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EX-RAF-TERRORISTIN
Bundesanwaltschaft fordert Freilassung von Mohnhaupt
Seit mehr als 24 Jahren sitzt Brigitte Mohnhaupt im Gefängnis, jetzt steigen die Chancen der früheren RAF-Terroristin auf ein baldiges Ende ihrer Haft: Die Bundesanwaltschaft beantragte vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht, die restliche Strafe zur Bewährung auszusetzen.
Stuttgart - Nach mehr als 24 Jahren hinter Gittern hat die zu lebenslanger Haft verurteilte frühere RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt gute Chancen auf Entlassung aus dem Gefängnis. In einer nicht-öffentlichen Anhörung des Oberlandesgerichts (OLG) Stuttgart beantragte der Vertreter der Bundesanwaltschaft heute, die Strafe zur Bewährung auszusetzen. Das gab das OLG bekannt. Nähere Angaben machte das Gericht nicht.
DPA
Die einstige RAF-Topterroristin Brigitte Mohnhaupt: Freilassung im März
Damit könnte die 57-jährige Mohnhaupt frühestens am 26. März freikommen. Das OLG will seine Entscheidung in der ersten Februarhälfte bekannt geben. Die letzte mündliche Anhörung der früheren Terroristin hatte am 21. Februar 2006 stattgefunden. Damals lehnte das OLG den Antrag auf Aussetzung des Restes der lebenslangen Freiheitsstrafe mit der Begründung ab, die besondere Schwere der Schuld gebiete die weitere Vollstreckung. Unterdessen mehren sich auch Forderungen nach Begnadigung des Mohnhaupt-Komplizen Christian Klar. Auch er sitzt seit über 24 Jahren in Haft.
Mohnhaupt gehörte von 1977 bis zu ihrer Festnahme 1982 zu den führenden Köpfen der "Roten Armee Fraktion". Sie gilt als Rädelsführerin der Entführung und Ermordung des Arbeitgeber- Präsidenten Hanns-Martin Schleyer im Herbst 1977 und war im selben Jahr an den Morden an Generalbundesanwalt Siegfried Buback und Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto beteiligt. 1985 erhielt sie fünf Mal Lebenslang. Die Mindestverbüßungsdauer läuft Ende März aus.
Schleyers Witwe Waltrude reagierte mit vehementer Ablehnung auf die Anhörung: "Lasst die Mörderin meines Mannes nicht frei!", sagte sie der Berliner Tageszeitung "B.Z.". "Ich werde Brigitte Mohnhaupt nie vergeben können." Diese habe sich kein einziges Mal bei ihr gemeldet. "Sie hat sich bis heute nicht bei mir entschuldigt."
RAF-Terroristen: Mohnhaupt und Klar bald frei?
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Einem Gutachten zufolge gilt die lange als RAF-Hardlinerin eingestufte Mohnhaupt nicht mehr als Rückfall-gefährdet. Damit kann die Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden. Die einstige Philosophie- Studentin war schon zwischen 1972 und 1977 inhaftiert. Sie verbrachte fast ihr gesamtes Erwachsenenleben in Haft oder im Untergrund.
Mit Blick auf Christian Klar begrüßte es der Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, dass der Bundespräsident Berichten zufolge eine Begnadigung erwägt. Dies wäre "ein Signal der Versöhnung, das nach deutlich mehr als 20 Jahren Gefängnis angemessen ist", sagte Beck der "Netzeitung". Die Linksfraktion nannte eine Entlassung des 54-Jährigen überfällig.
Quelle: Spiegel.de
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Kommentare
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Das Problem ist, dass Recht und Moral zweierlei sind. Sie wollen das Recht von dem Staat den sie zerstören wollten (oder noch wollen?) und können das wohl auch beanspruchen.
Ich habe in meinem ganzen Leben nie wieder so viel Angst gehabt wie damals, auch um mein kleines Kind. Das Leben war eingeschränkt durch ständige Kontrollen von seeeehr nervösen jungen Polizisten, Schießereien auf Bahnhöfen offener Straße oder im Cafe. Mich graust es wenn ich daran denke. :shock:
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Mich bedrückt sowas. Ich frag mich dann immer, wo das alles noch hinführen soll, wenn unsere Rechtssprechung so "biegsam" ist, dass der gesunde Menschenverstand zweifelt, ob das überhaupt noch "Rechtsprechung" sein kann... :sad:
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Jeder "normale" Mehrfachmörder wäre wohl schon wieder draußen, die beiden haben die 25 Jahre fast voll. Die Motive waren politscih, und nicht Habgier oder Eifersucht. Warum sollten sie dafür härter bestraft werden?
Justizvollzug hat Resozialisierung zum Ziel, die gelingt aber nicht, wenn man für immer in Haft bleibt.
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Ich möchte dabei folgendes zu bedenken geben:
In der Nacht vom 26. zum 27. März 1993 noch überwanden vier bis fünf Personen die gerade fertiggestellete 250 Millionen Mark teuren Justizvollzugsanstalt Weiterstadt. Dabei waren sie mit Strumpfmasken maskiert und mit MPs und Pistolen bewaffnet. Sie überwältigeten den Wachmann sowie zehn andere Personen, die sich in dem Gebäude aufhielten, fesselten sie und sperrten sie in einen grünen Lieferwagen, welcher dann einige hundert Meter von der JVA abgestellt wurde.
Mit 200kg Sprengstoff wurde die nagelneue Anstalt in einen Trümmerhaufen verwandelt. Schaden: 100 Millionen Mark. Der höchste Sachschaden in der Geschichte des Terrorismus in der Bundesrepublik.
1993 ist nicht wirklich lange her und weiter zu bedenken geben möchte ich, dass die RAF sich erst 1998 offiziell aufgelöst hat.
Und in diesem Zusammenhang frage ich mich ernsthaft, wie eine Resozialisierung funktionieren könnte, wenn es kein Schuldeingeständnis gab? Wie kann es funktionieren, wenn Menschen ein solches Gedankengut haben und auch nicht abgelegt haben in all`den Jahren Haft und noch nicht einmal in der Lage sind sich bei den Hinterbliebenen zu entschuldigen?
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Moniflori: Danach wird aber bei einem Täter, der andere Motive hatte, auch nicht gefragt: Nach Einsicht, Reue oder so... gute Führung reicht, bzw. nach 25 Jahren ist es so oder so vorbei.
Und eben, die RAF hat sich vor 9 Jahren aufgelöst, ich glaube nicht, dass sie sich neu formieren weren, nur, weil die jetzt frei kommen.
Viele NS-Täter haben weniger Zeit abgesessen, oder garkeine, sondern bekamen sofort wieder tolle Posten zugeschanzt.
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Na das beruhigt aber auch nicht gerade :???: Und gute Führung heist ja grade Reue usw. Nja ob immer echt, will ich nicht beurteilen.
Lieber Gruß
Caro
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Und grade das finde ich das gefährliche an der Sache! Eine politisch oder religiös motivierte Tat ist meiner Meinung nach schwerwiegender zu bewerten, denn da steckt eine Lebenseinstellung dahinter und nicht "nur" ein situationsbedingter "Kurzschluss" wie Rache oder Habgier (was ja im übrigen auch als "Verbrechen im Affekt" strafrechtlich gesehen mildernd wirkt). So eine Lebenseinstellung legt man nicht mal eben ab und zieht sich das nächste Hemd an. Und schon gar nicht, wenn man das Gelebte und Erlebte nie offen abarbeitet und Reue zeigt.
Ein ehrenwertes Ziel, aber das funktioniert wirklich bei den wenigsten! Und man sieht ja an den vielen Wiederholungstätern oder einschlägig Vorbestraften die dann wieder straffällig werden wie toll das funktioniert... :roll: Da bin ich ziemlich hart, ich weiß, aber meiner Meinung nach gehörten bestimmte Täter einfach lebenslang hinter Gitter und nicht mit Kuschelkurs wieder auf die Menschheit losgelassen.
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Und was Frau Mohnhaupt angeht: Mal sehen, wann sie das erste Mal in einer "Talkshow" auftritt und ihre Weltanschauungen der breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. :roll:
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