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Juli ist Beerenzeit. Er macht Lust auf Kirschen, Johannis- und Stachelbeeren. Doch laut jüngstem Greenpeace-Test sind diese, wenn sie aus konventionellem Anbau kommen, häufig stark mit Pestiziden belastet. In 88 Prozent der Proben aus den sechs größten deutschen Supermarktketten fanden die Umweltschützer Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Rund 30 Prozent der getesteten Beeren und 15 Prozent der Kirschen aus konventionellem Anbau bekamen die Note "mangelhaft und nicht empfehlenswert". Besonders bedenklich: In fünf der 19 Beerenproben aus Deutschland wurden sogar nicht erlaubte Spritzmittel nachgewiesen. Bio-Obst hingegen war durchweg einwandfrei. Greenpeace erstattete Anzeige gegen die Konzerne Aldi, EDEKA, Kaufhof, Real und Tengelmann.
Massive Grenzwertüberschreitungen
Die Umweltschützer haben 45 Proben an Kirschen und Strauchbeeren aus dem Angebot von Aldi, Edeka, Lidl, Metro/Real, Rewe/Minimal, Edeka, Tengelmann/Plus sowie aus drei Bio-Märkten getestet. In 28 Prozent der Johannis- und in 17 Prozent der Stachelbeeren wurden die zulässigen Grenzwerte für Pestizide überschritten - bei den Kirschen war dies immerhin bei fünf Prozent der Fall. "In diesem Jahr fanden wir bei Johannisbeeren drei Mal mehr Grenzwertüberschreitungen als noch 2005", erklärt Greenpeace-Chemieexperte Manfred Krautter.
Gefährliche Giftcocktails
"Im Schnitt steckten in jeder Probe drei Pestizide gleichzeitig, das sind bedenkliche Giftcocktails", fährt der Wissenschaftler fort. Viele der insgesamt 23 nachgewiesenen Pestizide wie etwa Thiacloprid sind Krebs erregend. Andere sind Nervengifte oder können den Hormonhaushalt und die Fortpflanzung beeinträchtigen, zum Beispiel Dimethoat, das in den Kirschen einer Plus-Filiale in Köln gefunden wurde.
Illegale Pestizide
Das vor drei Jahren gestartete Pflanzenschutz-Kontrollprogramm von Bund und Ländern habe bislang versagt, urteilt Krautter. "Obwohl nur 53 Prozent der Proben aus Deutschland stammen, entfallen 80 Prozent der Höchstmengenüberschreitungen auf deutsche Ware, vor allem aus Baden-Württemberg." Besonders in Baden, das gerade für sein Obst bekannt ist, spritzten offenbar viele Obstbauern auch illegale Pestizide. "Das baden-württembergische Agrarministerium hat kürzlich selbst erklärt, dass die Lage nicht befriedigend sei", so Krautter.
Schlechtes Zeugnis für Essen aus Deutschland
Das Ergebnisse sei ein schlechtes Zeugnis für Essen aus Deutschland. "Die Bundesländer müssen endlich die Lebensmittelkontrollen verbessern. Und die Handelketten müssen garantieren, nur noch einwandfreie Ware zu verkaufen", fordert Krautter, "denn letztendlich schädigen die Produzenten damit nur ihren eigenen Markt."
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