gezittert und geweint

30plus30plus

31

bearbeitet 22. 12. 2006, 00:13 in Geburtsberichte
Lillit ist sehnsüchtig erwartet worden, ich war "schon" 4 Tage über dem ET, als ein stärkeres Ziehen im Unterbauch abends am 29. 11. gegen 23.00 Uhr die Geburt ankündigte. Die nächsten 3 Stunden verbrachten mein Mann und ich mehr oder weniger komfortabel zu Hause. Mein Mann war irgendwie da und doch nicht zu present, so dass ich ganz gut in die "Wehenarbeit" eintauchen konnte, er bereitete Tee und Schnitten, lud den Koffer schon ins Auto...all die kleinen Dinge. Die Atmung lief automatisch; Bewegung tat mir sehr gut. Ich war so froh, dass es nun losgeht, auch etwas bange über dass, was noch vor uns liegt. Die Schmerzen wurden stärker und alle 2-3 Minuten kamen die Wehen für etwa 1 Minute lang. Ich hielt noch eine vierte Stunde im heissen Badewasser aus, Kerzen, Entbindungsduft und J.S. Bach's englische Konzerte halfen mir, genauso wie unser schwarzer Kater, der irgendwie besorgt auf dem Wannenrand hockte.
Wir brühten Himbeerblättertee auf und das Sitzdampfbad damit gab Stärke und Vertrauen. Langsam erschreckten mich die Schmerzen und die eh schon kurzen Pausen reichten nicht mehr zum Entspannen. Wir entschieden loszufahren. Das Krankenhaus in Tel Aviv hatten wir schon mehrfach für Vorsorgeuntersuchnungen besucht, es wurde eine Muttermundöffnung von 4cm festgestellt, ich war richtig stolz! Unter Wehen musste ich das etwas lahme Aufnahmeprozedere über mich ergehen lassen: Wehenschreiber, Urinprobe, wie ich dass schaffte, weiss ich nicht mehr so genau. Im Kreissaal, der ein kleiner privater Raum ist, erwartete uns Hebamme Iris, sehr gemütlich, semitisch und so lieb. Ich wollte die PDA, die Schmerzen frassen mich einfach auf. Gott war ich froh, meinen Mann an meiner Seite zu haben, seine Hand zu halten, am liebsten wäre ich in ihn hineingekrochen, so viel Angst wie ich plötzlich hatte. Die Herztöne unserer Tochter sausten in den Keller, noch waren wir nicht zu beunruhigt. Die PDA wurde fachmännisch gesetzt, bald spürte ich Erleichterung und mein Mann ging das Auto parken. Die Fruchtblase platzte und der nächste Schock, das Fruchtwasser war grün, bereits mit Mekonium versetzt. Iris beruhigte mich, der Chefarzt vom Dienst kam kurz und verschwand wieder mit hochmütigem Blick. ... und wieder Böhnchens Herztöne....die kalte nackte Angst überfiel mich..
Sie gaben mir Sauerstoff und wieder kamen ÄrztE und so fand mich mein Mann mit Sauerstoffmaske und von Ärzten umringt. In meinem Kopf spukten die Horrorvorstellungen: lebt es noch? hat es Sauerstoff, vielleicht die Nabelschnur um den Hals, komme ich hier mit unserem Baby hier lebend raus...? Wir sind vor Angst fast vergangen und der Muttermund war nach 3 weiteren Stunden gerade bei 5cm. Es gab Schichtwechsel bei den Hebammen und welch ein Schock, ein richtiger "General" nahm Iris Platz ein. Alles an ihr war kalt wie eine Hundeschnautze, sie war ruppig bei den Untersuchungen, befahl mich zu drehen, die Beine zu öffnen etc. mein Muttermund ging gleich wieder 1cm zu :neutral: .
Böhnchens Herztöne gingen rauf und runter, damit auch unsere Hoffen und Bangen. Es gab noch Oxytocin, damit die Wehen wieder ansprangen, damit hatte ich endgültig Kontrolle und Herrschaft über meinen Körper abgegeben. In welche Hände ? Meine Aggressionen steigerten sich, als mir ein nur russisch sprechender Taigaarzt das PDA -Anesthetikum statt in den Rücken ins Gesicht spritzte! war ja sonnenklar, mein Mann wusch mir liebevoll das Gesicht. Ich muss immernoch weinen, wenn ich daran denke, er ist die Liebe meines Lebens. Langsam verlor ich die Hoffnung auf eine "natürliche" Geburt. Auch Anrufe bei unseren Kontakten beim Klinikchef und einer befreundeten Hebamme zeigten mir nur wie falsch und eigennützig diese Menschen sind: plötzlich waren alle zucksersüss und freundlich und mir war nur noch schlecht.
Hier würde sich nichts öffnen, mein Gebärkanal nicht und auch sonst nichts. Nach 12 Stunden war der Muttermund auf 5,5cm und der Kopf von Böhnchen unverändert auf -2. Ich bekam Fieber und wieder Medikamente, Schüttelfrost und starke Schmerzen in der rechten Seite/ Bein.
Ich sagte ich will den KS, Schluss mit dem Theater und der Quälerei! Raus mit dem Kind, es soll nicht länger leiden, ich will es endlich sehen, berühren. Die OP war OK, mein Mann an meinem Kopfende, der erste so befreiende Schrei unserer Tochter schon nach 5 Minuten.. ich war in Trännen aufgelöst, sie sah so schön aus, so gesund. Was für eine Erleichterung, welche Erlösung. Der Taigaartz hatte ein abgebrochenes Skalpell an meinem Finger vergessen, als er bei meinem Ehering, den er mit einem Plastikband unterlegen wollte, scheiterte...egal, Lillit lebt, ihr geht es gut und ich hatte es überstanden. Die "Generalhebamme" hielt mir meine Tochter etwa 20 Sekunden ins Gesicht, dann wurde ich zugenäht und in den Aufwachraum verfrachtet.. alles egal, Lillit geht es gut, unsere Tochter ist geboren, welch eine Freude welch ein unendliches Glück!

Kommentare

  • EowynEowyn

    27,156

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Herzlichen Glückwunsch zu deiner Tochter :bounce02:

    Zu dem Geburtserlebnis kann man dich ja leider nicht beglückwünschen. :sad: Vielleicht hilft es dir ein bisschen das hier alles aufgeschrieben zu haben.
  • MajonieMajonie

    3,882

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ich gratuliere dir auch recht herzlich! aber so ganz verstehe ich den bericht nicht- wiso wurde das mittel in dein gesicht gespritzt? wozu wollte man deinen ring unterlegen? ich hätte noch mehr fragen- aber diese brennen am meisten :oops: - du musst mir natürlich gar nicht antworten, vorallem nicht wenn dich das aufregen würde!
    letztendlich wichtig ist ja das ihr beide gesund und munter seit!
  • 30plus30plus

    31

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    An meiner Schulter war der Zugang zu dem PDA -Schlauch in meinem Rücken angeklebt, es sah aus wie eine kleine Plastikmedaillie, etwa 4cm Durchmesser mit klarer Flüssigkeit. Der Arzt wollte über diesen Zugang mehr Anesthetikum per Spritze nachfüllen, dabei spritzte er in mein Gesicht.

    Der Ehering ging wegen der Ödeme nicht mehr von meinem Finger, deshalb, so erklärte man mir in sehr gebrochenen Englisch, musste das Metall von der Haut isoliert werden, und sie versuchten unter den Ring einen Plastikschlauch zu ziehen, zur Isolation ??

    @eowyn Es tat wirklich gut, das hier aufzuschreiben, und es ist wirklich alles wieder gut wenn man sein Kind in den Armen hält.
  • MajonieMajonie

    3,882

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    ahhh- etwas klarheit ;-)
    dankeschön :oops:
  • NukaNuka

    2,340

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    :bounce02:
    Glückwünsche zur kleinen Lillit!

    Auch wenn die Geburt nicht so optimal verlaufen ist , so ist doch trotzdem die Hauptsache, daß ihr beide sie heil überstanden habt.
Hey! 1 Frage - 100 Antworten!
Im BabyForum kannst du dich einfach, sicher und anonym mit (werdenden) Mamas und Papas in deiner Nähe austauschen. Registriere dich jetzt, um alle Bereiche zu sehen und mitzuplaudern:Kostenlos registrieren

Hey & Hallo im Forum!

Neu hier?
Tritt unserer Community bei um alle Bereiche zu sehen und (werdende) Eltern kennenzulernen!

Aktionen

Ratgeber

Ratgeber - Baby und Eltern beim Kuscheln

Social Media & Apps

Registrieren im Forum