicher nicht mehr mit Ratschlägen kommen. Auch ich selbst hatte und habe noch immer Probleme (nicht mit Eßstörungen, aber mit etwas anderem), deswegen kann ich es sehr gut nachvollziehen, dass man sowas in der Situation nicht brauchen kann. Ich habe auch schon versucht, mit ihr über diese Dinge zu reden, wie an meine Sachen rangehen, aber sie reagiert dann wie gesagt mit Leugnen oder trotzig. Das mit dem Geld war damals echt ein Schock, aber das war über Nacht weg, wo sie hier geschlafen hat.
Was hat Dir denn damals überhaupt geholfen im Kontakt mit anderen? Hat Dich generell das Verhalten der anderen genervt oder konnte man auch was "richtig" machen? Es fällt mir schwer, das eine und das andere bei ihr zu trennen, sie hat auch Probleme mit Klauen usw. Und wie gesagt, reden bringt nichts, sie hat ohnehin immer das Gefühl, das schwarze Schaf zu sein.
@Gisela: Sie ist in meinem Alter.
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vielleicht sollte man, wenn man mit ihr über die klau-problematik redet, keine du-sätze verwenden, sondern nur ich-sätze. "ich finde es nicht so toll..." also das eigene empfinden dabei hoch stellen. so fühlt sie sich nicht angegriffen, oder nur wenig, und geht nicht so in verdeitigungsstellung. und ich glaube,dass da wahrscheinlich ein gespräch nicht reicht.
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Bulimie ist (genao so wenig wie Magersucht) an sich nicht mit weiteren Auffälligkeiten verbunden, d. h., dass "Verhaltensauffälligkeiten" wie die von dir geschilderten Dinge (inkl. dem wahrscheinlichen Diebstahl des Geldes) aus einer ganz anderen Richtung kommen wie die Bulimie.
Ich habe deshalb nach dem Alter gefragt, weil ich ein derartiges Verhalten von einem Teenager noch eher "erwartet" hätte, denn von einer Frau Mitte 20. Diese müsste, unabhängig von der Bulimie, auf jeden Fall ein Rechts-/Unrechtsbewußtsein haben, das ich an deiner Stelle auch einfordern und bei Nichteinhalten mit Konsequenzen ahnden würde. Welche Konsequenzen du ziehst, musst du anhand der "Schwere" der Handlung selbst mit dir ausmachen.
Du kannst und darfst ihre Handlungsweisen nicht ständig mit ihrer Erkrankung entschuldigen und versuchen, sie dadurch zu "beschützen". Du machst dich damit zum "Co-Abhängigen" und leidest irgendwann genau so, wie sie selbst. Dadurch, dass es sich um eine erwachsene Frau handelt, hast du eigentlich wenig bis gar keine Chance, etwas zu unternehmen, damit deine Verwandte sich mit wirklich kompetenter Hilfe in den Griff bekommt, wenn sie sich weigert. Es gibt aber eine ziemlich gute Anlaufstelle für "Co-Süchtige": http://www.bulimie-online.de/angehoerige/index.htm
http://www.bulimie.de/ ist auch ein sehr interessantes Projekt mit vielen Infos, Therapeuten und Kliniken.
Das Hauptproblem bei Essstörungen ist, das man sie nicht wirklich "heilen" kann. Ich bin z. B. seit Jahren "trockene" Magersüchtige, muss aber ständig (ich meine wirklich ständig) aufpassen, dass ich nicht anfange, in Streßsituationen das Essen zu verweigern. In meiner "Hochzeit" vor gut 20 Jahren habe ich weit unter 40 kg auf die Waage gebracht, bei 1,65 m Länge. :???: Bei mir klappt das aber auch nur deshalb so gut, weil ich damals eine super Therapie machen durfte.
Lies dich bitte durch die beiden o. g. Links. Sie sind sehr informativ für dich und auch deine Verwandte, natürlich vorausgesetzt, sie will sich wirklich helfen lassen. Therapie ist nicht gleich Therapie, man muss schon wirkliche Spezialisten finden - gerade auf diesem Gebiet.
Lieben Gruß
Gisela
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@Gisela: Danke für Deine Antwort. Ja ja, die Betroffenen sind immer die größten Experten. ;-)
Natürlich habe ich mich selbst schon ausführlich mit dem Thema Bulimie bzw. Anorexie befasst, bin ja mit meinem Studium irgendwie "vom Fach". ;-) In welchem Zusammenhang nun ihr übriges Verhalten zu ihrer Eßstörung steht, kann ich nicht genau sagen. Ich weiß nur, dass sie eben auch Probleme mit Klauen und mit Zwängen hat.
Unrechtsbewusstsein? Entdecke ich nicht viel bei ihr. Sie ist vor allem der Überzeugung, dass sie imme zu wenig bekommt. ;-)
Mit den Therapien ist es schwierig bei ihr, wenn sie ganz unten ist, dann lässt sie sich wieder "aufpäppeln". Aber sie lehnt so ziemlich alles ab und sagt auch ganz klar, dass ihr Therapie Angst macht. :sad:
Ich war ja selbst in Therapie und weiß, wie das ist, man kämpft gegen enorme Widerstände in sich selbst an. Aber ich habe ziemlich gekämpft und nur weil es selber wollte, ging es dann besser mit der Zeit. Welche Therapie empfiehlst Du denn bei Eßstörungen? Und welche Form hat Dir geholfen?
Danke für die Links, ich werde mich nochmal genauer durchlesen.
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Sie hatte sich mal über meine E-Mail-Adresse bei Ebay angemeldet, was ich erlaubt hatte, als sie bei mir Praktikum gemacht hat. Allerdings hat sie Sachen ersteigert z. B. Parfüm, Jeans, Poster und dann fiel ihr auf, dass sie es nicht bezahlen kann. Also hat sie sich bei den Verkäufern nicht mehr gemeldet und ich hatte die genervten E-Mails im Briefkasten. Anstatt zuzugeben, dass sie einen Fehler gemacht hat, hat sie behauptet, die Mutter hätte das Geld überweisen sollen, was nicht stimmte oder, oder... Seit der Zeit bin ich mehr als vorsichtig. Ich habe ihr sofort eine eigene E-Mail-Adresse eingerichtet, die sie dann zwar nicht mehr selbst abrufen konnte, und ihr die Konsquenzen erklärt. Sie hat mir auch erzählt, dass sie an ihrer Arbeitsstelle kleine Dinge mitgehen lässt. Sie sei in finanzieller Not (alleinerziehende Mutter). Das sie kein Geld hat, ist klar. Aber ich bin mir nicht so sicher, ob sie wirklich total arm ist (Vater unterstützt sie) oder ob sie nicht auch ein bisschen unfähig ist. Denn oft genug kann ich nur den Kopf schütteln. Nun ja, trotz alledem mag ich sie und ich wünsche ihr wirklich, dass sie auf einen grünen Zweig kommt.
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Naja, wie gesagt, ich wäre froh, sie kriegt irgendwann die Kurve. Sie hat das schon 7 Jahre, das ist schon fast zu lange...
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Ich kann dir leider nicht mehr sagen, welche Therapieform vor 20 Jahren bei mir angewendet wurde. Es ist zu lange her. Ich bin mir nur relativ sicher, dass es seinerzeit noch recht wenig mit heutigen Therapieansätzen zu tun hatte, das Ganze steckte noch ziemlich in den Kinderschuhen.
Was ich dir aber noch sagen wollte: Wenn deine Verwandte nicht einsichtig ist und statt dessen euch immer weiter involviert und du beim Gedanken an sie mehr negative Gedanken als Sorge um sie verspürst, solltest du den Kontakt reduzieren oder abbrechen. Denn dann bist du in gewisser Weise "co-abhängig" und musst einfach Distanz herstellen, um nicht zu tief emotional verstrickt zu werden. Sie ist eine erwachsene Frau, bei der wahrscheinlich von Anfang an viel schief bzw. verkehrt lief. Wogegen du aber leider wahrscheinlich nicht mehr allzu viel machen kannst. :sad:
Ich schicke dir aber ganz viel :troest: und gute Nerven. Denn ich weiß aus Erzählungen meiner Mom, wie anstrengend und Nerven aufreibend Essgestörte sind. :oops:
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vielleicht hat Deine Verwandte ja nicht nur Magersucht / Bulemie. Je nach Ursache kann die Krankheit ja auch mit anderen psychischen Störungen einhergehen. Ich betone KANN was heisst MUSS NICHT! Nur zur Vorsicht bemerkt, damit hier nicht wieder meine Ausagen verkehrt werden. Ich habe eine Frendin die seit fast 20 Jahren Magersucht / Bulemie hat. Seit 3 Jahren ist sie Therapie und wie sich nach langen Krampf herauskristallisiert hat, leidet sie auch unter dem Borderline Syndrome. Einige der vielen Symptome dieser Störung sind asoziale Tendenzen im warsten Sinne des Wortes, allso Verhaltensweisen die sich gegen die herkömmlichen gesellschaftlichen sozialen Normen richten: Lügen, stehlen, intregieren, bedrohen, gegeneinander ausspielen usw. Die Schwester meiner Freundin hat nur Borderline wodurch sich die Verhaltensweisen gut vergleichen lassen. Diese Menschen fallen ausserdem durch eine starke Ich-bezogenheit auf. Es scheint fast, als ob für sie nichts anderes als sie selbst im Leben eine Rolle spielt. Außerdem mangelt es oft an der Fähigkeit zur Einschätzung der eigenen Fähigkeiten (klar), was sich oft in überzogenen Vorstellungen äußert. Die Ursachen für solche Kombinationen können Unterschiedlich sein. Meine Freundlin hatte wohl eine extrem belastende Kindheit in der Essen als Mittel zur Erpressung eingesetzt wurde und Gewalt eine große Rolle spielte (sehr verkürzt gesagt). Bei der Schwester der anderen Freundin kann soetwas nicht der Grund sein. Vielmehr vermuten wir hier, dass der jahrelange Drogenkosum seinen Anteil an der psychischen VEränderung hat, wobei eine Diposition sowieso nie ausgeschlossen werdne kann, auch nicht bei Deiner Verwandten.
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zum glück bin ich heute aus dem seminar gegangen und hatte noch alle wertsachen bei mir, bin nicht bedroht worden und ich hatte auch nicht den eindruck, das die gruppenleitung der borders die ganze zeit log :shock:
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du interpretierst meine aussage. , aber: nein, ich bin kein border.
ich hatte lediglich heute schulung für gruppenleiterinnen an der auch die leitung der borderline-gruppe teilgenommen hat.
wie meinst du das konkret? sollte ich mich lieber aus der diskussion heraushalten, weil ich auf dem gebiet laie bin? ich gehe davon aus, das ich das jetzt nicht richtig verstanden habe.
was man sicher tun sollte, ist zu hinterfragen wie es zu diesen störungen gekommen ist. werder borderline noch magersucht oder bulimie treten grundlos auf wie grippe. und ich denke, da können wir alle nicht helfen, sie gehört in die hände eines fachmannes.
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ich wollte jetzt eigentlich keine Psycho-Diskussion draus machen, aber wo wir schon mal gerade beim Thema sind: Ich war wegen eines Borderline Syndroms vor einigen Jahren in Therapie, bin also namentlich Bordi!
@Atari: Ich weiß nicht, woher Du Deine Infos zu der Erkrankung beziehst, aber ich habe weder asoziale Tendenzen, noch klaue ich, lüge ich usw. Ich bin auch nicht stark ich-bezogen, das würde man dann eher als narzißtische Störung bezeichnen.
Aber das sei auch dahingestellt, ich danke Majonie für den Einsatz, dass die Bordis nicht in eine Schublade gesteckt werden, wo der Leidensdruck dieser Krankheit völlig in Vergessenheit gerät. Es macht nämlich keinen Spaß. :???:
Ich bin eben der Meinung, Krankheit, egal welche, entschuldigt nicht alles. Allerdings weiß ich noch nicht, wie ich das in der Realität umsetzen kann in Bezug auf meine Verwandte. Wo keine Einsicht ist, lässt es sich schwer reden.
@Gisela: Danke für Deine Worte, ich werde sehen, inwieweit ich mich distanzieren muss, um selbst nicht zu sehr hinein zu geraten. Diese Idee ist mir übrigens noch gar nicht gekommen.. :oops:
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wollte nur mal kurz los werden, dass ich deine beiträge so verstanden habe, wie du sie gemeint hast. ich fand,da war nichts missverständlich. mir gehts nämlich auch immer wieder so, dass ich falsch verstanden werde.
das mit dem "sich selbst distanzieren", find ich auch gut. man kann so sich ein klareres bild von der situation verschaffen. allerdings ist das sicher nicht einfach.
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Außerdem kann man aus einem Posting sehr gut herauslesen, woher die Kenntnisse stammen.
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Ich habe lange Zeit gebraucht, bis ich gelernt habe, Distanz herzustellen, wenn Menschen mir auf Dauer nicht gut tun.
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