Am Samstag (28.1.06) war der offizielle Geburtstermin, mein selbsterrechneter genau eine Woche später. Aber meine Großen kamen 6-10 Tage eher, deshalb glaube ich nach wie vor an meinen (4.2.06). An jenem 28. haben wir uns abends eine schöne DVD angeguckt, und weil die Großen spät ins Bett gekommen waren, dauerte das bis Mitternacht. Danach haben wir uns bettfein gemacht und als wir eben das Licht ausschalten wollten (0.45 Uhr), sprang die Fruchtblase und es fing an zu laufen und zu laufen. Die Farbe war normal und ein Inkontinenzlaken hatte ich schon seit ein paar Tagen aufgezogen, so dass ich nicht in Panik verfallen musste, zumal ich wusste, dass das Köpfchen tief und fest im Becken steckt. Aber ein Blasensprung zum Beginn der Geburt – das war neu für mich! Ich begab mich also mit einem Handtuch zwischen den Beinen ins Bad und setzte mich dort gemütlich hin und ließ es laufen. Mein Mann fragte mich, ob er die großen Kinder nun zu den Nachbarn schaffen sollte, aber ich hatte überhaupt keine Wehen und dachte, na ja, vielleicht geht es auch erst morgen früh richtig zur Sache. Denn eigentlich war ich wirklich müde und wollte lieber schlafen als Kinderkriegen. Nach einer halben Stunde hatte ich dann Wehen und rief meine Hebamme an, die schon irgendwie so ein Gefühl gehabt hatte, dass es an diesem Wochenende losginge, und versprach, sich gleich auf den Weg zu machen. Die Kinder wurden zu den Nachbarn umgebettet, die Große wurde wach und ganz aufgeregt, die Kleine schlief einfach weiter. Mein Mann kochte eine Kanne Kaffee für den Dammschutz.
Dann traf unsere Hebamme ein mit ziemlich vielen Koffern und Taschen, so dass sie zweimal zum Auto gehen musste. Sogar einen Gebärstuhl hatte sie dabei (für die Neugierigen gleich vornweg: wir haben ihn nicht gebraucht). Sie schaute nach dem Muttermund – 2cm. Sie nahm erst mal einen Kaffee und begann dann, ein paar Papiere auszufüllen. Mir war immer noch nicht nach Kinderkriegen zumute, aber ab und an musste ich jetzt doch mal eine Wehe bewusst veratmen. Aber ich war todmüde und legte mich erst mal allein ins Bett. Nach 5 oder 7 Minuten Dösen kam die nächste Wehe und da konnte ich einfach nicht im Bett liegen bleiben. Aber auf den Wickeltisch aufgestützt, ging sie ganz gut vorbei. Ich holte mir meinen Mann, die Hebamme horchte mal kurz auf die Herztöne, dann schickte ich sie ins Wohnzimmer, wo sie sich auf dem Sofa entspannen konnte, so lange ich sie nicht brauchte. Wir legten uns ins Bett, standen bei den Wehen auf und guckten uns zwischendurch müde an. Die Wehen wurden immer schmerzhafter und langsam wurde mir klar, dass es keinen Aufschub mehr geben und das Kind diese Nacht geboren werden würde. Also ergab ich mich in mein Schicksal und wartete immer schon auf die nächste Wehe. Wenn es nun mal sein musste, dann bitte schnell. Ich fragte die Hebamme nach dem Stand – 5 cm. Da war es schon ganz schön anstrengend. Trotzdem war mir kalt und ich zog mir ein Unterhemd und Strümpfe an. Zwischendurch wechselte ich von Zeit zu Zeit die Vorlage, die ich mir in den Schlüpfer gelegt hatte, weil das Fruchtwasser immer mal wieder auslief. Dann wurden die Wehen ziemlich schnell unerträglich und ich klammerte mich im Knien an meinen Mann, der auf der Bettkante saß und treulich mit seinen warmen Händen auf den unteren Rücken drückte, was nun aber auch keine Erleichterung mehr brachte. Mein Stöhnen und Schreien (das war unglaublich erleichternd, hätte ich das unterdrücken müssen, wäre ich wohl gestorben) rief die Hebamme auf den Plan, die den Kaffee holte und mir warme Kompressen auf den Damm legte, während ich schon das Köpfchen von innen drücken fühlte. Es rutschte in der Wehenpause wieder zurück und kam bei der nächsten Wehe wieder vor, bis es schließlich halb und dann ganz herauskam. Der Rest kam dann in einem Flutsch hinterhergeschossen und dann war es überstanden. Das war mein erster Gedanke. Aber dann richtete ich doch gleich meine Aufmerksamkeit auf das schreiende Menschlein, das da zwischen meinen Beinen lag. Ich streichelte es und redete ihm zu und da war es still. Die Nabelschnur versperrte mir die Sicht auf das Geschlecht, aber die Hebamme sagte, es sei ein Mädchen. Wie schön! Eine kleine Eva! Wir kletterten ins Bett und die Kleine wurde mit einem angewärmten Handtuch zugedeckt. Dann hatten wir Zeit sie zu bestaunen. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, aber es war richtig viel Zeit. Und sie sah uns wach und aufmerksam mit ihren großen Augen an. Sie hatte ganz viele schwarze Haare, sogar noch auf den Oberarmen, und sie war so weich und niedlich! Später hatte sie dann auch Lust auf ihren ersten Trinkversuch und was soll ich sagen – sie beherrscht es perfekt!
Nach dieser langen Weile wurde sie abgenabelt und musste die U1 über sich ergehen lassen. Naja, Messen und Anziehen war nicht ihr Ding, aber als sie es glücklich überstanden hatte, durfte sie wieder zu mir. Dann kam problemlos die Nachgeburt, ein kleiner Scheidenriß musste nicht genäht werden und dann überließ uns unsere Hebamme der wohlverdienten nachträglichen Nachtruhe.
Es war die schönste Geburt, die ich bisher erleben durfte und auch die Tage danach habe ich im Schoße der Familie (und verwöhnt bis zum Umfallen) sehr genossen. Da reichte es mir erst mal, den ganzen Tag mein neugeborenes Wunder anzusehen und mich daran zu freuen.
Kommentare
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Herzlichen Glückwunsch!!! :laola02:
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und ein seehr schöner Name
Lieben Gruß,
Cosima
(die in echt anders heißt)
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Herzlichen Glückwunsch! :fantasy05:
Und was das nachmachen angeht: ja, das klingt ganz erstrebenswert ;-)
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Herzlichen Glückwunsch :razz:
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Herzlichen Glückwunsch! :applause: :fantasy03:
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Dein Bericht ermutigt mich, ein eventuelles 3. Menschlein in unserem Clan auch zu Hause auf die Welt zu bringen!!!
Wie ich herauslese, warst Du, trotz Schmerzen, sehr entspannt. Das gefällt mir sehr.
Hut ab vor Deinem Mut :applause:
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So war der Titel ja auch gemeint ;-) .
Es gehört übrigens kein Mut dazu, nur Vertrauen: in sich und in das Kind. Ich hatte zu keiner Zeit ein schlechtes Gefühl dabei und auch die Hebamme nicht.
Es erfordert sehr viel mehr Mut, in ein Krankenhaus zu gehen - dort gibt es gefährliche Bakterienstämme, Ärzte, die scharf auf einen Kaiserschnitt sind, und andere die Gas- und Sauerstoffschlauch vertauschen, Hebammen, die den Papa wegschicken, Verwechslungs- und Abhandenkommgefahr für das Kind, zufütternde Schwestern, Neonlicht und ähnlich schreckliche Dinge
Entspannt war ich wirklich eine lange Zeit, aber beim Endspurt ist halt Entspannung nicht mehr drin (wie Du sicher weißt), da muss man einfach durchhalten, wie auch immer.