Ich kann langsam echt nicht mehr/etwas länger

Anonymous

Hallo! Heute bin ich auch mal zum Jammern hier, weil mir momentan echt alles zuviel wird. Wir haben zwei Kinder kurz hintereinander bekommen (Timo ist fast 1,5 und Annika 11 Wochen alt), was nicht geplant war. Wir wohnen in einem Ort, wo wir kaum Kontakte haben. Wir gelten hier als komisch, weil unsere Familie an 1. Stelle steht und wir nicht jedes Wochenende zum Saufen mitkommen, sondern lieber was mit unseren Kindern unternehmen. Es wäre auch gar nicht möglich, da wir niemanden haben, der uns die Kinder mal abnehmen könnte.
Meine Eltern haben nach einem belanglosen Streit :boese1: den Kontakt abgebrochen, sie wohnen 250 km weit weg, haben sich nie groß um Timo gekümmert, wenn sie uns mal besucht haben, dann nur um ihn aufzudrehen und uns damit verrückt zu machen. Auch mein Bruder wurde derart von meiner Mutter aufgehetzt, dass er sich nicht mehr meldet. Annika hat ihre Großeltern bzw. ihren Onkel noch nie gesehen. Die Schwester meines Mannes ist das selbe in grün, sie wohnt zwar nur 10 km weg, kümmert sich aber momentan lediglich darum, dass sie ihren Erbteil von den im letzten Jahr verstorbenen Eltern bekommt, ebenso wie die Halbgeschwister meines Mannes. Ein Anwaltsschreiben jagte das nächste. Wir haben die ganze Sch... jetzt an einen Anwalt weitergegeben, damit wir wenigstens da Ruhe haben.
Unser Haus ist ein altes Bauernhaus und hat 13 Zimmer, einen riesigen Garten, das Bad muß renoviert werden. Sämtliche Böden knarzen wie verrückt, kein Fenster ist dicht, keine Tür schließt richtig. Da mein Mann im Außendienst tätig ist und einen täglichen Anfahrtsweg zur Arbeit von 1 Std. hat ist von morgens 7 Uhr bis abends 18 Uhr unterwegs, ich bin den ganzen Tag mit den Kindern alleine. Wir wohnen außerhalb, haben nicht einen Nachbarn, ich werde bald irre. :traurig08: Da der Zufahrtsweg zu uns nicht geteert und derzeit eine Eisfläche ist, kann man nicht mal mit den Kleinen raus. Zum Ort sind es über 2 km, also mal schnell in den Ort laufen ist auch nicht. Das uns vererbte Haus zu putzen dauert Stunden, wir kommen zu nichts mehr.
Momentan steckt Timo in einem Schub und schläft keine Nacht. Einer von uns beiden muß immer mit ihm ins Gästebett ausweichen, in der Hoffnung, dass der andere schlafen kann. Meistens wird Annika dann aber auch gegen 5 Uhr wach, um 6 Uhr klingelt dann der Wecker. Wir haben beide seit 4 Wochen keine Nacht mehr durchgeschlafen.
Alleine unterwegs waren mein Mann und ich irgendwann mal Anfang letzten Jahres, da hat eine damalige Kollegin meines Mannes auf Timo aufgepaßt.

Freundinnen habe ich hier nicht. Lediglich eine Bekannte, die einen Sohn im Alter von Timo hat. Ihr einziges Gesprächsthema ist es, zu erzählen, wie toll ihr Sohn doch schon laufen und reden kann und dass er ja überhaupt keine Probleme mache, weder beim Schlafen, noch beim Wachstum usw. Und die Frage, warum Timo mit seinen knapp 1,5 Jahren noch nicht läuft und spricht gehört auch zum Standard. Sie horcht einen nur aus, um wenig später alles im Ort herumzuerzählen. Leider ist sie die einzige, die ab und zu auf Timo aufpaßt, wenn ich mit Annika zum Arzt muß oder was anderes ansteht, wo Timo sich langweilen würde.
Meine alten Freundinnen versprechen immer nur Besuche, gesehen hab ich noch keine. Die eine hat (in ihrer Einbildung) mindestens 20 verschiedene Krankheiten und liegt die halbe Zeit im Bett. Wann ich das letzte Mal mit einer Freundin bummeln war kann ich nicht mehr sagen. Ich lebe jetzt seit knapp 5 Jahren hier, es muß irgendwann davor gewesen sein. Kino, essen gehen, Konzerte, alles was ich früher gerne gemacht habe, nichts ist mehr davon übrig.

Ich bin restlos genervt und kann bald nicht mehr. :grr: Ich hasse diesen Ort hier, die "Bauern", die hier leben, mit keinem kann man ordentlich sprechen, es geht nur um Saufen und Weggehen. Die meisten haben selber Kinder, die werden dann bei den Omas geparkt oder einfach ins Bett gelegt und sich selber überlassen. An Silvester wurden wir ganz erstaunt gefragt, warum wir nicht einfach die Kinder ins Bett legen und auch feiern kommen. Als wir ganz entsetzt reagiert haben, haben wir an den Blicken schon gesehen, dass wir wieder als "komisch" abgestempelt wurden. Ist es wirklich so "komisch", sich um seine Kinder zu kümmern und daher lieber Silvester zu zweit zu Hause zu verbringen?
Immerhin konnte ich meinen Mann jetzt dazu bringen, sich zu überlegen, ob das alles so das Wahre für uns ist. Wir sind zu dem Entschluß gekommen, uns nächstes Jahr ein Haus in der Nähe seines Arbeitsplatzes zu suchen und somit für uns alle einen Neuanfang zu starten. Da er momentan noch einen befristeten Arbeitsvertrag hat, müssen wir noch so lange warten, bis sicher ist, ob er in der Firma bleiben kann. Dann wollen wir uns etwas suchen. Ich hoffe so sehr, dass es klappt. Einfach mitten in einem Ort wohnen, wo Nachbarn drumherum sind, wo man auch mal mit den Kleinen spazieren gehen kann. Vielleicht könnt Ihr Euch vorstellen, wie sehr man als Stadtmensch unter dieser Einöde hier leidet.

Momentan könnte ich manchmal nur noch heulen. Ich habe ein schlechtes Gewissen den Kindern gegenüber, wenn ich mal etwas lauter werde. Heute morgen habe ich Annika um 5 Uhr noch mal wach ins Bett gelegt, um zumindest noch ein paar Minuten zu dösen. Hinterher habe ich mir Vorwürfe gemacht, dass ich vielleicht doch hätte mit ihr aufbleiben sollen. Ich habe Angst, dass einer von den beiden Kindern vernachlässigt wird und somit zurückbleibt. Und keiner ist da, mit dem man mal reden kann.
Was kann ich nur tun, damit es besser wird?

Viele Grüße,
Silke

yblackrosey

Hallo Silke,

ich kann mir gut vorstellen das Du da wegziehen willst, aber wird sich dadurch vieles verändern? Klar, Dein Mann muß dann nicht mehr so weit zur Arbeit fahren, aber sonst?
Kann Dich gut verstehen, so alleine mit den Kindern, Streit mit der Verwandtschaft, da kann einem die Decke auf den Kopf fallen. Aber ich kann Deine Freunde nicht verstehen.
Du hast kein eigenes Auto, oder? Dann könntest Du wenigstens in eine Krabbelgruppe gehen oder so.

Hast Du schon mal an eine Kontaktanzeige gedacht" Mutti mit 2 Kindern sucht Gleichgesinnte für gemeinsamen Kaffeeklatsch, spazieren gehen".

Versteh mich bitte nicht falsch, aber von alleine kann Deine Situation nicht besser werden, da mußt Du schon selbst die Initiative ergreifen.

Kopf hoch, ich bin sicher Du schaffst das.
Und das Forum hast Du ja auch noch
;-)

Anonymous

Also ich denke, es würde schon besser werden, woanders zu wohnen. Wir haben ja schon mal woanders gewohnt, allerdings nicht lange und schon da war es besser. Wir sind ja nur wieder hierher gezogen, weil wir dieses blöde Haus geerbt haben und nicht verkaufen wollten. Ich selber habe noch nie gerne hier gelebt. Als "Fremder" wurde nicht nur ich von Anfang an so blöd behandelt, dass man irgendwann die Schnauze voll hat von den Leuten.
Ich habe schon ein Auto, in die Krabbelgruppe kann ich aber nicht, weil man da erst mit Kindern ab 10 Monaten hin "darf". Mit Timo also kein Problem, aber wo soll ich mit Annika hin? Sie "darf" da also noch nicht mit, weil die anderen Mütter mit den "großen" Kindern sich gestört fühlen würden. Tja, so ist das hier.
Natürlich weiß ich, dass sich von alleine nichts ändert. Aber ich habe hier schon so viel versucht, schon seit ich hier lebe (5 Jahre). VHS-Kurse, Veranstaltungen usw.. Man wird einfach ignoriert und mir wurde auch schon gesagt warum: Ich (und alle anderen Zugezogenen auch) werden als "Eindringliche" angesehen, die hier nichts zu suchen haben. Ganz einfach. O-Ton: "Du kannst unseren Dialekt nicht, dein Problem, wir verstehen nicht, was du redest." Und da soll man sich wohl fühlen? Würde jedem anderen wohl auch so gehen.

Atari

@Silkchen74: also ich weiss nicht wo Lenzkirchen liegt und wo Dein Mann arbeitet, aber wenn es Dir so nicht gefällt: zeih weg. Nimm Deine Kinder und Deinen Mann und zieh ganz schnell weg aus dieser Einöde. Es klingt so furchtbar. Ich kann es mir vorstellen. Bildlich. Du brauchst kontakt. Du brauchst Menschen. Und Deine Kinder brauchen auch andere Kinder. Zieh weg. Dann hat Dein Mann auch mehr Zeit. Warum seit ihr blos in diese Einsamkeit gezogen??

Anonymous

Warum wir hierher gezogen sind? Weil mein Mann auf keinen Fall sein Elternhaus verkaufen wollte. Ich wollte nicht nach Lenzkirch (liegt mitten im Hochschwarzwald beim Titisee) zurück, wir hatten ja schon mal hier gewohnt, sind dann wegen Streitigkeiten mit der Schwiegermutter weggezogen, schon alleine deshalb wollte ich nicht mehr in dieses Haus, weil es mit so vielen schlechten Erinnerungen verbunden ist. Als wir das Haus dann geerbt hatten, wollte ich es gleich verkaufen, aber mein Mann nicht. Es gab viele Streitereien, die fast in der Scheidung geendet hätten. Um dies zu vermeiden habe ich nachgegeben. Leider... Hätte ich nicht tun sollen, ich wußte ja, wie es hier ist.
Aber ich freue mich sehr darauf, hier endlich wegzukommen. Je schneller, desto besser.

Atari

Wo willst Du denn dann hinziehen? Ist Dein Mann denn inzwischen damit einverstanden? Es soll auch nicht arrogant klingen wenn ich das schreibe, aber ich kann mir echt vorstellen, dass für manchen Menschen, ausser vielleicht mal im Urlaub, nicht drin ist in so einsamer Idylle zu leben. Ich könnte das nicht. Ich brauche Abwechslung und Freunde in der Nähe. Wo man mal spontan sagen kann, man geht vorbei auf ein Käffchen. Oder man geht mal bummeln und kauft was sinnloses. Oder, oder, oder. So habe ich jetzt auch Deinen hilferuf verstanden. Wär ja wenigstens nett, wenn Deine Nachbarn auf Dich eingehen könnten - aber so scheint die Chance auf Anschluss ja wohl eher gering... :bounce02:

ataspis

Ich denke auch, dass es woanders besser wäre, insbesondere in einer Neubaugegend, wo ja alle "neu" sind usw.
Aber zu warten, bis Dein Mann einen unbefristeten Vertrag hat, ist sicher sinnvoll aus finanziellen Gründen. Leider kann man idyllische Bauernhäuser meist nicht für so viel verkaufen, dass man was Vernünftiges in besserer Lage bekommt (ging einem Freund von uns auch so).
Bis dahin: vielleicht wirklich mit dem Auto in die nächste sinnvolle Krabbelgruppe?
Und 13 Zimmer braucht doch eh keiner zum Wohnen. Könnt ihr nicht einfach die ungenutzten zu machen, und nicht drin putzen? Es passiert ja nichts schlimmes ausser dass es etwas einstaubt.
Ach ja, kann man der Eisfläche nicht mit ein paar Eimern Sand beikommen? Oder ist der Weg zu lang dafür?

Ich wünsch Euch auf jeden Fall bald Sonnenschein, damit ihr rauskönnt und drücke die Daumen, dass ihr bald wegkönnt.

Majonie

ich fänd 13 zimmer und einödhof einfach obercool :oops: abe rmenschen sind ja bekanntlich verschieden...
kannst du den die "eisfläche" vorm haus nicht salzen oder sonstwie streuen?
ich könnte mir vorstellen das die gened in der ihr wohnt sehr schön ist.
im moment wirst du wohl so leben müssen. deshalb: könntet ihr nicht einfach einen teil der zimmer absperren und gut? das sind doch bestimmt 2 etagen, oder?
rufe mal bei den kirchlichen trägern an- ich kann mir nicht vorstellen, das das alle gruppen in euerer gegend so regeln. hier lebt auch ein seltsamer menschenschlag, aber sowas seltsames hab ich noch nicht gehört :???:
oder wie wärs mit musikalischer frühförderung? da kannst du die kleine bestimmt mitbringen!

ansonsten: sie werden sich an euch gewöhnen, hier ist das auch so- die geben die kidis bei oma ab und feiern. kirchweih,schützenfest,dorffest, schießverein,schneebar,fasching... anfangs dachten sie auch wir wollen nicht mitmachen. aber mittlerweile haben sie begriffen, das es einfach nicht geht, weil wir eben keine oma hier haben. das hat allerdings knappe 5 jahre gedauert...
vielleicht kannst du ja mal die initiative ergreifen und lädst dir einfach ein paar mamas aus dem dorf ein? ich mein 2km ist ja im prinzip keine wirkliche strecke, oder?

Lydia

Also ich hab mit Mann und Kind mal Urlaub in so ner "Einöde" gemacht. 5 Häuser direkt am Wald, Arzt oder Apotheke, einkaufen, KiTa, Schule, usw., alles im mit dem 2 oder 3 mal täglich fahrenden Bus oder Auto erreichbaren Ort. Die Bushaltestelle lag an der Hauptstraße, d.h., dahin mußte man erstmal ne ganze Ecke dorthin laufen und da die Winter da ebenfalls länger als hier waren, fand ich Urlaub dort zwar echt erholsam und schön aber leben? Und dann noch mit renovierungsbedürftigem 13-Zimmer-Haus, daß man, wenn man unten angekommen ist, oben wieder anfangen kann zu putzen? Bei nur 2 Kindern? Nee, nie nicht :traurig08: da würd ich meschugge werden :oops: Brauch zwar keine Stadt, aber so´n "mittelgroßen Ort" und auch ein paar "nicht-dauer-matschigen" Wegen usw. schon ;-) .

Kann Dich daher gut verstehen und denke auch, daß das wegziehen von dort sicher einiges verbessern würde. Und ehrlich... Elternhaus hin oder her, ich würd´s verkaufen, wenn da soviel dran gemacht werden muß. Das dauert bei den Arbeits- und Fahrtzeiten Deines Mannes plus 2 kleinen Kindern, die ja ebenfalls Zeit in Anspruch nehmen Ewigkeiten, bis das alles fertig ist. Und wenn dann alles gemacht ist, ist vielleicht wieder was anderes zu tun. Alte Häuser können ein "Faß ohne Boden sein". Ich komm aus einem über 90 Jahre altem Haus (bin dort aufgewachsen) und kenn einige "Überraschungen", die man da immer mal wieder hat und, obwohl Fenster und Türen super sind und die Böden nicht knarzen etc. Mir ist das sowohl finanziell als auch von der Zeit, die man da reinstecken muß und somit nicht für anderes (Kinder, Partner) hat, einfach zuviel.

Wünsche Dir, daß Dein Mann seinen befristeten in einen unbefristeten Arbeitsvertrag umgewandelt bekommt, Ihr was neues näher an der Arbeitsstelle und mit einer besseren Infrastruktur findet und Du bis dahin durchhältst ;-)