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Es geht von allein: Nutzlose Lauflernhilfen für Kinder
Von Arne Birkenstock
Eltern fördern ihre Kinder: Die lieben Kleinen sollen früh lesen, früh rechnen und natürlich auch früh laufen. Um den Übergang vom Krabbeln zum Laufen zu beschleunigen, werden so genannte Lauflernhilfen angeboten wie „Gehfrei“, „Hopser“ oder „Lauflernwagen“. Aber deren Nutzen ist bescheiden, manchmal sind sie sogar gefährlich.
Ein „Gehfrei“ ist gefährlich
Beim „Gehfrei“ zum Beispiel (auch unter dem Namen „Babywalker“ bekannt) werden die Kinder in eine Art Hose gesetzt, die von einem Gestell gehalten wird. So sitzt das Kind in aufrechter Position, während die Beine den Boden berühren. Und obwohl es noch nicht richtig laufen kann, kann das Kind durch den Raum „rutschen“, was viele Eltern für eine gute Übung halten.
Kinderärzte und andere Experten raten allerdings stark vom Gebrauch dieser „Gehfrei“-Geräte ab. Immer wieder passieren damit Unfälle, da sich die Kinder plötzlich frei bewegen können, aber noch nicht in der Lage sind, Gefahren abzuschätzen. Über 80 Prozent der Unfälle sind Treppenstürze. Aber auch Türschwellen, Leisten oder Teppichwellen können zu Stolperfallen werden. Und da die Kleinkinder in den Geräten fixiert sind, kommt es dabei häufig zu schweren Kopfverletzungen.
Die höhere Sitzposition birgt auch andere Gefahrenquellen, zum Beispiel ist die Küchenherdoberfläche plötzlich in Reichweite der Kleinen. Die Stiftung Warentest kam schon 1997 zu dem Ergebnis, dass bei allen getesteten „Gehfrei“-Geräten vom Kauf abzuraten ist.
Lauflernhilfen verdienen ihren Namen nicht
Dazu kommt: Lauflernhilfen sind nicht nur gefährlich, sondern auch noch hinderlich für die motorische Entwicklung des Kindes. Neue Studien beweisen: Kinder, die „Gehfrei“-Modelle benutzen, lernen im Schnitt später laufen als Kinder, die diese Geräte nicht haben! Ein Team von Wissenschaftlern an der Universität Dublin fand heraus, dass Kinder für jeden Tag, den sie in den Lauflernhilfen verbringen, durchschnittlich 3,3 Tage später laufen lernen.
„Durch die Fixierung in den „Gehfreis“ wird die Rotationsbewegung bei den Kindern eingeschränkt, und sie können sich nicht natürlich bewegen. Sie lernen nicht, das Gleichgewicht bei einer seitenwechselnden Verlagerung des Körpergewichts zu halten, was Voraussetzung für das freie Laufen ist“, erklärt Dr. Stephan Waltz, Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums der Städtischen Kinderklinik Amsterdamer Straße in Köln. Ähnlich verhält es sich mit den so genannten „Hopsern“ oder den Kinderwippen. Bei den Hopsern, die an Türrahmen festgeschraubt werden, ist die Unfallgefahr zwar gering. Aber auch hier können sich Kinder nicht frei und damit auch nicht natürlich bewegen, da sie ihr eigenes Gewicht nicht tragen müssen. Die beliebten Kinderwippen, in die Kinder gesetzt werden, sind ebenfalls schädlich für die Entwicklung des Laufenlernens, denn sie fixieren das Kind und hemmen die Rotationsentwicklung. Und gerade das freie Herumrollen auf dem Boden ist wichtig, damit sich die Muskulatur der Kleinkinder entwickelt und sie anfangen zu laufen.
Fördern, aber richtig
Auch nicht notwendig, aber zumindest nicht schädlich, sind Lauflernwagen. Hier schiebt das Kind einen Wagen vor sich her, muss sich aber vorher von allein daran hochziehen. Dennoch: „Kinder lernen von alleine laufen“, sagt Dr. Waltz. Sie entwickeln sich in ihrem eigenen Tempo weiter, bis sie sich an Tischen oder Stühlen entlanghangeln. Eltern können diese natürliche Entwicklung unterstützen, indem sie einen kleinen Hindernisparcours einrichten: Kissen, Kartons und Kindermöbel bieten Festhaltepunkte, an denen sich Kinder festklammern und über den Boden schieben können. Irgendwann kommt dann der Tag, an dem die Kinder nicht mehr auf dem Boden krabbeln, sondern plötzlich neben einem stehen – ganz ohne Lauflernhilfen.
Quelle: wdr.de ServiceZeit Familie
Mediziner warnen vor gefährlicher Gehhilfe
Mit einer Lauflernhilfe ist in Leverkusen ein Kleinkind die Treppe hinuntergestürzt und nun querschnittgelähmt. Das nimmt der Berufsverband der Kinderärzte in Köln erneut zum Anlass, dringend ein Verbot dieser Laufgeräte zu fordern. Seit Jahren kämpfen die Mediziner für die Abschaffung der Babywalker, auch Gehfrei genannt. Sie seien überhaupt nicht zum Laufen lernen geeignet, sondern nur gefährlich. Die Laufgeräte sind in skandinavischen Ländern längst verboten, in Deutschland bekommen sie bislang ein Gütesiegel für geprüfte Qualität.
Quelle: wdr.de Lokalzeit aus Köln
sowieLaufen lernen
Die ersten wackeligen Schritte sollten Kleinkinder alleine lernen, und vor allem ohne Lauflernhilfen. Darauf hat die Bundesarbeitsgemeinschaft "Mehr Sicherheit für Kinder" hingewiesen. Geräte, die unter Namen wie "Gehfrei", "Babywalker" oder "Lauflernschule" angeboten würden, könnten Unfälle mit schweren Kopfverletzungen verursachen. Zudem stünden die Geräte, die Kindern schneller das Laufen beibringen sollen, einer altersgemäßen motorischen Entwicklung eher im Wege, meinen die Experten.
Quelle: wdr.de Quintessenz
Lauflernhilfen: GS-geprüft und trotzdem lebensgefährlich
In der vergangenen Woche stürzte ein 13 Monate altes Kind mit einem „Gehfrei“ die Treppe hinunter. Die Folge: Querschnittslähmung. Unfälle wie dieser, bei denen Lauflernhilfen schwerste Kopf- und Wirbelsäulenverletzungen bei Kleinkindern verursachen, werden dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte immer wieder aus Krankenhäusern und Arztpraxen gemeldet.
„Wir fordern nun endlich ein konsequentes Verbot dieser rollenden Katastrophen, die unter dem Namen „Gehfrei“, „Babywalker“, „Lauflernschule“ oder „Lauflernhilfe“ verkauft werden,“ so der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Dr. med. Wolfram Hartmann heute in Köln. „In Skandinavien und in Kanada sind die Lauflernhilfen längst vom Gesetzgeber verboten, hierzulande bekommen die Geräte das offizielle GS- bzw DIN-Prüfsiegel. Das ist ein Skandal. Damit wird den Eltern vorgegaukelt, die Geräte seien sicher. Die Folgen tragen Kinder wie der kleine Junge aus Leverkusen, der nun für den Rest seines Lebens auf einen Rollstuhl angewiesen ist.“
Gefährlich sind die Lauflernhilfen, weil sie Eltern dazu verleiten, ihr Kind unbeaufsichtigt darin sitzen zu lassen. Das Baby kann sich in dem Gerät strampelnd fortbewegen, es stürzt mitsamt der Lauflernhilfe über Türschwellen oder die Treppe hinunter, überschlägt sich und verletzt sich dabei schwer. Ebenfalls belegt sind Verbrühungen und Vergiftungen, da die Kinder durch die größere Reichweite in der Lauflernhilfe Tassen oder Schüsseln mit heißer Flüssigkeit vom Tisch herunter reißen, nach Medikamenten oder Zigaretten greifen können.
Dr. med. Hartmann: „Jeder einzelne dieser Unfälle ist durch ein Verbot der Lauflernhilfen zu vermeiden. Gründe sie im Handel zu lassen, gibt es nicht. Kinder lernen auch ohne diese Geräte laufen. Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass Lauflernschulen Vorteile bieten. Im Gegenteil, der „Gehfrei“ oder „Babywalker“ ist das gefährlichste Verwahrgerät im Säuglingsalter“.
Informationen zu Kinderunfällen unter :
Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e. V.
Heilsbachstr. 13
53123 Bonn
Tel. (0228) 688 34-0
Fax (0228) 688 34-88
E-Mail: info@kindersicherheit.de
Internet: http://www.kindersicherheit.de
Quelle: kinderaerzteimnetz.de
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Kommentare
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