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Uran in 34 von 1534 Mineralwasserproben. Das ergab bereits 2005 eine Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Nur in 44 Prozent der Proben war überhaupt kein Uran drin. Vor allem für Kleinkinder kann dies gefährlich werden. Die Behörden einiger Bundesländer haben nähere Informationen darüber jedoch der Öffentlichkeit verschwiegen und nicht reagiert. Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert die Kennzeichnung des Urangehaltes von Mineralwässern. Dieses Ziel ist ein Stück näher gerückt, denn das Verwaltungsgericht Magdeburg hat heute die Regierung des Landes Sachsen-Anhalt dazu verurteilt, das Vorkommen von Uran in Mineralwasser öffentlich zu machen.
Mehr als die Hälfte belastet
Uran ist ein natürliches Mineral, das überall in der Erdkruste enthalten ist. Vor allem aber Mineralwässer aus Gebieten mit erhöhter natürlicher Radioaktivität (Erzgebirge, Vogtland, Fichtelgebirge, Bayrischer Wald und Schwarzwald) können laut Foodwatch erhebliche Gehalte an Uran aufweisen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das BfR empfehlen Höchstwerte bei der Uranbelastung von 15 Mikrogramm pro Liter im Mineralwasser. Drei Prozent aller getesteten Proben überschritten diesen Wert. Wasser für Kleinkinder und Säuglinge sollte laut BfR kein Uran enthalten. Doch unbelastet war weniger als die Hälfte der Wässer - nämlich 44 Prozent. Uran ist hochgiftig. Die dauerhafte Aufnahme von höheren Dosen kann laut Foodwatch zu Nierenschäden führen.
Die Behörden schweigen
Infolge des Tests waren einige Bundesländer bereit, mit den Herstellern der belasteten Mineralwässer zu sprechen, um zu einer Lösung zu kommen. So geschehen in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfahlen. In Sachsen-Anhalt jedoch haben die Behörden nach Angaben von Foodwatch weder reagiert, noch waren sie bereit, einem Rechercheur der Verbraucherorganisation nähere Auskünfte zu geben, welche Wasserquellen dort belastet sind. Die Werte für den Urangehalt seien Teil des Betriebsgeheimnisses und eine Veröffentlichung könne zu erheblichen Umsatzrückgängen führen, heißt es in einem Auszug einer Stellungnahme des Ministeriums für Gesundheit und Soziales in Sachsen-Anhalt, das T-Online vorliegt. Mit dem heutigen Urteil muss das Land Sachsen-Anhalt seine Rücksichtnahme auf die Hersteller hinten anstellen und Informationen preisgeben.
Foodwatch hat selbst getestet
Da jedoch nach wie vor nicht bekannt ist, welche Mineralwässer Uran enthalten, hat Foodwatch im Juli 2006 selbst eine Stichprobe in Auftrag gegeben. Vier Sorten wurden geprüft: Mit 17 Mikrogramm pro Liter wies "Saskia Quelle Naturis" den höchsten Gehalt an Uran auf. Bei der Sorte "Classic" von Saskia Quelle waren es 0,5 Mikrogramm pro Liter. "Schlossblick Classic" besaß 6,5 Mikrogramm und "Gaensefurther Schloss Quelle" 3,3 Mikrogramm Uran pro Liter.
Leitungswasser für Säuglinge
Was tun, wenn man Wasser ohne Uran trinken will? "Leitungswasser ist unbedenklich, auch für Säuglinge", sagt Hartmut König, Leiter der Ernährungsabteilung der Verbraucherzentrale Hessen. Wer dennoch weiterhin Mineralwasser trinken wolle, könne beim Hersteller nachfragen, ob Uran im Wasser enthalten sei. Sobald ein Hersteller die Auskunft verweigert oder nur unklare Angaben macht: "Besser die Finger davon lassen", rät König.
Die Politik reagiert nur langsam
Gesetzliche Grenzwerte für die Belastung mit Uran gibt es bislang nicht. Lediglich im Bereich Säuglingsnahrung regt sich offenbar etwas: "Noch im Herbst wird ein Gesetz in Kraft treten, dass Uran in Mineralwässern verbietet, die als "geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung" ausgelobt werden", sagt Tanja Thiele, Sprecherin im Bundesverbraucherministerium.
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