Hallo,
es ist zwar schon 5 Monate her, aber es ist ja nie zu spät ein solches Erlebnis zu berichten.
Zum Glück hatte sich mein Mann entschlossen, bei der Geburt dabei zu sein!
Also vorneweg muss ich sagen, so schnell vergesse ich das nicht und so schnell will ich kein zweites Kind!
) Wir wollen uns erstmal ganz auf Philipp konzentrieren.
Es war ein totales Erlebnis, keine Frage. Am 17.12. war der errechnete Termin für die Geburt. An dem Tag war ich noch beim Frauenarzt und es zeigte sich absolut nix auf dem CTG, Der Gebärmutterhals war zwar schon auf die Hälfte verkürzt (wahrscheinlich durch die Akupunktur), aber das hatte keinen Einfluss auf den Muttermund. Der war noch fest verschlossen. Die Fruchtblase war auch noch okay.
In der Nacht um 4 Uhr ging es dann schlagartig mit leichten Bauchschmerzen los. Ich schaute ganz aufgeregt auf die Uhr und merkte mir die Abstände. Das war nicht allzu schwer - alle 30 Minuten! Nico war auch schon ganz aufgeregt und fragte, wann wir ins Krankenhaus müssten.
Mittag rum rief ich dann meine Schwester an und erzählte ihr, was mit mir geschah. Sie meinte auch ganz aufgeregt "Das ist es! Jetzt geht´s los und wird nicht mehr lange dauern."
Also rief ich im Krankenhaus an und fragte, wann ich kommen kann. Die netten Hebammen meinten ich kann sofort zum CTG kommen. Also Nico und ich ins Krankenhaus in den Kreissaal.
Etwas enttäuscht stellte ich fest, dass auf dem CTG auch nicht viel zu sehen war. Aber die Hebamme war ganz guter Dinge, der Muttermund hatte sich plötzlich schon 4 cm geöffnet. Sie gab mir ein krampflösendes Zäpfchen mit nach Hause und sagte wir sollen spätestens 18:30 Uhr wieder da sein..
Wieder zu Hause angekommen, wirkte dann das Zäpfchen etwas und die Wehen wurden so stark, dass ich sie "veratmen" musste. Das gelang mit ja noch ganz gut.
Endlich war es kurz vor halb 7 und wir schlichen uns, nachdem Nico noch einkaufen war und wir noch schnell was gegessen hatten, aus dem Haus damit keiner blöde Fragen stellen konnte. Alle anderen schienen sowieso aufgeregter zu sein als wir selber und nervten uns schon Wochen mit Anrufen und tollen Geschichten und Tipps.
Im Wehenzimmer kämpfte ich also noch bis 22 Uhr mit den "leichten" Wehen. Die Hebamme setzte mich sogar noch auf diesen blöden Pezziball und machte noch ein CTG. Dann war es bei mir soweit. Ich wollte nur noch in die Geburtsbadewanne.
Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, bis das viele Wasser dort eingelaufen war. Dann aber fühlte ich mich erstmal erleichtert, vom Wasser und der Wärme.
Nach kurzer Zeit jedoch hatte ich das Gefühl schon mitpressen zu wollen oder besser zu müssen. Der Muttermund hatte sich schon 7 cm geöffnet. Also wieder Geduld bewahren. Es dauerte nicht lange, da gab sie mir ein Zeichen, wenn ich das Gefühl habe pressen zu müssen, soll ich langsam anfangen.
Oh je. Und dann fing es an. Ja, die Presswehen sind echt fies. Na ja, so lange ging es ja insgesamt gar nicht. Aber ich hatte überhaupt kein Zeitgefühl mehr. Zum Glück waren Nico an meiner einen Seite und die Hebamme auf der anderen. Nico gab mir was zu trinken und hielt mir die Hand vor die Nase und den Mund. Denn ich hyperventilierte total. Ich kam mit der Atmung nicht klar, atmete viel zu tief und zu lang. Meine Beine und Arme waren schon eingeschlafen und kribbelten und dann fing es auch noch im Gesicht an. Irgendwann wollte ich dann nicht mehr, mir wurde schwarz vor den Augen und ich hoffte, dass alles nur schnell vorbei gehen würde.
Zum Glück animierte mich die Hebamme. Auf einmal platze während des Pressens die Fruchtblase. Es war ein komisches Gefühl, aber irgendwie befreiend. Nun konnte ich das Köpfchen schon mit den Fingern fühlen. Das war ein besonderer Augenblick. Es fühlte sich so weich an. Und dann dauerte es nicht mehr lange. Eine schlimme Phase war stand mir noch bevor, in dem Moment wo das ganze Köpfchen raus kam - der schlimmste Schmerz überhaupt. Ich sollte die Wehe unterdrücken und mit dem Pressen aufhören. Aber wie soll das gehen? Und das sagt eine Hebamme, die selber noch keine Kinder hat! Jedenfalls ist es da passiert - ich riss innerlich ganz schön auf. Aber da war auch schon der Rest des Körpers im Wasser und plötzlich lag Philipp auf meiner Brust. Er hörte sofort mit schreien auf und schaute umher und in mein Gesicht. Mir kamen die Tränen und Nico war auch total gerührt. Er war so winzig. Und die großen Augen strahlten und die Haare...
So lag ich dann noch eine Zeit mit ihm im Wasser. Bis Nico ihn mit der Ärztin genauer anschaute und ihn warm einkuschelte.
Ich kämpfte währenddessen weiter mit der Plazenta. Bevor ich auf die „Pritsche“ musste, um von der Ärztin genäht zu werden. Nico und ich dachten, das wäre eine Sache von 20 Minuten. Aber die tolle Ärztin ließ sich Zeit. Sie nähte und nähte, um genau zu sein 1 ½ Stunden. Sie Hebamme sollte immer wieder neue Nadeln besorgen. Mal in der großen Größe, mal lieber wieder eine kleinere. Und von der Betäubung mal ganz zu schweigen! Die war nur zweitwichtig. Wenn es nicht sogar Placebo war, was sie gespritzt hat! Zu meinem Glück hatte die Hebamme so ein Mitgefühl und sprühte zwischendrin ein Oberflächenbetäubungsspray. Worauf die Ärztin immer meinte: „Das reicht schon. Tut es wirklich soo weh?“ Ha, die hatte ja keine Ahnung! Mir liefen die Tränen und Nico sah mich so leiden. Er saß etwas entfernt mit Philipp auf dem Arm und hoffte, dass alles endlich vorbei sein würde.
Als ich das dann auch überstanden hatte, durfte ich mich mit unserem Kleinen in ein Bett legen und ihn stillen.
Nach einiger Zeit brachten sie uns dann auf die Wöchenerinstation. Nico fuhr nach Hause und wir konnten nun erst langsam realisieren, dass wir nun eine kleine, glückliche Familie sind.
Kommentare
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Ich sag jetzt einfach mal Herzlichen Glückwunsch nachträglich ;-)
Das mit der Wassergeburt scheint ja ne nette Sache zu sein,aber ich finde die Ärztin hätte ruhig etwas sensibler sein können ;-)
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Oh ja, das hätte sie.
Laß dich nicht beirren.....und ließ bloß nicht so viele Berichte vorher!
Alles Gute dir und deinem Mäuschen inside.
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:laola02:
Gruß
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Mir hat dein Bericht sehr gut gefallen, weil ich auch eine Wassergeburt machen möchte, falls keine Komplikationen auftreten.
Der bericht hat mir sehr geholfen und mich in meinem Vorhaben auch sehr bestärkt.
Ich möchte dir persönlich dafür danken :knutsch01:
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ja nun ist er schon 5 Monate!
Bitte schön Lucy :fantasy05:
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:fun04:
Das mit dem Nähen war bei mir übrigens genauso. Bin auch innen sehr gerissen (ebenfalls bei der Wassergeburt) und wurde über eine Stunde mit fast wirkungsloser Betäubung genäht. Hab auch geheult wie ein Schloßhund. Die Geburt war dagegen ein Zuckerschlecken!
Aber ich hoffe, du kannst das Erlebnis gut wegstecken, ich arbeite noch daran!
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Bezüglich des Nähens frage ich mich ehrlich: Warum lässt man sich das gefallen? Es wird doch stets dafür gekämpft während der Geburt alles und jedes selber entscheiden zu können. Wieso hört das nacht der Geburt plötzlich auf? Wieso kommt da nicht ein Selbstbewusstes "So nicht Frau Kollegin!!! Ich erwarte, dass Sie jetzt SOFORT .... " Oder falls man das schon nicht schafft zumindest danach eine Beschwerde bei der Klinikleitung?
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Das war aber mal wirklich eine "einfühlsame" Ärztin :traurig08:!!
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