Hallo,
Es geht um meine beste Freundin. Ich weiß wirklich langsam nicht mehr, was ich zu ihrem "Lebenswandel" (sorry, das Wort klingt so hochgestochen) sagen soll. Ich möchte ihr gerne helfen, aber ich weiß nicht, wie.
Ihre Eltern haben sich auf eine ziemlich fiese Art getrennt, als sie 10 war. Vielleicht erklärt das schon einiges. Sie hatte schon immer eine erstaunliche Wirkung auf Männer, obwohl sie nicht im engeren Sinne hübsch ist. Sie flirtet mit jedem, meistens ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein. Es ist einfach ihre Art, und das allein wäre ja auch noch kein Problem.
Eigentlich ist sie eine sehr liebe Seele mit einfachen Wünschen. Sie ist ganz vernarrt in Janis, möchte auch unbedingt eigene Kinder und entwirft mit jedem neuen Mann ganz wundervolle Zukunftspläne. Aber ihre Beziehungen halten nie, weil sie einfach nicht treu sein kann. Derzeit erlebe ich, wie ihre vierte langjährige Beziehung in die Brüche geht. Alle vier Männer hat sie mir himmelhochjauchzend als "den Mann meines Lebens" vorgestellt und mir geschworen, dass sie diesen einen nie betrügen wird. Es hat nie lange gedauert, dann tauchten die ersten Techtelmächtel und Strohfeuer am Rande auf. Manches verschwieg sie, manches beichtete sie ihrem Freund, und der verzieh meist alles. Dann kam, nach ein, zwei Jahren, aber immer einer, der dann der neue "Mann ihres Lebens" wurde. Die liefen dann auch immer eine Weile nebenher, während sie totunglücklich meinen Rat forderte, weil sie nun mal beide liebe, sich nicht entscheiden könne, etc. pp. Sie hat wirklich unter allen diesen Trennungen ganz furchtbar gelitten, sich große Vorwürfe gemacht, abgenommen ohne Ende und so. Auch bei diesen Affären zwischendurch hatte sie nachher immer ein sehr schlechtes Gewissen. Wenn ich für jede "Therapiestunde" fünf Euro bekommen hätte, könnte ich mir wahrscheinlich bald eine Villa auf Mallorca leisten. :roll:
Jetzt ist es gerade mal wieder so weit, dass eine ihrer Beziehungen an ihrer Untreue zerbricht. Ich mag ihren derzeitigen Freund wirklich gern, sie passten auch so toll zusammen. Und es ist auch noch sein bester Freund, mit dem sie ihn betrügt. :sad: Ich möchte so gern etwas tun, das ihr und ihren ganzen Männern wirklich hilft. Aber ich kann doch nichts anderes machen, als für sie da zu sein, wenn sie jemanden zum Reden braucht. Sie weiß natürlich, dass ich ihre Galöppe sehr missbillige, und sie sagt auch immer, dass ich damit so Recht habe, dass sie sein möchte wie ich, dass sie an meiner Stelle mit sich schon längst nichts mehr zu tun haben wollen würde.
Ist notorische Untreue therapierpar? Ich würde sie gerne ermutigen, sich professionelle Hilfe zu holen, aber ich habe keine Ahnung, ob es sowas überhaupt gibt. Und ob sowas Hoffnung auf Erfolg hat.
Was würdet ihr an meiner Stelle tun?
Kommentare
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Dazu, dass sie sein will wie du (oder jemand der monogam sein kann) ist wahrscheinlich ein nicht unwesentlicher Aspekt ihres Dilemmas. Wenn sie einfach nur sie wäre, ohne auch noch den Druck zu haben, dass du und alle anderen "besser" sind, könnte sie ggf eher einen Weg finden. Es gibt durchaus Beziehungen, die Treue nicht über alles stellen und in denen gelegentliches "Fremdgehen" ok ist. Aber bei deiner Freundin läuft ja scheinbar vordergründig alles über ein Klischee, dem zu zu entsprechen versucht: Monogamie, Ehe, Kinder,... aber vielelicht entspricht das gar nicht dem, was sie glücklich machen kann.
Wann hatte sie denn das schlechte Gewissen? NACH den Affären, NACHDEM sie es sagt, mittendrin? Und wie genau äussert sich das denn? Als Angst, dass es raus kommt? Aus Angst, dass es (wieder) was zerstört oder anders? Und sind das wirklich längere Affären oder Seitensprünge.
Du kennst ja deine Freundin sicher gut: was glaubst du denn wieso sie es tut?
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Sie selbst meint, dass es vor allem was mit der Selbstbestätigung zu tun hat. Die bekommt sie halt vor allem von anderen Männern und in einer neuen Beziehung, weniger in einer eingefahrenen. Aber eigentlich wirkt sie wie jemand, der genug Selbstwertgefühl hat und nicht darauf angewiesen ist, ständig Komplimente zu bekommen. Andererseits bekommt sie die eh dauernd, ohne dass sie groß was dafür tut. Man braucht mit ihr wirklich nur an einem x-beliebigen Nachmittag durch die Fußgängerzone zu schlendern, und es dauert keine halbe Stunde, da spricht sie der erste Kerl an. :shock: (Da ist dann natürlich eine ganze Menge Neid auf meiner Seite dabei... :biggrin:)
Das schlechte Gewissen hat sie schon vorher. Sie argumentiert dann mit sich selbst, aber dann tut sie es halt trotzdem. Währenddessen blendet sie es meist aus. Und hinterher ist sie untröstlich.
Diese Seitensprünge haben eine ganz unterschiedliche Dauer und Intensität. Manche sieht sie nur ein Mal, bei manchen zieht es sich über mehrere Wochen oder sogar Monate hin. Sie setzt sich dabei aber immer - was ich ziemlich erstaunlich finde - sehr genaue Grenzen. Sie schläft (fast) nie mit diesen Flirts, erlaubt sich und ihnen nur ganz bestimmte Sachen (die aber in jedem auch nur ansatzweise konservativen Verständnis deutlich über die vorstellung von Treue hinausgehen). Wenn sie dann in dieser konkreten Trennungsphase ist, schläft sie mit keinem von beiden mehr, auch wenn es sich über Monate hinzieht.
Wenn ich das hier alles mal richtig aufschreibe, merke ich selbst, dass eine Therapie für sie wahrscheinlich wirklich angebracht wäre.
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ich denke auch, dass es gut wäre, wenn sie einfach mal mit einer außenstehenden Person darüber reden kann. Denn das schlechte Gewissen, das sie hat, scheint ihr kein guter Ratgeber zu sein.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man unbewusst die Gefühlslagen im Leben herstellt, unter denen man als Kind oder Jugendliche gelitten hat. Das heißt, Deine Freundin versetzt sich durch diese Trennungen immer wieder in den Zustand, den sie von früher her kennt. Natürlich leidet sie darunter, aber es ist auch irgendwie ein "bekanntes" Gefühl. Und Menschen sind ja Gewohnheitstiere. ;-) Ich kann das auch bei mir sagen, obwohl das ja jetzt eher meine Theorie ist. Aber ich versetze mich auch oft in den Zustand, dass ich mich nach jemanden sehne. Das ist ein schöneres Gefühl - aber auch eines unter dem ich sehr leide- als jemanden wirklich bei mir zu haben. :oops: Das kommt wohl von meinem Erlebnis mit meiner Mutter. Es ist nicht einfach, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Ich habe übrigens auch eine Freunin bei der es ziemlich ähnlich läuft...