"Deutsche ziehen sich nicht oft wie Deutsche an"
Amerikaner, die zur Fußball-WM Deutschland bereisen, müssen sich auf eine Enttäuschung gefasst machen: Kaum einer läuft mit Lederhose herum, erst recht nicht in Hamburg, wo die US-Mannschaft ihr Quartier hat. "Deutsche ziehen sich einfach nicht oft wie Deutsche an", warnt ein amerikanisches "Überlebenshandbuch für Deutschland", das zurzeit in New York in vielen Buchläden ausliegt. Andere populäre Ratgeber mit Verhaltenstipps tragen Titel wie "Sitten- und Etikettenführer Deutschland", "Insiderführer durch das deutsche Leben" oder "Deutschland für Dumme".
Die Bücher enthalten viele praktische Hinweise, auf die normale Amerikaner nie kämen: "Lehnen Sie sich nie gegen ein fremdes Auto - Autos sind in Deutschland heilig. Vermeiden Sie biologisch nicht abbaubares Verpackungsmaterial. Setzen Sie sich nie mit Badehose in die Sauna. Rufen Sie niemanden zwischen 20 und 20.15 Uhr an - dann läuft die Hauptnachrichtensendung im Fernsehen." Das ist der einfache Teil des Crash-Kurses Germany.
Fortgeschrittene müssen noch viel mehr wissen. So lautet das Motto der WM zwar "Die Welt zu Gast bei Freunden", doch alle Ratgeber sind sich einig, dass es schwer ist, einen Deutschen zum Freund zu gewinnen. Zwar betonen sie, dass die meisten Deutschen nichts gegen Ausländer haben, aber ihre distanzierte Art mache es nicht gerade leicht, Kontakt herzustellen.
Alles, was in Amerika zu einer freundlichen Begrüßung gehört - breites Lächeln, zur Schau gestellte Freude, Fragen nach dem Befinden - macht Deutsche eher misstrauisch. "Seien Sie zu Fremden besser nicht übermäßig freundlich", rät Richard Lord, der Verfasser von "Culture Shock". "Die Deutschen werden nur glauben, dass Sie etwas von ihnen wollen oder nicht ganz normal sind." Im besten Fall werde man als "typisch oberflächlicher Amerikaner" abgetan. "Deutsche sind von Natur aus ganz einfach keine sonnigen Frohnaturen."
Was sich auch nicht empfiehlt: Positiv über Präsident George W. Bush zu sprechen. "Wenn Sie die derzeitige US-Politik zu entschieden verteidigen, riskieren Sie Streit." Und noch etwas: In Deutschland behält man während des Essens das Messer in der Hand statt erst alles klein zu säbeln oder zu zermanschen und dann nur noch die Gabel zu benutzen. Wer deutsches Fernsehen einschaltet, muss sich auf Nacktszenen gefasst machen. "Die Deutschen sind nicht prüde", erläutert Ratgeberautor Barry Tomalin, ein Experte für deutsche Unternehmenskultur. "Was sie schockiert, ist nicht Sex, sondern Gewalt. So kommt es, dass Videos, die Sie für harmlos halten, in Deutschland Anstoß erregen können, während Programme, von denen Sie meinen, dass junge Teenager sie sich auf keinen Fall anschauen sollten, in deutschen Haushalten völlig akzeptiert sind."
Aus dem "Insiderführer" ein letzter Tipp: "Versuchen Sie nie, einen Witz zu erzählen. Überlassen Sie das einem gewissen Harald Schmidt oder Deutschen, die zu viel getrunken haben. Deutsche haben zwar Sinn für Humor, aber mit der amerikanischen Variante hat er nichts zu tun." dpa-Meldung
Kommentare
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das ist traurig. ich würde mir wünschen, dass wir diese probleme in den griff bekommen. einerseits mit auswegen aus hoffnungslosen perspektiven, aber andererseits auch mit unnachgiebiger härte des staates.
deutschland ist ein schönes land mit absonderlichen angewohnheiten seiner bewohner und ich liebe es gerade deshalb. das sollte man sich nicht kaputt machen lassen von menschen, die die herrschenden werte nicht teilen.
d.
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Ich faß es nicht! Ich bin das lebende deutsche Klischee! Was bringe ich meinem Sohn immer bei, wenn er durch die nordamerikanische Nachbarschaft streift und durch Vorgärten/Parkplätze rennt? Finger weg von den Autos, man weiß nie, wie Autobesitzer reagieren. Manchen ist ihr Auto ein Heiligtum und die mögen es garnicht, wenn jemand es anfaßt!
:lachen04:
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ein Bekannter von uns ist in die USA (NY) gereist. Am Flughafen hat er sich ein Taxi ins Hotel genommen und ist vom Taxifahrer doch tatsächlich gefragt worden wie es so ist auf befestigten Strassen mit dem Auto zu fahren. Er war wirklich der Meinung wir hätten nur Schotter- und Waldwege als Strassen.
Ich fand es schon witzig, wenn man bedenkt wo die Autoindustrie sitzt und (noch) produziert!