Einige TAge vor ET war ich zur Vorsorge beim FA und der winkte nach der vaginalen Untersuchung gleich ab, mit den Worten, dass dies noch dauern könne. Prima, war mir recht, da ich selbst noch nicht soweit war und gerne noch ein paar Tage Kugelbauch in Kauf nahm. Zum besseren Verständnis, weshalb ich der Geburt noch nicht engegenfieberte, sei gesagt, dass meine Mutter nach 2 Monaten Krankheit Mitte Januar an Krebs gestorben war. Während andere Hochschwangere ihren Bauch und ihren Damm mit einbalsamieren verbrachten, habe ich geholfen meine Mutter zu lagern, ihr den Rücken massiert, ihr das Essen gegeben und mich mit den Fragen des Lebens und des Sterbens beschäftigt. Ach ja, nebenbei habe ich auch noch meinen kleinen Großen versorgt. D.h. ich war alles in allem ziemlich erschöpft und daher noch nicht bereit für die Strapazen einer Geburt. Aber Lina sah das wohl anders.
Nachdem der ET erreicht war, beschloß ich, dass ich mir nun nochmal alle kulinarischen Genüssen gönnen werde, die ich zumindest während der ersten Stillzeit sicher nicht essen werde :biggrin: . Als erstes stand ein leckeres indisches Curry-Hähnchen auf dem Speiseplan. Eigentlich wollten wir die Reste am nächsten Tag noch essen, aber das Hühnchen wartet nun in der Gefriertruhe... Am selben Abend noch spürte ich das erste Ziehen. Aber STOP, das DURFTE nicht sein, Lina drufte frühestens am 04.02. zur Welt kommen, sonst hätte sie mit ihrer Cousine -meinem Patenkind- gemeinsam Geburtstag... O.k., Lina hatte ein Einsehen, die Nacht verlief ruhig, bis morgens um 5 wieder ein recht regelmäßiges Ziehen zu spüren war, von dem ich aufwachte. Ich war mir aber recht unsicher, ob das nun Wehen sein sollten, schließlich hatte ich bei Marek keine eigenen Wehen. Über den Tag war mal mehr mal weniger zu spüren, mal in kurzen Abständen mal gar nichts, von daher ging ich davon aus, dass dies noch dauern wird. Vorsichtshalber sagte ich am späten Nachmittag meinen Babysittern für Marek Bescheid, dass ich für die nächsten Nacht für nichts garantieren möchte... Abends war dann wieder alles relativ ruhig, nur diese fiesen Rückenschmerzen, die ich nun schon seit Tagen hatte, die wollten nicht mehr von mir weichen. Ich fühlte mich wie zweigeteilt, scheinbar drückte unsere Tochter auf das Kreuzbein und mir wurde bange beim Gedanken, was das wohl für ein Kopfumfang werden könnte. In beiden Familien gibt es viele "großkopferte", Marek hatte 38 cm KU, aber der Kopf war von der Form her oval. Nur haben einige von Linas Vorfahren riesige Runden Schädel, unter anderem der Papa –sehr vielversprechend! So gegen 22.00 ging ich mal in die Badewanne zum Wehentesten. Dem Rücken tat es gut, ansonsten gab es keine Veränderung, von daher richtete ich mich auf Warten ein. Warten war nicht das Problem, nur hätte ich dabei gerne geschlafen oder zumindest gedöst. Aber Liegen war so ziemlich das letzte, was mir gut tat, also taperte ich durch die Wohnung, rauf auf die Couch, runter von der Couch, alles nicht so einfach mit der riesigen Kugel und den Rückenschmerzen. Gegen 2.00 hatte ich genug, das Ziehen war nun recht regelmäßig alle 3-5 Minuten, die Rückenschmerzen permament vorhanden und eigentlich kaum erträglich. Nicht dass ich wirklich dran glaubte, dass es diesmal schnell gehen könnte, aber es soll ja auch Frauen geben, die nach einer 30-40 Stunden-Geburt beim zweiten Mal recht flott sind.
Also, Papa mußte aus dem Bett, der Babysitter wurde angerufen, Marek einpackt und abgegeben und ab in Richtung Klinik, die 20 km entfernt lag. Ich war immer wieder mit Wehen beschäftigt, und bemerkte grade noch die Feststellung meines Mannes, als er die Abzweigung am Autobahnkreuz verpasst hatte, dass er jetzt wohl in die falsche Richtung unterwegs sei! Prima!
In der Klinik begrüßte ich die Hebamme mit den Worten, dass es sicher ein Fehlalarm sei, aber sie soll doch mal schauen, was da so regelmäßig zieht...
Es zeigte sich, dass der Mumu zumindest schon mal 2 cm auf war und ich tatsächlich eigene Wehen hatte. SUPER, da waren wir ja schon mal soweit, wie bei Marek nach 30 Stunden und 3 Gelapplikationen!!! Die Hebamme schickte mich zum Schlafen :shock: ins Wehenzimmer mit 2 Zäpfchen, da es ihrer Meinung noch lange dauern könnte. Wie recht sie doch hatte, nur, das mit dem Schlafen, das war wohl ein Scherz. Ich warf mich von einer Seite auf die andere, von leichteren Wehen keine Spur. Mein Mann lag neben mir und konnte auch nicht schlafen, er machte sich Sorgen, dass Marek nun die ganze Nacht schreien könnte, er war beim Abliefern natürlich aufgewacht... Toll, darüber wollte ich mir nun wirklich keine Gedanken machen, dann hätte ich auch zu Hause bleiben können...
Am nächsten Morgen ergab die Untersuchung, dass der Mumu immerhin schon 3 cm :shock: weit war. PRIMA redete ich mir ein, aber eigentlich ging ja doch alles sehr schleppend. Gegen 9.00h, das Badewasser wurde eingelassen, wurden die Wehen deutlich schwächer und ich -wohl eingelullt vom rauschenden Wasser- döste tatsächlich weg. Gut, ich sollte weiterdösen und Kräfte sammeln. Meine Gedanken kreisten noch um diese Wasserverschwendung
Gegen Mittag wurde ich wieder wacher, die Wehen auch wieder etwas stärker, damit aber auch die Rückenschmerzen, die mitunter das schlimmste an allem waren. Ich fluchte vor mich hin, wie man eigentlich so bescheuert sein könne und sich diese Schmerzen freiwillig ein weiteres Ma antun könne. Ich hätte doch nach der ersten Geburt wissen müssen, wie das ist :biggrin: Und ich schwor mir, dass ich mir dies kein weiteres Mal antun werde, sehr zur Freude meines Mannes, der definitiv nur 2 Kinder möchte :biggrin:
Irgendwann kam die Hebamme und brachte das Thema Wehen anregen ins Spiel, es gab einen 2. Versuch mit der Badewannne, von dem ich mir erhoffte, dass zumindest die Rückenschmerzen weniger wurden. Von weitem roch ich schon einen Badezusatz, ich hätte speien können. Rosmarin -zum Wehen anregen! Ich hielt es nur kurz in der Wanne aus, die Wehen war nicht wirklich erträglicher und der Kreislauf sackte mir weg. Also, zog ich mich wieder raus aus der Wanne mit Hilfe meines Mannes. Die Hebamme war ganz erstaunt, als sie mich schon wieder auf dem Flur sah. Jetzt forsierte sie das Thema Wehenanregen, man hätte meinen können, es ging ihr nicht schnell genug
Es war inzwischen ca. 14.00h und ich sah ein, dass ich nicht noch weitere Stunden warten wollte, bis der Mumu die restlichen 6 cm sich öffnete. Sie wollte mir eine Spritze geben um die Schmerzen etwas erträglicher zu machen, ich wollte aber bei der Vorstellung, dass der Wehentropf nahte, nur noch eine PDA. Mir war inzwischen klar, dass ich -ähnlich wie bei Marek- inzwischen wie blockiert war. Die Vorstellung stärkerer Wehen, nein, das würde ich nicht mehr aushalten. Und da mußte ich doch tatsächlich mit der Hebamme diskutieren, warum ich nun die PDA wollte und keine simple Spritze :shock: Ich dachte bis dahin, dass man dies eher abwehren müsse... Nun, ich bekam meinem Wunsch erfüllt, aber was sollte das, da war ein anderer Anästhesist, ich wollte doch die Anästhesistin von der letzten Geburt !!???!!!
Am Tag der Beerdigung meiner Mutter kamen natürlich auch viele Wünsche zur Geburt- unter anderem auch, dass meine Mutter mir sicher bei der Geburt beistehen würde- Nun denn, davon hatte ich bis dahin noch nichts gespürt, außer dass ich mich als absolute Memme empfand. Aber scheinbar hat sie doch irgendwie ihr Händchen mit im Spiel gehabt, denn plötzlich stand meine Wunschanästhesistin vor mir und konnte sich auch an die andere Geburt erinnern -sagte sie zumindest- war auch egal, sie hat mir mein Händchen gehalten, auf mich eingeredet und mich damit unendlich beruhigt.
So, die PDA saß, ich hatte mit einem Schlag keine Rückenschmerzen mehr, oh man, welch Erleichterung ! Die Wehen waren dennoch deutlich zu spüren, aber das war o.k.. Es war auch deutlich, dass der Wehentropf ganze Arbeit leistete. Nach einer Weile in der Seitenlage bettelte ich, dass ich doch gerne mal die Seite wechseln würde. Schon wieder mußte ich diskutieren. Das Abtasten ergab, dass das Köpfchen nicht seitlich lag und wohl daher auch nicht richtig ins Becken rutschen konnte. JA, das kam mir bekannt vor, war bei Marek ähnlich. Auf meinen Wunsch durfte ich dann doch auf die andere Seite.
Die Hebamme ließ uns kurz alleine, als sie wiederkam und mich erneut abtastete, wurde sie doch etwas betriebsamer, was mir aber nicht wirklich auffiel. Ich hörte nur, dass ich nun nicht mehr die Wehen veratmen sollte, ich sollte pressen. Wie jetzt, pressen??? Na gut! Ich tastete mal vorsichtshalber, nach dem Köpfchen, und konnte tatsächlich schon was spüren. Ich konnte es nicht fassen! Noch ein oder zwei Presswehen, ich spürte eine Schwall warmes Wasser über meine Beine fließen, irgend jemand ruckelte an meinen Beinen und das Köpfchen war draußen. Kurz drauf war unsere kleine Lina geboren. Da lag sie zwischen meinen Beinen, hatte pechschwarze Haare und davon eine ganze Menge!!!
Unglaublich, nachdem die Wirkung der PDA eingesetzt hatte, hat es vielleicht noch 45 Minuten gedauert bis wir unsere kleine Tochter in Armen halten konnten! Was war das doch für eine Plagerei die ersten Stunden. Die Hebamme bestätigte anschließend, dass die Entscheidung für die PDA dann wohl richtig gewesen sei.
Ich bekam Lina gleich auf den Bauch gelegt, sie schrie immer noch wie am Spieß. Nur durch Anlegen ließ sie sich davon überzeugen, dass es auf dieser Welt auch schöne Dinge gibt. Sie wollte gar nicht mehr aufhören...
Hier noch ihre Daten und Meßwerte:
Lina Marlene Rosemarie geb. 05.02.07
Gewicht: 3900g, Länge: 52 cm, Kopfumfang: 36 cm
Na, so groß war der Kopf dann zum Glück doch nicht ;-)
Kommentare
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Ist doch ein tolles Gefühl, wenn man aus eigenem Antrieb Wehen bekommt, oder? ;-)
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Herzlichen Glückwunsch!
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Herzlich willkommen Lina!
:laola01:
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Das stimmt hätte die Geburt zwar auch gerne bis zum Ende aus eigener Kraft geschafft, aber so durfte sich Lina ihren Geburtstag wenigstens selbst aussuchen und ich weiß nun, was eigene Wehen sind ;-)
Grüße Milchbart