Hmmm, wo fange ich denn an?
Am besten am 06.02.2007. Wir waren nunmehr bei ET+7 und meine völlig entnervte Person wurde im Kreißsaal der Kaiserswerther Diakonie in Düsseldorf verlangt, zwecks Wehenbelastungstest. Was mein Frauenarzt nicht wusste – solch einen Test machen die gar nicht mehr. Tja, ich hatte mich schon gefreut, dass die „künstlichen“ Wehen dann vielleicht die richtigen auslösen und ich mich endlich wieder wie ein Mensch, statt wie ein Altbierfass fühlen darf. Dem war leider nicht so. Nach einem 20-minütigen CTG im Stehen wurde ich mit den Worten „Das sieht doch super aus. Wir sehen uns dann Freitagmorgen zur Einleitung wieder.“ nach Hause entlassen. Das war natürlich nicht ganz das, was ich hören wollte. Ich durfte dann also nach Haus gehen und bekam im Vorbeigehen noch den Tipp, doch einen „schönen Abend“ mit meinem Freund zu verbringen, was ich nur belächelte. Wie oft hatten wir das schon versucht? Naja, schaden konnte es ja auch nicht…
Am nächsten Morgen wachte ich gegen 8 Uhr auf und überlegte sofort, wie ich mich fühle. Hmmmm, das übliche Ziehen im Unterleib, mit dem ich schon seit Neujahr rumlief, also nichts besonderes. Da ich um 9 Uhr beim Frauenarzt sein musste, sprang ich dann mal in die Wanne. Und was war das? Ein ziemlich regelmäßiger Schmerz, alle 6-8 Min. Solche Schmerzen hatte ich definitiv noch nicht gehabt. Mein Freund wollte dann direkt ins Krankenhaus fahren, aber ich winkte ab. Ich wollte keinen blinden Alarm und lieber erstmal zum Frauenarzt, schauen, was der sagt.
Beim Frauenarzt erwähnte ich die Schmerzen mal nebenbei und wurde ans CTG gehängt. Nach einer halben Stunde wollte ich dann doch nicht mehr liegen und ließ es abschalten. Für mich sah die gezackte Linie aus wie immer, die Sprechstundenhilfe konnte auch nichts erkennen. Oh nein, also wirklich blinder Alarm…
Ab in die Umkleidekabine, noch schnell zur Untersuchung. Der Arzt schaute sich das CTG an und sah ganz andere Sachen, als die gute Frau und ich vorher. „Da sind ja regelmäßige Wehen“. So wurde ich dann also abgetastet und der MuMu war schon 2 cm offen. Tja, wie geht’s jetzt weiter? „Jetzt gehen sie mal nach Hause und entspannen sich. Vor morgen Mittag wird das nichts. Sie können ja mal heut abend ins Krankenhaus fahren und nach dem Zwischenstand fragen, wenn alles so bleibt.“ Na super, der Gedanke stimmte mich dann auch nicht fröhlich, obwohl ich mich doch so danach gesehnt habe, dass es endlich losgeht.
Nunja, wir fuhren dann nach Haus, ich legte mich auf die Couch und wollte schlafen. Mittlerweile war es 12 Uhr und die Schmerzen kamen alle 5 Min. Schwiegermama kam gegen 14 Uhr von der Arbeit, ob ich zwischendurch wirklich geschlafen hab, weiß ich gar nicht mehr. Sie riet mir, nicht auf der Couch zu liegen, sondern mich zu bewegen. Also schmissen wir uns in die Klamotten und fuhren zum nahe gelegenen Baggerloch, ein bisschen spazieren. Halb ums Baggerloch rum, gab ich auf. Wir mussten schließlich auch alle paar Meter stehen bleiben, da die nächste Wehe kam und mich buchstäblich in die Knie zwang. Scheinbar schien es zu wirken. Ich wollte dann aber doch wieder auf die Couch, egal, was Schwiegermutti sagt. Diese hatte dann ganz lieb für mich Spaghetti gekocht, nach denen ich vor dem Spaziergang scherzhaft verlangt hatte. Nun hatten wir kurz vor vier, Schwiegerpapa kam nach Haus. Seit einer halben Stunde bat ich meinen Freund, jede Wehe zu notieren, um ganz sicher zu sein, wie schnell die nun wirklich kamen. Alle 4 Min. Das war mir nun nicht mehr geheuer. Sch*iß auf den Zwischenstand, ich wollte JETZT ins Krankenhaus. Da ich mich kaum noch bücken konnte, half Schwiegermutti mir in die Schuhe. Was passiert dann natürlich, als sie unter mir hockt und die Schuhe bindet? Natürlich muss mir jetzt die Fruchtblase platzen. Mein lautes „Oh nein, es läuft“ ließ sie aus dem Weg gehen, ich wankte ins Bad und konnte mich noch aufs Klo retten, bevor ich die ganze Wohnung nass mache. Mein Freund brachte mir neue Sachen, nun konnten wir endlich los. 10 Minuten Autofahrt später waren die Parkplätze für werdende Väter natürlich belegt. Ich war gespannt, was im Kreißsaal los war (wie ich kurz darauf feststellte, war ich die einzige dort. Ich hasse solche Leute, die dann auf solchen Parkplätzen parken!!). Den Wagen also im Halteverbot abgestellt, dämmerte mir, welchen Tag und welche Zeit wir hatten. Mittwochnachmittag. Kreißsaalführung! Vor der Glastür angekommen mussten wir wenigstens nicht mehr klingeln, da gerade ca. 30 Leute hereingelassen wurden. Ich boxte mich durch die Menge, mein Freund mit der Tasche hinterher. Vorn angekommen grinste mich der Oberarzt schon an. „Da entlang, schafft die Kleine es doch allein, was?“ Wir berichteten der Hebamme dann von den Abständen zwischen den Schmerzen und was macht die?? „Gut, wir schreiben jetzt erstmal eine halbe Stunde CTG“. Ich hatte bloß den einen Gedanken – DAS kann jetzt nicht wahr sein. Naja, sie wird schon wissen, was sie tut. Nach 20 Minuten wurde sie wohl von meinen regelmäßigen Schreien angelockt, die Schmerzen waren mittlerweile unerträglich. Aber ich wusste, es kommt noch schlimmer. Nun durfte ich endlich in den Kreißsaal, sie fühlte und siehe da, der MuMu war bereits bei 6 cm. Sie schlug vor, mir ein Bad einzulassen. Ich dachte mir, dass es ja nicht schaden kann und willigte ein. In der Wanne hielt ich es ungefähr eine Stunde aus, mir kam es vor, wie 3. Ich wollte nur noch schlafen… Ich weiß nicht mehr, wie viel Uhr es war, ich weiß nur noch, dass ich zu meinem Freund sagte, bis 22 Uhr sei sie da. Die Hebamme erklärte mich für verrückt. „Das dauert noch!“
Wieder auf dem Kreißbett hatte ich plötzlich das Gefühl, ganz dringend drücken zu müssen. Die Hebamme fühlte noch mal. 9 ½ cm und die niederschmetternde Aussage „Wenn sie jetzt pressen, reißt innen alles auf, sie dürfen jetzt noch nicht“. Ja, was sollte ich denn machen?? Es kam eine Wehe nach der anderen, ich hechelte wie ein Hund und es war immer wieder der Impuls, zu drücken. Bei jeder Wehe vergaß ich das Atmen und brüllte nur noch den Schmerz aus mir raus, was meinen Freund rasend machte. „Du sollst atmen, jetzt reiß dich zusammen“. Wenn ich gekonnt hätte, ich hätte ihn verprügelt für diese Aussage, aber im nachhinein bin ich ihm so dankbar, ich hätte das allein niemals gepackt… Wenn ich für jedes „Atmen!“ von ihm und der Hebamme einen Euro bekommen hätte – ich wäre Millionärin! Ich bekam einen Wehenhemmer gespritzt, um eine kurze Atempause zu haben. Die hielt ganze 3 Minuten, dann kam die nächste Wehe. Ich konnte diesen Pressimpuls nicht mehr zurückhalten und tat einfach, was mein Körper wollte. Die Hebamme fühlte wieder. „Ja, wir versuchen es“… Ich presste so gut es ging und hatte das Gefühl, mir platzt der Schädel. Nach mehreren Versuchen, sagte sie plötzlich „Wollen sie mal den Kopf schauen, der kommt gerade.“ Ich lehnte dankend ab, ich wollte nicht den Kopf gucken, ich wollte das Kind endlich im Ganzen sehen. Mein Freund riskierte aber einen kurzen Blick. Dann fielen die Herztöne des Kindes plötzlich auf 69 und ich sollte aufhören und weiteratmen. Leicht gesagt… Die Hebamme schaute meinen Freund ernst an und sagte ihm, ich solle atmen, sie käme gleich wieder. Ich kann kaum beschreiben, wie ich mich gefühlt habe. Ich hatte eine Riesenangst um mein Kind und gleichzeitig den Wunsch, es möge doch endlich vorbei sein. Die Hebamme kam mit 2 Ärzten zurück. Eine Ärztin, die ich noch nie gesehen hatte und mein heiß verehrter Dr. Garcia, der Oberarzt, der mich bereits an der Tür empfangen hatte und auch die letzten Vorsorgeuntersuchungen gemacht hatte. Jetzt würde alles gut werden. Und ab da kann ich mich an kaum was erinnern, es ging alles verdammt schnell. Die Ärztin warf sich auf meinen Bauch und drückte von oben, zwischen meinen Beinen hantierte Dr. Garcia mit irgendwelchen Gerätschaften rum, es klimperte, ich hatte die Hand meines Freundes fest umklammert, weiß aber nicht, wo er zu dem Zeitpunkt gesessen oder gestanden hat. Rechts von mir saß die Hebamme und ermunterte mich, weiterzupressen und ich hatte bloß den Gedanken „Oh Gott, die schlachten mich… Wie im Mittelalter“. In dem Moment, als Dr. Garcia sagte, „Einmal noch, die Schulter ist schon da“, verließ mich die Kraft. Ich konnte nicht mehr pressen, ich wollte nicht mehr. Ich weinte und schrie. Alle um mich rum redeten auf mich ein, ich müsse mitmachen. Also gab ich mir noch den letzten Ruck und plötzlich gab es ein Geräusch, wie wenn ein Korken aus der Flasche gezogen wird (Aussage vom Papa, ziemlich treffender Vergleich, finde ich) und ich war im Himmel. Alle Schmerzen weg, der Bauch fiel nach unten, es war geschafft. Mein Freund wurde zwischen meine Beine zitiert, die Nabelschnur durchzuschneiden. Dann wurde unser Baby ins Handtuch gewickelt und unter die Wärmelampe gelegt. Es waren Minuten vergangen und ich realisierte, dass das Kind noch keinen Laut von sich gegeben hatte. Wieder kam die Angst, wie ein Hammerschlag. Doch niemand im Saal schien beunruhigt. Mein Freund brachte mir einen Becher Wasser, Dr. Garcia beglückwünschte uns und erklärte mir, dass er einen Dammschnitt hätte machen müssen. Die Kleine hatte die Nabelschnur um den Hals und deshalb hat er sie mit der Saugglocke geholt. Dafür war wohl der Schnitt nötig. Nabelschnur um den Hals? Warum schreit das Kind nicht? Ich bekam Panik. Warum sind bloß alle so ruhig? In dem Moment hörte man aus Richtung der Wärmelampe ein schwaches Quäken. Endlich wusste ich, meiner Tochter geht es gut. Wenig später wurde sie mir auch endlich in die Arme gelegt. Sie sah ein wenig gequetscht aus und hatte das typische Horn auf dem Kopf, von der Glocke. Aber sie war in dem Moment und ist auch jetzt noch für mich das schönste Baby der Welt…
Abschließend kann ich sagen, dass ich das nicht noch mal freiwillig erleben möchte. Emily wird wohl ein Einzelkind bleiben. Übrigens war sie um 20:29 Uhr da, wie war das mit „Das dauert noch“, Frau Hebamme??
Kommentare
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Was hat sie denn auf die Waage gebracht *neugierigbin*?
Meine erste Geburt war auch Horror, ich hab danach auch gesagt, nie wieder krieg ich ein Kind. Lass mal noch ein bisschen Zeit ins Land gehen, dann siehts schon wieder anders aus, glaub mir ;-) !
Eine schöne Kennenlernzeit und alles Gute für Eure kleine Familie!
LG
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da bist du ja!!! habe dich schon bei den Februar-Mamis vermißt...
Herzlichen Glückwunsch zu eurer Kleinen, sie hat sich doch ein schönes Geburtsdatum ausgesucht!!!
Die Gedanken an ein 2. Kind liegen einem nach eriner Geburt sicher erst mal fern, aber das kann sich alles noch relativieren,
Jetzt wünsche ich dir erst mal eine schöne Kennenlernzeit und erhol dich gut.
Milchbart
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:laola01:
Und ich glaub, "ich krieg sicher keines mehr", das sagen alle nach dem ersten ;-)
Alles Liebe für euch!
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Glückwunsch und schöne Kennenlernzeit!
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@LeandersMama: 3660 g, 53 cm war sie. Jetzt wiegt sie aber schon nen Kilo mehr :biggrin: