Die Milchfalle - ein "Bericht" aus der Zeit

AnonymousAnonymous

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bearbeitet 23. 06. 2006, 23:40 in Plauderecke
Gefunden von Chipsy72:
© DIE ZEIT 30.03.2006 Nr.14

Die Milch-Falle

Frauen, die ihre Babys nicht stillen wollen oder können, gelten als Rabenmütter. Der Griff zur Flasche ist verpönt
Von Kathrin Burger

Bei Ulla lief nach der Geburt ihres ersten Kindes nichts so, wie man es sich für eine frisch gebackene Familie vorstellt. Schon in der ersten Woche waren die Schmerzen beim Stillen bald unerträglich, besonders nachts. Sie verkrampfte sich völlig, wenn Paulchen ansaugte – und mit den ersten Zügen nicht nur Milch, sondern vor allem Blut schluckte. Ihre Brüste waren schmerzhaft gerötet und geschwollen. Schließlich bekam sie bis zu 40 Grad Fieber mit Schüttelfrost. Und nichts half, weder die Stillhütchen aus Plastik, noch der Salbeitee oder die Antibiotikatherapie. Die Hebamme war ratlos, und die Frauenärztin verordnete ein Abstillmedikament. Das Stillen war für beide zum Albtraum geworden und hätte Paulchen fast das Leben gekostet: Nach vier Wochen Still-Tortur musste der Kleine wegen Unterernährung in die Klinik.

Seine Mutter aber hat jetzt das Gefühl, versagt zu haben, sie fühlt sich schuldig, weil sie nicht in der Lage ist, ihrem Kind das zu geben, was es braucht. Damit ist sie nicht allein, wie Frank Furedi, Soziologe an der britischen Kent-Universität, kürzlich in einer Studie mit 500 Erstgebärenden gezeigt hat. Jede dritte Frau gab an, sich als schlechte Mutter und Versagerin zu fühlen, wenn sie das Stillen nicht hinbekam. Einige litten deswegen sogar unter Depressionen.

Schon frühere Studien haben aufgedeckt, was Nicht-Stillende umtreibt: Angst, Frustration, Schuld. Denn während das Stillen noch bis in die siebziger Jahre hinein als altmodisch galt, als unnötige Belastung für die Mutter, und Muttermilch als schadstoffbelastet, hat sich der Zeitgeist inzwischen radikal gewandelt. Heute lautet das Dogma: »Breast is best« – Muttermilch als Supercocktail gegen Übergewicht, Diabetes, Allergien des Kindes und Brustkrebs der Mutter. Und damit nicht genug; auch das Seelenheil des Kindes liegt angeblich in der Muttermilch. Der Säugling, so weiß man aufgrund wissenschaftlicher Forschung, lernt beim Stillen auch, was Nestwärme bedeutet. Die enge Bindung zur Mutter ist ein Grundpfeiler für spätere psychische Stabilität. Angeblich soll das Stillen sogar die Intelligenz fördern. Das ist wissenschaftlich zwar noch gar nicht bewiesen – Studien lieferten widersprüchliche Ergebnisse –, trotzdem wird es gern geglaubt.

Allenthalben wurden bereits in den achtziger Jahren Stillgruppen gegründet, 1993 rief die WHO gar die Initiative der stillfreundlichen Krankenhäuser (BFHI) ins Leben. Und Milchpulverhersteller durften von nun an keine Gratisproben mehr in den Krankenhäusern verteilen. »So haben wir es geschafft, das Stillen in Deutschland endlich wieder zu kultivieren«, jubelt Renate Bergmann, Berliner Geburtsmedizinerin und Mitglied der Nationalen Stillkommission (NSK).

Die moderne Mutter hat keine Wahl – Stillen ist ein Muss

Mögliche Gründe werden nicht erörtert, sie werden gar nicht erst angehört. Wie in der meditativ anmutenden Atmosphäre einer Münchner Hebammenpraxis, wo sich eine im achten Monat Schwangere ereifert: »Gibt es denn überhaupt Mütter, die nicht stillen wollen?« Und die geburtsvorbereitende Hebamme antwortet: »Ja, aber das muss man akzeptieren.« Ein unausgesprochenes »leider« kann man an ihrer Miene ablesen. Oder wie bei der Besprechung in einem stillfreundlichen Krankenhaus in Hamburg, wo der Oberarzt sein Personal geradezu ermahnen muss: »Umsorgt die Nicht-Stillenden genauso wie die stillenden Mütter.«

Brust oder Flasche – das ist nicht länger eine Wahlmöglichkeit; Stillen ist heutzutage vielmehr ein Muss. »Es geht nicht mehr darum, Frauen über beide Möglichkeiten zu informieren, sondern sie vom Stillen zu überzeugen«, sagt Stephanie Knaak, Soziologin an der Universität von Alberta in Kanada. In dreißig Jahren habe sich der Kontext, in dem die Frau die Entscheidung für Muttermilch oder Flasche fällen muss, immer stärker moralisch aufgeladen. Die Ergebnisse der Kent-Studie von Furedi verwundern sie nicht; klar fühlten sich Mütter mies, wenn sie ihr Kind mit künstlicher Milch füttern müssten, wo doch die Muttermilch angeblich das Nonplusultra an Gesundheitsvorsorge darstelle.

Mit jeder neuen Pro-Stillen-Studie bekommt das Dogma ein stärkeres Fundament. Studien dagegen, die Zweifel am gesundheitlichen Wert der Muttermilch aufkommen lassen, werden als Propagandamaterial der Babynahrungsindustrie abgetan.

Und obendrein werde, laut Knaak, das Risiko von Ersatznahrung verzerrt dargestellt. Auf der Internetseite der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen informieren Faltblätter beispielsweise über die gesundheitlichen Gefahren künstlicher Säuglingsernährung. Dazu soll auch mindere Intelligenz gehören. Stephanie Knaak hält das für völlig überzogen. »Muttermilch ist zwar gesünder als industrielle, aber schließlich beeinflussen auch Passivrauchen und Virusinfektionen die Gesundheit eines Kindes.«

Was gut und was schlecht ist, sagt nicht die Kirche, sondern die Medizin


Die Debatte ums Stillen wird inzwischen ähnlich dogmatisch geführt wie die um Nikotinkonsum oder Übergewicht: Wer sich den Gesundheitsaposteln nicht beugt, wird für moralisch minderwertig, etwa für willensschwach, erklärt. Furedi sucht den Grund dafür in der kollektiven Psyche dieser Gesellschaft: »Uns sind die festen ethischen Kriterien anderer Gesellschaften abhanden gekommen. Menschliches Verhalten wird pathologisiert, weil Gesundheit zu einer Methode geworden ist, um neue Vorstellungen von Gut und Schlecht zu entwickeln.« Was einst der Kirche vorbehalten war – die Einteilung der Menschen in gute und schlechte –, besorgt heute die Medizin. Damit kehrt auch das Klassendenken zurück. Denn niedrige Stillraten finden sich vor allem in Familien mit niedrigem Ausbildungs- oder Einkommensstatus, genauso wie die Neigung zu Übergewicht und Rauchen.

Wie aber kann man diese Entwicklung stoppen? Lässt sich die Debatte über das Stillen überhaupt entdogmatisieren? Stephanie Knaak plädiert dafür, sich dabei nicht ausschließlich auf die gesundheitlichen Vorteile zu versteifen. In der Beratung solle man der werdenden Mutter auch nicht verschweigen, welchen Kraft- und Zeitaufwand das Stillen bedeutet. Doch ob dies und die aufmunternden Worte, eine Frau müsse zu ihrer Entscheidung stehen, das Dogma ins Wanken bringen kann, ist mehr als fraglich.

Immerhin hat die Geschichte von Ulla und Paulchen doch noch ein gutes Ende genommen – dank Ullas Eigeninitiative. Sie hat schließlich eine speziell ausgebildete Stillberaterin um Hilfe gebeten. Die Expertin rückte mit einer elektrischen Milchpumpe an, dazu mit einer Babywaage, B-Vitaminpillen und viel Zuspruch. Die Stillhütchen wurden verbannt, und anstatt Salbeitee kam von nun an Stilltee in die Tasse. All das steigerte die Milchmenge, denn die Milchdrüsen hatten wegen der vielen Entzündungen die Produktion auf ein Minimum heruntergefahren. Paul musste nicht im Krankenhaus bleiben und konnte an der Brust trinken, wann immer er wollte; die Stillberaterin assistierte dabei, bis es von allein klappte.

Ulla gehört also nicht mehr zu den Rabenmüttern – oder doch? Oft fürchtet sie, ihr Sohn habe von der unfreiwilligen Hungerperiode und den Schmerzen seiner Mutter, die er mit der Milch aufgesaugt hat, ein Trauma davongetragen. Die Schuldgefühle bleiben ihr also auch jetzt erhalten.
Quelle: Die Zeit

Euere Meinung zu diesem Bericht?

Kommentare

  • kerstinjkerstinj

    2,322

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Das kann ich als "Stillversagerin" unterschreiben ;-)
    Ich hab mich mies und unfähig gefühlt, mein Kind zu ernähren und schlitterte aufgrund der Brustverweigerung von Lukas in eine beginnende Depression :cry:
    Die sicherlich gutgemeinten Ratschläge der (Langzeit)Stillmütter hier im Forum haben diese negativen Gefühle teilweise verstärkt.
    Allerdings verstehe ich die Schwangeren, die das Stillen von vornherein kategorisch ablehnen, auch nicht.
    Ich denke, man bzw. frau sollte das Stillen auf jeden Fall versuchen. Wenns dann nicht klappt, sollten die anderen (Still)Mütter allerdings auch nicht so einen Hype machen. Meine Meinung :biggrin:
  • supisupi

    8,312

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich finde, der Bericht trifft's ganz gut. Bzw. er gibt ganz gut das wider, was mir -als nicht "richtig" stillende Mutter- oft durch den Kopf ging und zuweilen auch heute noch geht.
    Bei uns gab es auch riesige Probleme, ich habe dann 3,5 Monate voll abgepumpt - alle 3 Stunden; tags und nachts. Die Kleine hat das per Flasche erhalten.
    Ich habe mich wirklich "schuldig" gefühlt, als ob ich ein Verbrechen an meinem Kind begehe, weil ich es nicht direkt stillen kann. Ich war eine Versagerin. Deshalb habe ich es überhaupt nur die 3,5 Monate ausgehalten. Ich konnte nicht weggehen, einkaufenm war kaum möglich, denn entweder ich musste pumpen oder füttern oder beides. Die Milch musste immer kalt transportiert werden aber warm gefüttert - wenn ich also doch mal rauskam, dann nur mit einem großen Aufwand. Ins Cafe setzen udn abpumpen? Nee danke.
    Es hat für mich selber eine wahnsinnige Einschränkung bedeutet, ich war unzufrieden, unausgeglcihen und dazu kam noch das schlechte GEwissen gegenüber meinem Kind.

    Dennoch hatte ich bei der ersten Flasche Säuglingmilch Tränen in den Augen.
    Ich habe mich noch schlechter gefühlt.
    Hat's doch schon nicht mit dem Stillen geklappt, habe ich nicht mal das Pumpen 6 Monate ausgehalten.
    Aber es ging nicht - ich konnte nciht länger "gegen mich" gehen und das war mein Gefühl beim Pumpen.

    Die Kleine hat die "künstliche" Milch gut angenommen und ist mir wohl auch nicht "böse". Ich denke, ich ahbe soweit es mir möglich war, alles getan um meinem Kind einen guten Start und eine gesunde Ernährung zu bieten, dennoch bleibt da ein fader Beigeschmack und ich überlege mir schon heute, wie das wohl beim zweiten Kind werden soll.

    Ich fühle mich auch schnell verurteilt und als schlechte Mutter hingestellt, wqenn ich irgendwo sage, dass ich nicht gestillt habe. Man wird wirklich blöde angesehen und erntet teilweise blöde Sprüche. Und das, obwohl mein Kind seine Muttermilch ebkommen hat. Nur nicht direkt aus der Brust.
  • Snoopy82Snoopy82

    7,740

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich finde den Bericht irgendwie ziemlich extrem dargestellt.
    Jetzt sehe ich das ganze natürlich aus der anderen Perspektive - ich bin keine Flaschen- sondern Stillmutter ... in meiner Umgebung stillen die wenigsten; viele (nicht alle) Mütter, die ich kenne, haben sich entweder direkt für die Flasche entschieden, oder nach ein paar Wochen auf Flasche umgestellt aus den unterschiedlichsten Gründen ... daher kenne ich eher die blöden Sprüche, die man sich mit zunehmendem Alter des Kindes als Stillmutter anhören kann ... "wie, stillst Du IMMER NOCH????" etc.

    Ich erlebe es eher so, dass das füttern mit der Flasche als das normale angesehen wird, und stillen die Ausnahme ist.

    Ich denke, dass sich viele Flaschenmamis "Vorwürfe" machen, liegt nicht unbedingt an der Umgebung, sondern an den Müttern selbst. Das Gefühl, etwas nicht geschafft zu haben, ist nie schön, und erst recht nicht, wenn es um das eigene Kind geht.
    Wahrscheinlich entscheiden sich deswegen einige von anfang an für die Flasche, damit sie sich gar nicht erst damit auseinander setzen müssen, "gescheitert" zu sein ... obwohl ich das erst recht nicht verstehen kann.

    Für mich stand immer fest, ich stille, und wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht klappen sollte, ist es halt so - wenn man alles versucht hat, und dann auf die Flasche umsteigt, kann man sich doch keinen Vorwurf machen!! Zumal es in den meisten Fällen ja nicht an den Müttern sondern an der fehlenden/falschen Unterstützung liegt, wenn das stillen nicht klappt.

    Was ich nicht ganz verstehe - was möchte dieser Bericht erreichen??
    Auf mich kommt er sehr negativ rüber - als ob alle Bemühungen, das Stillen zu fördern, böse wären, weil damit den Flaschenmamis ein schlechtes Gewissen gemacht würde ... Konsequenz wäre dann also, die "Stillpropaganda" einzustellen, was ja definitiv der falsche Weg ist ;-) ... meiner Meinung nach müssten alle, die mit Neugeborenen und Neumüttern Kontakt haben (sprich: Hebammen, Gynäkologen, Säuglingsschwestern, Kinderärzte) "gezwungen" werden, sich fortzubilden, um bei stillschwierigkeiten sofort richtige Ratschläge geben zu können, bzw. vorher schon den Frauen wichtige Infos übers stillen geben zu können (wie z.B. hier die Stilltipps für Anfänger).

    Das kommt meiner Meinung nach in dem Artikel nicht wirklich rüber, was getan werden sollte ... auf mich wirkt er wie ein Angriff auf alle, die sich fürs Stillen einsetzen, weil damit die Flaschenmütter "niedergemacht" werden.
  • mimmi36mimmi36

    511

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Sorry, auch wenn ich zu den "Nichtstillerinnen" gehörte, finde ich den Bericht schlichtweg unmöglich. Sicher hatte ich damals auch furchtbare Schuldgefühle, und wenn meine Kusine nicht irgendwann gesagt hätte: Gib dem Kind die Flasche (mußte ich ohnehin bei 2 ml Muttermilch pro Mahlzeit) und genieße die Zeit mit deinem Kind, hätte ich wahrscheinlich nicht die nötige Ruhe und Kraft gefunden, die ich für mich und mein Kind brauchte.

    Aber jetzt wieder das Stillen so zu verteufeln, was soll das? Die positiven Aspekte der Muttermilch / des Stillens sind nun mal nicht von der Hand zu weisen und nicht von irgendwelchen "Gesundheitsaposteln" erfunden worden. Die Verfasserin bemängelt das Dogmatische und schießt ihrerseits mit ziemlich unlogischen Argumenten auf die "Stillfraktion". Schade, dass man das Thema nicht mal neutral behandeln kann.

    Edit:
    @ Snoopie
    Was du geschrieben hat, würde ich 100 % unterschreiben.
  • MonicaMonica

    1,525

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich bin auch eine 'Stillmama', ich hatte Glück, ich konnte ohne weiteres Stillen und hatte in den 14 Monaten der Stillzeit kaum irgendwelche Probleme. Meine Oma sagt, 'Das liegt in unseren Genen'.
    Ich finde es schade wenn mir befreundete Mütter erklären, 'Ich hatte zu wenig Milch', oder wenn sie mir erzählen wie schmerzhaft das Stillen für sie war. Ich finde es nicht deswegen schade, weil die Mutter dann den angeblich 'leichten' Weg gewählt hat mit der Flasche, sondern ich finde dabei schade, dass viele dieser Frauen schlichtweg schlecht beraten wurden.

    Ich mache keiner einzigen einen Vorwurf, für ihre Entscheidung, mit der Flasche zu füttern. Wenn das Stillen nur noch eine Qual ist, was soll das ganze. Frau muss nicht um jeden Preis stillen. Aber ich finde, sie sollte doch jede mögliche Unterstützung bekommen, damit die Chancen auf erfolgreiches Stillen höher sind.

    Heutzutage ist es nun mal so, dass man aus dem Verwanden und Bekanntenkreis, reichlich Ratschläge rund um die Flaschenfütterung bekommt, aber es sind einfach zu wenige die sich mit dem Stillen gut auskennen.

    Deswegen ist es doch notwendig, dass Frauen, werdende Mütter und neue Mütter über die Vorzüge des Stillens informiert werden. Ich finde es vollkommen richtig, dass das Füttern mit der Flasche als Ersatz angesehen wird.

    Ich finde es nicht richtig, dass manche Mütter deswegen ein schlechtes Gewissen haben, wenn es nicht funktioniert hat. Und ich finde es unmöglich wenn da dann noch irgendwelche dummen Sprüche gemacht werden.

    Aber was soll dieser Artikel? Sollen wir jetzt anfangen und sagen 'Stillen ist OK wenn man es möchte, aber warum soll es sich die Mutter damit nur schwer machen?' Sollen wir wieder eine solche Einstellung annehmen? Sorry, ich bestimmt nicht.

    Soll dieser Artikel den Frauen ein gutes Gefühl geben, die nicht stillen wollen aus irgendwelchen mir unverständlichen Grüden?
    Oder soll er Frauen die 'versagt' haben irgendwie weiter helfen? Aber wie? Fühlen sich die 'Flaschenmamas' nach dem Lesen jetzt irgendwie besser? Hat es Euer 'schlechtes Gewissen' irgendwie gemindert?

    Es kritisiert das dogmatische Pro-Stillen, aber in einer mindestens genauso radikalen weise. Das ist doch ein Widerspruch in sich.

    Ich finde den Artikel vollkommen daneben. Was soll eine solche 'Anti-Still-Stimmung' bewirken?

    Darüber hinaus ist er doch ganz schön aus der Luft gegriffen. Stellt man sich die Vor- und Nachteile Stillen / Flasche ganz neutral gegenüber, wird man doch sehen, dass es mit der Flasche eben nicht unbedingt einfacher ist. So stellt es aber dieser Artikel da. Es hinterlässt den Eindruck, Stillen ist eine Qual aber ein notwendiges Übel in der heutigen Zeit.
    Das ist absolut unangebracht.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich denke schon, dass an dem Bericht viel Wahres dran ist.

    Auch ich konnte nicht stillen und hätte es gerne getan.

    Wenn ich dann bei manchen Babyproblemen (z.B. Schnupfen) als ersten Kommetar lese: "Probieren Sie es mal mit Muttermilch.", sehe ich, dass sehr häufig vorausgesetzt wird, dass man als Mutter automatisch auch stillt. Ich frage mich dann jedes mal, warum nicht eine Alternative für die Mütter genannt wird, die nicht stillen.
  • AnnalisaAnnalisa

    674

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich finde diesen Bericht durchaus sinnvoll; er regt zum Nachdenken an. Aus einer ursprünglich stillunfreundlichen Zeit in den 70ern hat sich doch inzwischen ein relativ hoher Druck auf die Mütter entwickelt zu stillen.

    Kein Wunder, dass sich die Mütter, die nicht stillen, schlecht fühlen.

    Auch in diesem Forum wird mehr oder minder deutlich eine Erwartenshaltung in Richtung Stillen aufgebaut. Irgendwann hat hier eine werdende Mutter gefragt, was sie so alles kaufen muss für ihren Nachwuchs. Als ich unter anderem geschrieben habe, was zum Fläschchenfüttern notwendig sei, wurde ich darauf hingewiesen, dass diese Information doch unnötig sei, da man erstmal davon ausgehe, dass gestillt würde. Und wenn die Mutter die Fläschchensachen schon da habe, sicherlich auch leichter versucht sei, mit dem Stillen aufzuhören.

    Naja, habe ich mir gedacht. Information kann ja wohl nicht schaden.

    Ich finde es völlig okay alle Frauen mit Rat und Tat zu unterstützen, die Stillen wollen und freue mich, dass es für diese Mütter inzwischen viele Hilfen gibt. Allerdings sollte das Klima sich nicht so entwickeln, dass Fläschchenmuttis sich diskriminiert fühlen.

    Allerdings ist letzteres hier eindeutig nicht der Fall, was ich auch gut finde.
  • CarolCarol

    1,315

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich finde es schon auch gut, mal zu thematisieren, dass Nicht-Stillen nicht gleich zu schwerwiegenden Schäden beim Kind führt, für die sich die unfähige Mutter verantwortlich fühlen muss. Ich weiß, dass Stillen das beste ist, aber nicht immer um jeden Preis. Und der Druck ist da, eine freundin von mir, deren Kind, wenn sie arbeitet eine Flaxche Pre pro Tag bekommt, weil sie nicht genug pumpen kann, ist von ihrem KiA richtig angegangen worden deswegen, jede Frau könne voll stillen, wenn das Kind dann Allergien bekäme, dann würde sie bestimm ein schlechtes Gewissen bekommen etc.

    Aber es geht ja auch z.T. gegen alternative Formen der MuMi-Ernährung: Ich pumpe voll ab, und habe schon gehört, dass das Kind ja die MuMi bekäme, aber Stillen sei ja mehr als Nahrung, und ich würde dem Kind, nur weil ich die Schmerzen nicht mehr aushalten wolle, die Bindung zu mir und die körperliche Nähe vorenthalten. Ronja Sophie kuschelt bei mir oder Papa im Arm, wenn sie trinkt, und bekommt auch so viel Nähe. Zudem werdfe ich ständig gefragt, wann ich "es" (das Anlegen), denn mal wieder probieren wolle.
    Richtig dankbar war ich meiner FÄ. Sie sagte, es sei bewundernswert, dass ich mit den kaputten Brustwarzen immer noch stillen würde. Ich:"Naja, ich stille ja nicht, sondern pumpe ab." Sie: "Natürlich stillen Sie, lassen Sie sich bloß nicht einreden, dass sei kein Stillen. Und wenn es mit dem Pumpen zu stressig werden sollte, dann denken Sie immer daran, wie lange Sie Ihrem Kind schon Muttermilch gegeben haben und steigen Sie mit ruhigem Gewissen um."
    Ich finde abpumpen übrigens garnicht stressig, ich spare pro Mahlzeit damit locker eine halbe Stunde gegenüber dem Stillen. ;-)
  • unauna

    837

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo!

    Ich finde den Bericht leider- wie häufig Berichte dieser Art- zu extrem. Stillen ist nicht einfach, aber nicht in jedem Fall so schwer, wie im Beispiel.
    Ich bin Flaschenmami, weil ich wegen meiner Medikamente mehrmals am Tag für einige Stunden die Milch verwerfen müßte. Das habe ich mir nicht zugetraut, weder die Planung immer genügend abgepumpt parat zu haben, noch das sichere Gefühl, dass die Milch zu den anderen Zeiten nicht noch schädliche Reste aufweist.
    Ich fühle mich aber nicht als Versagerin, ich bin auch nie wegen meiner Haltung angegangen worden. Im GVK war ich die einzige, die nicht stillen wird. Mich hat nie jemand deshalb schief angesehen.
    Ich finde, hierzulande fehlt die Aufklärung. Dass man eine Nachsorgehebi haben darf ist relativ unbekannt, aus dem KH ist man spätestens am 3. Tag raus. Wie soll man denn da vernünftig stillen können, oder gar mit Problemen umgehen?
    Alleingelassen, aber mit der Erwartunghaltung "Du mußt stillen, weil es das Beste ist!" konfrontiert zu sein, fördert keine entspannte Stillbeziehung.
    Milchnahrung ist aufwendig, stressig und teuer. Aber da gibts genug Werbung (für Mütter, die das Beste geben). Stillbeispiele sind häufig negativ, wenn sie publik gemacht werden. Über schlimme Geburten wird ja auch mehr geredet.
    Ich finde man läßt Mütter mit unbegründeter, aber künstlich geschürter Angst allein und setzt sie gleichzeitig under Druck, ohne ausreichend zu informieren!

    LG
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Achtung, dies wird ein sehr provokantes Posting. Ich bitte darum, ganz klar zu sehen, dass ich niemanden anspreche oder mich auf ihn (sie) beziehe.

    Ich verstehe bei der ganzen Stilldiskussion eines nicht: Dass überhaupt darüber diskutiert werden muss. Wenn ich einen Blick in die Tierwelt werfe, finde ich nicht eine einzige Tierart, die ihre Jungen mit artfremder Milch großzieht. Ausschließlich der Mensch betrachtet aber genau das als Selbstverständlichkeit.

    Warum fallen gerade in diesem Bereich Begriffe wie "dogmatisch", "radikal" und "stillfanatisch", wo es doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein müsste, dass Stillen das normalste der Welt ist? Ist es tatsächlich ein Fortschritt, wenn wir uns immer weiter von unseren biologischen Ursprüngen entfernen und z. B. Brüste nur noch als Lustobjekt und nicht als das gesehen werden, was sie eigentlich sind? Nämlich Nahrungsquell unserer Babys?

    Mir ist klar, dass es in unserer "Kultur" inzwischen fast unmöglich ist, dieses natürliche Denken aufrecht zu erhalten, weil es am Basiswissen mangelt. Da kann ich mich nur bei unseren Müttern und stellenweise Großmüttern "bedanken". Deswegen finde ich es umso trauriger, dass Menschen, die diese Natürlichkeit ein Stück weit zurückbringen wollen (wie z. B. in diesem Forum) mit allen möglichen negativen Begriffen in Verbindung gebracht werden. - Wir sind doch im selben Atemzug auch nicht so radikal und zeigen mit gestrecktem Finger auf Frauen, die nicht stillen?
    Man könnte jetzt das Argument bringen, dass wir z. B. permanent hinterfragen, warum eine Frau zu stillen aufhören will und die Entscheidung, Pulvermilch zu füttern nicht "einfach so" akzeptieren und somit ja "dogmatisch", "radikal" und "stillfanatisch" seien. Wenn man aber die oftmals vorhandenen Gründe dieser Frauen betrachtet, sieht man sehr häufig, dass diese Gründe durch die Außenwelt (Kinderärzte, unfähige Hebammen, Frauenärzte, Familie, Freunde usw.) bedingt sind und im Grunde nicht dem Wunsch der Frau entsprechen. Ich habe es z. B. mehr als einmal in diesem Forum erlebt, dass Frauen aufgrund unseres Nachfragens sehr erfolgreich weitergestillt und nicht auf Außenstehende gehört haben, die sie zum Abstillen bewegen wollten. Wir haben aber noch nie (!!!) eine Frau verurteilt, die trotz all unserer Versuche, sie zum Weiterstillen zu bewegen, lieber auf Pulvermilch umgestellt hat. Klar sind wir traurig, wenn wir es nicht schaffen, aber wir kämen nie auf den Gedanken, diese Frau als Rabenmutter zu bezeichnen.

    Wenn es verpönt ist (bezogen auf o. g. Bericht), die Stillkultur in unserem Land etwas zu verbessern, dann spreche ich mich gern voll schuldig "im Sinne der Anklage". Dann bin ich eben dogmatisch, radikal und stillfanatisch für die Leute, denen der Sinn meines Anliegens nicht bewußt ist.
  • CarolCarol

    1,315

    bearbeitet 15. 04. 2006, 00:10
    Ich finde stillen toll, und ich verstehe dein Posting auch nicht falsch, dennoch etwas provokant zurück:
    Gisela schrieb:
    Wenn ich einen Blick in die Tierwelt werfe, finde ich nicht eine einzige Tierart, die ihre Jungen mit artfremder Milch großzieht.

    Wie sieht denn die Quote der verhungerten, da von den Müttern oder von stärkeren Geschwistern weggebissenen Tierkindern aus?

    Klar, lohnt es sich, das Stillen zu fördern, und hier werden viele Hilfen angeboten. Ich habe es unter anderem mit eurer Hilfe ja auch geschafft, meine Lütte wieder an die Brust zu bekommen. Das war toll, dennoch habe ich nach 1,5 Wochen wieder "aufgegeben". Und das wird eben auch nicht immer akzeptiert (da rede ich jetzt nicht vom Forum), ich hatte schon den Eindruck, unter Druck gesetzt zu werden. Allerdings scheine ich auch in einer sehr stillfreundlichen Umwelt zu leben, zumindest kann ich die hier häufig geäußerten Beschwerden über Stillunfeundlichkeit für meinen Bekannten- und Verwandtenkreis nicht bestätigen. Da habe ich wohl Glück.
    Manchmal ist dann die Existenz der Pulvermilch eben doch ein "Segen", auch wenn die Notwendigkeit durch falsche Beratung und fehlende Instinkte erst geschaffen wurde.

    @Angela: Du hast aber mit den Medikamenten einen Grund, dem man einfach nicht widersprechen kann, oder? Da geschieht das Nichtstillen ja dann eindeutig zum Kindeswohl.

    Zum Artikeln selbt nochmal: Ich verstehe nicht, warum der soooo lang ist und dem Thema so viel Platz eingeräumt wird. Immerhin geht er ja sozusagen stillfreundlich aus, die Hebi kümmert sich, und alles klappt wieder. Ist ja zumindest ein Ausgleich dafür, dass die mögliche Stillproblematik so sehr breitgetreten wird. Das hätte auch kürzer sein können.
  • DawnDawn

    3,183

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Gisela schrieb:
    Mir ist klar, dass es in unserer "Kultur" inzwischen fast unmöglich ist, dieses natürliche Denken aufrecht zu erhalten, weil es am Basiswissen mangelt.

    Ich finde an deinem Beitrag gar nichts provokant, er bringt es nur mal wieder auf den Punkt. Das ist es auch, was ich inzwischen zu Müttern sage, die nicht stillen wollen, von vorneherein, und da gibt es viele! Natürlichkeit hat keinen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Ich kenne zwei Freundinnen, von denen die eine sagt, das Stillen hat ihr so die Brust "versaut" dass sie unbedingt eine Brust-OP möchte. Die andere möchte nicht stillen, denn sie hat gehört, dass man davon außer Form kommt und es gibt ja heute gute Flaschenmilch. Sowas finde ich unglaublich schade, denn man sieht einfach, was heutzutage Priorität ist. Natürlich sage ich nichts gegen Frauen, die auf ihren Körper achten, aber ich finde den Wunsch völlig übertrieben, mit 30 nach 2 gestillten Kindern die Brust einer 16-jährigen zu haben. Aber was ist denn dabei? Ich kann nichts Schlechtes an der Natur finden.
    Gisela schrieb:
    Wenn man aber die oftmals vorhandenen Gründe dieser Frauen betrachtet, sieht man sehr häufig, dass diese Gründe durch die Außenwelt (Kinderärzte, unfähige Hebammen, Frauenärzte, Familie, Freunde usw.) bedingt sind und im Grunde nicht dem Wunsch der Frau entsprechen
    ;-)

    Ja, diese Erfahrung mache ich, wenn ich mal in anderen Foren "fremdgehe". Es gibt soooo viele Frauen, die 3 Tage nach der Geburt das Stillen aufgeben, weil es nicht klappt! Sie wissen rein gar nichts von Milchstaus, vom richtigen Anlegen, vom Anspruch auf eine Hebamme... Ich hatte da wirklich Glück mit meinem Kh, in dem nie angeszweifelt wurde, dass ich stillen werde und das Team hat sich wirklich bemüht, mir das Anlegen zu zeigen usw.

    Ich glaube, insgesamt ist das Stillen so in Verruf, weil die Frauen heute nicht die Möglichkeit haben, wirklich zu sich zu stehen. Das ist eine vage These, aber wo ist das Leben einer Frau und wo sind die Erwartungen an sie schon noch "natürlich"? Welche Frau darf schon sein, wie sie ist? (Außer in der Dove Werbung :biggrin: )

    @Carol: Ein Segen ist die Flaschenmilch wirklich, wenn die Mutter nicht zur Verfügung steht oder wirklich nicht stillen kann. Aber es könnte die 2. Wahl sein, und oft genug ist es die erste.
  • HerzjeHerzje

    1,048

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Extremstillerinnen vs. Extremnichtstillerinnen???

    Eigentlich erlebte ich (fast) das Gegenteil, von dem was diesem Bericht zu entnehmen ist.
    Ich wollte stillen - und es funktionierte nicht, ich war entnervt, die Brust wund, mein Kind schrie, nahm ab, im KH wurde schon der Mahnefinger deswegen gezeigt - so erleben es wohl viele Mütter, denen professionelle Hilfe fehlt. Ist die Hebi da, funktioniert das Anlegen und Stillen, kaum ist sie weg, klappt überhaupt nichts mehr.
    Wie oft musste ich hören:"Gib ihm die Flasche!", "Was tust Du Dir da an?", "Der wird so nie satt!" Hätte ich bloß dieses Forum gekannt, mir wäre einiges an Frust erspart geblieben.
    Nach 3 Wochen Tränen und Kampf nahm mein Kind wieder zu und es fing an Spaß zu machen. Der Spießrutenlauf bzgl. des Stillens hörte deswegen nicht auf, auch wenn mein Sohn "aufging wie ein Hefeteilchen :biggrin: ".
    Und auch heute noch werde ich groß angeguckt "Wie immer noch stillen?", "Der ist doch schon groß", "Der braucht doch keine Mumi mehr".
    Soviel dazu.
    Früher gab's nen Werbespruch "Ich rauche gern".
    Ich sage jetzt:" Ich stille gern".
  • AnnalisaAnnalisa

    674

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    hmm, ich bin immer wieder erstaunt über unser "angeblich" so stillunfreundliche Gesellschaft. Kann ich überhaupt nicht bestätigen.

    In meinem Umfeld ist es völlig klar, dass man stillt, da dies die bessere Alternative fürs Kind ist. Darüber hinaus ist es auch hinlänglich bekannt, dass man Anspruch auf eine Nachsorgehebamme hat.

    Ich habe ebenfalls noch nie erlebt, dass Frauen, die in der Öffentlichkeit gestillt haben, in irgendeiner Weise diskriminiert wurden. Manche Frauen möchte einfach nicht so gerne in der Öffentlichkeit stillen, aber das lag bei denen, denen es so ging, nicht daran, dass sie irgendwie dumm angemacht worden wären.

    Ich kenne aber sehr wohl Frauen, die sich häufig rechtfertigen müssen, für die Tatsache, dass sie nicht stillen, die stets mit einem Blick bedacht werden, der so in Richtung: Egoistin, enthält ihrem Kind die gute Mumi vor etc etc ging.

    Aus diesem Grund finde ich Artikel, wie von Gisela gepostet durchaus sinnvoll.
  • MonicaMonica

    1,525

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich muss sagen, in meinem Bekanntenkreis in Fulda ist in richtung Stillen einiges richtig gelaufen. Alle meine Mütterbekannten wussten um das Recht auf eine Hebamme und fast alle hatten vor zu Stillen.

    Dennoch, von 8 Müttern die ich kenne, haben nur zwei länger als ein halbes Jahr gestillt. 4 haben abgestillt noch bevor ihre Kinder ein Monat alt waren.
    Ich mache ihnen keinen Vorwurf, aber dennoch ist es doch eine eigenartige 'Bilanz' wenn man bedenkt, dass sie in einer relativ stillfreundlichen Umgebung Mütter geworden sind.

    Wenn man ein Flasche Milch zusammen schüttelt und einem Baby oder Kleinkind zu trinken gibt, wird man nie komisch angesehen. Egal wo man gerade ist. Legt man ein Kind an die Brust an, gibt es durchaus Situationen in denen es 'unangebracht' ist. Das kann doch niemand abstreiten.

    Stillen ist eben nicht mehr das natürlichste der Welt in den Augen der Leute heutzutage.

    Es ist gut, dass es die Ersatzmilch gibt, genau aus solchen Gründen wie schon genannt wurden. Aber dennoch sollte sie doch eigentlich eine Notlösung sein und keine Selbstverständlichkeit.
  • CarolCarol

    1,315

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Monica schrieb:
    Es ist gut, dass es die Ersatzmilch gibt, genau aus solchen Gründen wie schon genannt wurden. Aber dennoch sollte sie doch eigentlich eine Notlösung sein und keine Selbstverständlichkeit.

    Das kann ich voll und ganz unterschreiben. Dabei sollte die Not der Mütter dann auch anerkannt werden. (Okay, manche Gründe für's Nichtstillen kann ich auch nicht akzeptieren, z.B. den einer Bekanten, die "gerne mal einen Trinken gehen" möchte.)
  • catpowercatpower

    719

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    oh wei, das stand in der zeit? finde, das klingt wie ein hetz-propaganda artikel gegen die stillende übermutter.

    vor einiger zeit hab ich mal zufällig im stern was ähnliches gelesen, ging so in die richtung, dass sich die perfektionistischen mütter in deutschland mit ihren hippie-attiduden (stillen per gesetz bis zur einschulung, stoffwindeln und das essen muss natürlich bio und selbstgekocht sein) das leben nur unnötig schwer machen - stillen wurde nur als miltitante auffassung verkauft.

    finde der obige artikel ist genauso platt und polarisierend nur eben "zeitstilistischer" verpackt. hätte ich von der zeit so nicht erwartet!
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich finde den Bericht nicht schlecht, besonders der Teil in dem steht, das man auch vorher schon darauf hinweisen sollte, das es nicht immer einfach ist.

    So ist es doch auch, oder! Wer hat denn wirklich so eine tolle Stillbeziehung gehabt, das es absolut keine Probleme gab. Meine Lotte z.B. da hab ich echt gedacht, klasse! Keinen Milchstau, sie hat getrunken, geschlafen, ich hatte sogar trotz der 4 Kinder die erste Zeit richtig Zeit für sie. Sie hat bei mir geschlafen und ich hab sie fast im 10min Rytmus angelegt. Mit dem Ergebnis, das sie 600gr weniger wog als bei der Geburt. die Affenmama hätte sicher keine Wage gehabt, und vielleicht hätte es das Affenbaby auch nicht geschafft, Warum war denn früher die Säuglingssterblichkeit so hoch, warum gab es denn Ammen?

    Die Natur regelt das sicher, aber sicher nicht so wie wir das wollen, wenn das Baby verhungert ist. Wobei bei mir die Auswahl sicher schon vor 100 Jahren bei der Geburt getroffen wurde, denn die hätte ich nicht überlebt, schon die erste nicht.

    Fakt ist, das mein Kind sicher genauso viel Nestwärme und Liebe abbekommt als ein Stillkind und sicher auch genau so Intelligent wird, es hat sicher nicht genau so gesunde Nahrung, dafür aber eine ausgeglichene Mutter.

    Mal abgesehen davon, das die Affen Mama auch kein Haus zu Versorgen hat, keinen Nebenjob hat und keine 4 Kinder zu versorgen hat, sie muss keine Wäsche waschen und das Affenkind hängt praktisch an ihrem Körper weil es sich in ihrem Fell festklammert und kann so immer trinken, wann es will. Die Brust hängt offen und frei für den Bedarf des Affenkindes.

    @ catpower Du hast aber recht, so könnte man es auch interpretieren, als wenn Stillen jetzt die neumodische Öko Ernährung wäre.
    Jetzt fehlt nur noch der Bericht über Tragetücher.

    Im Grunde ist der Text doch nur was zum schmunzeln insbesondere weil man nicht weiß, wie er aufzufassen ist, irgendwie ist er doch ziemlich neutral aber man kann alles in den falschen Hals kriegen.
  • ClaudinchenClaudinchen

    1,522

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Aus meinem GVK haben bis auf eine Frau, alle 1 Jahr gestillt- 6 MOnate voll und dann langsam beendet. und das sicher auch , weil die Hebamme immer wieder betonte wie wichtig das sei. Im Grunde finde ich es richtig ein bisschen "Brimborium" darum zu machen, damit die Frauen motiviert sind, aber der Druck ist schon enorm. Ich hatte ja auch mit reichlich Schwierigkeiten zu kämpfen und hatte immer die Panik im HInterkopf, wenns nicht klappt, tust Du schlechtes an Deinem Kind mit Fertigmilch. Und ich muss sagen, ich würde es beim nächsten Mal anders machen. ZB würde ich nicht mehr abpumpen und mir von niemandem mehr ein schlechtes Gewissen einreden lassen, wenn es auf normalem Wege nicht klappt, denn uns wäre viel Stress ersprart geblieben, wenn ich nicht ständig diese Panik geschoben hätte.
  • HuetchenHuetchen

    3,584

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Also, ich konnte mich in diesem Beitrag teilweise wiederfinden. Ich trauer heute noch den ersten 4 Wochen hinterher, wo ich mit den Stillproblemen so beschäftigt war, dass ich die bisher pflegeleichteste Zeit meiner Tochter schlichtweg verpasst habe. Und ich bin mir sicher, dass der Grossteil meiner depressiven Verstimmungen im 1. Jahr an meinem täglichen Kampf fürs Stillen lag und an dem Druck unter dem ich mich dadurch setzte. :sad:
    Meine Hebamme hat mal zu uns gesagt, dass unsere Generation das Problem hat, stillen zu müssen, aber nicht mit der Selbstverständlichkeit des Stillens aufgewachsen zu sein, da der Grossteil unserer Mütter gerade mal 8 Wochen gestillt hat und dann zu der Fertigflasche griff. Es ist nun mal etwas anderes, wenn man in einem Naturvolk aufgewachsen ist, wo es ganz selbstverständlich ist, dass das Kind so lange und so oft wie möglich gestillt wird. Diese Kinder wachsen damit auf, in dem sie es bei ihren Geschwistern und bei den anderen Müttern sehen. Wer kennt nicht die Bilder, wo eine Stammesmutter ein Säugling auf dem Arm hat, der gerade wie nebenbei gestillt wird.
    Der radikale Umbruch von "Stillen ist schlecht" zu "Stillen MUSS sein" erzeugt wahnsinnigen Druck, den Frauen, die kaum Stillprobleme erleben mussten, nicht beurteilen können. Ich kann nur hoffen, dass Stillen wirklich in der nächsten Generation wieder als etwas Selbstverständliches und Natürliches angesehen wird, mit dem man keine "Wettbewerbe" mehr veranstalten muss. Mit Wettbewerben meine ich diese ewigen Still-/Flaschendiskussionen oder diese unsinnigen Signaturen a la "mein kind wurde so und so lange gestillt".
    Übrigens sehe ich es gerade bei meiner Freundin, die vor kurzem das 2. Mal Mama geworden ist. Bei ihrer 1. Tochter hat das Stillen trotz guter Anleitung und einer prof. Stillberaterin nie gut geklappt, so dass sie nach mehreren Brustentzündungen und Milchstaus irgendwann aufgegeben hat. Jetzt bei ihrem Sohn klappt das Stillen hervorragend, sie hat genug Milch, der Kleine saugt richtig gut an und trinkt die Brust gut leer. Und meine Freundin ist darüber unheimlich glücklich.
  • steffiisteffii

    1,316

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich erlebe das in meinem Umfeld ehrlich gesagt geteilt: Solange die Kinder sehr klein sind, meinen Nicht-Still-Mamas, sich rechtfertigen zu müssen. Zumindest sagen alle "Ich stille nicht weil ...". Wenn die Kinder aber älter werden (allerspätestens wenn sie Laufen können) wird man gefragt: "Wieso stillst Du noch? Wie lange willst Du denn NOCH stillen und warum?"
  • coracora

    6,187

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ich glaub,d as ist wegen dieser 6-Monats-grenze. Alle wissen eigentlich, dass man 6 Monate stillen sollte... und die, die es nicht tun, rechtfertigen sich deshalb. Wobei ich das doof fidne, wenn sie es probiert hatten und einfach wegen Schweirgkeiten es nicht geschafft haben.

    denen , die über 6 monate stillen,die bekommen dann wirklich oftmals noch dumme sprüche, weil es einfach mehr als das ist, was so empfohlen wird auf den Mainstream-Seiten. Da ist man komisch, wenn man mehr stillt.

    ich habs auch grad wieder ind er kur gesehen, da berichteten mehrere, sie hätten die ersten Monate gestillt. Und dann folgt meistens eine kurze Stille, danach meint dann immer eine - ich habe solche Gespräche schon öfters erlebt - dass sie es komisch fidnet, wenn ein älteres Kind noch an der Brust ist, so mit einem Jahr oder so ---- :roll: Und dann pflichten ihr viele bei, entweder aus ehrlicher Mienung oder gesellschaftlichen Druck. Aber das ist wohl so die Einstellung, die heute den Ton angibt. 6 Monate sollte man stillen, danach nciht mehr. So haben es übrigens fast alle meine freundinnen aus der krabbelgruppe gemacht, udn die eine, die Probleme hatte und aufgegeben hat, hatte sehr lange deswegen ein schlechtes gewissen. Alle anderen haben genau 6 mOnate voll gestillt und dann entweder sofort auf Flasche umgestellt und Gläschen oder sehr zügig nach und nach abgestillt. Das längste war 9 Monate bei ihnen.
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich stimme Monica, Snoopy und Mimmi voll zu.
    Der Artikel ist einseitig und polemisch geschrieben und auch bei mir kam als Grundtenor rüber, daß Stillen etwas für fanatische weibliche Hobby-Hippys ist und ebenso überholt wie diese.
    Die Verwendung des Begriffes "Ersatznahrung" werte ich in diesem Zusammenhang als Freudschen Verschreiber oder Flüchtigkeitsfehler der Autorin - denn er sagt dummerweise genau das aus, was Pulvermilch ist: Ersatz für die Nahrung, die nicht vorhanden oder nicht erreichbar ist. Die von der Natur vorgesehene, selbstverständliche Nahrung für menschliche Babys ist die Milch ihrer Mütter. Und das ist völlig undogmatisch, erfordert aber durchaus Aufklärung in einer Zeit, in der die meisten Menschen sich von "Essen" ernähren, das aus Tüten, Aufreißpackungen und Dosen kommt und deshalb das als Nahrung ansehen.

    Dogmatismus finde ich für oder gegen jede der zwei Ernährungsarten fehl am Platz - aber genauso wichtig finde ich ein "zurück zu natürlichen Nahrungsquellen", in deren Rahmen die Ernährung eines Säuglings mit Muttermilch als genauso selbstverständlich angesehen wird wie das Essen von frischem Gemüse, Obst, Getreide, Milchprodukten und Fleisch und deren eigene Zubereitung.
    Das bedeutet ja nicht zwangsläufig, daß einem die Birkenstocks an den Füßen festwachsen, man sich mit Dreadlocks und Batiktüchern anfreunden muß und alles selbstgezüchtet, im Wald gesammelt und roh verzehrt. Trotzdem geht es auch ohne großen Aufwand ohne Geschmacksverstärker, Konservierungsmittel, E´s und Massen an Industriezucker. Und in der Reinigung des Haushalts und des Körpers ohne 467 verschiedene Mittelchen mit chemischen Zusätzen.

    Die Fortschritte der Medizin sind prima, retten viele Menschenleben, ermöglichen Menschen Kinder, die früher keine bekommen hätten und retten oft Mutter und Kind vor dem sicheren Tod. Über die Möglichkeit eines Kaiserschnittes war ich sehr dankbar, probiere es aber bei gesundheitlichen Problemen auch immer erst mit naturheilkundlicher Behandlung und einer Stärkung des Immunsystems, bevor ich Pillen einwerfe und werde auch das versuchen als "natürlich" zu verbreiten. Ebenso finde ich künstliche Säuglingsmilch gut, wenn es mit dem Stillen trotz guter Beratung und Unterstützung nicht klappt, werde aber immer dafür eintreten, daß die Ernährung mit Muttermilch die natürlichere und somit für mich gesündere ist.

    In meinem Umfeld wurde übrigens keien Mutter schief angesehen, die nicht gestillt hat - ich schon, als ich Ben mit 8 Monaten noch gestillt habe.
    Es wird immer solche und solche Ansichten dazu geben und egal ob nun Langzeitstillerin oder Falschenmutter wird sie sich damit auseinandersetzen müssen. Das ist wohl aber eine Frage des Selbstbewußtseins und wo sich die Frau bewegt - daß es eine bundeseinheitliche Trendwende hin zum Stillen und Verteufeln der Flaschennahrung gibt, kann ich nicht feststellen.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Sicher wirst Du schief angesehen, weil Mütter, die es nicht geschafft haben, oft ein bischen neidisch sind, auf das was Du geschafft hast. Wenn das dann zu dummen Sprüchen führt ist das traurig. Und neid ist ja eigentlich auch nicht nötig.

    Ich glaub das MuMilch das Beste ist, das weiß jeder, naja, außer die Schwiegermütter ;-)
  • CarolCarol

    1,315

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    und egal ob nun Langzeitstillerin oder Falschenmutter

    ;-) Na, war das jetzt kein Freud'scher? ;-)

    Ich denke, so ein Artikel wird eben vor dem jeweiligen Horizont interpretiert. Wer sich angegriffen fühlt, weil er lange stillt, der wird diesen Artikel als drogmatisch-pro-Flaschennahrung betrachten, wer aus der Not heraus nicht stillt, wird sich endlich entlastet fühlen, weil er nicht dogmatisch-pro-stillen ist.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Wieso am Ende schafft es sogar die in dem Artikel dargestellte Mutter, da kann ich mir jetzt aber auch einreden, das ist es nicht ausdauerhaft versucht habe und somit als gescheiterte Nicht Stillmutter noch tiefer sinken.
  • mimmi36mimmi36

    511

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Also wenn ich da mal so einige Zitate raussuchen darf
    ...auch das Seelenheil des Kindes liegt angeblich in der Muttermilch...
    ...1993 rief die WHO gar die Initiative der stillfreundlichen Krankenhäuser (BFHI) ins Leben...
    ...wo doch die Muttermilch angeblich das Nonplusultra an Gesundheitsvorsorge darstelle...
    ...wer sich den Gesundheitsaposteln nicht beugt...
    da kann mich m.E. nichts falsch interpretieren, das ist eindeutig gegen das Stillen, und dazu noch in einem unmöglichen Ton.

    Zur "stillfanatischen" Umwelt ist mir folgendes passiert: Als Aaron vielleicht 6 Wochen alt war, traf ich einen Kollegen. Seine Frage: Stillst du noch? Meine Antwort: Nein, kann ich leider nicht. Darauf er: Naja, Flasche ist sowieso das Beste :shock: , da weiß man wenigstens, was das Kind kriegt...
  • supisupi

    8,312

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Naja, wenn man sich als "Versager" fühlt, dann sucht man doch gerne beim Gegenüber auch Negativpunkte. Denn dann fühlt man sich selbst nicht mehr so schlecht, oder?!
    Weiß denn jemand, ob der/die Autorin des Berichtes Kinder hat und gestillt hat? Vielleicht liegt ja da der Hund begraben?

    Als ich mit der Pumperei (was ja bei mir quasi das Stillen war) aufgehört habe und enorme Gewissensbisse hatte, da habe ich auch versucht, das Stillen irgendwie negativ zu sehen und so "Schwiegermütter-Argumente" (die in meinem Fall von meiner Mutter kamen, den meien Schwiegermutter gehört eher zu den "Stillfanatikern" ;-) ) kamen mir da gerade recht.

    Inzwischen bin ich ncoh traurig, dass das nicht so geklappt hat, wie ich mir das ursprünglich vorstellte (wollte 1 Jahr stillen, Minimum...), aber ich bin dennoch kein "Stillgegner" geworden.
    Im Gegenteil - ich habe jetzt erst Recht den Willen, es beim nächsten Kind erneut zu probieren. (Nur das mit dem Abpumpen werde ich dann wohl nicht so machen).
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich denke nicht das das gegen das Stillen geht sondern dagegen, nicht Stillerinen auszugrenzen
    mimmi36 schrieb:
    Also wenn ich da mal so einige Zitate raussuchen darf
    ...auch das Seelenheil des Kindes liegt angeblich in der Muttermilch...

    Sorry, aber das Seelenheil des Kindes liegt sicher nicht in der MuMi oder?
    mimmi36 schrieb:
    ...1993 rief die WHO gar die Initiative der stillfreundlichen Krankenhäuser (BFHI) ins Leben...

    Das war der Punkt an dem auch geschrieben stand, das dort Mütter, die nicht stillen, schief angesehen werden!
    mimmi36 schrieb:
    ...wo doch die Muttermilch angeblich das Nonplusultra an Gesundheitsvorsorge darstelle...

    Sagt nicht jeder, das MuMi das Beste zum Beispiel gegen Allergien ist?
    ...wer sich den Gesundheitsaposteln nicht beugt...
    [/quote]

    Was ist mit dem?
    mimmi36 schrieb:
    Zur "stillfanatischen" Umwelt ist mir folgendes passiert: Als Aaron vielleicht 6 Wochen alt war, traf ich einen Kollegen. Seine Frage: Stillst du noch? Meine Antwort: Nein, kann ich leider nicht. Darauf er: Naja, Flasche ist sowieso das Beste :shock: , da weiß man wenigstens, was das Kind kriegt...

    Das Beste ist es nicht, aber Du weiß, was Dein Kind bekommt, Kunstnahrung, die genaustens Zusammengesetzt wurde, ich denke dieser Spruch kommt aus der Zeit, als Stillen als schlecht verurteilt wurde, weil in der MuMi Schadstoffe drin sind, und das sie drin sind, ist wohl ausser Disskusion? Nur, ist sie trotzdem besser als Kunstmilch.
  • CarolCarol

    1,315

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    @Maria: also für mich ist das weder eindeutig gegen das Stillen, noch ist es ein unmöglicher Ton. So kann man es eben untershciedlich wahrnehmen.
    Die Einrichtung der stillfreundlichen KH wird m.E. positiv dargestellt, die Gesundheitsapostel sind zugegebener Maßen provokativ, aber ich habe da schon eine Vorstellung, wer gemeint ist, habe da Menschen vor Augen, die mich nicht aufklären wollen, sondern missionieren.
    auch das Seelenheil des Kindes liegt angeblich in der Muttermilch. Der Säugling, so weiß man aufgrund wissenschaftlicher Forschung, lernt beim Stillen auch, was Nestwärme bedeutet. Die enge Bindung zur Mutter ist ein Grundpfeiler für spätere psychische Stabilität.


    Das angebliche Seelenheil wird doch dadurch relativiert, dass wiss. Studien angeführt werden, die die Aussage belegen.
    Zudem lässt sich Nestwärme mit Sicherheit auch anders herstellen, als mit Stillen. Aber offensichtlich, so sagt der Text, klappt es damit besonders gut.
    klar fühlten sich Mütter mies, wenn sie ihr Kind mit künstlicher Milch füttern müssten, wo doch die Muttermilch angeblich das Nonplusultra an Gesundheitsvorsorge darstelle.

    Hier finde ich, dass das angeblich missvertanden werden kann. Ich denke, das klar ist, dass Stillen gesundheitliche Vorteile bringt. Aber es ist dennoch nicht das Nonplusultra, oder? Ganz ehrlich, meine Maus bekommt Mumi, aber das schützt sie nicht vor Feinstaub, Tierbissen, Tollwut, und wenn sie später falsche Essgewohnheriten erlernt, wird sie wahrscheinlich trotzdem übergewichtig, bekommt Diabetes. Und wenn ich Allergikerin wäre, würde sie evtl. dennoch Allergien bekommen.
  • mimmi36mimmi36

    511

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    @Sonnenblume: ich hoffe, du hast mich da jetzt nicht mißverstanden :oops: , ich wollte auf keinen Fall die Nichtstillerinnen angehen, ich bin ja selber eine, sondern nur noch mal rausstreichen, dass ich den Text als provokativ und kontraproduktiv empfinde.

    @ Carol:
    Die Einrichtung der stillfreundlichen KH wird m.E. positiv dargestellt
    Echt? Wirklich witzig, wie unterschiedlich die Wahrnehmung sein kann.

    Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass ich dass Gefühl hatte, bei meinen Stillversuchen ist mir so eine Einstellung, wie sie die Autorin vertritt, entgegengeschlagen und das hat mir nun wieder Druck gemacht.

    Davon mal abgesehen habe ich, wie gesagt, ein Kind, dass überhaupt nicht in den Genuß von MuMilch gekommen ist, super ruhig und ausgeglichen ist, viel Liebe bekommt und eine sehr enge Bindung zu mir hat (und jetzt ins Bett muß :byebye02: :eek02:)
  • CarolCarol

    1,315

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ja, dass dann keine PRoben mehr verteilt werden dürfen etc., dass ist in meinen Augen Aufklärung. Aber ich kann schon auch nachvollziehen, dass amn das aufgrund der Wortwahl auch anders sehen kann.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    @ mimmi36 ich hab ja schon gestillt sogar auch mal erfolgreich ;-) hatte ja genug Testpersonen :biggrin:

    Also ich weiß es auch nicht, ich denke die/der der den Text geschrieben hat wird Karriere machen, denn er regt ungemein zum Nachdenken an.

    Wobei Informativ ist er ja nicht, er steht aber in der Zeit. Und wenn das in der Zeit ist, das es heutzutage "Mode" ist zu stillen, dann kann das ja nur gut sein.

    Versetzen wir uns mal in die Situation einer Schwangeren, die das ließt, ich glaube, die würde danach bestimmt für das Stillen sein?
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Da würde ich dir widersprechen - denn wer will schon zu den kruden Fanatikern gehören?
    Sprache ist ein diffizieles Ding und noch mehr ist es die Wortwahl auf den Punkt - da können ein paar Buchstaben oder ein Anführungszeichen die Aussage des Satzes und ob er neutral oder wertend im positiven oder negativen Sinn ist völlig verändern. In den zitierten Sätzen sind es die Worte "wo doch...angeblich", "sogar", "gar", "auch" und "Gesundheitsapostel", die die polemische Haltung der Autorin/des Autors widerspiegeln. Völlig banale Wörter, oder?
    Im Rahmen einer neutralen Berichterstattung wären diese Sätze anderst formuliert, obwohl sie den gleichen Umstand beschreiben und die gleiche Studie wiedergeben.
    RedSocksOnToast hat folgendes geschrieben:
    und egal ob nun Langzeitstillerin oder Falschenmutter

    Na, war das jetzt kein Freud'scher?

    Ja, ein immer wiederkehrender Buchstabendreher, von denen ich viele hartnäckig wiederkehrend in meinem autodidaktischen 6-Finger-System habe. Statt Frau schreibe ich meistens faru und statt und udn. Und statt Flasche Falsche... allerdings auch bei Wein- und Schnapsflaschen. Sollte mir das aus tiefenpsychologischer Sicht zu denken geben...?
  • CriosaCriosa

    2,598

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hi,


    So, habe mir diesen Text jetzt auch mal durchgelesen in Ruhe. Ich muss sagen, so schlimm finde ich ihn nicht. :traurig04:

    Ich persönlich bin auch der Meinung, das man jede Frau dazu ermuntern sollte zu stillen, aber wenn man es als "Dogma" oder in Form von "Missionierung" angeht, dann erreicht man doch oft eher das Gegenteil? Wenn jemand sich mit dem Stillen nur quält und sich dadurch dann vielleicht sogar in einen Kreislauf reinsteigert, der das Stillen nahezu unmöglich macht, da hilft doch kein "Sie müssen aber Stillen weil..." - da hilft nur das, was auch im Text gesagt wurde, nämlich eine feinfühlige Hebamme oder Stillberaterin, die Ahnung von der Materie hat und versucht das Problem zu lösen!

    Ich persönlich habe bisher noch nicht den Eindruck, das einem irgendwo in Deutschland missionarisch verkauft wird, Stillen wäre ein Muss und Frauen hätten keine Wahl. Aber noch bin ich ja nicht schwanger, wer weiß, wie das dann bei Geburtsvorbereitungskursen etc. sein wird.

    Der letzte Abschnitt in dem Text sagt für mich persönlich noch etwas ganz anderes aus... nämlich das sich die Frauen, völlig egal was sie tun, immer für irgendwas schuldig fühlen, das sie getan haben, weil es nämlich immer irgendjemanden gibt, der das für schlecht hält.
    Solange man sich also nicht selbst entschieden hat, was man wirklich will und dazu auch steht, wird man immer mit irgendwelchen Schuldgefühlen leben müssen, die jemand versucht einem einzureden.

    Hier hilft nur Selbstvertrauen - und eine gute Information, damit man seine Entscheidung (wie sie auch immer ausfällt!) auch mit Argumenten untermauern kann.
  • Chipsy72Chipsy72

    462

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Puh, ganz schön viel zu lesen - habe den Thread ja gerade erst gefunden und muss sagen, die Reaktionen sind zum größten Teil so wie ich sie erwartet hatte.

    Wenn es mit dem Stillen nicht klappt - kein Problem, dann muss man auch kein schlechtes Gewissen haben. Aber wehe man will von vornherin nicht stillen......

    Ich finde der Bericht ist gut geschrieben und er ist keineswegs gegen das Stillen. Ich finde ihn sogar recht neutral mit einer gewissen Spitze und Ironie.

    Stand heute werde ich nicht stillen - ich werde es auch nicht probieren, weil ich einfach zu viel Angst davor habe.... Wie das in ein paar Monaten aussieht kann ich heute noch nicht sagen. Möglich, dass ich meine Meinung noch ändere. Ich finde es schön, wenn Frauen stillen - ich finde es aber auch völlig ok, wenn man sich dagegen entscheidet. EGAL aus welchen Gründen. Es gibt keine guten und keine schlechten Gründe - das liegt jeweils im Auge des Betrachters.

    Ich habe mich letztens mit einer Freundin unterhalten, die auch gerne ein Baby möchte. Ich hatte sie gefragt, ob sie stillen möchte. Sie verneinte.
    Sie würde aber gerne in einem Geburtshaus gebären und nicht im KH. Bei uns in der Nähe ist eins, und auf der Homepage sieht es auch sehr einladend aus. Ich habe dann zu ihr gesagt, dass sie da dann aber schief angeguckt wird, weil sie nicht stillen will…… Das nennt man wohl Vorurteile, aber trotzdem würde ich wetten abschließen, dass ich Recht habe. Sie denkt nicht, dass wäre ja schließlich ihre Entscheidung……. Naja, sie wird sich noch wundern.
    Warum ist das so?
    Klar ist es in der Tierwelt anders – da gibt es keine Diskussionen (ich greif mal Giselas Beitrag auf), aber die Tiere haben auch keine andere Möglichkeit. Und wenn ich die Wahl habe, liegt es doch an mir zu entscheiden. Dann müsste man doch die Industrie verpönen, die vor Jahrzehnten diese Art der Nahrung entwickelt hat. Dann hätte das nicht sein dürfen.

    Ihr hattet hier an verschiedenen Stellen auch geschrieben, dass es manche von Euch ärgert, wenn man gefragt wird „Wie Du stillst noch?“ genauso ärgert es Flaschenmütter, wenn sie gefragt werden „Wie Du stillst nicht?“ und da ist es egal ob sie nicht stillen, weil es nicht geklappt hat oder aus anderen Gründen. Oder möchtet Ihr Euch immer rechtfertigen WARUM ihr so lange stillt??

    Ist echt ein heißes Thema und ich denke mal, gerade hier in einem Hebammenforum ist es normal, dass die meisten (sind es 99%?) auf jeden Fall stillen werden oder es zumindest probieren.......
    :grin:

    LG
    Chipsy
  • ClaudinchenClaudinchen

    1,522

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    @chipsy
    mich würde -vollkommen wertefrei-interessieren warum Du Angst vorm Stillen hast? Keine Panik, ich werde Dich nicht missionieren ;-) , interessiert mich einfach....
  • Chipsy72Chipsy72

    462

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Claudinchen schrieb:
    @chipsy
    mich würde -vollkommen wertefrei-interessieren warum Du Angst vorm Stillen hast? Keine Panik, ich werde Dich nicht missionieren ;-) , interessiert mich einfach....

    Hallo Claudinchen!

    Das ist einfach eine Panik, die ich kaum beschreiben kann, wenn ich nur dran denke. Ich hab halt schon viel Negatives mitbekommen. Schmerzen, Milchstau, Entzündungen, bis hin zur OP, usw. Und das schreckt mich halt total ab. Wie gesagt, ich will nicht beschreien, dass ich meine Ansicht dazu nicht noch ändere, aber im Moment…. Mir läufts kalt den Rücken runter wenn ich nur dran denke ……

    LG
    Chipsy
  • CarolCarol

    1,315

    bearbeitet 18. 04. 2006, 16:27
    RedSocksOnToast hat folgendes geschrieben:
    und egal ob nun Langzeitstillerin oder Falschenmutter

    Na, war das jetzt kein Freud'scher?

    Ja, ein immer wiederkehrender Buchstabendreher, von denen ich viele hartnäckig wiederkehrend in meinem autodidaktischen 6-Finger-System habe. Statt Frau schreibe ich meistens faru und statt und udn. Und statt Flasche Falsche... allerdings auch bei Wein- und Schnapsflaschen. Sollte mir das aus tiefenpsychologischer Sicht zu denken geben...?

    Weiß nicht, wahrscheinlich nicht. Fand es nur witzig, weil der Autorin bei der Ersatznahrung auch auch ein freudscher Verschreiber unterstellt wurde...
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mhhh... Warum liest du dann so viele Horrorgeschichten (die proportional zu allen Frauen, die stillen, nur einen Bruchteil ausmachen), statt die "normalen" Geschichten zu verinnerlichen?
  • Chipsy72Chipsy72

    462

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Gisela schrieb:
    Mhhh... Warum liest du dann so viele Horrorgeschichten (die proportional zu allen Frauen, die stillen, nur einen Bruchteil ausmachen), statt die "normalen" Geschichten zu verinnerlichen?

    Ich lese sie ja nicht, sondern bekomme sie in meinem Bekanntenkreis mit. Glaub mir, ich lese solche Sachen nicht, alles was negativ ist findet meine Beachtung ja erst gar nicht. Aber was will man machen, wenn die Bekannten und Freundinnen fast alle solche Stories erlebt haben? Ich weiß nicht.... Es ist auch nicht mal so, dass es nur solche Horrorgeschichten sind, es gibt auch positives, auf jeden Fall.
    Aber wie es so oft ist, bleibt nur das negative hängen...... Ich gebe zu, ich würde auch gerne aus voller ÜBerzeugung sagen können: Ich will mal stillen. Aber wie gesagt, im Moment ist das absolut undenkbar! Warten wir einfach mal die nächsten Monate ab.... :grin:
  • SandiSandi

    257

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo zusammen,

    dies ist ein super spannender Thread und ich habe ihn begierig gelesen, denn selten sind Diskussionen hier so interessant. Dass dieses Thema immer wieder hitzig diskutiert wird ist ja bekannt, aber bis jetzt ist es hier doch noch einigermaßen sachlich und das finde ich gut.
    Ich stille zur Zeit noch meine 2te Tochter und möchte diese Zeit nicht missen. Ich war immer vom Stillen überzeugt und niemand hätte mich verunsichern können. Ich habe und hatte aber auch kaum Probleme.
    Trotz meiner positiven Erfahrung ist es für mich überhaupt kein Thema wenn jemand nicht stillen will. Ich würde auch niemals bohren warum sie nicht will was für Gründe sie vorbringen kann usw. Oftmals wird das so drastisch getan, dass sich doch fast jede Frau schon in die Enge getrieben fühlen muß die nicht stillt. Genau das wird in dem Artikel doch angesprochen. Die Frau wird schnell als schlechte Mutter dargestellt oder als jemnd der zu schnell aufgibt. Schon dieser Spruch den ich hier auch schon gelesen habe '' die Frauen haben zu wenig Unterstützung und sind deshalb gescheitert'' könnte man falsch auffassen. Warum gescheitert??? Mein Gott es geht nur ums Stillen und nicht um Mütter die ihre Kinder vernachlässigen oder gar körperlich misshandeln.Warum kann Frau nicht akzeptieren dass das Stillen der Einen liegt der Anderen aber vielleicht nicht. Stillen sollte schön sein und wenn Frau das nicht so empfindet oder schon im Vorfeld keinen Draht dazu findet sollte sie die Finger davon lassen. Ich finde es ok wenn jemand überzeugt sagt ''ich stille nicht weil ich mir diesen Weg für mich nicht vorstellen kann'', genauso wie ich es ok finde wenn jemand gerne stillt und das toll findet. Wie heisst es so oft Leben und leben lassen !!! Man muß nicht immer alles so verbissen sehen. Nur eine entspannte Mutter kann eine glückliche Mutter sein und strahlt das auch auf ihre Kinder ab.

    LG Sandi :knutsch01:
  • Chipsy72Chipsy72

    462

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Sandi,

    das hast Du sehr schön geschrieben und das ist auch der erste Beitrag (korrigiert mich, wenn ich einen übersehen habe) bei dem ich nicht das Gefühl habe, man darf nur nicht stillen, wenn man einen triftigen Grund hat!
    Dankeschön dafür :fantasy05:
    LG
    Chipsy
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    @Chipsy72:
    Alles, was du bisher vom Stillen weißt, sind doch Erfahrungen aus zweiter Hand. Ja, es gibt wunde Brustwarzen, Milchstau, Brustentzündungen etc., aber das muss doch bei dir alles gar nicht auftreten. Es gibt auch so viele Horrorgeschichten über Geburten( "oooh, ich hatte zwei-und-sieb-zig Stunden lang Wehen, ich bin fast verblutet und mein Riss war meeeeterlang" *g*), sagst du deswegen auch, das sei nichts für dich? Ich finde es immer ganz schwierig, so etwas "theoretisch" zu entscheiden, ohne es je erlebt, wirklich empfunden zu haben. Ich würde jeder Frau raten (ohne zu "missionieren", Druck auszuüben oder so), es zumindest zu probieren mit dem Stillen. Das Gefühl, wenn dein minutenaltes Baby zufrieden an der Brust liegt und trinkt, als hätte es noch nie etwas anderes gemacht, ist soooo schön :grin: Wenn frau dann im Laufe der Zeit feststellt, dass sie sich mit dem Stillen nicht wohlfühlt, ist es halt so, aber man verpasst- mal ganz egoistisch gedacht!- etwas Einmaliges, wenn man es gar nicht erst versucht. Und das lässt sich eben nicht (bzw. nur sehr schwer) nachträglich zurück holen. love100: Merkt man etwa, wie sehr ich das Stillen (immer noch) liiiebe? ;-)

    @all:
    Ich hab mal spaßeshalber nach der Autorin des Artikels gegooglet, sie hat selbst ein Kind mit großen Schwierigkeiten gestillt, ihr Stillbericht ist im Netz. Klar, dass der Artikel subjektiv ist (und ich bin auch der Meinung, dass er stillunfreundlich und polemisch ist), vielleicht knabbert Frau Burger ja auch immer noch an ihrer eigenen Geschichte?. Schade, dass der Artikel auf diese Weise Wasser auf die Mühlen so mancher Schwiegermutter gießt...
  • EowynEowyn

    27,156

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Gerade halte ich die Stillzeit (Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) Ausgabe 1/2006 in der Hand. Darin steht auch ein Kommentar zu dem Zeit-Artikel, den ich hier einfach mal wiedergeben will.

    Am 30. März veröffentlichte die Wochenzeitung DIE ZEIT in ihrem Wissenschaftsteil unter dem Titel Die Milchfalle einen vernichtenden Artikel für die Stillförderung. Diese habe rein gar nichts gebracht: statt Frauen zum Stillen zu bringen, wurden nur Depressionen und Versagensgefühle geschürt, bei denen, die nicht stillen wollen oder können. Das habe eine britische Studie im letzten Jahr ans Licht gebracht, und die Autorin des Artikels Kathrin Burger aus München, hat es selbst am eigenen Leibe erfahren müssen, wie furchtbar Stillen sein kann (im Netz ist ihre eigene Stillgeschichte zu finden: http://stillbaby.info/referenzenII.htm) und welchem Druck eine junge Mutter da ausgesetzt wird. Das Dogma "breast is best" würde den Frauen ihre moralische Entscheidungsfreiheit rauben, sich gegen das Stillen und für künstliche Säuglingsnahrung zu entscheiden. Zudem wären all die vielen Vorteile, die das Stillen für Mutter und Kind bringen soll, ohnehin längst noch nicht wissenschaftlich bewiesen.

    Macht man sich die Mühe und recherchiert dem Artikel hinterher, lassen sich einige interessante Entdeckungen machen. Die Studie des britischen Soziologen Frank Furedt von der Universität Kent, auf die sich der Artikel hauptsächlich stützt, wurde letztes Jahr veröffentlich und ist im Internet in vollem Umfang nachzulesen unter:
    http://www.kent.ac.uk/sspssr/staff/Infa ... nal%5D.pdf
    Besonders repräsentativ kommt die Studie nicht daher: Gerade mal 1/3 von 500 Müttern fühlen sich laut Furedi als Rabenmütter, weil sie nicht stillen können. Also stolze 167 Frauen repräsentativ für ganz Deutschland, Europa und die Welt. Tja, und wenn eine Studie von einer Initiative finanziert wird, deren Mitglieder die britischen Kunstmilchhersteller sind, dann darf man sich über solche Ergebnisse nicht wundern. Die Initiative heißt Inform und wird am Ende des Textes als Sponsor genannt.
    Inform widerum ist ein ganz raffinierter Club, der britische Mütter (die durch die ganzen nationalen Stillprogramme in ihrer freien Entscheidung am Flaschefüttern gehindert werden) unterstützen möchte. Dank der durch Inform verbreiteten objektiven Darstellung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Kunstmilch sollen die Frauen ihren eigenen, selbstbestimmten Weg heraus aus der persönlichen Milch-Falle finden.

    Kathrin Burger sieht das genauso: "mit jeder neuen Pro-Stillen-Studie bekommt das Dogma ein stärkeres Fundament. Studien dagegen, die Zweifel am gesundheitlichen Wert der Muttermilch aufkommen lassen, werden als Propagandamaterial der Babyhrungsindustrie abgetan."

    Fazit: "Still-Nazis" (so die Bezeichung für Stillbefürworter in einem der inzwischen zahlreichen Leserkommentare auf den Artikel) wie wir sollten stets bedenken, dass Argumente, die die Vorteile des Stillens und der Muttermilch benennen, uns leider viel zu sehr in die Defensive bringen. Lasst uns unsere Aussagen überdenken und ganz offensiv die Fallensteller und mit ihnen die Nachteile künstlicher Babymilch ins Licht rücken. Nur so werden wir dauerhaft mehr Mütter und ihre Kinder vor den phantasiereichen Fußangeln der Kunstmilchindustrie bewahren können. Es geht hier nicht ums schlechte Gewissen, sondern um die ethische Frage, ob Menschen auf Kosten von anderen Menschen das dicke Geld machen dürfen. Wer hier Zurückhaltung vor den Müttern fordert, die nicht stillen können oder wollen, hat nicht verstanden worum es geht.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Chipsy72 schrieb:
    Claudinchen schrieb:
    @chipsy
    mich würde -vollkommen wertefrei-interessieren warum Du Angst vorm Stillen hast? Keine Panik, ich werde Dich nicht missionieren ;-) , interessiert mich einfach....

    Hallo Claudinchen!

    Das ist einfach eine Panik, die ich kaum beschreiben kann, wenn ich nur dran denke. Ich hab halt schon viel Negatives mitbekommen. Schmerzen, Milchstau, Entzündungen, bis hin zur OP, usw. Und das schreckt mich halt total ab. Wie gesagt, ich will nicht beschreien, dass ich meine Ansicht dazu nicht noch ändere, aber im Moment…. Mir läufts kalt den Rücken runter wenn ich nur dran denke ……

    LG
    Chipsy

    Hallo,

    ja, den Gedanken kenne ich. Ich kannte auch nur Leute die nicht oder nur kurz gestillt haben und alle hatten zu wenig Milch oder Milchstaus oder Entzündungen etc. . Ich habe immer überzeugt gesagt das ich niemals stillen werde, macht ja nur Probleme und Flasche ist ja viel einfacher, die Kinder schlafen dann ja auch viel schneller durch...das Übliche eben.
    Heute ist mein Sohn 2 Jahre und 3 Monate alt und wir stillen immernoch und das mit nur minimalen Problemen am Anfang. Bei uns hat es sich einfach ergeben, dass ich ihn dann doch angelegt habe und ich hab es nie bereut (auch wenn er immernoch nicht zuverlässig durchschläft ;-) ).
    Ohne missionieren zu wollen, lass Dir alle Optionen offen. Es muss nicht immer Probleme geben beim stillen.
    Übrigens ging es mir auch so mit dem Familienbett (wie, das Kind ins Elternbett, das muss ins eigene Zimmer...jaja, da hat unser Sohn aber etwas anderes gelehrt und inzwischen denke ich schon mit Wehmut an den Moment in dem er in sein eigenes Bett umzieht)

    Zum Artikel:

    Ich finde ihn auch ehr negativ.

    Im Endeffekt muss jeder selber wissen ob er stillt oder nicht. Ich finde es allerdings schade, wenn man es noch nicht mal probiert. Und noch schader finde ich es, wenn man es aus Gründen tut wie, "Dann kann ich wenigstens gleich wieder weggehen". Oft, nicht immer, spiegelt das dann auch das Verhalten dem Kind gegenüber wieder. Zumindest habe ich die Beobachtung gemacht.
    Aber im Endeffekt gibt es schlimmeres und beide Seiten müssen wohl toleranter werden. Aber das ist eine Sache, die ich selber erst lernen musste und immernoch muss.

    LG Maifeuer mit Sohn und Einschleicher (5+?)

    PS ich kenne übrigens auch Mütter denen ich ohne schlechtes Gewissen sagen würde, lass es mit dem Stillen, für Dich ist die Flasche besser...
  • DawnDawn

    3,183

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo,

    ich hab jetzt die 2 letzten Seiten nur überflogen, aber wenn es gerade um die Angst vorm Stillen geht und was dabei alles "passieren" kann (Milchstau usw.)... Diese angeblichen Horrorszenarien sind, wenn man sie aus dritter Hand erzählt bekommt meistens sehr übertrieben. Erstens, weil manche Mütter dazu neigen, bestimmte Dinge besonders schlimm darzustellen - auch um einen Grund zu haben, wie sie sich fürs Abstillen rechtfertigen können. Und zweitens weil in der Zeit, wo solche Stillprobleme auftreten, nämlich am Anfang der Stillzeit, die Hormone auch noch ganz schön verrückt spielen. Zudem ist man unsicher im Umgang mit dem Kind, man will natürlich das Beste für sein Baby und es muss erst alles einspielen, nicht nur das Stillen. Das alles spielt in so eine subjektive Erzählung über Stillprobleme mit rein.
    Das ist aber nicht die Realität!
    Diese Stillprobleme, und das darf man wirklich nicht vergessen, sind Probleme, die am Anfang auftreten KÖNNEN. Spätestens nach 8 Wochen ist das Stillen in aller Regel ein Klacks und macht nur noch Spaß. Und wenn dem nicht so ist, dann sagt sicher niemand was, wenn man gefrustet ist und abstillt. Aber ich finde solche Geschichten wie "Mein Baby ist 2 Wochen alt und ich hatte einen Milchstau, deswegen habe ich jetzt abgestillt." sehrschade. Denn die meisten Anfangsschwierigkeiten sind, zusammen mit einer guten Hebamme, sehr leicht zu beheben. Ich hatte ebenfalls 2x einen Milchstau, eine Brustenzündung mit hohen Fieber, da war Jonah 10 Tage alt und wunde Brustwarzen. Aber meine Hebamme hat mir zum Glück erklärt, dass das nichts Schlimmes ist und dass man etwas machen kann. Nach ein paar Tagen war die Brustentzündung völlig vergessen und ich habe noch sehr lange gestillt. Ich habe zwar damals gesagt, dass ich bei einer weiteren Brustentzündung überlege, ob ich abstille, aber es lief ja dann alles glatt, nachdem sich die Milchmenge eingependelt hatte. Das ist eben eine Realität und ich habe das Ganze weder als bedrohlich noch als beängstigend erlebt.
  • CarolCarol

    1,315

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    @Dawn: Im Prinzip kann ich dein Post unterschreiben. Es gibt sie aber, die außergewöhnlichen Stillprobleme. Mich als jemand, dem jetzt auf beiden Seiten etwa die Hälfte der BW durch Narben ersetzt sind (wunde und entzündete BW sind auch zu unterscheiden), verletzt es schon, wenn dann gesagt wird, da würde übertrieben oder dieses: "Ach, ich hatte auch rissige BW, das geht doch dann weg, da muss man durch." etc.. Ich habe seit vier Monaten dass, was andere die erste Wochen haben, und ja, dass kann ich aushalten, aber eben nicht das andere. Das war aber mit Sicherheit auch ein Ausnahmefall , zumindest waren zwei Hebis und eine FÄ der Meinung, sowas noch nicht erlebt zu haben. (Das schreibe ich, damit niemand Angst bekommt, es ist seeeeelten!)
    Ha, seht ihr, und schon fühle ich mich als Pump-Mutter in der Situation, mich rechtfertigen zu müssen, auch, wenn es von Dawn bestimmt nicht so gemeint war. Ist halt ein sensibles Thema.
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