Mein Termin war am 6. Mai gewesen und bis zum 12. hatte ich noch keine schmerzhafte Wehe gespürt und alles sah so aus als ob wir noch etwas warten müssten. Auf dem CTG auch keine Wehen, nur abends wurde mein Bauch immer hart. Zum Glück war auch meine Hebamme ganz ruhig und abwartend.
Nur ich wurde langsam sehr ungeduldig. Freitagabend dachte ich plötzlich das mein Freund mich unbedingt rasieren müsste :oops: , ich kam ja selber schon lange nicht mehr dazu. Eine Vorahnung??
Samstag morgen um 4 wachte ich auf und hatte WEHEN!, und zwar innerhalb einer halben Stunde schon sehr regelmäßig und nachdem ich in die Badewanne ging schon bald in 5 Minutenabständen. Also Hebamme angerufen, meinem Freund wurde auch so langsam klar das es losgeht. Nach Anweisung am Telefon blieben wir noch zuhause und trafen uns dann um halb neun mit der Hebamme im Krankenhaus. Der Muttermund war 4cm offen, bis jetzt lief es super, aber irgendwie hatte ich das Gefühl das Kind wird nicht heute geboren.
Im Krankenhaus wurde ich "langsamer", die Abstände zwischen den Wehen wurden etwas größer. Ich kam in die Wanne und gegen 4 Uhr nachmittags dachten schon alle bald kommt das Kind, es war nur noch ein Saum vom Muttermund da. Die Hebamme öffnete die Fruchtblase, jemand brachte schon einen Wagen mit allen Sachen die gebraucht werden wenn das Baby kommt.Leider setzte irgendwann in dieser Zeit bei mir die Angst ein ich wäre nicht schnell genug und würde einen Kaiserschnitt bekommen, als dann noch meine Mutter anrief stürzten diese Ängste trotz dem guten Zureden meiner Hebamme auf mich ein. Meine Familie prophezeite mir schon seit Wochen einen Notkaiserschnitt, weil "familientypisch". Ich war nicht mehr im Bauch bei den Wehen sondern in meinem Kopf. Mir wurde schlecht und ich musste brechen. Mein Freund war bei mir, doch ich hatte Angst das er mich verlassen würde wenn das Baby kommen würde. Ich konnte es nicht loslassen!
Ich bekam Kügelchen doch nichts half. Die Wehen wurden sehr häufig blieben aber nutzlos, es ging nicht mehr weiter. Die supernette Praktikantin meiner Hebamme veratmete mit mir und sagte mir das alles ganz normal wäre, aber ich glaubte es nicht mehr und wurde immer unruhiger. Mein Freund ging weg um einem Bekannten unseren Wohnungsschlüsse zu geben. Inzwischen war es Abend geworden und ich kam nochmal aus der Wanne um die Schwerkraft zu nutzen, aber ich war schon total erschöpft. Ich war sicher das Baby kommt nicht weil ich es nicht rauslasse, aber was sollte ich tun?
Ich bakam ein leichtes Schmerzmittel und für ein paar Minuten konnte ich ausruhen. Die Hebamme kannte meine Situation mit meinem Freund und wir wussten schon das wir das Problem jetzt nicht lösen konnten. Da ich mit ihm jetzt auch nicht mehr diskutieren konnte schickte ich ihn raus und blieb mit der Hebamme alleine. Wir versuchten alles am Ende sogar noch mit Wehentropf, ich schrie mir die Lunge aus dem Hals, aber er rutschte nach jeder Wehe wieder hoch. Ich hatte auch immer noch keinen Pressdrang und dieser Saum war wohl auch noch da. Es waren inzwischen schon fast 20 Stunden vergangen, aber ich wollte eigentlich unter keinen Umstäden einen Kaiserschnitt, ich wollte es allen beweisen! Ich presste und presste, eine Ärztin kam, alle wurden sehr unruhig. Das Ctg zeigte das die Herztöne von dem Kleinen während den Wehen langsamer wurden als meine....
Also doch Kaiserschnitt, immerhin mit dem Wissen alles gegeben zu haben. Und trotzdem weinte ich verzweifelt, mein Freund sollte wieder reinkommen, ich kam mir vor wie ein Versager. Es war kurz nach 1 Uhr nachts, ich musste noch für die Spinalanästhesie unterschreiben und ab in den OP. Aber alle blieben bei mir, die Hebamme, die Praktikantin, mein Freund, sogar die junge Ärztin (sie saß während der OP auf einer Kiste).
Die letzten Wehen waren noch schrecklich wegen der Nutzlosigkeit, und ich musste ja stillhalten für die Nadel :shock: .
Das OP-Team war sehr nett, mir wurde während der Arbeit alles erklärt und ich sagte immer nur "fühlt sich das komisch an". Mir wurde etwas schlecht und ich sagte es da bekam ich sofort eine Spritze und es war wieder gut. Dann war der Kleine da, noch namenlos und mit einem schwer verschobenen Köpfchen. Ich bekam ihn hingehalten und er guckte mich groß an, er roch nach Fruchtwasser (was ich einen äußerst angenehmen Geruch fand, es roch nach Geburt, nicht nach OP). Mein Freund durfte ihn im Wägelchen nach oben zum Kreißsaal fahren und ich wurde nach kurzer Zeit hinterher geschoben. Dann bekam ich ihn sofort konnte ihn aber nicht anlegen, weil er so erschöpft war. Aber ich musste ihn ab da nicht mehr hergeben. Alle waren sehr erleichtert das es geschafft war, zwar anders als erhofft, aber alle waren gesund und relativ munter.
Inzwischen war es halb vier morgens, ich kam auf ein Zimmer, mein Freund ging nach Hause und auch die Hebamme verabschiedete sich erschöpft. Der Kleine durfte bis zum morgen auf meinem Bauch schafen.
Danach kamen natürlich die Schmerzen, aber mir ging es soweit gut weil ich ja mein Baby bei mir hatte, das am morgen auch endlich einen Namen bekam!
Paul Werner
Geboren am 14.Mai 2006 um 2.04 mit 54cm und 3890g
Der zweite Name nach dem stolzen Uropa.
Zum Glück setzte mich mit dem Stillen niemand unter Druck und so trank er das erste Mal zwar erst am Sonntag abend, da aber direkt mit Begeisterung, er hatte es sofort kapiert!
Ich fand es sehr gut das man in diesem Krankenhaus vom ersten Tag an selbst die Verantwortung für das Baby tragen musste, so wurde auch nichts mit ihm gemacht was ich nicht wollte, dafür musste ich mich natürlich etwas mehr anstrengen. Ab dem zweiten Tag wickelte ich ihn selbst im Zimmer, und wir hatten Betten mit Fernbedienung sodass ich ihn mir auch selber zum Stillen nehmen konnte, war natürlich etwas kompliziert, nachts ließ ich ihn direkt bei mir im Bett.
Neben mir lag eine Frau, die ihr drittes Kind bekommen hatte und sie gab mir gute Tipps zum Anlegen, so konnte ich bei der Entlassung schon in drei Positionen stillen. Gestern, mit 10 Tagen wog der Kleine schon etwas über 4000g!
Ich habe in den letzten Tagen noch oft geweint, das es mit der Geburt nicht so geklappt hat, als er geholt wurde lag er als Sterngucker, was aber zu Beginn der Geburt noch nicht so gewesen war.
Im Krankenhaus wurde ich immer ganz wehmütig wenn der Vorhang an der Tür zu den Kreißsälen runtergelassen war. Ich würde es aber immer wieder machen und bin auch froh um jede Stunde die ich erleben durfte, so war es eine "richtige" Geburt für mich und auch für Paul.
Manche haben jetzt schon zu mir gesagt wieso ich mir das angetan hätte und nicht schon viel früher einen Kaiserschnitt gemacht. Meine Mutter meinte ich wollte erst noch eine Tapferkeitsmedaille verdienen (sie sagte schon als ich über ET war "lass ihn doch holen"). Nach den Ratschlägen meiner Tanten und Cousinen hätte ich spätestens nach 6 Stunden einen machen lassen sollen.
Aber so war es für mich richtig und ich werde es wenn ich nochmal ein Kind bekomme auf jeden Fall nochmal versuchen.
Ich bin sehr froh das ich meine Beleghebamme hatte, die die ganze Geburt bei mir war und jetzt auch noch zu mir kommt, und ich bin sicher sie hätte auch noch weiter mit mir gekämpft wenn noch etwas möglich gewesen wäre.
Kommentare
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Ich finde, du hast das echt gut gemeistert und hast trotzdem allen Grund, ein bisschen enttäuscht vom Ausgang zu sein. Es gibt halt Situationen, wo es wirklich nimmer zumutbar ist für Mutter und kind, und vorher kann es niemand wissen, nicht die werdenden Omas, keine Cousine und auch keine Tante, noch nicht einmal Arzt oder Hebamme.
Dein Kleiner hat das ja mit ordentlichem Appetit nach Mamas Brust quittiert :biggrin:
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Schade, das es am Ende nicht anders ging, aber schön, das du es nicht als soooo schlimm empfindest (manchmal muß man sich dem Schicksal halt beugen) und bis zum Ende gekämpft hast.
Und super, das die dich in der Klinik nicht unter Druck gesetzt haben und ihr so einen tollen Stillstart hattet. Da kann ja jetzt nix mehr schiefgehen, selbst wenn ihr das ein oder andere -lösbare- Problem bekommen solltet. Find ich echt gut und les ich wirklich zum ersten Mal, das die im KH so relaxed waren und nicht gleich mit der Flasche angerückt sind :bounce02:
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Ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschliessen, gut gemacht, so hatte der kleine PW wenigstens alles mitgenommen, was er bei der Geburt brauchte.
Und so Aussagen wie spätestens nach 6 Stunden KS, dann hätte ich ja 3 KS statt 1. So ein Blödsinn.
So, ansonsten weiterhin schönes Kennenlernen!
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Ich schliesse mich auch an.
Und noch ich finde es sehr stark von dir das du so lange gekaempft hast wer weiss ob ich das auch schffen werde???
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Mich gruselt ein bißchen, dass alles so gekommen ist, wie deine Familie es prophezeit hat und das stimmt mich auch ein wenig traurig, dass wir unseren Ängsten und unseren Familiengeschichten doch immer wieder so ausgeliefert sind....
Alles Liebe und sorry für meine melancholischen Gedanken
Amelie
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:laola01: :laola01:
LG
Entchen
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Ich habe hier aber natürlich auch das hübscheste, süßeste und klügste Baby auf der ganzen Welt ;-)
(welche Mutter nicht? :biggrin: )
@Amelie77
Ich hatte tatsählich nicht wahrhaben wollen, wie sehr die psyche die Geburt beeinflusst und glaube auch wirklich das es eher daran lag als an irgendwelchen mediznischen gründen. Einerseits traurig, andererseits kann ich dadurch sagen wenn ich noch ein kind bekomme, in einer anderen Lebenssituation, wird es auch eine ganz andere Geburtssituation. Körperlich hat ja alles funktioniert.
Das nächstemal bin ich hoffentlich klüger und kläre meine Angelegenheiten bevor ich Wehen bekomme
Leider hat meine Schwester jetzt schon gesagt, dass sie nach dieser "statistik" in der Familie, wenn sie ein Kind bekommt einen Wunschkaiserschnitt will. So trage ich jetzt sogar noch dazu bei das diese Angst in der Familie weitergegeben wird
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In welchem Krankenhaus warst du denn *neugierigbin* ?
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:knutsch01: :applause: :bounce02: :bounce02: :bounce02:
Tapferes Maedchen, fantastische Frau!!
Und fuehl Dich nicht verantwortlich fuer moegliche Kaiserschnitte in Deiner Familie - jeder wird so wichtige Dinge immer so entscheiden, wie er selbst will (solange es eine Willensentscheidung ist und nicht wie bei Dir erzwungen durch die Umstaende), auch wenn er dann vielleicht nicht die Verantwortung uebernehmen will ;-) und sich deshalb gern mal auf jemand anderen beruft.
Habt es gut, Du und Dein Kleiner!
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Mit Gudrun Schöngen-Oude Hengel im Bethesda, von dem mir hier alle abgeraten hatten, weil keine Kinderstation vorhanden ist.
Es ist ziemlich unluxeriös, Toilette auf dem Gang und die Schwestern haben wenig Zeit, aber ich war aus den oben genannten Gründen sehr zufrieden. Immerhin hat mein Kleiner in den ersten Tagen von 3980g auf 3500g abgenommen ohne das ich auch nur einen Kommentar bekam.
Gudrun kam im Krankenhaus jeden Tag nach uns beiden schauen.
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Noch zum Kaiserschnitt: Ich finde, du kannst stolz auf dich sein! Du hast so gekämpft und deine ganze Kraft gegeben, und damit hast du wirklich eine Riesenleistung gebracht.