Evas antifeministisches Manifest

catpowercatpower

719

bearbeitet 29. 04. 2006, 00:33 in Plauderecke
was sagt ihr denn dazu? übertreibt Eva Herman oder stimmt ihr ihr zu?
NACHRUF AUF DIE EMANZIPATION

Evas antifeministisches Manifest

Von Eva Lodde

Die Emanzipation ist gescheitert. Frauen sind keine richtigen Frauen mehr, Männer wenden sich frustriert vom Familienleben ab: Im Magazin "Cicero" rechnet "Tagesschau"-Moderatorin Eva Herman scharf mit der Frauenbewegung ab.


Berlin - Eva Herman ist das, was man eine Karrierefrau nennt: Sie ist Sprecherin der "Tagesschau", moderiert eine Talkshow im NDR-Fernsehen und hat mehrere Bücher geschrieben. Darunter "Vom Glück des Stillens" und "Mein Kind schläft durch" - denn Eva Herman ist auch Mutter. Sie hat viel erreicht. Aber nach einem Artikel, der morgen im Politikmagazin "Cicero" erscheint und SPIEGEL ONLINE vorliegt, empfindet sie all das als eine Last - aufgedrückt von den deutschen Emanzen.



AP
Autorin Eva Herman: "Die Emanzipation - ein Irrtum?"

Ihr Fazit nach einem halben Jahrhundert Feminismus: Die Frauen "sind im beruflichen Kampf gegen die Männer am Ende ihrer Kräfte und Ressourcen angelangt. Sie sind ausgelaugt, müde und haben wegen ihrer permanenten Überforderung nicht selten suizidale Fantasien." Die Folgen sind für die Journalistin eindeutig: Wenn diese berufstätigen Frauen überhaupt Kinder bekommen, dann verwahrlosen sie. "Bei beinahe der Hälfte aller Kinder in Deutschland werden anlässlich der vorschulischen Untersuchungen wegen fehlender Bemutterung deutliche Defizite wie motorische oder sprachliche Störungen, kognitive Enwicklungsbarrieren und verhaltensauffälliges Benehmen festgestellt."

Eine intakte Familie kann nach ihrer These mit einer Karrierefrau nicht gegründet werden. Aber keine aus diesem "Heer strukturell überforderter Frauen" will das zugeben. Bis auf Eva Herman.

Zurück zur klassischen Rollenaufteilung

Der Grund der deutschen Kinderlosigkeit ist in ihrem Artikel "Die Emanzipation - ein Irrtum?" daher schnell gefunden. Es sind nicht die fehlenden Kindertagesstätten oder die noch weit verbreitete Machokultur in den oberen Firmenetagen. Nein, diese angeblichen Systemfehler lässt sie nicht gelten. Es sind die Frauen selbst, geleitet von "Selbstgefälligkeit und Eitelkeit", "im dünkelhaften Glauben an unsere nahezu übernatürlichen Kräfte, in Selbstüberschätzung und unreflektierter Emanzipationsgläubigkeit".

Für diese Frauen sei Fortpflanzung "Option, keine Selbstverständlichkeit". Dass Frauen sich in den Führungsetagen bislang kaum durchsetzen konnten, ist für Eva Herman kein Zustand der zu verändern ist, sondern eine Bestätigung dafür, dass die Talente der Frau ganz woanders liegen.

Der Platz der Frau sei zu Hause. "Es ist die Frau, die in der Wahrnehmung ihres Schöpfungsauftrages die Familie zusammenhalten kann", argumentiert Herman christlich. Als Pendant zum Manne sei sie "der empfindsamere, mitfühlende, reinere und mütterliche Teil". Nicht der heutige Versuch der Gleichberechtigung, sondern die klassische Rollenaufteilung hätte in unserer Gesellschaft über Jahrhunderte funktioniert. "Wenn sie aber eingehalten wird, so hat das in aller Regel dauerhafte Harmonie und Frieden in den Familien zur Folge."

Heute sei das aber eine "verlorene Welt". "Seit einigen Jahrzehnten verstoßen wir Frauen zunehmend gegen jene Gesetze, die das Überleben unserer menschlichen Spezies einst gesichert haben", schreibt Herman. "Warum versklaven sich Frauen, nur, um ihre Kinder los zu werden?"

Allerdings räumt sie ein, dass das Hausfrauen- und Mutterdasein nicht die einzige Erfüllung sein muss: "Es ist selbstverständlich, dass Frauen etwas lernen, dass sie sich weiterbilden und Aufgaben auch außerhalb der Familie übernehmen, wenn sie das Talent dafür haben. Doch all das sollte in Maßen geschehen." Ob sie nach diesen Erkenntnissen nun selbst ihr Engagement im Beruf für ihr Kind zurückschrauben will, schreibt sie nicht.

"Der Wunsch nach starker Männlichkeit"

Mit der traditionellen Aufteilung "Frau-Kinder, Mann-Arbeit" glaubt Eva Herman auch, den Mann wieder für eine Familie gewinnen zu können. Das sei schließlich seine Rolle: "Der Mann steht in der Schöpfung als der aktive, kraftvolle, starke und beschützende Part..." Nun aber sei er vom weiblichen Karrierebewußtsein verunsichert. "Denn mit diesem Handeln, auch das ist nur logisch, lähmen wir jede starke Männlichkeit in unseren Partnern, die wir uns in der Tiefe unserer Seelen sehnlichst wieder herbeiwünschen."

Übernehmen aber beide Geschlechter die Versorgerrolle, wird "die Frau zur Konkurrentin des Mannes". Dann scheint keine normale Beziehung mehr möglich, dann "spürt er weder Bindung noch Verantwortung für sie".

Dass die heutigen Frauen den Idealen der "lila Latzhosen-Demos" gefolgt sind, war für Eva Herman von Anfang an zum Scheitern verurteilt. "Sie wussten damals schon nicht, was das Glück bedeutet, ein Baby zu bekommen, einen liebenden Mann an der Seite zu haben und - manchmal unter größten Mühen - etwas zu erschaffen, was man Familiensegen nennt." Die Emanzen von damals würden heute zu der ganzen Debatte schweigen - "schamvoll", wie sie schreibt. Denn sie trügen einen wesentlichen Anteil der Schuld an der grauen Zukunft Deutschlands.

So ist es nicht verwunderlich, wie Eva Herman den Lebensabend der Kinderlosen zeichnet: "Es wird in vielen Fällen eine Zeit des schmerzvollen Nachdenkens und der tiefen Reue werden."

Kommentare

  • CriosaCriosa

    2,598

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hmmmm...


    Naja sagen wir es mal so. Ich finde es unmöglich, das erwartet wird, das Frauen Kinder bekommen, ihre Familie perfekt handeln, dazu noch möglichst Vollzeit arbeiten (natürlich für sehr viel weniger Geld als die Männer im gleichen Beruf... :roll: - wenn ich schon höre, oder auch hier teilweise lese, das man ja "nur" 10, 15 oder gar "nur" 30 Stunden Arbeiten geht, kommt mir die Galle hoch! 30h sind grade mal 10 weniger als ein Vollzeit job!) und dann auch noch attraktiv, glücklich und so weiter sind - halt alles schaffen müssen.

    Das ist Schwachsinn! Und ja, ich glaube das viele Frauen (nicht alle), sich das zum Ziel setzen und sich dabei hemmungslos überfordern.

    Allerdings halte ich es schon für übertrieben, wie das in dem Artikel ausgedrückt wird. Frauen an den Herd? Die gute Frau will mir nicht wirklich erzählen, das alles besser war in den festgefahrenen Strukturen von damals. Das ist ja auch nicht in allen Kulturen so gewesen, wie sie es da darstellt! Frauen haben zum Beispiel auf dem Feld gearbeitet... genau wie die Männer auch. Nur weil es jetzt für einige Frauen eine Überforderung ist, alles gleichzeitig zu machen, heißt es nicht, das man den Versuch der Gleichberechtigung komplett abschaffen sollte!


    Ich bin immer noch davon überzeugt, das es nicht am Geld liegt, auch nicht an der Zeit, weshalb die Frauen heutzutage keine Kinder mehr oder weniger als früher haben möchten. Es liegt einfach an der Gesellschaft. Kinder sind lästiges Privatvergnügen, das vielleicht innerhalb der Familie noch gefeiert wird, aber da hört die Freude doch oft schon auf.

    Und dann ist es natürlich auch sehr viel einfacher geworden, sich gegen Kinder zu entscheiden!

    - Ohne Kinder hat mein weniger Verpflichtungen und kann Sorglos konsumieren, wie es uns von der Industrie und der Gesellschaft immer als "cool" suggeriert wird.
    - Ohne Kinder hat man keine finanziellen Einbußen und immer noch die gleiche Rente (oder eher sogar MEHR Rente, weil man ja theoretisch zumindest länger arbeiten kann), wie mit Kindern.
    - Ohne Kinder findet man leichter eine Wohnung als mit Kindern...


    Naja die Liste könnte ewig lang so weiter gehen! Früher waren Kinder Altersabsicherung, Statusymbol und ganz abgesehen davon auch nicht ganz so einfach durch die Pille zu vermeiden. Kinder wurden nicht geplant und "angeschafft", Kinder kamen halt einfach und man war froh, wenn man es schaffte so viele wie möglich lang genug durchzufüttern, bis sie alt genug waren um zu arbeiten.

    Das ist nunmal eine ganz andere Sichtweise auf das Thema. Wenn man sieht wieviele Arbeitslose es gibt und wie viele Jugendliche nichtmal eine Ausbildungsstelle bekommen... da sind nichtmal die Perspektiven so rosig, das jeder guten Gewissens sagen könnte: Mein Kind wird eine schöne Zukunft haben.


    Die Emanzipation abzuschaffen würde diese ganzen Probleme meiner Meinung nach nicht ändern. (Zumindest nicht zum positiven)
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Na jetzt abba :shock:
    Ich gehöre zu denen die die Schuld haben. Eine Zeitzeugin sozusagen. Sie hat keinen Schimmer welchen Stellenwert Frauen noch in den 70igern hatten.
    Wir wollten den gleichen Lohn für die selbe Arbeit (wo ist der)?
    Wir wollten mehr Rechte in der Ehe. Frauen durften ohne Erlaubnis des Mannes nicht abeiten gehen, oder ohne seine Zustimmung keine Verträge abschließen. Die Generation meiner Mutter hat mehr und körperlich schwerer gearbeitet, als Frau Herman sich das auch nur vorstellen kann. Es gab keine Vehütung, und sie hatte dem Mann, wann immer er wollte ,zur Verfügung zu stehen, und die Kinder zu kriegen, die kamen. Sie hatten illegale Abtreibungen, an denen sie reiheweise gestorben sind und viele Geburten, die sie an den Rand ihrer Kräfte brachten.
    Wollt Ihr das wieder haben?
    Wir haben nie Perfektionismus in allen Bereichen gefordert, sondern Männer, die ihren Part in der Familie übernehmen. Mein Vater hatte noch eine 48 Stundenwoche....Väter waren nicht vorhanden in der Familie, außer am Sonntag, den sie dann zum Frühschoppen nutzten.
    Mädchen gingen "in die Fabrik arbeiten", weil sie ja doch heiraten und eine Ausbildung deswegen verschwendet war.
    Das Frauenbild von heute ist ganz sicher nicht meine Schuld. Soll sie sich doch besser mal bei der Werbeindustrie beschweren.
    Wir haben die Möglichkeiten geschaffen, was Ihr daraus macht...tja..
    Hört sie auf zu arbeiten?
  • diadia

    309

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    das geschlechterverhältnis ist schon einigermaßen aus den fugen geraten mit dem feminismus. das hat dazu geführt, dass den frauen permanente unzufriedenheit eingeredet wird und männer, die nicht über gefestigte charaktere verfügen, schon mal in ihrem rollenbild unsicher werden.

    es mag ja so sein, dass frauen gelegentlich benachteiligt werden. allerdings ist die welt der männer auch kein reines schlaraffenland. bei wehrdienst oder dem druck für eine familie finanziell verantwortlich zu sein hebt auch keine frau freiwillig die hand.

    ich habe auch nichts dagegen das verhältnis zwischen frau und mann neu zu definieren. ich weiß allerdings eines, das wird nur funktionieren, wenn frauen nicht versuchen die "besseren" männer zu sein. ich denke, jeder sollte seine rolle finden und die findet man nur, wenn anerkannt wird, dass mann und frau unterschiedlich sind. gleichberechtigung heißt für mich insofern ungleiches nicht gleich zu behandeln.

    da hat die liebe eva recht, auch wenn sie zwecks der breitenwirkung ihre meinung etwas pointiert darstellt.

    d.
  • Mandy1976Mandy1976

    4,183

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    MUTTERALARM IN DEUTSCHLAND

    Eine Hölle namens Familie

    Von Reinhard Mohr

    Ein Gespenst geht um in Deutschland. Die gute alte Familie wird angesichts des Geburtenschwunds zur neuen Gesellschaftsutopie erklärt. Anscheinend haben wir alles vergessen: die autoritäre Enge, die Seelenqualen und Gewaltexzesse in den Terrorgemeinschaften der eigenen vier Wände.


    Die Familie ist, so heißt es nun allenthalben, vom Aussterben bedroht und wäre doch unser aller Rettung, wie Frank Schirrmacher in seinem aktuellen Bestseller "Minimum" weissagt. Eine Wagenburg gegen die Unbilden des Lebens.

    Längst vergessen scheint Karl Kraus' zeitlose Wahrheit: "Das Familienleben ist ein Eingriff in das Privatleben".

    Trügerisches Familienidyll: Unschuld längst verloren
    Plötzlich wird die gute alte Familie wieder zur nagelneuen Gesellschaftsutopie, zum heiligen Gral einer ziellos individualisierten Welt, in der keine Kinder mehr geboren und nicht einmal "zeitaufwendig gesund gekocht" wird, wie "Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman erschreckt festgestellt hat.

    Die Frauen machen derweil, was sie wollen - Karriere! Bauchnabelpiercing! Selbstverwirklichung! - statt ihrem familiären "Schöpfungsauftrag" zur Schaffung häuslichen Glücks konsequent nachzukommen. Auf diese Weise geht nicht nur der Nachwuchs verloren, sondern auch Harmonie und Seelenheil.

    Schuld daran sind die Feministinnen, selbstgefällige Karrierefrauen und die 68er, mit denen das ganze Elend selbstverständlich anfing.

    Familie ist nur das Liebesnest

    Aber ganz dunkel erinnert sich der eine oder die andere daran, dass da noch etwas war, früher, ganz ganz früher - lange bevor die Generation Golf vor lauter Begeisterung über das stets gut gefüllte Nutellaglas und den von Mami flauschig weich gewaschenen Bademantel gar nicht mehr zu Hause ausziehen wollte.

    War da nicht was - Familie nicht nur als Liebesnest, Notgemeinschaft und Zweckverband, sondern auch als Terrorgemeinschaft, die kleine Hölle in den eigenen vier Wänden? Waren die Patientinnen Sigmund Freuds etwa frustrierte RTL-Moderatorinnen, die ihren Schöpfungsauftrag vergessen hatten? Spielen die bürgerlichen Liebes- und Familientragödien Strindbergs, Ibsens, Wedekinds und vieler anderer Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts etwa im TV-Container von "Big Brother"? Waren "Ekel Alfred" oder "Al Bundy" samt ihrer "schrecklich netten" Familien vielleicht Erfindungen von grünen Männchen auf dem Mars?

    Ist die Familie nicht seit jeher ein erstrangiger Quell für schwerste psychische und sexuelle Deformationen gewesen? War sie nicht immer auch ein Ort von Seelenqualen und Gewaltexzessen aller Art, nicht zuletzt von Mord und Totschlag? Gibt es nicht überhaupt erst deshalb staatliche Familienfürsorge, Jugendämter und andere Behörden, die im schlimmsten Falle eingreifen müssen? Sind die jüngsten Familientragödien mit mehrfachem Kindsmord, Verhungernlassen, Vergewaltigung durch den Vater und anderen Unsagbarkeiten schon vergessen, wenn der Wetterbericht kommt?

    Verlorene Unschuld

    Und ist es nicht der Gipfel der Heuchelei, von jener Institution namens Familie die Lösung unserer Probleme zu erwarten, deren perfektes Funktionieren zur Zeit des Nationalsozialismus eine der verlässlichsten Stützen des menschenverachtenden Regimes war?

    Es ist eine Binsenweisheit, aber offenbar muss man an sie erinnern: Die Unschuld der Familie ist längst verloren - wie die aller bürgerlichen Institutionen. Es gibt kein Zurück in eine vermeintlich heile Welt, sondern nur die Suche nach neuen Formen und Kombinationen. Phantasie ist gefragt statt simpler Nostalgie, Kreativität statt reaktionärem Kitsch.

    Frau Herman und allen anderen frisch getauften Hohepriestern der Family Values sei gesagt: Wer völlig "intakte" Familien sucht, soll doch in die arabische Welt schauen, in Iran und den Irak, nach Sizilien oder nach Berlin-Kreuzberg. Da herrscht sie noch, die "jahrtausendealte" Familientradition.

    Dort existiert jene muslimisch-archaische Parallelwelt des Patriarchats, in der es "ein vom Familienverband losgelöstes 'Ich' gar nicht gibt", wie die Soziologin Necla Kelek zu Recht sagt. "Der Sohn ist dem Vater, dem älteren Bruder, dem Onkel sowie Gott gegenüber zu 'Respekt', sprich Gehorsam, verpflichtet ... Die Männer kontrollieren die Frauen im Namen der Familie. Diesem Islam fehlt das Konzept der entscheidungsfähigen, moralisch verantwortlichen Person vollkommen."

    Allah, Stolz und Ehre

    Allah, Stolz und Ehre - das ist alles, was zählt. Die Würde des Menschen ist antastbar, wenn es dem Familienrat gefällt, einem autoritär-archaischen Kollektiv.

    Und es ist kein Zufall, dass die demographisch rasant wachsenden jungen Gesellschaften der arabisch-islamischen Welt mit ihren dominanten Familienstrukturen durchweg undemokratisch, ja totalitär geprägt sind.

    Die moderne Pest der Selbstmordattentate ist eben nicht nur religiös-ideologisch motiviert: Sie hat ihren Kern auch in der autoritären Familie, in der die Unterdrückung von Freiheit, Individualität und Sexualität Gesetz ist.

    Die "tapferen" Mütter selbst "opfern" ihre Söhne für den Dschihad, gebären für den Tod, der das Heil im Paradies verspricht. Auch der jüngste Berliner "Ehrenmord" an Hatan Sürücü war ja eine reine "Familienangelegenheit".

    Auch in Europa wurden Kinder erst im Laufe des 19. Jahrhunderts als halbwegs eigenständige Persönlichkeiten betrachtet, die Schutz und Anerkennung verdienen. Wie lang der Weg zur selbstverständlichen Würde und Gleichberechtigung des einzelnen war, zeigt ein harmloser Rückblick in die "Geschichte des privaten Lebens" (Philippe Ariès und Georges Duby, 1993), in die Beschreibung des Alltags einer italienischen Familie um 1900: "Meine Mutter hat nie mit uns am Tisch gesessen. Nicht einmal sonntags. Sie ist in der Küche geblieben und hat in der Küche gegessen." Eine andere Frau erzählt: "Ich weiß noch, wie wir uns abends in der Küche auf den Boden gehockt haben, um zu essen. Wir haben mit den Fingern gegessen, Gabeln gab es nur für die Männer."

    Hundert Jahre später dürfen die Frauen mit am Tisch sitzen und mit Gabeln essen. Und auch sonst fast alles, was Männer dürfen. Jetzt aber sollen sie wieder die "Gnade der schöpfungsgewollten Aufteilung" spüren, die ihnen "von der Natur zugedachten Aufgaben" erfüllen, die "Entweiblichung" stoppen und die Familie wieder ins jahrtausendealte Recht setzen.

    Original-Ton Eva Herman: "Wer einmal den Wert häuslichen Friedens in Harmonie und Wärme kennen lernen durfte, einen Ort, der Sicherheit, Glück und Seelenfrieden gibt, weiß, wovon die Rede ist."

    Autoritäre Enge, provinzielle Spießigkeit

    Also reden wir lieber nicht vom Ausnahmezustand bei Polizei, Feuerwehr und Seelsorgestellen aller Art, wenn die großen "Familienfeste", allen voran Weihnachten, vor der Tür stehen. Reden wir nicht von den Hunderttausenden von Psychoanalyse- und Therapiestunden, in denen schwer gestörte Väter-Töchter- oder Mütter-Sohn-Beziehungen repariert werden müssen. Reden wir nicht von den Jahrzehnten, die es zuweilen dauert, bis aus einer mit Minderwertigkeitskomplexen behafteten Tochter eine selbstbewusste Frau oder aus einem verklemmten Söhnchen ein souveräner Mensch wird, auch wenn er nicht den väterlichen Betrieb übernimmt - oder gerade deshalb.

    Erinnern wir uns nur noch einmal kurz daran, warum denn Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre Tausende junger Leute es gar nicht abwarten konnten, von zu Hause auszuziehen, manche schon mit 16, 17, andere ein paar Jahre später. Nicht wenige brachen für Jahre ihren Kontakt zur Familie völlig ab und trampten durch die Welt. Sehr viele zogen in eine Wohngemeinschaft und suchten ein anderes, freieres Leben. Lag das etwa daran, dass sie statt der Bibel Marx und Mao gelesen hatten?

    Die Wahrheit ist: Sie hielten es zu Hause einfach nicht mehr aus - in all der autoritären Enge und provinziellen Spießigkeit. Sie wollten freie Subjekte sein, Individuen mit ungeahnten Möglichkeiten der Lebensgestaltung - das also, was bis dahin nur Reichen und Künstlern, dem großen Geld und der Bohème, zu Gebote stand.

    Rasch wurde die Wohngemeinschaft zur Ersatzfamilie und durchlief vielfältige Irrungen und Wirrungen. Dennoch gibt es seitdem keinen Weg mehr zurück.

    Die komplizierte und gewiss konfliktreiche Patchwork-Familie von 2006 ist eine direkte Folge all der Freiheitserfahrungen in den vergangenen Jahrzehnten.

    Es stimmt: Die Emanzipation des Subjekts hat ihren Preis. Aber er kann nicht darin bestehen, die gewonnene Freiheit einfach wieder einzukassieren. Diesen Preis würde Evchen Herman zuallerletzt entrichten. Schöpfungsauftrag hin oder her.

    Aber gut, dass wir mal drüber gesprochen haben.

    Quelle: Spiegel online
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Erinnern wir uns nur noch einmal kurz daran, warum denn Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre Tausende junger Leute es gar nicht abwarten konnten, von zu Hause auszuziehen, manche schon mit 16, 17, andere ein paar Jahre später. Nicht wenige brachen für Jahre ihren Kontakt zur Familie völlig ab und trampten durch die Welt. Sehr viele zogen in eine Wohngemeinschaft und suchten ein anderes, freieres Leben. Lag das etwa daran, dass sie statt der Bibel Marx und Mao gelesen hatten?

    Die Wahrheit ist: Sie hielten es zu Hause einfach nicht mehr aus - in all der autoritären Enge und provinziellen Spießigkeit

    Jawohl..ich kriege heute noch Beklemmungen wenn ich an die Orte meiner Kinderzeit zurückkomme.
  • LoreleiLorelei

    4,536

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    bei wehrdienst oder dem druck für eine familie finanziell verantwortlich zu sein hebt auch keine frau freiwillig die hand.

    1. finanziell verantwortlich zu sein? Öhm sorry, aber nicht immer verdient Mann mehr als Frau und mir persönlich sowie meinem sozialen Umfeld ist diese Lebensweise völlig fremd.
    2. Wehrdienst: nun ja, soo lange hat Frau ja auch noch nicht die Möglichkeit dazu und dafür sind es schon Einige, die freiwillig zur Bundeswehr gehen. Und der Ruf von Mädels, die sich in der Schulzeit für die Bundeswehr interessieren und in Eräwgung ziehen nach dem Schulabschluss in die Bw einzutreten, ist nicht gerade toll .... Mannsweib und Kampflesbe sind da noch nette Bezeichnungen, die sich die Mädels von ihren Schulkameraden anhören dürfen. Kann man ihnen also nicht verübeln, dass sie da eher abgeschreckt sind. Ausserdem möchte ich mal anmerken, das der Wehrdienst ja wohl nichts abschreckendes hat. Während der Grundi jammern sie alle, danach machen sie Party ohne Ende und im Nachhinhein glorifiziert ihr Kerle die Zeit und erzählt zu jeder Gelegenheit Episoden aus der Bundzeit. :roll: (und oftmals sind die Einheiten eher froh drüber, wenn sie keine Frau dabei haben, vor allem die Vorgesetzten, weil das Thema Gleichberechtigung meist Stress bedeutet. )
  • GoldSevenGoldSeven

    3,151

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich muss ehrlich sagen - Eva Herman spricht mir aus der Seele.

    Für diesen Satz hätte ich mich noch vor zwei Jahren gesteinigt, aber es ist so. Ich wünschte zu Gott, ich könnte komplett in der Mutterrolle aufgehen und würde keine weiteren Ansprüche ans Leben stellen. Ich wäre um ein Vielfaches glücklicher und hätte weniger depressive Phasen.
  • MonicaMonica

    1,525

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ganz Unrecht hat Eva Hermann nicht, finde ich.

    Komplett wieder zu 'Mütterchen' zurück zu mutieren, die keinen Besitz, keine Bildung und keine Meinung haben dürfen, ist nicht des Rätsels Lösung.

    Aber Mann und Frau müssen doch erkennen, dass Mann und Frau eben nicht gleich sind. Die Frau wird schwanger, die Frau gebährt das Kind, die Frau kann Stillen - nicht der Mann!

    Diese unabstreitbare Tatsache allein, sagt für mich das wesentliche aus. Frau ist dazu geschaffen die Kinder zu versorgen.

    Während eine Frau aber die Kinder versorgt ist es ihr ohne Hilfe unmöglich ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Spätestens da kommt der Vater ins Spiel.

    Ich will nicht sagen, dass Frauen ausschliesslich dazu bestimmt sind. Kinder sind ja nicht ewig klein. Aber ich denke schon, dass die Mutter sich um ihre Kinder sorgen sollte (vor allem sollte sie es dürfen!). In der heutigen Zeit ist das aber oft gar nicht möglich. Nicht nur finanziell ist für viele daran nicht zu denken, sonden auch sozial gesehen.

    Es herrscht schon dieser gewisse Druck auf die Frau: Kinder bekommen und erziehen, den Haushalt organisieren - gleichzeitig gebildet sein, erfolgreich im Beruf und natürlich noch gut gepflegt, geschmacksvoll gekleidet und gutaussehend zu sein.

    Während Männer wie eh und je ihrer Arbeit nach gehen und Freundschaften pflegen. Im Gegenteil zu früher, müssen sie ja nicht ein mal mehr alleine die Bürde tragen, die Familie versorgen zu müssen.
  • SandiSandi

    257

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Oh Nee,

    was sagt Frau dazu, für mich hat Eva Hermann einen Lattenschuß. Vielleicht fühlt sie sich ja in ihrer Rolle so unwohl und muß das nun auf die ganze Gesellschaft beziehen. Ist mir aber auch egal welch seltsamer Geistesblitz sie zu so einem Schwachsinn brachte. Ich bin froh dass ich jetzt lebe und nicht vor 30, 40 oder noch so vielen Jahren.
    Ich zweifel langsam an Frau Hermann's Intellekt...

    Ich gehe jetzt in den Garten und geniesse mein überfordertes und suizidgefärdetes Emanzendasein... :razz:

    Gruß Sandi
  • PatyPaty

    2,953

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich denke einfach die Begriffe Gleichberechtigung, Emanzipation und Familie werden falsch definiert.

    Gleichberechtigung: heisst, die Frau sollte die gleichen Rechte und Pflichten haben wie der Mann.

    Emanzipation: Heisst dcoch eigentlich das gleiche wie Gleichberechtigung, nur viele verstehen darunter, dass Frau und Mann gleich sind, im Verhalten etc..
    Aber Frau und Mann sind nicht gleich, schon rein biologisch nicht, was nicht heisst, dass der eine oder andere besser wäre, die Geschlechter ergänzen sich eben.

    Familie: Diese Institution sollte überdacht werden. Ich finde sie sehr wichtig, aber sie sollte nicht mehr autoritär sein, sondern Geborgenheit geben und Rückhalt. Ich mein, wer soll einem denn sonst in schwierigen Situationen helfen, wenn nicht die Familie.


    Die meisten Frauen sind, wie auch immer, besser im Umgang mit Kindern.
    Wir sind meist geduldiger, einfühlsamer etc.
    Ist wahrscheinlich auch irgendwie hormonell oder genetisch bedingt, keine Ahnung.

    Und natürlich ist eine Karriere Frau überfordert, wenn sie sich um Kinder, Haus UND Job kümmern muss, während die Mehrzahl der Männer sich eben "nur" um die Karriere kümmern.

    Und hier kommt halt die Emanzipation, gerechte Arbeitsaufteilung Unterstützung seitens der Familienmitglieder etc..

    Ach, das ist alles wieder sehr wirr (im nur Hausfrauen und Mutter dasein, verkümmern die grauen Zellen leider, weil man diese einfach nicht mehr für andere Dinge einsetzt).

    Ich kann Monicas Pst nur beipflichten.
    Viel geschrieben und nix gesagt, aber ich schicks trotzdem ab.
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