59,500
Die medizinischen Wirkungen von Rooibos-Tee
Knapp ein Jahrhundert ist es her, als ein russischer Kaufmann in den Cedarbergen etwa 100 Kilometer nördlich von Kapstadt die dortigen Ureinwohner dabei beobachtete, wie sie sich aus den Blättern und Ästen eines Strauches, der so unscheinbar wirkte wie eine Zwergenkiefer, einen Tee zubereiteten. Die ungewöhnlich gesund und jugendlich wirkenden Männer und Frauen ließen den Kaufmann kosten, und der war - obwohl ihm als Abkömmling einer alten Teehändlerfamilie die feinsten Teesorten bekannt waren - ob des fruchtigen Geschmacks so begeistert, dass er ihn auf den Markt auf den Markt brachte. Der Rotbusch- bzw.Rooibostee war geboren.
In Südafrika wurde er daraufhin zum Alltagsgetränk, in anderen Ländern wie etwa Deutschland konnte er sich hingegen zunächst nicht durchsetzen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Einmal sicherlich die Apartheitspolitik, durch die Südafrika lange Zeit von der übrigen Welt isoliert wurde, andererseits hat der Rooibos aber auch ein Image-Problem. Denn er schmeckt süßlich und besitzt eine knallig rotbraune Farbe, und dadurch fehlt ihm das Dezente und Feinsinnige, was seine berühmten „Teekollegen“ aus Indien und China ausmacht. Doch jüngere Verkaufszahlen belegen, dass der Rotbusch auch hierzulande in den Teetassen an Bedeutung gewinnt. Und das ist sicherlich ein Gewinn, denn Rooibos hat einige medizinische Vorzüge zu bieten.
Die natürliche Allergiebremse
Herausragend sind sicherlich seine antiallergischen Effekte. Es war im Jahre 1968, als eine genervte Mutter namens Annique Theron ihrem allergischen, 14 Monate alten Baby etwas heißen Rooibostee in die Milchflasche mischte, weil die Milch bereits kalt geworden war. Wie viele andere Mütter auf der Welt auch hatte die Südafrikanerin das Problem, dass ihr Baby pausenlos von Kolikattacken geplagt wurde und fortwährend schrie. Doch dann kam der Rooibos in die Flasche und die Situation sollte sich schlagartig ändern. Das erste Mal in seinem Leben schlief das Baby bereits in der folgenden Nacht drei Stunden komplett durch. Auch hörte es sofort auf, sich zu übergeben - was es normalerweise mindestens einmal täglich tat. Die Krämpfe wurden von Tag zu Tag besser, bis das Baby schließlich nach einigen Wochen komplett schmerzfrei war.
Annique Theron stellte umfangreiche Untersuchungen darüber an, ob irgend jemand schon einmal ähnliche Erfahrungen mit Rooibos gehabt hätte wie sie. Fehlanzeige! Rooibos war wohl als gesundes Alltagsgetränk bekannt, doch von einer kolik- oder gar allergiehemmenden Wirkung wusste man bislang nichts.
Daraufhin sucht die Frau andere Mütter, deren Kinder unter Nahrungsmittelallergien litten und ständig von Kolikattacken heimgesucht wurden. 18 Frauen stellten sich und ihr Baby zu einem Rooibos-Test zur Verfügung. Das Ergebnis: Alle Babys reagierten positiv darauf, wenn Rooibos unter ihre Nahrung gemischt wurde. In einigen Fällen verschwanden die Krankheitssymptome binnen weniger Tage.
Seit diesem Ereignis vermochte Annique Theron Tausenden von Müttern und deren Babys - aber auch Erwachsenen mit allergischen Erkrankungen - durch Rooibos zu helfen. Ihre Erfahrungen veröffentlichte sie 1970 in einem Buch mit dem Titel „Allergies: An Amazing Discovery“.
Die Erfahrungen der Mutter wurden durch wissenschaftliche Beobachtungen bekräftigt. Demzufolge besitzt Rooibos seine größten Chancen bei Nahrungsmittelallergien, die ihren Ausgang vom Verdauungstrakt nehmen, in einigen Fällen hilft er aber auch bei Allergien, die sich in den Atemwegen oder auf der Haut zeigen.
Hauptverantwortlich für diese Effekte sind wahrscheinlich seine Flavonoide. Vom Querzetin ist schon länger bekannt, dass es die - bei Allergien besonders problematische - histaminvermittelte Immunmantwort dämpft. Aspalathin, das lediglich im Rotbusch und sonst in keiner anderen Pflanze zu finden ist, ähnelt in seinem Aufbau anderen bekannten Pflanzenstoffen, die als spasmolytisch bezeichnet werden - darunter versteht man die Fähigkeit, die Darmmuskulatur zu entspannen und dadurch Krämpfe im Darmbereich zu lösen. Darüber hinaus entschärft es aggressive Sauerstoffverbindungen (die berüchtigten „freien Radikale“), die unser Immunsystem irritieren und entzündliche Reaktionen im Körper fördern. Sehr wahrscheinlich wirkt Aspalathin aber auch noch auf andere Weise modulierend auf unser Immunsystem - dies herauszufinden, wird zu den wichtigen Aufgaben der Rooibos-Forschung in den nächsten Jahren gehören.
Ein wirksamer Hautschutz
1973 entwickelte Annique Theron eine Hautcreme auf Rooibos-Basis. Sie benutzt sie selbst, und ihr frisches Endevierziger-Aussehen mit fast 70 Jahren gibt der Frau recht. Wissenschaftler wissen außerdem mittlerweile darum, dass Rooibos ähnlich antioxidative und damit hautverjüngende Eigenschaften wie Grüner Tee besitzt. Nicht umsonst werden Grüntee und Rooibos bereits von der kosmetischen Industrie für ihre Cremes und Hautpflegeprodukte herangezogen.
Auf einem japanischen Kongress über die Fortschritte der Teeforschung wurde außerdem von positiven Effekten des Rooibos bei unterschiedlichen Hauterkrankungen berichtet. Demzufolge unterstützt er den Heilungsverlauf von Windelausschlägen, Lichtdermatosen, Sonnenbrand und Nesselsucht, er hilft sogar bei der Behcet-Krankheit, einer chronischen Geschwürkrankheit, die von der Mund- und Genitalschleimhaut ausgeht und bei schwerem Verlauf zur Erblindung führen kann.
Krebsvorbeuge
Seinem breiten Profil an Flavonoiden verdankt der Rooibos die Tatsache, dass er ähnlich krebshemmende Eigenschaften wie Grüner und Schwarzer Tee besitzt. Hervorzuheben ist ihre Fähigkeit, aggressiven freien Radikalen - die als einer der Hauptauslöser für Krebserkrankungen gelten, da sie die Zellmembranen durchdringen und das Erbgut der Zellen verändern können - den Wind aus den Segeln zu nehmen. Darüber hinaus können die Rooibos-Flavonoide bestimmte krebsauslösende Enzyme in unserem Organismus hemmen. Einige von ihnen sind schließlich imstande, in direkter Wechselwirkung mit dem Erbgut der Zellen zu treten. Ihr Trick besteht dann darin, genau diejenigen Stellen am Erbmaterial zu besetzen, an dem sich sonst krebserregende Stoffe andocken würden. Mit anderen Worten: Sie setzen unserem Erbmaterial eine Maske auf, so dass es von krebsauslösenden Stoffen - den Kanzerogenen - nicht mehr erkannt und angesteuert wird.
Eisen- und Vitaminlieferant
Auch als Nahrungsergänzung kann der Rotbusch wichtige Dienste leisten. Hervorzuheben sind vor allem seine Anteile an Fluor, Magnesium und Eisen. Rooibos besitzt außerdem den Vorteil, auch noch über ausreichend Kupfer und Vitamin C zu verfügen, die unseren Organismus das Eisen besser aufnehmen lassen und es der Blutbildung zuführen. Demgegenüber enthält er im Unterschied zu Schwarzem Tee kaum Tannine, die unsere Fähigkeit zur Eisenverwertung einschränken. Rooibos empfiehlt sich daher für den Speiseplan von schwangeren und stillenden Frauen sowie Vegetariern und Veganern, um Defiziten in der Eisenversorgung vorzubeugen.
Die Zubereitung
Die Zubereitung von Rotbusch ist recht einfach. Zunächst wird das Wasser im Kessel bis zum Siedepunkt erhitzt, währenddessen deponieren Sie den Rooibostee in der Kanne. Die Menge: 1 gehäuften Teelöffel pro Tasse (200 - 250 ml). Dann gießt man das kochende Wasser in die Kanne. 2 bis 3 Minuten ziehen lassen, schließlich durch ein Leinentuch oder einen feinen Filter abseihen und in die Tassen gießen. Der „grüne“, unfermentierte Rooibostee kann auch etwas länger (bis zu 5 Minuten) ziehen.
Wie beim Grünen Tee, so sind auch beim Rooibos bis zu drei Aufgüsse möglich. Geschmacklich stehen sie dem ersten Aufguss kaum nach. Der erste Aufguss hat jedoch schon die Inhaltsstoffe des Tees zum Teil aus ihren festen Verbindungen gelöst, so dass die Folgeaufgüsse nur noch 30 bis 60 Sekunden ziehen müssen. Ihr Gehalt an Vitamin C ist geringer als beim ersten Aufguss.
Die Dosierung
Grundsätzlich muss der Rotbusch recht hoch dosiert zum Einsatz kommen, wenn er seine gesundheitsfördernden Effekte entfalten soll. Dies stellt jedoch kein größeres Problem dar, denn im Unterschied zu Schwarzem oder Grünem Tee enthält Rotbusch kein Koffein, man kann ihn daher durchaus in Mengen von ein bis zwei Litern pro Tag trinken. In einigen Gegenden Südafrika wurde er dadurch zum Alltagsgetränk, das sich heiß zu kalten Wintertagen ebenso wie kalt zu heißen Sommertagen genießen lässt. Und aufgrund seines fehlenden Koffeins und einer beruhigenden Flavonoide eignet sich der Rotbuschtee durchaus als Schlummertrunk.
Aufgrund seines süßlichen Geschmacks und seiner intensiv roten Farbe kann der Rotbuschtee in Longdrinks und Bowlen verarbeitet werden. Für größere Partys eignet sich beispielsweise der Pfirsichnektar „Am Kap“, bei dem 1 Liter Rotbuschtee mit 2 Dosen abgetropften Pfirsichen und 50 g Kristallzucker vermischt werden.
Doch Rotbuschtee eignet sich sogar für Suppen, Eintöpfe und Fleischgerichte. Wer etwa ein Stück Rinderbraten die Nacht über in Rotbuschtee einlegt, wird am nächsten Morgen ein Stück Fleisch vor sich haben, das nicht nur ungewöhnlich zart, sondern auch ungewöhnlich rot und wohlschmeckend ist.
Kolikgeplagte Babys, die nicht gestillt werden, bekommen ihren Rotbuschtee am besten durch die Flasche gereicht. Bei Stillbabys besteht die wirksamste Möglichkeit darin, dass die Mutter den Rotbuschtee in großen Mengen trinkt. Seine kolikhemmenden Wirkstoffe gelangen dann durch die Milch in den Darm des Babys. Und als Nebeneffekt darf sich die Mutter gleich noch darüber freuen, etwas für ihren Eisenhaushalt und ihren Teint getan zu haben.
quelle: Dr.Jörg Zittlau, Wissenschaftsjournalist
"Rotbuschtee für Gesundheit und Schönheit", Ludwig, München, 2002
Neu hier?
Tritt unserer Community bei um alle Bereiche zu sehen und (werdende) Eltern kennenzulernen!