Nun komme ich auch mal dazu, die Geburt schriftlich festzuhalten; leider bin ich im Sich-Kurz-Fassen ziemlich schlecht, daher ist mein Bericht was länger geworden...
Ich war für Montag, den 11.9. ausgerechnet gewesen, aber aus irgendeinem Grund fest davon überzeugt, dass sich unser kleiner Schatz noch etwas Zeit lassen würde - vielleicht als Selbstschutz, damit ich nicht zu ungeduldig würde, falls dies wirklich der Fall sein sollte. Ich wollte auch irgendwie nicht, dass das Kleine wirklich am 11.9. kommen würde; ich fand das Datum einfach doof. ;-)
Am 11.9., ein Montag, hatte ich morgens eine leichte Schmierblutung. Ich dachte schon an den Schleimpfropf, und da ich für nachmittags noch mit einer Freundin zur Sauna verabredet war, habe ich lieber meiner Hebamme Christiane auf Band gesprochen, ob das noch ok wäre. Ansonsten ging es mir gut, alles fühlte sich wie immer an. Nach dem Frühstück habe ich mich daran gemacht einen Eimer Pflaumen zu verarbeiten, den mein Vater mir am Tag vorher noch gepflückt hatte. Zuerst hab ich einen Kuchen gebacken, dann einen Teil zu Marmelade verarbeitet, und als ich so in der Küche stand, kriegte ich Bauchschmerzen; so wie ein Mensziehen, aber schon ein bisschen stärker. Allerdings war das nichts, was ich als Wehen bezeichnet hätte, also hab ich weiter munter in der Küche gewerkelt.
Ich hab dann auch mal auf die Uhr geschaut und stellte fest, dass diese Schmerzen regelmäßig kamen, etwa alle 10 Minuten, aber ich dachte, klarer Fall, das sind jetzt halt so ein paar Vorwehen, und die gingen auch immer wieder weg, wenn ich mich hingesetzt oder hingelegt habe.
So ging das den ganzen Tag auf und ab, zwischenzeitlich rief Christiane zurück und sagte, ich solle wenn dann nur noch in die Bio-Sauna gehen, die nicht so heiß ist, aber ich hatte die Sauna-Verabredung da doch schon abgesagt, weil es mir langsam doch etwas unangenehm wurde mit den Bauchschmerzen. Um halb 4 habe ich dann auch meinen Mann nach Hause beordert.
Wir haben abends noch Fernsehen geguckt, die Wehen kamen und gingen nach wie vor, und wir waren beide davon überzeugt: heute wird das nix mehr, und ich hab noch gesagt, dann kann Uli ja morgen wieder ins Büro gehen. Denkste...
Ich glaub so um 21 Uhr hatte ich zum ersten Mal eine "richtige" Wehe, die echt schmerzhaft war, und ab da ging es dann langsam los. Ich wollte es aber immer noch nicht wahrhaben, und wir sind erstmal um 22 Uhr ins Bett, weil ich dachte, vielleicht gehen die Wehen dann wieder weg. Das war aber nicht der Fall, im Gegenteil, sie wurden so stark, dass ich es im Liegen nicht mehr aushalten konnte und zum Veratmen aufgestanden bin. Aber obwohl sie jetzt kurz hintereinander kamen (ca. alle 5 Minuten), waren sie immer noch so kurz, immer nur so 20-30 Sekunden, deshalb haben wir lange gezögert, Christiane anzurufen. Irgendwann nach 23 Uhr haben wir das aber doch getan, und sie meinte, wir sollten dann doch besser mal losfahren; sie würde uns dann im Geburtshaus treffen.
Um kurz nach Mitternacht kamen wir im Geburtshaus an, Christiane schaute nach dem Muttermund und --- siehe da, er war bereits 8 cm geöffnet! Von wegen Vorwehen und das Baby braucht bestimmt noch 2 Wochen... ;-)
Ich habe die Wehen zunächst im Stehen am Seil weiter veratmet, bis die Geburtswanne vollgelaufen war, dann sind wir in die Wanne umgezogen. Da war ich lange... jegliches Zeitgefühl ist mir da aber abhanden gekommen, weil die Wehen dort so heftig wurden, dass ich mit Veratmen sehr gut beschäftigt war!
Schließlich meinte Christiane, sie wolle nochmal nach dem Muttermund schauen und ich solle vielleicht nochmal aus der Wanne raus, da das warme Wasser die Wehen so richtig "angeheizt" hatte und ich langsam nach einer Pause lechzte. Also raus aus der Wanne, und es wurde tatsächlich erstmal etwas weniger. Der Muttermund war nun komplett geöffnet, und ich dachte, nun gehts doch bestimmt fix, aber leider war das erst der Anfang. :???:
Ich habe wie gesagt alles Zeitgefühl verloren, ich weiß nur, dass wir verschiedene Positionen versucht haben. Vierfüßler auf der Matte, kniend vorm Bett, seitlich liegend auf dem Bett, hockend und im Rücken von Uli gestützt... die Wehen waren jetzt sehr schmerzhaft, und ich dachte etliche Male, warum habe ich mir das bloß angetan, ich will ne PDA.... aber gesagt habe ich das nicht, eine Verlegung wäre für mich auch irgendwie gar nicht in Frage gekommen, weil ich irgendwie gedacht habe, ich steh das lieber an Ort und Stelle durch, als in dem Zustand irgendwohin zu fahren. Denken konnte ich also noch. ;-)
Irgendwann zwischendurch hat Christiane die Fruchtblase geöffnet, in der Hoffnung, dass das die Geburt vielleicht doch etwas beschleunigt, aber das hat nicht so viel geholfen, unser Baby ließ sich einfach Zeit. Blöd war nur, dass es halt echt schmerzhaft war; ich sollte schon etwas mitpressen, aber auch das tat so weh; ich glaube ich habe in den Wehenpausen nur noch rumgejammert. Zu guter letzt sind wir wieder in die Wanne umgezogen, und da habe ich mich nochmal richtig ins Zeug gelegt; teils im Liegen, während Uli und Christiane rechts und links meine angewinkelten Beine beim Pressen hielten, zwischendurch immer mal wieder im Hocken, da dies im Becken den meisten Platz schaffen sollte. Ich hatte das Gefühl, es ginge gar nicht mehr weiter, egal wie oft Christiane sagte, das sei jetzt Millimeterarbeit und es ginge doch voran, und in den Wehenpausen habe ich immer wieder gejammert "ich kann nicht mehr", "ich schaff das nicht" und "es tut so weh". Mein armer Mann... für den war das richtig heftig. Aber er hat Christiane dann wohl mal beiseite genommen und gefragt, ob das alles noch ok ist, und sie sagte ihm, er solle sich keine Sorgen machen, sie hätte schon ganz andere Frauen erlebt; solange ich mich noch beschwere, sei alles ok, außerdem hätte ich Kraft wie ein Bär ;-) und würde das ganz sicher schaffen.
Nach einer halben Ewigkeit (so schien es mir zumindest) merkte ich aber doch selbst, dass sich da was tat und sich das Köpfchen langsam vorarbeitete. Da habe ich mir trotzdem noch Zeit gelassen, weil es ja dann schmerzmäßig in der Tat nochmal eine Steigerung gibt, aber allzulange hat es dann nicht mehr gedauert. Zuerst kam das Köpfchen und ich brüllte "ich zerreiße!", aber Christiane beruhigte mich und sagte, alles würde super halten, außerdem wurde sie nun etwas energisch und sagte, ich solle nun eine Wehe pausieren und dann noch ein einziges Mal pressen, dann sei es geschafft.
Na, das waren doch mal erfreuliche Aussichten! Ich befolgte ihre Anweisungen, dachte zwar weiterhin, ich würde in Stücke gehen, aber nach einem letzten Schmerz war auf einmal alles vorbei und das Baby ins Wasser geflutscht! "Sollen wir ihn auftauchen lassen?" Da musste ich erstmal nach meiner Brille verlangen, die hatten wir im Geburtszimmer gelassen, aber Uli rannte schon, um sie zu holen, und dann tauchte unser kleiner Frosch aus dem Wasser auf! Ich sah zuerst seinen Oberkörper und sein Gesicht; er riss gleich seine riesengroßen blauen Augen auf und guckte in unsere Richtung! Ich bekam ihn auf die Brust gelegt und war einfach nur fassungslos. So ein süßes Baby! Gar nicht verschrumpelt oder verquollen oder verschmiert, er sah gleich perfekt aus! Er muss wohl auch einmal kräftig gebrüllt haben, aber das hab ich irgendwie gar nicht mitgekriegt.
Erst nach ein paar Minuten kamen wir auf die Idee zu fragen, ob Mädchen oder Junge, und es war eine Überraschung - ein Junge! Wir hatten irgendwie alle mit einem Mädchen gerechnet, rein gefühlsmäßig, und auch Christiane hatte auf ein Mädchen getippt, weil sie meinte, die Herztöne seien die ganze Zeit so super gewesen, das sei meist bei Mädchen der Fall.
Während Uli und die Hebammenschülerin Erik erstmal versorgten, brachte Christiane mich aus der Wanne und erstmal ins Bett, denn obwohl mir die ganze Zeit super heiß gewesen war, schlotterten mir nun die Knie und ich zitterte vor Kälte. Dort kam dann ziemlich flott auch die Plazenta, was meinerseits noch ein einmaliges ganz kurzes Pressen erforderte, dann war auch das vorbei. Nachdem Christiane sich davon überzeugt hatte, dass sie vollständig war, untersuchte sie mich. Ich habe eine Dammschürfung davongetragen, die mit einem einzigen Stich genäht wurde (man hätte es wohl nicht unbedingt nähen müssen, aber Christiane meinte, wenn sie das selbst wär, würde sie es machen, weil es genau am Scheideneingang läge und so besser verheilen würde). Eigentlich hatte wohl alles super gehalten, aber mit der ersten Schulter hat der kleine Schatz wohl eine Hand mit rausgeschoben, deshalb die Verletzung.
Schließlich war all das überstanden, und dann haben sie uns erstmal ganz lange mit dem Kleinen allein kuscheln lassen. Später haben sie ihn noch gemessen und gewogen - er war 53 cm groß, 3780 g schwer und hatte einen Kopfumfang von 36 cm. Die Geburtszeit war 05:19 morgens, also etwa 5 Stunden nach unserer Ankunft im Geburtshaus.
Wir sind dann noch einige Stunden dort geblieben, um auszuruhen; eigentlich wollten wir erstmal schlafen, aber wir waren noch viiiiiel zu aufgeregt. Ich konnte einfach nicht aufhören, Erik anzuschauen und zu grinsen, und auch Uli konnte es irgendwie noch nicht richtig fassen.
Am späten Vormittag hatte sich mein Kreislauf dann einigermaßen stabilisiert, ich hatte auch schon wieder Hunger, und nachdem Uli uns bei einer Bäckerei was zu frühstücken geholt hatte sind wir dann nach Hause gefahren.
Zu Hause gab es leider nochmal einen etwas unschöneren Zwischenfall, ich bin nämlich nach dem Aussteigen aus dem Auto auf der Straße umgekippt, aber obwohl ich echt mit dem Kopf auf den Asphalt geknallt bin ist nichts passiert, nur meine Brille verbogen. Unkraut vergeht halt nicht...
Alles in allem finde ich, es war schon heftig - da der Muttermund ja schon so nach einer Stunde komplett auf war habe ich im Prinzip für den ganzen Rest 4 Stunden gebraucht, und das war echt schmerzhaft. Ich habe oft gedacht, warum hab ich mir das ohne Schmerzmittel angetan, das mach ich nie wieder, aber im Nachhinein würde ich es wieder genauso machen. Ich glaube, dass Christiane uns auch super da durch gebracht hat, ich bin froh, dass wir sie hatten. Ich war auch nach der Geburt ziemlich schnell wieder fit, was ich auch nicht zuletzt meinem Mann zu verdanken habe, weil er mir wirklich sämtliche Arbeit zu Hause abgenommen hat (ich hab bis zum 3. oder 4. Tag nicht einmal selbst gewickelt, er hat mich nicht gelassen!).
Und was für ein Gefühl das ist, wenn das Kleine einmal da ist, das wissen ja die meisten von euch (die schon Kinder haben) selbst bzw. an die Noch-Schwangeren: ihr werdet es ja sehen - freut euch auf den Moment, es ist wirklich einzigartig!
Viele Grüße
Kommentare
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liebe Grüße, Sanne
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Herzlichen Glückwunsch!
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Schöner Bericht.
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