So kam unsere kleine Sabine auf die Welt... (Achtung lang)

cobalacobala

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bearbeitet 16. 07. 2006, 14:14 in Geburtsberichte
(dieser Text ist ein Auszug aus meinem Tagebuch, deswegen sind vielleicht nicht alle nötigen rundherum-Infos dabei: Also hier ein paar Eckdaten: ET 09.04.06, Geburtstag 16.03.06, Sabine Caterina, 2720g, KU 34 cm, 49 cm lang oder eher kurz), Marcel ist mein Mann.


Die Geburt
16.03.2006

Mitten in der Nacht wache ich auf. Irgendwie geht es mir nicht gut. Unruhig wälze ich mich hin und her. Eigentlich nichts Besonderes, denn in den Nächten davor hatte auch ziemlich schlecht geschlafen. Doch diesmal ist es anders, ich habe Bauchschmerzen.
Verschlafen mache ich mich auf den Weg ins Badezimmer. Mein Tchiboradio zeigt 2:08 Uhr während ich mich aufs Klo setze. Auf einmal bin ich hellwach: Mein Toilettenpapier ist voller Blut! Wo kommt das denn jetzt her?!?

Hunderte Gedanken schießen mir durch den Kopf: Soll ich das Marcel sagen? Auf jeden Fall muss ich die Blutung beobachten. Im Kurs haben wir gelernt, wenn die Blutung stärker ist als die normale Regelblutung, müssen wir sofort ins Krankenhaus. Vor lauter Aufregung weiß ich gar nicht mehr, wie stark meine normale Regelblutung ist... Und die Bauchschmerzen? Fühlen sich so die Senkwehen an? Ich versuche mich zu beruhigen. Beim ersten Kind soll man ja sowieso so lange es geht zuhause bleiben. Also lege ich mir eine Einlage in die Hose (zwecks Kontrolle der Blutmenge) und gehe wieder ins Bett.

Die Bauchschmerzen werden immer stärker. Ich drehe mich hin und her und versuche irgendeine Lage zu finden, in der ich weiterschlafen kann. Schließlich wird Marcel wach. „Was ist los?“, fragt er. -„Ich hab Bauchschmerzen. Und es blutet. Aber nicht so doll...“. „Vielleicht sind es Senkwehen“, meint er. „Die gehen wieder vorbei, hat die Hebamme gesagt.“ -„ Ja, hoffentlich“. Er dreht sich auf die andere Seite und will wieder einschlafen.
Ich kann nicht mehr liegen bleiben. Mein Bauch tut höllisch weh. Ich laufe vom Bett zur Badezimmertür und wieder zurück. Jedes Mal, wenn wieder eine Wehe kommt, muss ich mich irgendwo festhalten, weil ich vor Schmerzen nicht mehr weitergehen kann.

Was soll ich jetzt am besten machen? Wenn das Senkwehen sein sollen, wie fühlen sich dann richtige Wehen an? Ich versuche mich an die Atemtechnik aus dem Kurs zu erinnern. Entspannen, tief in den Bauch atmen, nicht die Luft anhalten... Statt dessen merke ich, wie ich mich bei jeder Wehe verkrampfe und ziemlich verzweifelt herumkeuche...

Sollen wir nicht doch besser ins Krankenhaus fahren? Aber wenn es nur ein Fehlalarm ist, dann halte ich Marcel vom Schlafen ab und er muss ja morgen wieder früh raus... Wie geht es meinem Baby? Ist alles in Ordnung? In welche Klinik sollen wir fahren? Im Kurs haben wir gelernt, wenn die 37. Schwangerschaftswoche noch nicht vollendet ist, müssen wir in ein Krankenhaus mit Kinderklinik fahren, das heißt entweder nach Düren oder nach Köln, aber ich will doch gar nicht dahin...

Ich schleppe mich weiter durch unser Schlafzimmer. Es sind 3:20 Uhr. Mittlerweile hat Marcel das Licht angemacht und sitzt kerzengerade im Bett. „Immer noch nicht besser?“
-„Es wird immer schlimmer“, antworte ich. „Was hat Kati denn sonst noch über Senkwehen gesagt?“ –„Dass sie im Abstand von zwei Minuten auftreten können, dass sie bis zu zwei Stunden anhalten und dass es sich meistens um einen Fehlalarm handelt, wenn man deswegen ins Krankenhaus fährt“, zitiert er unsere Hebamme. –„Ich halte das jetzt schon seit anderthalb Stunden aus“, jammere ich. „Bitte ruf doch mal im Krankenhaus an und frag nach, was wir jetzt machen sollen. Die Telefonnummer ist im Babyordner.“ Marcel klettert aus dem Bett, während ich wieder irgendeine Position suche, in der sich die Schmerzen halbwegs ertragen lassen. Auf einmal wird mir ganz kalt und ich fange an zu zittern. Ich will mich unter die Bettdecke legen, aber im nächsten Moment packt wieder eine Wehe meinen Körper schnürt mir fast den Atem ab. Lange halte ich das nicht mehr aus! Bitte, lieber Gott, lass irgendwas geschehen. Ich höre, wie Marcel mit dem Krankenhaus telefoniert. Dann kommt er zurück ins Schlafzimmer. „Wir sollen mal hinfahren. Vielleicht nehmen wir deine Kliniktasche besser mit.“ Er hilft mir beim Anziehen (Socken, Jogginghose und Schlabber-T-Shirt), wirft sich selbst ein paar Sachen über und nimmt meine Kliniktasche. Gegen 3:40 Uhr verlassen wir unsere Wohnung. Ich komme immer nur ein paar Schritte weit. Im Treppenhaus halte ich mich auf halber Treppe am Geländer fest. Die Schmerzen sind so stark, dass sich mein ganzer Körper verkrampft. So als würde mich jemand zusammendrücken, der stärker ist als ich. Ich kann mich nicht wehren. Alles tut mir weh, mein Bauch, meine Beine, mein Rücken. Ich bekomme kaum Luft, in mir drückt sich alles nach unten und manchmal habe ich das Gefühl, ich müsste mich übergeben.

Endlich sitzen wir im Auto. Und jetzt folgt die bisher schlimmste Autofahrt meines Lebens. Eine einzige Dauerwehe! Eine Wehe nach der nächsten kommt, die Pausen dazwischen sind kaum länger als zehn Sekunden. Im Sitzen sind die Schmerzen noch schlimmer, ich keuche und jammere immer wieder „Das tut so weh!“. Marcel redet mir gut zu. Aber ich kann mich nicht beruhigen. In meinem Kopf ist alles durcheinander. Wenn mich die Hebamme gleich wieder nach Hause schickt, weil es nur Senkwehen sind, dann will ich die richtige Geburt nur unter Vollnarkose erleben! Und falls der Muttermund schon etwas geöffnet sein sollte, so zwei oder drei Zentimeter, dann lasse ich mir auf jeden Fall etwas gegen die Schmerzen geben! Hoffentlich komme ich jetzt irgendwie auf diese Entbindungsstation!!!

Marcel parkt auf dem Storchenparkplatz und hilft mir aus dem Auto. Ich quäle mich bis zu den Aufzügen in der Eingangshalle. Es sind 4:00 Uhr. Zum Glück benutzt um diese Zeit kaum jemand die Aufzüge. Trotzdem kommt es mir vor wie eine Ewigkeit, bis der Fahrstuhl auf der neunten Etage hält. Als die Türen aufgehen, kommt die nächste Wehe. Ich kann meine Beine nicht bewegen und werde beinahe panisch. „Ich muss jetzt hier raus, ich kann nicht mehr...“ Marcel hält den Aufzug an und irgendwie schaffe ich es auf den Flur der Wochenstation.

Wir klingeln am Kreißsaal. Niemand öffnet. Nach der nächsten Wehe, bei der ich mich regelrecht zusammenreißen muss, um nicht die ganze Station mit meinem Geschrei aufzuwecken, geht die Tür auf. Die Hebamme bittet uns hereinzukommen. „Ziehen Sie erst mal Ihre Jacke aus...“ Das ist gar nicht so einfach. Mit halb ausgezogener Jacke hänge ich bereits wieder über einem Stuhl und keuche vor mich hin. Die Hebamme sieht Marcel an und fragt mich dann: „Seit wann haben Sie denn solche starken Schmerzen?!?“ –„Seit zwei Stunden“. Sie deutet mir an, auf der Liege Platz zu nehmen, damit sie mich untersuchen kann. Sie überprüft ihren Befund zwei mal hintereinander, dann greift sie schließlich zum Telefonhörer: „Frau Doktor, kommen Sie bitte runter zur Geburt.“ Und zu uns gewandt fügt sie hinzu: „Ich kann keinen Muttermund mehr fühlen, er ist vollständig offen.“

„Liebe Güte“, denke ich, „deswegen diese Schmerzen. Zum Glück kein Fehlalarm. Der arme Marcel, er sieht so hilflos aus. Bis gerade eben dachte er wohl immer noch, wir würden wieder nach Hause geschickt. Jetzt dämmert ihm bestimmt, dass er gleich Vater wird... Aber es ist doch noch zu früh, kann unser Baby das schaffen? Es ist alles so anders, als ich mir das vorgestellt habe. Jetzt rechnet doch noch niemand damit! Hoffentlich sind bald die Schmerzen vorbei. Zum Glück kommt eine Ärztin und kein Arzt...“

„Sie müssen viel langsamer und ruhiger atmen“, höre ich die Stimme der Hebamme neben mir. Es klingt schon beinahe wie ein Befehl. Ich versuche es und es geht mir auch schon besser. Endlich ist jemand bei mir, der weiß was los ist und der mir sagen kann, was ich zu tun habe. Da erscheint auch schon die Ärztin im Türrahmen. Sie lächelt mich freundlich an und bittet mich, mit in den Kreißsaal zu kommen und mich dort auf das Bett zu legen. Marcel stellt sich neben mich und streichelt mir über den Kopf. Die Hebamme richtet das Bett so ein, das ich beinahe sitze und rückt mir ein Kissen im Nacken zurecht. Das ist ganz angenehm. Dann werde ich ans CTG angeschlossen. Das Baby hat eigentlich ganz normale Herztöne.

Die Hebamme gibt jetzt die Anweisungen: „Wenn Sie bei der nächsten Wehe das Gefühl haben, sie müssten pressen, dann pressen Sie mit.“ Ich nicke. Ein bisschen wundere ich mich ja schon. Es ist irgendwie so vollkommen anders, als wir es im Kurs gelernt haben. Rauf aufs Kreißbett und gleich pressen – das gibt’s doch gar nicht... Die nächste Wehe kommt und ich beginne mitzupressen. So eine Wehe ist ganz schön lang. Ich muss zwischendurch mehrmals Luft holen. Damit ich nicht wegrutsche, darf ich meine Füße in den Hüften der Ärztin und der Hebamme abstützen. Endlich habe ich das Gefühl, ich kann jetzt selbst mithelfen und die Schmerzen sind schon viel leichter zu ertragen. Das geht nun mehrmals hintereinander so. Ich spüre, wie sich das Köpfchen nach vorne schiebt, aber in den Wehenpausen rutscht es jedes Mal wieder zurück. Bei der nächsten Wehe versuche ich erneut, das Köpfchen weiter nach vorne zu drücken – da sehe ich eine Schere, es macht „schnipp“, ich spüre aber keinen Schmerz. Ich soll noch mal tief Luft holen und kräftig nach unten drücken – schon hält die Hebamme das Köpfchen in den Händen und holt den restlichen Körper hinterher! Und dann ist unser Baby da!!! Total blutverschmiert liegt sie vor mir auf dem Bett und – Gott sei Dank – sie atmet! Und sie ist sooo süß! Ich drehe mich zu Marcel um und sehe, dass er weint. Ich streichele seine Hand. Mir selbst ist nicht zum Weinen zumute. Ungläubig starre ich unser Kind an, das so schnell auf die Welt wollte. Marcel darf nun die Nabelschnur durchschneiden. Die Hebamme wickelt unsere Kleine in ein Handtuch und legt sie mir auf die Brust. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Stolz sehe ich Marcel an. Wir beide können es nicht glauben: Es sind viertel vor fünf morgens und wir sind eine Familie.

Kommentare

  • AnikaAnika

    163

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Erstmal herzlichen Glückwunsch und alles Liebe für euch.

    Es ist doch schön zu hören, das es auch mal schnell gehen kann und sich nicht jeder Ewigkeiten quält. Hast du toll gemacht.

    Erst denken alle an einen Fehlalarm und dann ist schon alles vorbei ... ;-)
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Holla :shock: das ging ja flott !Hast Du toll gemacht :bounce02:
    Herzlichen Glückwunsch :laola01:
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Wow, klasse.. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH :laola02:
    Das hast du wirklich prima gemacht!!

    Ich stehe kurz vor der Geburt und find´s klasse zu hören, dass es nicht immer eine 10-stundenlange Quälerei sein muss :grin:

    Euch 3-en alles, alles Gute!!
  • PatyPaty

    2,953

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    na, dass ging ja flott :shock:

    Herzlichen Glückwunsch zur kleinen Maus :fantasy03:
  • LinusLinus

    405

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Wow, das war aber schnell...........

    Herzlichen Glückwunsch und alles Gute :bounce02: :bounce02: :bounce02:
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