Meine beiden Geburten

KaleaKalea

143

bearbeitet 30. 05. 2007, 09:32 in Geburtsberichte
Hallo...

Ich fange mit der ersten Geburt an... ich hatte mich so auf eine spontane Geburt gefreut, und dann kam alles anders...


Lucas Maurice: 11.02.2005/ 20:09 Uhr / 2920g/ 48cm/ 34KU / 36. Woche

Am 10.2.05 um 5:00 Uhr morgens platzt mir die Fruchtblase...das Bett ist nass, und ich denk mir, scheiße, jetzt haste ins Bett gemacht, obwohl ich schon jede Nacht 6-8 Mal auf Toilette gerannt bin. Naja, was soll's, dann eben mal auf Toilette und neuen Schlafanzug an... der ist plötzlich wieder nass... als ich zurück ins Schlafzimmer gehe breitbeinig da stehe, und ich sag nur "Etienne", und er weiß schon was los ist. Er hilft mir schnell beim anziehen, und keine 5 Minuten später fahren wir los. Die Tasche steht schon seit 6 Wochen gepackt, und jetzt brauche ich sie wirklich, obwohl es noch 25 Tage zum Entbindungstermin wären.
"Welches Krankenhaus?" fragt er mich... "egal, fahr einfach, aber fahr endlich antworte ich"...
Ich lege mich dann vorsichtshalber mal auf die Rücksitzbank...wird schon schief gehen. Die Fahrt ins Krankenhaus dauert ewig, obwohl Etienne schon 100km/h durch die Stadt fährt.
Im Krankenhaus angekommen, gehen wir gleich in den Kreissaal. Die Hebamme schaut sofort nach, ob alles in Ordnung ist... dann bekomme ich CTG, ich kann dieses 'Pferdegalopp' nicht mehr hören, bekomme Wehenzäpfchen und wir warten ab. Nichts tut sich, 1 Stunde CTG, 2 Stunden Ruhe, dann wieder 1 Stunde CTG und wieder Ruhe... Ich bekomme noch ein weiteres Wehenzäpfchen. Um 8:00 frühstücke ich, als der Arzt ins Zimmer kommt und mit mir über einen Kaiserschnitt spricht. Ich lehne natürlich dankend ab, nicht nur, weil ich Angst davor habe, aber auch, weil ich mir eine natürliche Geburt wünsche. Es wird Vormittags, Mittags...Nix. Weiter Wehenfördernde Mittel... es wird Abend... nichts... Etienne fährt um 22:45 Uhr nach Hause und ich liege alleine auf meinem Zimmer, streichle meinen Bauch und hoffe, das es bald los geht. Viele Gedanken schwirrten mir im Kopf herum... Wie sieht er wohl aus? Wie groß wird er sein? Geht es ihm gut? Vor dem schlafen telefonieren Etienne und ich noch mal und dann lege ich mich hin. Es wird der 11.02.05. Gegen 00:10 Uhr bekomme ich Wehen, gehe runter in den Kreissaal, wir schreiben wieder CTG... Wehen leider zu schwach, ich soll schlafen gehen. Wie soll man da schlafen, wenn man alle 15 Minuten eine Wehe veratmen muss? Liege die ganze Nacht wach, mache Fenster auf... Fenster zu.. mir ist heiß, die Wehen tun weh... um 4:00 Uhr stehe ich auf und gehe duschen.. bin mittlerweile 24 Stunden wach, sieht man mir auch an... um 6:30 Uhr gehe ich wieder in den Kreissaal runter... unterwegs werde ich schon mit einem fragenden Blick von der Stationsschwester angeschaut... "und?"... "leider nichts" sage ich und gehe weiter. Wir schreiben wieder CTG... ich bekomme wieder Wehenmittel, und soll noch in Ruhe frühstücken gehen.
Ich hole mir ne Tasse Tee und 2 Brötchen, möchte zu essen anfangen... aber daraus wird nix...kann nicht mehr sitzen, Wehen werden von mal zu mal stärker. Lehne mich schon überall an, und veratme und veratme... rufe Etienne an, er könnte mal langsam kommen. Es ist 8:30 Uhr und ich liege im Kreissaal, schnaufe vor mich hin, versuche jede Wehe zu veratmen, die Wehen werden zu Krämpfen und tun immer mehr weh... die Zeit vergeht, es wird 13:00 Uhr, 14:00 Uhr, 15:00 Uhr... seit 16 Stunden Wehen und nix passiert...um 16 Uhr dann, schreie ich nach einer PDA, mir ist in diesem Augenblick alles scheißegal, ich kann einfach nicht mehr. Ich kann mich nach den vielen Stunden dem Schmerz nicht mehr stellen. Meine Kräfte sind aufgebraucht und jede weitere Wehe führt mich an die Grenzen meiner Belastbarkeit.
Der Anästhesist kommt... ich unterschreibe alles.. ich kenne die Risiken, eigentlich hätte ich mich im leben nicht drauf eingelassen, aber jetzt... hauptsache die Schmerzen hören endlich auf. Der Arzt klärt mich gewissenhaft über sämtliche Risiken der PDA auf. Normalerweise hätte ich mich spätestens jetzt dagegen entschieden, denn die Möglichkeit einer Querschnittslähmung oder ähnlichen Lähmungserscheinungen wäre Grund genug gewesen "Nein" zu sagen. Doch ich war gefangen in diesen Schmerzen und wollte mich befreien, koste es was es wolle. Ich schaffe es nicht mehr alleine auf die Toilette, jede 90 Sekunden eine Wehe, die ca. 30-45 Sekunden dauert. Auf dem Weg zur Toilette bleibe ich bestimmt 8 mal stehen um die Wehen zu veratmen.
Danach wird die PDA gelegt, mein Gott... das tut weh, und ich darf mich keinen Zentimeter bewegen.
Ich muss mich an den Rand des Bettes setzen, werde verkabelt (Puls, EKG,...) die Beine musste ich auf einen Stuhl stellen, der vor mir vor dem Bett steht.
Der Arzt ermahnt mich, keine Bewegung während des Eingriffes zu machen, da so eine Verletzung mit ungeahnten Folgen entstehen könnte.
Ich hab Angst, zittere, weine und hoffte, es ist bald alles vorbei.
Die Wehen versetzten mich in zusätzliche Panik. Wie sollte ich bei diesen starken Wehen stillhalten?
Ich sage immer sofort Bescheid, wenn wieder eine Wehe kommt und dann plötzlich zwischen zwei Wehen, setzt der Arzt mir die Kanüle in den Rücken. Meine Nerven flattern, aber es war nur eine Sekunde, und das Schlimmste war vorüber. Ein leichtes Kribbeln macht sich über der Einstichsstelle bemerkbar. Fünf Minuten später merkte ich bereits wie der Wehenschmerz weniger wird.
Ich habe jede Menge Wasser im Rücken, habe Glück, das er die PDA überhaupt legen kann... paar Minuten später, geht es mir super, als wäre nichts... die 36 Stunden ohne Schlaf machen mir nix mehr aus.. ich liege da und unterhalte mich über Gott und die Welt mit der Hebamme. Zwischendurch bekomme ich noch einen Wehentropf, der Muttermund geht nur sehr langsam auf... 3,5 cm bis jetzt... 2 Stunden später wie aus heiterem Himmel, die PDA lässt nach und muss nachgespritzt werden.... SCHMERZEN... WEHEN... aber was für Hammer Dinger, ich wollte nicht mehr, konnte nicht mehr...schreie nach der Ärztin und der Hebamme, aber keiner kommt. Innerhalb von 30 Minuten geht der Muttermund auf 5,5 cm auf, aber die Herztöne fallen... ich habe keine Kraft mehr die Wehen zu veratmen.
Die Hebamme ruft nach den Ärzten, versteht keinen Spaß mehr... ab ich den OP, Kaiserschnitt... sie fängt an mich zu rasieren, legt mir einen Katheder... bekomme PDA nachgespritzt, das mein ganzer Unterkörper taub wird... der Arzt kommt und weg bin ich...
Alles innerhalb von Minuten... ich liege im OP, zittere am ganzen Leib, mir ist kalt...habe Angst ohne ende, das ich was spüre... die Hebamme versucht mich abzulenken. Der Arzt kitzelt mich am Bauch, streichelt.. ich merke alles, pinselt mich mit Jod ein, ich sage noch "nicht...ich spüre noch alles" und er antwortet "schon passiert"... man merkt wirklich jede Bewegung nur kein Schmerzempfinden. Die rütteln an mir, saugen ab...und plötzlich ein weinen... unser Lucas Maurice ist da. Sehe ihn nur kurz von der Seite und weg ist er... es ist der 11.2.05, 20:09 Uhr. 39 Stunden nachdem alles begann, ist er endlich da... der kleine, gerade mal 48cm groß und 2920g schwer.
Ich liege noch bis 21:00 Uhr im OP, werde zugenäht, danach komme ich wieder in den Kreissaal, mein Kind ist nicht da. Er ist oben beim Kinderarzt und ich erfahre, das er gleich in das nächste Kinderkrankenhaus auf die Intensiv verlegt wird. Mir laufen die Tränen, kann das denn echt wahr sein? So viel Arbeit und Mühe und nun ohne Kind? Der Kinderarzt kommt, und sagt uns, das der kleine nicht genug atmen mag... er bekommt etwas Sauerstoff, er würde morgen wieder hierher verlegt werden, solle mir keine Sorgen machen. Ich liege noch bis 23:50 Uhr im Kreissaal, merke meine Beine so langsam und bekomme noch mal Schmerzmittel und einen Sandsack auf den Bauch gelegt, damit die Narbe nicht reißt. Zwei ASB-Sanitäter kommen mit einem Brutkasten in den Kreissaal gefahren. Da liegt er, mein kleiner Lucas, verkabelt und so hilflos. Ich würde ihn so gerne in meine Arme schließen, stattdessen bekomme ich nur einen kurzen Blick auf ihn und darf sein Händchen streicheln bevor sie mit ihm losfahren. Keine 5 Minuten darf ich mit meinem Kind verbringen. Um 00:50 Uhr kann ich endlich wieder auf mein Zimmer und liege noch bis 3:00 Uhr wach, und überlege als hin und her, wie geht es ihm? Atmet er noch? Lebt er noch? Ist er in guten Händen?... Etienne fährt auch nach Hause... am nächsten morgen fährt er zum kleinen und schießt das erste Foto, lauter Kabel, Kanülen und Schläuche an ihm dran... wenn er alleine atmet, fällt der Sauerstoff unter 80%, er braucht mindestens 92%...die Tage vergehen... 2 Tage nach dem Kaiserschnitt laufe ich mehr schlecht als recht, aber will zu meinem Kind fahren. Kann mich kaum bewegen, aber komme bei ihm an. Mein Gott, wie hilflos er da rumliegt im Inkubator an einen Monitor angeschlossen. Er hat eine Sonde in der Nase und Infusionen am Arm. Ich bin in den ersten Minuten echt schockiert. 2 Stunden später muss ich wieder zurück in die Klinik. Die nächsten 6 Tage muss ich noch im Krankenhaus bleiben, natürlich ohne Kind. Ich kann die ganzen Mütter mit ihren Kindern nicht mehr sehen, muss heulen, das macht mich total fertig, das ich mein Kind nicht bei mir habe. Nach Hause gehe ich auch ohne Lucas... er liegt noch eine Woche länger im Krankenhaus. Es geht Lucas von Tag zu Tag besser, schon bald darf er ins Wärmebettchen und dort bleibt er auch, bis es nach Hause geht. Es ist der 23.2.05, wir fahren morgens zu Lucas, er hat keinen Sauerstoffschlauch mehr in der Nase... atmet seit gestern alleine. Die Ärztin sagt uns, er kann morgen nach Hause...vielleicht sogar schon heute, aber das müsste sie mit dem Oberarzt abklären. Wir fahren nach Hause und sitzen da... fahren wir zurück und nehme ihn mit oder lassen wir ihn noch eine Nacht dort? Bis 15:00 Uhr haben wir Zeit, danach ist kein Arzt mehr da, der ihn entlassen kann... um 14:30 Uhr fahren wir hin, und nehmen ihn mit. Es kann sich keiner vorstellen, was für ein Gefühl das war, endlich das Kind mit nach Hause nehmen zu dürfen. Die nächsten Tage schlafen wir kaum, zu Hause haben wir keine Maschine, die uns anzeigt, ob seine ganzen Werte OK sind...schauen ständig ob er noch atmet...

Lucas 1 Tag alt:
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Lara Mailin: 28.11.06/ 15.02 Uhr / 3450g/ 51cm/ 36,5KU / 37. Woche

Es ist der 28.11.06, Etienne ist schon längst zur Arbeit gegangen. Lucas und ich schlafen noch, bis Lucas um 8.15 Uhr wach wird und nach seiner Milch verlangt. Ich gehe also schnell auf Toilette und dann in die Küche, um Lucas seine Flasche fertig zu machen. Dann schnell zurück ins Schlafzimmer, wo schon lautstark „Mama“ gerufen wird.
Ich hebe Lucas aus seinem Bett, damit er neben mir in unserem Bett seine Flasche trinken kann, und da passiert’s ... „NEIN“, nicht schon wieder! Mir ist die Fruchtblase geplatzt!
Ich weiß gar nicht, was ich zuerst machen soll... Telefon suchen... nebenbei Lucas beruhigen, das er im Bett bleiben soll und seine Milch trinkt. Dann versuche ich Etienne zu erreichen, Handy geht er nicht dran, und an der Arbeit sagt mir der Arbeitskollege: „Hier arbeitet kein Herr A.“ ... langsam reicht’s mir. Ich rufe bei mir zu Hause an, irgendjemand muss zu Lucas kommen. Es ist jetzt schon 8.30 Uhr... gut, Opa Marian macht sich auf den Weg, muss nur an der Arbeit bescheid sagen. Etienne ist weiterhin nicht zu erreichen... Lucas hat seine Flasche leer, ich putze mir die Zähne, und ziehe ihn an, dann klingelt’s auch schon. Opa ist da – Gott sei Dank. Um 8.40 Uhr ruft Etienne an, und glaubt mir erst nicht, das mir die Fruchtblase geplatzt ist... mehrmals muss ich ihm sagen, er soll sich auf den Weg machen. Ich hab bereits Wehen... diesmal läuft’s auch mehr aus, als bei Lucas damals. Etienne ist um 9.00 Uhr da und wir machen uns auf den Weg. Es ist das erste Mal, das ich Lucas alleine lasse. Deswegen mache ich mir jetzt auch noch Gedanken...
Im Krankenhaus angekommen gegen 9.20 Uhr. Erstmal alles ausfüllen, während ich Wehen veratme und mein Muttermund bereits 2 cm offen ist. Eigentlich war für den 1.12.06 ein Kaiserschnitt geplant, die 3 Tage hätte „sie“ auch noch warten können.
„Tja, wie schaut’s aus? Wollen wir es doch spontan versuchen?“ fragt mich die Hebamme, während sie mir das CTG dran macht. „Nicht wirklich“, sage ich... meine Wehen werden als stärker, Muttermund geht als weiter auf, und ich bekomme langsam Panik. Es kommen alle Gefühle wieder, ich wehre mich gegen diese Wehen, laufe als hin und her, dann kommen keine. Ich will das nicht, ich kann die Wehenschmerzen nicht ertragen, das Erlebnis damals hat mir so zugesetzt, das ich total verklemmt bin.
Ich werde erst mal duschen geschickt, dann bekomme ich einen Einlauf... und dann endlich die Erlösung... Wehenhemmer... juchu... gleich die höchste Dosis, und es wird mir etwas besser. Ich habe alles mit meinem Arzt haargenau durchgesprochen, ich will keine Komplikationen, ich will keine Angst mehr haben, ich will nicht, das etwas mit dem Kind ist... lieber trage ich noch mal das Risiko eines Kaiserschnitts.
Um 10.30 Uhr kommt Hebamme Sonja... dann kann ja nichts mehr schief gehen, sie war damals bei Lucas auch dabei und hat uns gleich wieder erkannt. Wir unterhalten uns einbißchen, sie kennt meine Angst und versucht auf mich einzugehen... mehrmals frage ich sie, ob Dr. Heyn schon verständigt wurde. Er soll den Kaiserschnitt machen, hat er bei Lucas auch gemacht und ich vertraue ihm. Er wurde verständigt, aber es sieht schlecht aus... mir wird heiß, mir wird kalt... bitte nicht. Der Kaiserschnitt war für Freitag geplant, es ist Dienstag... Dr. Heyn ist in einer Sitzung. Im Krankenhaus ist Dienstags OP Tag....alle Operationssäle sind voll besetzt... na toll, kein Arzt...kein OP Saal... ich sterbe... was ein scheiß Tag, denk ich mir noch... kann es noch schlimmer kommen? Ja, es kann...
Zwischendurch ist Etienne zu McDonalds gefahren, von 11.30 – 12.30 Uhr. Ich hab weiterhin Wehen und mir geht’s echt mies... ich will endlich, das es vorbei ist. Ich bin echt blockiert, Wehen versetzten mich in Panik, ich kann diese Schmerzen nicht verarbeiten...da brech ich mir lieber noch mal den Arm.
Sonja kommt wieder, und meint, ich werde gegen 14.30 Uhr dran kommen. Na toll...noch so lange... aber da hilft nichts. Irgendwie bekommen Etienne und ich die Zeit schon rum...haben ja keine andere Wahl. Gegen 14.30 Uhr werde ich dann in den OP gefahren und erfahre, das Dr. Heyn nicht kommen kann, und ich stattdessen von Dr. Buchholz operiert werde. Ich schlage nur noch die Hände über dem Kopf zusammen, das kann alles echt nicht wahr sein. Im OP bekomme ich dann die PDA und den Katheder gesetzt. Nicht mehr lange, dann ist das Baby da... ich mache die Augen zu und lasse alles über mich ergehen. Wenigstens ist der Anästhesist nett, was man von den OP Schwestern nicht sagen kann.
Dann fangen sie an...ich bin wieder alleine, Etienne darf nicht mit rein... ich bin ja nicht geplant gewesen für heute, zu wenig Ärzte da... ich schaue auf den Sekundenzeiger... um 15.02 Uhr weint SIE. Ja, ein Mädchen... Sonja zeigt sie mir kurz und geht dann mit ihr raus, nachdem ich ihr den Namen genannt habe. Etienne und Sonja gehen in den Kreissaal, ich werde wieder zugenäht... dauert diesmal etwas länger.
Danach werde auch ich in den Kreissaal gefahren.. und bekomme meine Kleine nur kurz auf den Arm, denn es geht ihr nicht gut. „NEIN“ nicht schon wieder L
Lara Mailin ist 51 cm groß, wiegt 3450g und Kopfumfang 36,5cm.
Sonja telefoniert mit dem Kinderkrankenhaus. Es kommt gleich jemand und schaut nach ihr... solange darf ich sie noch halten. Etienne fährt zu Lucas, bzw. ihn holen. Es ist jetzt 16 Uhr und er war noch nie so lange von uns getrennt.
Dann die schlechte Nachricht...wir nehmen sie mit, sie atmet sehr schlecht, und röchelt, wir bekommen das Fruchtwasser nicht aus der Lunge. Ich breche echt zusammen, kann nur noch weinen... wieso passiert mir schon wieder so was? Dann wird sie mir wieder weggenommen... später erfahre ich, das ich ihre Lungenflügel zusammen gefallen sind, und das es ihr gar nicht gut ging. Schon wieder überlasse ich mein Kind fremden Leuten...mein Traum vom stillen, wieder zerplatzt wie eine Seifenblase...bin am Boden zerstört. Sonja tröstet mich... so was hatten sie noch nie, das zweimal hintereinander so was passiert. Sie ist auch ratlos und kann es nicht verstehen. Allen anderen Kindern geht es nach dem Kaiserschnitt deutlich besser.
Etienne und mein kleiner Lucas kommen dann... gut, das Lucas noch nichts von all dem versteht... außer „Papa und Mama wein“...
Um 19 Uhr fahren die beiden noch mal zu Lara. Lucas muss ihr ja einen Teddy bringen, der auf sie aufpassen soll und ich komme auf Station, wo ich mich mit der Milchpumpe wieder vergnügen darf. Es ist so ätzend, alle haben ihre Babys bei sich, nur ich wieder nicht.
Die Ärztin der Intensivstation des Kinderkrankenhauses rief mich Abends noch an... aber ich war so benommen, das ich nicht alles verstand, bzw. so neben der Kappe war, das ich mich nicht auf ihre Worte konzentrieren konnte. Jedenfalls haben sie Lara die Lungen aufgeblasen, in der Hoffnung, die Luft drückt das Wasser ins Gewebe raus... hat nur bedingt geholfen. Mache mir noch den ganzen Abend Gedanken... meine kleine Lara Mailin ganz alleine... so eine scheiße.
Am Donnerstag kann ich zu ihr fahren... alles wie bei Lucas damals... trauriger Anblick. Ich sehen, wie sie im Inkubator gefüttert wird, die arme verschluckt sich als, ihre Sättigung fällt... ich würde mich auch verschlucken, wenn ich so essen müsste... aber was kann ich als Mutter bewirken, wenn ihr Leben in den Händen der Ärzte liegt... L
Am Samstag gehe ich nach Hause... Lucas merkt, das etwas nicht stimmt... Mamas Bauch weg und Baby auch nicht da? Er geht mit uns zu Lara... und schaut sich seine Schwester genau an J Er hat das Baby lieb... na, das ist doch alles, was zählt, nicht wahr?
Und bald wird auch Lara zu uns nach Hause kommen...dann sind wir endlich zusammen.

Lara 1 Tag alt:
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Und meine beiden Stinker heute:
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Eigentlich wollten wir immer 3 Kinder haben, aber ich glaube, ein drittes mal würde ich so ein Erlebnis nicht verkraften...

Kommentare

  • Caro2310Caro2310

    20,547

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ohmann, da hast du ja wirklich etwas mitgemacht :sad: Ich kann gut verstehen, das dich der Gedanke an ein drittes Mal in Angst und Schrecken versetzt. Ich hoffe du hattest die Möglichkeit die Geburtstrauma aufzuarbeiten? Vieleicht hat dir ja auch das Aufschreiben ein wenig dabei geholfen.

    Auf jedenFall hast du jetzt zwei ganz tolle Kinder, wie die Fotos beweisen. Dazu auch jetzt noch Herzlichen Glückwunsch. Ich wünsche euch Alles Gute für die Zukunft . :grin:
  • KäferleKäferle

    961

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ohje, sowas dürfte einfach nicht passieren! :cry:
    Ich kann so nachvollziehen, was du auf der Station zwischen all den "glücklichen" Mamas gefühlt hast. Mir erging es ähnlich, ich habe meine Maus auch nicht gleich auf's Zimmer bekommen, sie lag zwei Tage intensiv... Das sind so schreckliche Stunden... :cry:

    Ich wünsche dir sehr, dass du irgendwann nicht mehr damit haderst und bin mir sicher, dass deine zwei süßen Mäuse dir dabei helfen! Viel Glück und alles Gute in Zukunft für dich und deine Familie, ihr habt es mehr als verdient!!
  • Evi73Evi73

    70

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Es tut mir echt leid, daß es dir auch so erging, und das auch noch bei beiden Kindern.
    Bei mir wars ähnlich, allerdings bin ich in der Intensiv (sog. Schwangerschaftsvergiftung, Nierenversagen, Herzrhytmusstörungen etc.) aufgewacht und meine Kleine wurde auf die Wöchnerinnenstation gebracht. Als ich dann am 2. Tag auf Station durfte, mußte sie in die Kinderklinik weil sie angeblich eine Lungenentzündung hatte, die sich im Nachhinein als schlichte Infektion am Auge entpuppte....

    Natürlich fühlt man sich dann echt bescheiden, wenn um einen rum alle glücklich mit ihren Babies sind, voll stillen dürfen, und dann wird man dann auch noch von allen Seiten von so "Positiven Erfahrungen", wie glatt es bei jedem gegangen ist und so aussagen wie , "war schon schlimm, aber auszuhalten", aufgebaut wird. Und dann noch diese Anfeindungen, warum man denn nicht stillt (Ja wie denn, wenn niemand einem hilft an sein Kind zu kommen und wenn dann nur nach Schichtplan der Kinderklinik, und man abpumpt und es nicht anlegen kann)

    Gott sei Dank, sind unsere Kinder jetzt gesund und munter, und vielleicht hilft Dir dieses Forum auch über diese Erfahrungen hinwegzukommen, und einen dicken Strich zu ziehen.
    Alles Liebe,
    Deine Evi
    :knutsch01:
  • KaleaKalea

    143

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ja, ich habe noch ganz schön daran zu knabbern. Hatte einfach zu viele tolle Erwartungen an die erste Geburt, und die wurden mir genommen. Mein allergrößter Wunsch, Lucas zu stillen, ebenso. Ich hatte nur 6 Wochen abpumpen können, danach waren meine Brustwarzen so entzündet, gerissen und blutig, das nichts mehr ging.

    Anlegen klappte nach über 2 Wochen Krankenhaus + Flasche nicht mehr... Lucas war aber auch ein fauler Trinker von Anfang an. Meine Hebamme damals war der Hauptgewinn... in einer Nietenziehung... die reine Katastrophe. Sie hielt sich nicht an abgesprochene Termine, zeigte nicht wirklich Interessen an mir oder dem Baby...war mir keine große Hilfe, und die hätte ich beim ersten Kind wirklich gut gebraucht... heute wäre ich in allem hartnäckiger, hätte mir eine andere Hebamme gesucht... aber damals war ich fertig mit der Welt, und nur froh, das Lucas und ich unser Leben hatten.

    Also arangierte ich mich mit dem Fläschchen, welches er alle 2 Stunden haben wollte und nur 70-120ml trank. Manchmal waren es bis zu 15 Fläschen am Tag... was solls.. das blieb bis zu seinem ersten Geburtstag so.

    Bei Lara wollte ich alles anders machen...aber man kennt ja schon die tollen Erwartungen, die eh nicht eintreffen. ;-)

    Lara bekam im Krankenhaus auch das Fläschen, ich pumpte auch wieder ab, aber diesmal mit der Medela Symphony aus der Apotheke, und alles lief prima. Im Krankenhaus wollte ich sie nicht anlegen... ich war nicht gerne dort. Die Intensivstation war voll, als Lara dort lag und so bekam sie ein Einzelzimmer bei den Brandopfern, ebenfalls die selbe Intensivstation, nur einige Gänge weiter... ich hatte jedesmal mit mir zu kämpfen, die Kinder dort zu sehen. Wie sollte ich seelenruhig Lara nebenbei stillen können, während andere Kinder vor Schmerzen neben mir weinten.

    Ich kannte einige Ärzte und Schwestern der Station noch von Lucas...aber ich ging so ungerne hin...ich hasste sie. Bei Lucas nahm ich vieles hin, wußte es nicht besser, bei Lara war es anders. Nach einer Woche Intensiv ging es ihr gut und sie durfte trotzdem nicht nach Hause.

    Der erste Grund wäre: sie trinkt schlecht und verschluckt sich ständig. Meine Antwort darauf: Bei den Saugern und dem Tempo das hier an den Tag gelegt wird, bei dem die Babys gefüttert werden, ist das auch kein Wunder.
    Ich kaufte mir eine eigene Flasche, bin mit den NUK Flaschen schon bei Lucas gut gefahren... ab jetzt übernahm ich das füttern alle 3 Stunden. Und siehe da, kein Verschlucken, kein Sauerstoffabfall...

    Also was spricht noch dagegegen, sie mitzunehmen? Sie braucht kein Sauerstoff, Stuhlgang ok, Trinken tut sie auch...

    Der nächte Grund war: Ihre Gelbsucht wird schlimmer, wir müssen morgen nochmal schauen und Ergebnisse abwarten.
    Das Ergebnis war nicht anders zu erwarten, alles ok...

    Könnte sie denn evtl. jetzt nach Hause?

    Nein, also uns ist aufgefallen, das sie immer nur nach links schaut.
    Mir ist das nicht aufgefallen, aber vielleicht liegt es auch daran, das links das Fenster ist und sie gerne zum Licht schaut?
    Gut, dann gucken wir nochmal 2 Tage, ob sie auch nach rechts schaut, am besten kommt morgen jemand von der Krankengymnastik nach ihr schauen...

    HALLO? Das ist ein Säugling, der schläft, ißt, die Windeln voll macht und außer Liebe und Pflege nichts braucht. Was wollt ihr an meinem Kind noch suchen und finden? Sie hat doch nichts!

    Dann steckten sie ihr den Finger in den Mund... also ihr Saugreflex gefällt uns nicht, ich denke, da muss nochmal die Logopädie kommen...
    Ich konnte nicht mehr, ich weinte tagelang Rotz und Wasser... ich wollte mein Kind haben. Sie nahmen mir die ersten Stunden mit ihr, dann Tage, dann Wochen... einiges war überflüssig.

    Aber dann nahm Lara 80gram an einem Tag ab, das müßten sie beobachten, sie könnte nicht nach Hause....

    Mein Mann wollte sich das auch nicht länger anschauen und sprach dann Klartext... wir bekamen sie 2 Tage später nach Hause.

    Ich habe teilweise immer noch Wut im Bauch, wenn ich an alles zurück denke. Es ist nicht nur das Erlebnis, das Kind nicht bei sich zu haben nach der Geburt... es ist auch das Gefühl, anderen Menschen das Leben deines Kindes in die Hände zu legen, und zusehen zu müssen, was diese draus machen...ohne die Erlaubnis hätte ich Lara ja nicht einfach mitnehmen können.

    Mein einziger Trost, ich hatte eine tolle Hebamme... ich stille Lara immer noch und werde wahrscheinlich langzeitstillen...so schnell lasse ich mir das nicht mehr nehmen.

    Tut mir leid, wenn's so lang ist, mich beschäftigt das alles noch sehr.
  • Evi73Evi73

    70

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Kalea,
    Du brauchst Dich virklich nicht wegen Deiner Einträge bei uns rechtfertigen, dafür ist das Forum ja schließlich gedacht, daß man reinschreibt was einen bedrückt, Menschen findet denen es ähnlich ging oder geht, Mut und Zuversicht für die Zukunft zu schöpfen und geben.
    Dafür sind wir da.
    Außerdem wird hier schließlich auch niemand gezwungen zu lesen, ich jedenfalls mache es gerne und freiwillig.
    Du machst es schon richtig. Ich weiß jetzt nicht seit wann es dieses Forum hier gibt, aber als es mir vor 10 Jahren nach der Geburt meiner kleinen Kröte so richtig dreckig ging, habe ich mich nichtmal getraut jemandem in meinem Bekannten/Verwandten-Kreis von meinem Elend zu berichten. Und meinen Freundinnen, die damals alle noch keine Kinder hatten wollte ich mit meinem Horrorerlebnissen nicht die Lust am Kinderkriegen verderben. Noch dazu was mir im Anschluß noch alles passiert ist, war eine logische Folge von meinen verdrängten, übertünchten Souvenirs des alten Leids.
    Wahrscheinlich verblassen die Erlebnisse aus der Zeit auch so langsam erst bei mir, an die Fakten kann ich mich natürlich noch sehr gut erinnern.
    Also hau in die Tasten und schreibe alles raus was Dir Kummer macht!
    Herzlichst, Deine Evi
  • Caro2310Caro2310

    20,547

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Genau Patricia, schreib dir alles von der Seele. Es kann für die Verarbeitung des Traumas nur gut sein. :troest:
  • KaleaKalea

    143

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Dieses Erlebnis der Geburt und danach hat noch andere Sachen in uns wachgerüttelt... mein Mann hat seit dieser Zeit einen kreisförmigen Haarausfall, am Bartwuchs, an den Beinen... und muss sich alle 3-4 Wochen Cortison unter die betroffenen Stellen spritzen lassen. Er hat Glück, das er es nicht an den Kopfhaaren hat. Er hat es einigermaßen im Griff, manche Haare kommen wieder, andere gehen...aber die Pigmente fehlen. Auch wenn nicht nachgewiesen ist, woher dieser kreisförmige Haarausfall kommt, es kann Streß sein, muss aber nicht... werden betroffene vom Streß ferngehalten, kommen die Haare wieder...

    Mich hat's dagegen am Kopf erwischt... ich hab weder Schuppenflechte, noch Schuppen, noch irgendeine Kontaktallergie, hab schon jeden Arzt abgeklappert, keine weiß was... ich hab einfach nur ne super trockene Kopfhaut, mit trockenen Hautstellen, die groß sind wie 1/2 Cent Stücke. Ich kann die einfach leicht anheben und abziehen...wie Lara's Milchschorf. Aber die bilden sich immer wieder nach... ich weiß nicht warum. Mängel hab ich keine, Blutbild auch ok...wir haben alles durchchecken lassen. Salben, Shampoos, Cremes... nichts hat geholfen.

    Naja, wir haben uns beide damit arangiert, das wir es haben und hoffen, es verschwindet irgendwann wieder genauso schnell, wie es kam.
    Ich weiß nicht, wie und wo, man so ein Geburtstrauma aufarbeiten kann, vielleicht würde uns das helfen...
    Als Lucas noch ein Baby war, hatten wir beide ständige Angst... ihn durfte keiner nehmen, keiner halten etc. (Kind wegnehmen - Alarmglocken gingen an)...er wurde uns schon einmal weggenommen. Konnte es nicht sehen, das wer anders mein Kind hatte.

    Als ich dann mit Lara zur Entbindung musste, haben wir ihn das erste mal bei Oma lassen müssen, mit 21 Monaten.
    Das hat mich total fertig gemacht... und dann der zweite Schock hinterher, Lara auch weg nach der Entbindung...
    Gut, es ist besser geworden. Lucas geht alle 8-14 Tage mal zur Oma für 3-4 Stunden zum spielen. Ich sehe ja auch, das er es möchte und es ihm gefällt.

    Oh man, es steckt so viel Angst noch in mir drin, Trauer, Wut, ich vermisse Erlebnisse, die andere Mütter mit ihren Babys nach der Geburt haben... das ich denke, es wird mich immer verfolgen.
    Und von manchen kann ich mir anhören, ich hätte meine Kinder nicht geboren, sondern die Ärzte...
  • Caro2310Caro2310

    20,547

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Was hältst du von einer Psychotherapie? Oder evt. eine Selbshilfe-Gruppe? Natürlich kannst du auch hier dir alles von der Seele schreiben, das hilft vieleicht schon etwas.Auf jeden Fall brodelt es bei euch noch heftig und das ist auch verständlich. Klar ist aber auch, das du (ihr) das aufarbeiten müßt. Du merkst ja selbst, das es dir schwerfällt loszulassen. Das ist aber wiederum wichtig für die Entwicklung deiner Kinder. Ich drücke fest die Daumen, das ihr eien Weg fidest das alles zu verarbeiten :troest:
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