… oder wie Maja Zahara auf die Welt kam.
Heiß wars draußen und ich hab, wie schon jeden Tag am Nachmittag einen kleinen Spaziergang gemacht mit meiner größeren Tochter - das Bergerl hinauf - und wieder hinunter - und dabei viele Walderdbeeren gepflückt. Sicher das Schwangersein war jetzt eine gute Woche vor dem Termin nicht mehr das Gelbe vom Ei - das Liegen in der Nacht war schwierig, das Sodbrennen mit Renni in Grenzen zu halten und alles andere eben einfach langsam zu machen.
Der werdende Papa war auch schon zu Hause und auch, wenn sich die Umwelt in Zaum hielt, merkte ich doch, dass alle schon warteten. Was soll ich den tun - könnte ja sein, dass alles auch noch drei Wochen dauert! Naja, das hoffte ich aber auch nicht.
Ich telephonierte mit dem Handy noch mit meiner besten Freundin - teilte ihr mit, dass ich eigentlich wirklich bereit wäre, dass ich jetzt gar nicht mehr schwanger sein mag und dass ich wirklich - tief durchatmend - mich der Geburt stellen könnte. Sozuagen wäre ich bereit, das Kommende auf mich zu nehmen. Achja und dann besprachen wir noch ganz intensiv, wie das mit dem Ausfluss in ihrer Schwangerschaft gewesen wäre --- mir fiel an diesem Tag nämlich auf, dass es irgendwie mehr war, ganz hell, auch flüssiger, aber naja, so richtig einordnen ließ sich das nicht.
Der Tag ging vorrüber und ich todmüde mit meiner Tochter um 20:00 ins Bett. Irgendwie schliefen wir auch beide gleich ein - wohlverdient, Schwangersein mit Kleinkind strengt ja doch an! Der Papa kam dann auch irgendwann ins Bett - so um Mitternacht denk ich. Und wie durch ein Wunder konnte ich bis halb eins durchschlafen, bis ich das erste Mal auf Toilette musste. Normalerweise war ich um diese Uhrzeit schon sicher dreimal aufgestanden. Der Körper weiß scheinbar doch ein bisschen mehr, als der Geist, denn als ich mich wieder hinlegt wurde es plötzlich ziemlich feucht zwischen den Beinen. Ich denk mir noch, nein, das ist jetzt aber nicht wahr - das wird doch nicht schon wieder die Fruchtblase gewesen sein, taste vorsichtig und nehme mal eine Geruchsprobe - süßlich sollte das sein, nein, das roch neutral. Vielleicht wars doch nur etwas mehr Ausfluss oder so.
Um sicher zu gehen, tapste ich nochmals ins Bad, fühlte nichts weiterlaufen, und guckte dann doch etwas verdutzt in den patschnassen Slip - also doch - es geht los. Mir wars beinah ein bissi unangenem, meinen Partner schon wieder aufzuwecken - aber es musste sein. Erst beim 2. Mal hat er mich richtig verstanden und konnte es irgendwie gar nicht glauben, hüpfte dann aber doch reflexartig aus dem Bett! Die Große schlief tief und fest weiter! Da hatte ich mir ein bissi Sorgen gemacht. Da wir ja erst vor ein paar Wochen hier bei den Schwiegis eingezogen waren und sie sehr mamabezogen war, wusste ich nicht, wie sie auf diese Ereignisse des Nachts reagieren würde. Aber sie schlief und das war vorerst gut so.
Dann musste ich nochmal so richtig groß aufs Clo - da hab ich mir wohl auch noch den Einlauf erspart, waren gleich meine erfreuten Gedanken. So, dann Slip ausgestopft mit dicken Einlagen, denn es lief jetzt doch etwas mehr, Kliniktasche geschnappt, Handy und Geld noch eingepackt und dann noch geschwind die enge Stiege hinuntergestiegen. Die Rettung war informiert und ich wollte denen nicht auch noch akrobatische Aktionen mit der Trage und mir drauf mitten in der Nacht antun. Ich legte mich noch auf die Couch, da mir meine Hebamme zwei Tage zuvor noch gesagt hatte, dass das Köpfchen noch ein bisschen Spiel hätte und ich mich doch im Falle einen Blasensprunges sicherheitshalber hinlegen sollte.
Im Rettungsauto liegend merkte ich die ersten Wehen - erfreut natürlich - es geht los, dachte ich mir! Die Dame, die mir zur Seite saß, ließ ich immer auf die Uhr schauen, um die Abstände zu kontrollieren. Wir waren bei 5-6 Minuten - ja, es geht wirklich los!
Im Krankenhaus wurde erstmals CTG geschrieben - und Wehen waren immer noch da - so bei 4-5 Minuten und wirklich gut auszuhalten, also noch nicht wirklich schmerzhaft. Achja und ich war allein hergefahren. Papa blieb vorerst bei unserem Mädel - in der Früh könnte er ja nachkommen, da passt dann die Omi auf. Eigentlich war ich ziemlich sicher, dass sich das ausgeht!
Mit der Hebamme diskutierte ich noch über dieses Standardblatt, das ich noch nicht unterschrieben hatte. Da stand unter anderem, dass ein Dammschnitt schneller heile als ein Riss und ich wollte sichergehen, dass bei mir nicht einfach drauflosgeschnippselt wird…! Sie hatte es nicht vor - wie schön!
Mittlerweile war es 2:45 geworden - ich wurde das erste Mal untersucht - Muttermund bei 3 cm - ein Anfang, dachte ich. Dann wurde ich spazieren geschickt - für eine Stunde. Aber mitten in der Nacht, so ganz allein, stellte sich diese Stunde als Ewigkeit heraus. Ich nahm mir vor, es zumindest bis halb vier zu schaffen - also eine gute halbe Stunde. Eine Wehe kam - und ging, die nächste kam und ging - juhu, die kommen nicht wieder dachte ich mir. Ging langsam vor mich hin, atmete und hielt gut durch. Ich kam auf der Wochenbettstation vorbei. Eine frischgebackene Mutti mit Säugling im Fliegergriff- ja, so geht es mir auch bald - immer diese Blähungen - oder was immer das sein mag! Dann dachte ich mir, ich müsste mal ein bisschen kontrollieren, wie oft die Wehen kamen - alle 2-3 Minuten. Wui, das geht aber schnell! Immer noch halb vier anpeilend schlenderte ich wieder zurück in mein Kreiszimmer - übrigens nach dem Element "Luft" eingerichtet. Das passt auch - der geboren werdende "Zwilling" ist ein Luftzeichen. Übrigens - es war ein stinknormales Kreiszimmer mit "luftigblauer" Couch und einem Bild mit Vögeln drauf. Sehr kreativ!
Im Geburtszimmer "Wasser" gab es eine Gebärbadewanne - aber die kannte ich nur vom Photo. Auch wurscht, wir werden an Land gebären, ist ja schon mal gut gegangen!
Um halb vier hievte ich meinen Leib dann auf den Gymnastikball - recht viel Auswahl hatte ich ich ja nicht - und fand das gemähchliche Rumhopsen als recht angenehm. Dann tippte ich noch 2 SMS an 2 Freundinnen und um 4:15 rief ich mal zuhause an - alles in Ordnung. Bei mir auch - und ich war immer noch überzeugt, es geht sich aus, dass der werdende Papa die Nabelschnur durchtrennen würde! Vorsorglich wurde ein Zugang gelegt - in den Unterarm, also wenig störend. Die Ärztin war auch sehr bemüht und vorsichtig. Die Nadel ist ihr dann mal abgezischt und ich war mit Blut besudelt, aber schnell umgezogen war schon wieder alles bereinigt :-)
Die Hebamme schaute auch mal wieder vorbei - mir wars ein bisschen peinlich mit dem Handy diese ehrwürdigen Stunden zu entweihen. Dann quatschen wir ein bisschen und sie schickte mich nochmals zum Spazierengehen. Ja, ich weiß, dass das gut ist und tat, wie mir geraten! Ich ging nochmal eine Runde in den leeren Gängen - beobachtete ein paar Neonfischchen im Aquarium und fragte mich nebenbei, wie viele Gebärende vor mir, hier schon gestanden haben mögen. Fand den großen Putzerfisch leider nicht, der meine Tochter bei der letzten Untersuchung so fasziniert hatte. Naja, war ja Nacht - da hat er bestimmt geschlafen!
Mit Seitenblick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich mittlerweile beinah minütlich Wehen. Ich atmete tief und machte mich ganz locker - überall und dachte an den Muttermund, der da aufgehen sollte!
Irgendwie fühlte ich mich dann so allein gar nicht mehr recht wohl - ich schlurfte zurück - vorbei bei den Wöchnerinnen und fand, dass ich gut gewählt hatte, ambulant zu entbinden. Zwar gab es hier schöne Zweibettzimmer - aber aus einem drangen so laute Schnarchgeräusche, dass ich mich auf mein Bett zuhause freute und insgeheim lächeln musste!
Es muss so 4:45 gewesen sein - oder auch schon 5, egal, ich kam zurück in mein Zimmerchen und die Hebamme kam auch und wir unterhielten uns in den Wehenpausen über alles Mögliche und Unmögliche. Was mir sehr gut getan hat, war dass sie mich beim Bewältigen jeder Wehe so lieb gelobt hat. Das gab mir Selbstbewusstsein und Mut, dass ich das gut mache.
Ein bisschen später musste die Hebi noch in ein anderes Kreiszimmer schauen - und fragte, ob sie vorher oder doch lieber erst nachher nochmal schauen sollte, wie weit wir sind. Ich meinte - wir haben ja eh erst grad geschaut, es ist besser, wir schauen nachher, ich wollte mich ja auch nicht demotivieren, mit einem Wissensstand, dass nicht so viel weitergegangen wäre. Aber falls was ist, kann ich ja klingeln. Was sollte denn sein, fragte ich naiv nach - naja, wenn ich Presszwang hätte. Das fand ich jetzt doch sehr weit vorgreifend, und die Hebi lächelte: "Ihnen trau ich alles zu!"
Ich saß so da auf dem Petziball, ein oder zwei Wehen veratmend und dachte, es täte mir gut, mich noch ein bisschen auszurasten. Gedacht - getan, kraxelte ich das Kreisbett hinaus und wollte es mir grad so richtig gemütlich einrichten zum Dösen, als ich wirklich das Gefühl bekam, Pressen zu müssen. Hektisch drückte ich auf den Knopf, der da gleich bei meinem Kopf darauf gewartet hatte.
Die Hebamme kam angesaust und war kaum überrascht, sie schaut gleich nach! Ein bisschen wollte ich dann doch realtivieren - vielleicht müsste ich einfach nochmal auf Toilette oder etwas Luft zwickt da hinten.
Die Untersuchung war dann für mich ein bisschen enttäuschend und verwirrend - Muttermund bei 5cm - und ich mach so ein Theater!!!! Die Wehen kamen jetzt recht heftig und ich atmete wie wild. Nochmal Untersuchung während einer Wehe - die Hebi meinte sie könnte den Muttermund halten - bei 7cm. Was soll denn das heißen? Wir ließen noch eine Wehe vergehen, dann hielt sie denn Muttermund…. Und gleich darauf verspürte ich wieder, pressen zu müssen.
Die Hebamme rief die Ärztin "Zur Geburt" - ich konnte es nicht glauben. Der Muttermund war ganz offen. Die Ärztin kam dazu - die mir den Zugang gelegt hatte.
Nur ich war gedanklich noch gar nicht so weit, jetzt wirklich mitzupressen. Es ging mir dann doch zu schnell! Also atmete ich - viel zu schnell - es kribbelte in den Armen - und ich tönte, was das Zeug hielt. Mir wurde gesagt, ich wäre sehr laut, ja, das hörte ich selber und ich sollte die Energie jetzt für unten nutzen. Wer laut tönt, kann nicht gut pressen - (das sollte man auch mal einer gebärend spielenden Schauspielerin sagen, die brüllen immer gleichzeitig beim Pressen - GEHT NICHT, davon bin ich überzeugt)
Nagut, vorsichtig presste ich mal an - und ja, es tat weh, aber nicht so schlimm, wie ich das in Erinnerung hatte von der ersten Geburt. Die Ärztin hielt meinen Kopf, die Hebi arbeitete weiter unten - sehr gut, wie ich fand. Ein bisschen unsicher war ich immer noch - dann zeigte mir die Hebamme ihre Finger - nur mehr ein paar Centimeter fehlten, bis mein Kind da ist - ein Stückchen in Blut getauchte Finger unterstrichen diese Aussage. Selbst nachzufühlen brachte ich nicht fertig.
Ich atmete immer noch viel zu viel - und es kribbelte in den Armen. Also - ausatmen - einatmen durch die Nase, Pressen, ausatmen… und dann auch mal Pause machen, ich hechelte. Die Hebi werkte dammerhaltend. Es brannte und dann nochmal pressen -, der Unterleib machte das wie von selbst oder war das die Kraft des Kindes, ich spürte, wie der Kopf rausrutsche und nochmals pressen und sie war ganz geboren. Jetzt war es 6:10 morgens!
Sofort wurde sie mir auf den Oberkörper gelegt - sie maunzte wie ein Kätzchen und ich fragte, ob denn alles in Ordnung sei! Ja, sie müssen nicht laut sein. Sie suchte gleich nach etwas zum Saugen und mir war das so wichtig, diesmal schon im Kreissaal anlegen zu können. Ganz überwältigt von den sich überstürzenden Ereignissen lag ich da und bewunderte das kleine Wesen auf mir und war nur glücklich und stolz auf mich. Selbst ist die Frau und ich durfte die Nabelschnur durchschneiden - so schwer war das nun auch wieder nicht - nur zäh, wie ein Gartenschlauch!
Auf was jetzt alle aber noch viel heißer waren, war die Nachgeburt - die ließ etwas auf sich warten. Erst nach 50 Minuten (mit Nachhelfen durch Akupunktur und ein wehenförderndes Mittel wurde auch noch gespritzt - Zugang, sei Dank). Erst im Nachhinein ist mir dann bewusst geworden, was mir da grad noch erspart geblieben ist - Narkose und Ausschabung und nicht gleich heimgehen dürfen. Aber es ist gut gegangen.
Um halb sieben hab ich dann nochmal nach dem Handy verlangt und hab dem Papa gesagt, dass Maja jetzt doch schon da ist. Wieder glaubte er mir beinah nicht, konnte es kaum fassen und wollte sich beeilen, so schnell wie möglich da zu sein. Eigentlich fand ich es nicht schlimm, "allein" gewesen zu sein - ich konnte mich hervorragend auf mich selbst und die Wehenarbeit konzentrieren, eine Zeit lang wars nur ein bisschen langweilig, da ist es schon schön, wenn da wer zum Quatschen ist. Und im Nachhinein kann man sich immer noch Vieles erzählen, jeder nimmt doch etwas anderes wahr oder er - nicht so benebelt von den Wehen - etwas mehr wahr.
Es war eine wunderschöne Geburt, ohne Hilfsmittel und ohne Geburtsverletzungen! Dankeschön!
Maja Zahara war 49cm groß, 2790g schwer und hatte einen KU von 32cm! Und es war der 1. Juni 2007, 6:10
Sie lag 2 Stunden nackt auf mir und konnte gleich ganz wunderbar saugen - Stillen klappte vom ersten Moment an! Sie nahm nicht einmal mehr etwas ab, sondern gleich zu! Wir sind sehr stolz aufeinander!
...übrigens Zahara heißt Blume!
Kommentare
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Herzlichen Glückwunsch !
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Und was ein toller Bericht! ;-) :fantasy05: :fantasy05: :fantasy05:
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Herzlichen Glückwunsch und alles Gute mit der kleinen Maja!
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:laola02: :laola02:
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Das war ja eine Geburt ausm Bilderbuch. Wünschte ich hätte so eine gehabt.
Aber am allerwichtigsten ist es ja sowieso das die Kleinen gesund und munter sind
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und ja, das Wichtigste ist, dass die Kleinen wohlauf sind - und wir Mamis natürlich dazu!