28.4.2004
Dies soll offensichtlich „unser“ Anfangstag werden, auch wenn es zunächst überhaupt nicht danach aussieht.
Um 11.30 Uhr haben wir den Termin bei Sabine, unserer Hebamme, im Geburtshaus. Das CTG ist okay, alles weitere auch, wir warten ab.
Den Mittag nutzen wir zu einem kleinen Spaziergang am Nordpark, essen anschließend beim Italiener und finden uns um 14.45 Uhr beim Gyn ein zum Kontrollultraschall. Alles ist auch hier okay, wir können weiter warten.
Am Abend merke ich Wehen, aber das hatten wir ja schon, ohne, dass sich etwas getan hat. Ich wasche noch eine Maschine, wusel noch etwas durch die Wohnung, Marc sieht fern. Gegen 21.30 Uhr nehm ich mir mal die Küchenuhr und schreibe die Wehen auf. Ich bin erstaunt, sie kommen alle 4-5 Minuten, sind allerdings gut auszuhalten.
Um 22.15 Uhr rufe ich die Hebamme an und frage, was wir weiter tun sollen. Warten und wieder melden, wenn die Wehen häufiger oder heftiger werden. Das tun sie. Die Zeit bis zum nächsten Telefonat laufe ich Furchen in unseren Flurteppich. Nur so sind die Wehen noch zu veratmen. Marc sitzt ruhig in der Küche, liest den Finanzteil der FAZ :roll: , guckt nach meiner Anweisung auf die Uhr und schreibt die Wehenzeiten mit. Mein Zeitgefühl hat mich gänzlich verlassen, er sagt mir, dass die Wehen alle 2-3 Minuten kommen, teilweise fast ohne Pause. Um 23.30 Uhr telefoniert er mit Sabine und es heißt „ab ins Geburtshaus“ wo Sabine uns im großen Geburtszimmer empfängt. Alles ist abgedunkelt, Kerzen brennen, das Bett ist schön bezogen, eine gemütliche Atmosphäre erwartet uns. Kurze Untersuchung: MM 1 cm (erst – wie soll das noch werden?), Herztöne bestens, Wehen fast weg (Vorführeffekt).
29.04.2004
Sabine lässt uns alleine, legt sich noch etwas hin und prompt setzen die Wehen wieder ein. So laufe ich nun hier Furchen in den Boden, die Wehen steigern sich, sind kaum noch zu veratmen. Jede noch so kleine Pause sitze ich auf der Bettkante und falle in Schlaf. Der Schleimpfropf geht ab. Marc liegt auf dem bett, von mir zum Nichtstun verdammt – ich muss für mich da durch. Um 1.50 Uhr ruft er Sabine, da ich mittlerweile kaum mehr Luft zwischen den Wehen bekomme. Dies ist für mich der Zeitpunkt – wäre ich in der Klinik – ich würde jedes Schmerzmittel nehmen, was man mir anbieten würde. Gibt’s hier nicht, aber durch ihre ruhige Art schafft es Sabine wieder etwas Ruhe in mich und meine Atmung zu bringen. Kurze Untersuchung: MM 8 cm (das ging jetzt aber schnell!), Herztöne bestens.
Die kommende Stunde versuchen wir die Wehen in verschiedenen Positionen zu veratmen und zu ertragen. Zunächst die Badewanne – mein Wunschort. Das Wasser tut mir gut, aber ich kann nicht mehr sitzen, also wieder raus. Der Druck wird riesig, ich gehe in die Hocke am Badewannenrand, endlich platzt die Fruchtblase. Einige Wehen wieder im Laufen veratmen, die nächsten mit Marc auf dem Gebärhocker und ich davor. Gegen 3.00 Uhr ist der MM vollständig eröffnet und ich darf pressen.
Auf dem Bett stützt Marc mich in jeder Wehe, hilft den Rücken rund zu machen, ich versuche die Richtung zu finden und das Atmen nicht zu vergessen. Nadja, die zweite Hebamme kommt, und auf dem Spiegel, den sie mir hinhält sehe ich die ersten Zentimeter des Köpfchens. Leider bekomme ich immer wieder böse Krämpfe in den Oberschenkeln, die von beiden Hebammen massiert werden. Durch das dennoch nötige ausstrecken der Beine geht das Köpfchen immer wieder zurück.
Eine kurze Pause auf der Seite lässt mich etwas zu Kräften kommen, dann geht es weiter. Das Baby tritt von innen gegen meine Bauchdecke mit – es ist ein gutes Gefühl ihn zu spüren und zu merken, dass er mithilft. Die Zeit wird lang, die Wehen kommen ohne Pause und ich habe das Gefühl, es geht nicht weiter. Sabine schafft es mich wieder zu motivieren und so wird dann endlich um 4.58 Uhr in einer Wehe der Kopf geboren, mit der nächsten Wehe der Körper.
Max Justus ist da!!!
Sabine hält ihn hoch, ich nehme ihn auf meine Brust, er quäkelt vor sich hin, liegt dort, weich und warm. Das Licht wird noch mal gedimmt und wir haben alle Zeit der Welt zum staunen und verlieben. Die Nabelschnur pulsiert aus, Marc schneidet sie durch. Er wird angelegt, die Plazenta wird geboren und wir gefragt, ob wir sie sehen möchten. Ja, das möchten wir. Sabine zeigt sie uns und erklärt uns was wo ist und war, fragt, ob wir sie mitnehmen möchten, um ein Bäumchen drauf zu pflanzen – ja, eine schöne Idee!
Unser kleiner Kerl wird vermessen (50 cm, KU 36,5 cm) und gewogen (4140 g), getestet (10/10), geduscht und fertiggemacht. Marc bekommt ihn auf den Schoß, während ich genäht werde. Dann wird Max Justus auf der anderen Seite angelegt, ich geduscht und angezogen.
Nach dem Anstoßen mit Champagner werden wir ins Auto gebracht. Gegen 8.00 Uhr sind wir zu Hause, wo wir von den stolzen Großeltern begrüßt werden.
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Kommentare
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Alles Liebe und nochmal Glückwünsche von mir!
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Ich wünsch euch noch eine schöne Zeit mit dem Kleinen und alles gute zum Geburtstag nachträglich nochmal! :fun04:
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direkt über der plazenta würde ich das bäumchen nicht setzen,
denn oft wird ihnen die überdosis an organischem dünger zu viel
und das bäumchen geht ein :!:
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viele Liebe Grüße
Elli
:laola01:
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das klingt ja nach einer super Geburt....
Und vor allem die Hebamme scheint ein Glücksgriff zu sein...
Alles Liebe Euch zweien (und Deinem Mann natürlich),
hoffe, hier auch bald so was positives schreiben zu können....
Lieben Gruß,
Cosima
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:laola02:
Gruß
Martina
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ich bin so froh, dass wir uns wirklich für's Geburtshaus und Wochenbett zu Hause entschieden haben - trotz aller Widrigkeiten. Das war die beste Entscheidung und ich bin sicher, die "Normalität" die hier im Forum vermittelt wird, hat auch dazu beigetragen, dass wir es "gewagt" haben. Es war mit Sicherheit die beste Entscheidung für uns alle.
Ich kann von mir aus nur nochmal sagen, dass man sich nicht verrückt machen lassen darf von Arzt und Gesellschaft. Nach dem Erlebten kann ich nur bestätigen: eine Geburt - wenn sie so harmonisch abläuft wie die unseres Sohnes - ist das Natürlichste der Welt und der Körper ist durchaus in der Lage das zu leisten, was da verlangt wird. Es ist eine Grenzerfahrung, aber eine, die sich von der ersten bis zur letzten Wehe mit allem was dazugehört lohnt, für das, was man an Glück erhält!
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Habe mich auch für's Wochenbett zu Hause entschieden,
bin sehr gespannt, wie das wird.
Das Forum hier trägt, finde ich, sehr zur Beruhigung in einer Schwangerschaft bei, daß viele Dinge normal und natürlich sind.
Vor allem, daß hier jegliche Panikmache, die man oft von
außen genug bekommt, an Substanz verliert.
Dank den Moderatoren und diesem Forum...
:byebye03: an Euch...
Liebe Grüße,
Cosima
(die jetzt hoffentlich nicht zu sehr geschleimt hat ;-) ,
und das hier wirklich so meint)
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Freu mich für euch das ihr eine so schöne Geburt hattet, undwünsch euch nun eine wunderschöne Zeit mit dem Kleinen.
Gruß
Anja+ Felix ;-)
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von mir auch herzlichen Glückwunsch :happy01:
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herzlichen Glückwunsch zur Geburt von Max Justus. Es freut mich für Euch, dass es so eine schöne Geburt war.
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ist das schön zu lesen
Ich wünsch euch alles Gute und Liebe!
Liebe Grüße Jenny
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nochmal Glückwunsch und danke für deinen Geburtsbericht. Das baut mich wiedermal auf.
Ihr habt recht. Ich erfahre momentan soviel Breitseitenangriff der Damen und Herren Frauenärzte (nicht meine- die in der Klinik), welche routinemäßig :roll: schon 2 Tage über ET einleiten wollten, beleidigt reagierten, dass ich nicht im KH bleiben wollte und dann noch rumstotterten, als ich sie nach dem objektiven Grund für Einleitung und KH-aufenthalt fragte, weil es den nicht gab.
Dass ich hier gelassen und mit einigem Wissen ausgestattet reagieren konnte, verdanke ich zu einem großen Teil dem Forum.
Dafür einen riesengroßen Dank an das Forum und die Moderatoren und natürlich vorallem an Marlies.
Liebe Grüße
Gritt+Pünktchen
(ET 02.05.2004)
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auch einen herzlichen glückwunsch von mir :laola01:
da haben unsere beiden mäuse ja doch am selben tag geburtstag :laola03: , nur dass ELAINE schon 1:13 uhr da war(ätsch ;-) )
aber bei dem gewicht welches dein süßer auf die waage gebracht hat, können wir nicht mithalten!
viel spass weiterhin, vielleicht liest man sich mal!
tschaui susi