Nachdem ich 4 Monate nach der Geburt unserer in der Stillzeit wieder schwanger geworden war, standen letztlich 3 ET zur Auswahl: nach Schema X errechnet wäre es der 17.07.06 gewesen, nach meiner Rechnung der 23.07.06 und letztlich wurde vom Arzt beim Frühultraschall in der 9. Woche offiziell der 25.07.06 festgelegt. Dieses Datum war mir auch recht, da ich wegen der schnellen Schwangerschaftsfolge, der Gestose in der vorigen Schwangerschaft und dem KS immer damit rechnen musste, dass es wieder zu einem KS kommt und ich in diesem Fall wollte, dass ein geplanter KS so spät wie möglich gemacht würde.
Diesmal ließ ich mich in der Schwangerschaft fast ausschließlich von meiner Hebamme betreuen, lediglich die 3 US-Untersuchungen ließ ich beim FA machen und am Ende wegen der Vorgeschichte und wieder grenzwertigem Blutdruck mehrmals Doppler-Untersuchungen.
Der 17.07. ging vorbei und es tat sich nichts: MuMu war zu, ich hatte zwar Vorwehen ohne Ende, mein Bauch war schon so tief, dass er mir fast auf den Knien hing und ich hatte die Nase voll, aber es tat sich nichts. Auch der 23.07. verstrich ohne, dass sich irgendetwas bewegt hätte. Die Hitze tat allerdings meinen Wassereinlagerungen nicht gerade gut, vom 23. auf den 24. nahm ich in 24 Stunden 1,6 Kilo zu, meine Füße und Beine schwollen zusehends an.
Am 24.7. hatte ich Termin bei meiner Hebamme Sandra. Es war alles soweit ok. Sie meinte, sie hätte die nächsten 3 Tage Dienst im KH und ich sollte mir doch einen schönen Tag zum Entbinden aussuchen.
Am 25.07. hatte ich Termin bei FA, da er mich zum ET noch mal sehen wollte und wieder mal ein Doppler anstand. Die Wassereinlagerungen und der Blutdruck beunruhigten ihn offensichtlich. Auch die Dopplerwerte hatten sich verschlechtert und nachdem sich bei der Untersuchung rausgestellt hatte, dass der MuMu fingerdurchlässig und der Gebärmutterhals halb verstrichen war, bestellte er mich für den nächsten Morgen um 7:30 Uhr zum Wehenbelastungstest in den Kreißsaal.
Wir gingen also erst noch ein Eis essen, dann nach Hause und ich versuchte, mich zu entspannen. Das war gar nicht so einfach, da ich wieder regelmäßige Vorwehen hatte, die diesmal überhaupt kein Ende nahmen und mich zusehends nervten. Also nahm ich gegen 22 Uhr ein Bad und die Wehen ließen immerhin so nach, dass ich schlafen konnte.
Gegen 3:30 Uhr wachte ich auf, weil ich so einen komischen Schmerz hatte, sowohl im Rücken, wie im Bauch, zusätzlich war mein Bauch steinhart. Ich dachte, so ähnlich könnten sich Wehen wohl anfühlen, allerdings war der Schmerz dauerhaft und kein bisschen regelmäßig. Nach einer halben Stunde wurde das Ganze dann allerdings rhythmischer. Ich dachte nur, nee, ich will jetzt noch schlafen und um halb acht musst du sowieso im KH sein, also bringt es nichts, jetzt alle verrückt zu machen. Gegen 5 Uhr schlief ich auch wieder ein.
Um 7:30 Uhr standen wir vor dem Kreißsaal, meine Vorsorge-Hebi hatte Dienst, darüber war ich echt froh. Sie sagte mir, dass sie von dem Wehenbelastungstest nicht allzu viel hält. Ich erklärte dann auch, dass ich seit der Nacht Wehen hätte, mir aber nicht ganz sicher wäre, ob die bleiben und wirklich Geburtswehen sind. Ich empfand sie nämlich nicht als wirklich schmerzhaft, ich bin sehr starke Regelschmerzen gewohnt und so stark waren die Schmerzen noch lange nicht. Ich musste auch nichts großartig veratmen. Ich kam ans CTG und da zeigten sich dann alle 5 Minuten regelmäßig schöne Wehen. Anschließend untersuchte mich Sandra, der MuMu war tatsächlich 2-3 cm auf! Sie meinte allerdings, ich hätte sehr viel Fruchtwasser, deshalb wäre der Kopf noch nicht sehr tief unten und könnte nicht richtig auf den MuMu drücken.
Wir sollten eine Stunde spazieren gehen und uns dann wieder im Kreißsaal melden. Draußen war es schon sehr heiß, obwohl es erst 9 Uhr war. Ich wanderte mit meinem Mann auf und ab, hatte ab und zu eine Wehe, allerdings wurde ich durch die Hitze und den wenigen Schlaf zusehends erschöpfter und hatte auch den Eindruck, dass die Wehen schwächer und seltener würden. Als ich zwischendurch zur Toilette ging, ging zumindest der Schleimpfropf ab.
Zurück im Kreißsaal bestätigte sich mein Gefühl: die Wehen waren unregelmäßig alle 5-7 Minuten geworden und auch schwächer.
Meine Hebamme schlug mir einen Einlauf vor, der den Darm und evtl. die Wehen anregen würde. Ich willigte ein (war wirklich nicht schlimm!). Die Wehen wurden zwar wieder regelmäßig, aber es tat sich nicht besonders viel, der MuMu war gerade mal bei 3 cm.
Gegen 11:30 Uhr sah ich wohl so fertig aus, wie ich mich fühlte, denn Sandra schlug vor, dass ich mich im Wehenzimmer eine Weile hinlege. Sie würde mich hinterher nochmals untersuchen und ggf. einen Wehentropf anhängen, da sie wegen meiner Blutdruckgeschichte nicht wollte, dass sich stundenlang nichts tut und der Blutdruck am Ende doch noch nicht mehr zu beherrschen ist. Ich schickte meinen Mann zum Essen und lag eine Weile dösend auf dem Bett.
Um 12:30 Uhr kam meine Hebamme zurück mit einen Nasenspray mit einem Wehenmittel. Vielleicht würde ich darauf schon anspringen, dann könnte man auf den Wehentropf verzichten. Alle 5 Minuten sollte ich sprayen. Nach 3 Mal sprayen bekam ich von jetzt auf gleich heftige Wehen, die ich sofort veratmen musste. Ich konnte nicht mehr sitzen oder liegen, sondern nur noch rumlaufen und musste mich bei jeder Wehe nach vorne beugen, während mein Mann mir den Rücken massierte. Er war mir die ganze Zeit mit dem Nasenspray auf den Fersen, das muss wirklich komisch gewesen sein. Nach einer Weile sagte er mir, dass die Wehen bereits alle 1 ½ Minuten kämen. Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren. Die Hebi untersuchte mich gegen 13:30 Uhr noch mal, was für mich die Hölle war, denn ich konnte die Wehen im Liegen nicht ertragen, nicht veratmen, gar nichts. Der MuMu war 6 cm auf. Es ging vorwärts und das recht schnell. Sandra meinte dann, ein Bad wollte sie mir bei der Hitze nicht anbieten, ich wollte aber trotzdem gern in die Wanne, denn ich hatte schon keine Kraft mehr zum Laufen und Stehen, zitterte am ganzen Körper, wusste aber nicht, wie ich die Wehen sonst ertragen sollte. Also ließ sie mir ein Bad ein. Inzwischen winselte ich nach einer PDA, dann könnte ich aber nicht mehr in die Wanne. Ich beschloss, es erstmal mit der Wanne zu versuchen. Um 14 Uhr bin ich ins Wasser gestiegen, nach 30 Sekunden platzte die Fruchtblase. Das Fruchtwasser war nicht klar, sondern komisch braun-grün, was ich aber bei der nächsten Wehe schon wieder vergessen hatte und Sandra war in dem Moment gerade am Telefon. Die Wehen waren nach wie vor unerträglich, aber zumindest das Ziehen in den Wehenpausen konnte ich besser aushalten und insgesamt war ich entspannter. Mein Mann saß neben und streichelte mich und hielt meine Hand. Dann wrang er immer wieder einen Waschlappen mit kaltem Wasser über meinem Gesicht aus, das war herrlich. Viel konnte er nicht tun, aber es tat mir unendlich gut, dass er bei mir war. Sandra schloss mich wieder ans CTG an, die Herztöne waren gut. Nach einer halben Stunde in der Wanne nahmen die Wehen an Heftigkeit zu, ich konnte nicht mehr einfach veratmen, sondern fing an, ah,ah,ah erst zu stöhnen, dann wohl auch zu schreien. Sandra untersuchte mich, als ich fragte, wie lange das noch dauern würde. Der MuMu war 7-8 cm offen und sie meinte, in 1-2 Stunden hätte ich mein Kind im Arm. Diese Zeit kam mir endlos vor, ich fragte mich, wie ich das aushalten sollte.
Nach vielleicht 10 Minuten spürte ich dann vermehrt Druck auf den Darm und ein Brennen am Damm. Sandra schaute nach, MuMu war auf 9 cm. Sie meinte, wenn ich das Gefühl hätte, pressen zu müssen, sollte ich dem nachgeben. Erst wusste ich nicht genau, wie ich das machen sollte, aber 2 oder 3 Wehen später war mir dann klar, was Pressdrang ist. Ich hatte gesagt, dass ich auch gerne in der Wanne gebären möchte, weil ich mich so wohl fühlte. Sandra hatte gemeint, wenn alles passt, wäre das absolut kein Problem.
Nach 20 Minuten Presswehen, in denen sich nichts tat, sagte sie mir, ihr wäre es lieber, wenn ich von der Wanne aufs Kreißbett wechseln würde, da manche Babys die Schwerkraft bräuchten, die in der Wanne fehlen würde. Mir war zu dem Zeitpunkt alles egal, ich hatte nur keinen Schimmer, wie ich aus der Wanne und in den Kreißsaal kommen sollte, denn die Wehenpausen betrugen vielleicht noch höchstens eine Minute und die Wehen an sich dauerten wohl so 1 ½ Minuten. Irgendwie habe ich mich dann mit Hilfe von meinem Mann aufs Kreißbett geschleppt. Das Liegen fand ich erst unerträglich, dann wurde es mir egal, denn ich hatte eine Presswehe nach der anderen und es bewegte sich nichts vorwärts. Die Wehenpausen waren so kurz, dass ich kaum noch Luft bekam und irgendwann stöhnte ich, dass sie das Kind jetzt sofort rausholen sollen, egal wie, denn ich hatte absolut keine Kraft mehr. Sandra meinte nur, ja, sie würden das Baby jetzt holen und rief die Assistenzärztin. Ich bekam nur am Rande mit, dass die Herztöne schlechter wurden, die Ärztin kam und warf sich auf meinen Bauch. Dann ging es rasend schnell, nach 2x Pressen war der Kleine da, mit einem Riesenschwall Fruchtwasser und ziemlich blau. Erst war gar nichts zu hören, nach 30 Sekunden dann ein leiser Schrei. Er wurde schnell abgesaugt, da das Fruchtwasser grün war und kam dann auf meinen Bauch. Ich lag da und hatte das Gefühl, völlig neben mir zu stehen, ich konnte nicht glauben, dass ich es geschafft hatte, mein Kind auf natürlichem Weg zu bekommen. Ich war völlig erschöpft und gleichzeitig überglücklich. Diese Gefühle sind unbeschreiblich.
Nach 10 Minuten habe ich ihn angelegt und er hat gesaugt, als hätte er nur darauf gewartet. Auch das kannte ich von Mailins Geburt nicht.
Leider hatte ich durch das schnelle Ende 2 Scheidenrisse und einen Dammriss 2. Grades davongetragen, die eine Stunde genäht wurden, was ich total unangenehm fand, besonders den hohen Scheidenriss.
Sandra sagte noch, ich hätte ziemlich viel Blut verloren, auch mein Mann meinte hinterher, er fand es sehr viel, es wäre alles voll gewesen, Bett, Boden und Ärztin und immer weiter nach gelaufen. Ich war völlig erschöpft nach dem Nähen, so dass ich noch im Kreißsaal eine Infusion bekam.
Gegen 19 Uhr wurde ich auf die Station verlegt, fühlte mich auch recht gut und telefonierte mit meinen Eltern und meiner Schwester. Am späten Abend bekam ich allerdings heftige Nachwehen und blutete immer wieder sehr stark nach. Als ich aufstehen und zur Toilette gehen sollte, bin ich kollabiert, in der Nacht 2x, am Morgen noch einmal. Als ich am nächsten Tag darüber klagte, dass ich nicht aufstehen könnte, weil mir gleich schwindelig werden würde und ich Herzrasen und Schweißausbrüche bekam, erntete ich einen verständnislosen Blick von der Schwester, denn der Blutdruck war ok. Am nächsten Morgen allerdings wurde ich sofort wieder an diverse Infusionen angehängt, da sich bei der Blutuntersuchung ein Hb von 6,5 ergeben hatte.
Das klingt am Ende wahrscheinlich alles nicht unbedingt nach toller Geburt, aber für mich war es das trotz aller Schwierigkeiten. Ich bin so unendlich glücklich darüber, dass ich unseren Kleinen normal auf die Welt bringen konnte und dass mein Mann und ich die Geburt zusammen erleben durften, dass alles andere nicht so wichtig ist.
Fynn kam am 26.07.06 um 15:42 Uhr mit 3440g, 55 cm und 36 KU zur Welt.
Kommentare
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Bis auf den Blutverlust, aber ein bisschen Schwund ist immer ;-)
Herzlichen Glückwunsch :bounce02:
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Mein HB war auch 6,5 und die Sauerstoffsättigung ganz mies, ich konnte auch nicht aufstehen trotz normalen Blutdrucks ;-)
Wie geht es dir jetzt? Ich bin immer noch recht schwach...habe auch gleich einen grippalen Infekt eingefangen, ich denke der Blutverlust hat mir arg zugesetzt.
Ich wünsche dir von HErzen, dass deine Risse problemlos heilen und viel Freude mit eurem Fynn!
Amelie
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Schön das es ohne KS geklappt hat.
Alles Liebe für Euch.
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auch von uns nochmal die herzlichsten Glückwünsche zum Sohnemann!
Es freut mich sehr für Dich, dass Du ihn normal bekommen konntest nach deinem KS. Nun gehören wir beide also auch zum erlauchten Kreis derer, die beide Arten des Gebärens kennen, haha. Nein, im Ernst, ich finde es echt toll, wie Du das gemacht hast und dass du den Mut für eine natürliche Geburt hattest.
Alles Gute für Dich und Deine Familie, wir lesen ja bestimmt wieder voneinander im Juli 2006-Thread!
LG
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Auch ich möchte mich anschließen und Dir gratulieren.
Da ich selber einen KS hinter mir habe und nun wieder schwanger bin,
ist es für mich sehr positiv, solche Berichte zu lesen.
Da ich mir sehr wünsche, das unser 2 Baby auf normalen Wege auf die Welt kommt.
Ich wünsche Euch eine wunderschöne Zeit!
Liebe Grüsse
Conni
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