"Kindererziehung" nach J. Juuls und T. Gordon - aber wie?

FraukeFrauke

450

bearbeitet 19. 07. 2007, 19:35 in Kleinkinder
Ich habe die empfohlenen Buecher nach J. Juuls und T. Gordon gelesen und versuche die dort beschriebenen Methoden auch anzuwenden. Manchmal klappts, oefter auch nicht :sad: Meine Isi ist einfach sehr eigensinnig - ohne das jetzt negativ bewerten zu wollen, aber mir faellt im Moment kein besseres Wort ein. Wie dem auch sei, unsere Beduerfnisse unterscheiden sich oft sehr grundlegend und auch mit viel Erklaerung und Alternativangeboten laesst sie sich oft nur aeusserst widerwillig davon ueberzeugen, mit Mama irgendwie zu kooperieren.
Heute morgen zum Beispiel waren wir auf dem Spielplatz. Wir waren etwa eine Stunde dort und ich musste auf die Toilette. Habe ihr das ein paar mal gesagt. Naja, wen interessiert das schon, dass Mama auf die Toilette muss. Als es dann echt dringend wurde habe ich ihr gesagt, Mama muesse jetzt ganz dringend auf die Toilette und wir muessten nach Hause gehen. Nach dem zweiten vehementen Nein habe ich ihr gesagt, sie koenne zu Hause doch ihre Enten im Waschbecken schwimmen lassen, was sie sehr gern tut. Es kamen ein drittes Nein und nach nochmaligem Apell an ihr Mitgefuehl, dass Mama nun wirklich nach Hause und auf die Toilette gehen wolle ein viertes Nein und sie lief mir davon :flaming01: Ich habe einfach unseren Kram zusammengepackt und bin in Richtung Haus zurueckgelaufen. Zum Glueck ist der Spielplatz nicht weit entfernt und es fahren auch kaum Autos.Sie kam mit wildem Geheul hinter mir hergelaufen.
War das nun richtig? Habe ich sie manipuliert, weil ich einfach weggegangen bin? Das kann ich ja nun auch nicht ueberall machen. Und oft funktioniert noch nicht mal das! Haette ich sie mir einfach schnappen und unter wildem Gezappel und Gebruell nach Hause tragen sollen? Dann wuerde ich doch aber wieder meine koerperliche Ueberlegenheit und damit Macht gebrauchen, damit sie das tut was ich moechte. Und das soll man doch nicht.
In T. Gordon's Buch steht ja, dass die machtlose Konfliktloesungsmethode nicht immer funktioniert. Leider schreibt er nicht dazu, was man dann tun sollte, besonders wenn es sich um Kleinkinder handelt, die man ja nun wirklich nicht einfach machen lassen kann, was sie moechten. Ich frage mich staendig, ob ich nun alles richtig mache, oder ob ich mal wieder meine Macht gebraucht oder mein Kind manipuliert habe :???: .
Ich bin total unsicher und oft auch einfach voellig ueberfordert. Wie haettet ihr denn in der obigen Situation reagiert?
Eine voellig verwirrte Frauke

Kommentare

  • HuetchenHuetchen

    3,584

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Also Gordon kenne ich nicht, aber ich denke, er wird ähnlich schreiben wie Juuls. Was ich mit meinem willenstarken, aber hochemotionalen Kind gelernt habe, ist, dass es nicht eine einzige Erfolgsmethode gibt. Ich habe mir Juuls zu Herzen genommen und versuche sehr viel davon umzusetzen. Für uns gerade bezüglich der Grenzen das beste Erziehungskonzept. Dann habe ich mir ganz wenig von Liedloff angeeignet, was zu deinem Problem passen könnte...aber dazu später. Zur Zeit bin ich bei den Kloeterbriefen und versuche mich ein bissl selbst zu erziehen und dadurch unsere Familiensituation nochmal ein wenig mehr zu entspannen. Allerdings kann und will ich nicht alles von den Kloeterbriefen umsetzen.
    Zu der Toilettensituation! Manchmal diskutiert man als Mutter einfach zu viel, damit ist das Kind überfordert und letztendlich muss man in so einer dringlichen Situation ja eh irgendwann durchgreifen. Warum also nicht gleich? Mir wurde das klar als ich den Text von Kathy Ireland "Bei uns zuhause" durchgelesen habe. Ich bin nicht mit allem einverstanden was dort drin steht, aber gerade die Stelle bezüglich der Diskussionen fand ich einleuchtend. Wenn du also etwas durchsetzen willst, oder musst (wie in deinem Fall), dann kündige das an. Ganz deutlich in einem freundlichen Ton! Meckert dein Kind, dann kannst du dein Anliegen ja noch einmal wiederholen, aber dann ist Schluss. Du musst auf die Toilette und basta! Dein Kind mag in dem Moment zwar toben und wüten, weil du es aus dem Spiel herausreissen musst, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du dir nicht in die Hosen pinkeln magst. Sag ihr, dass du sie verstehst, wenn sie nun wütend, traurig oder frustig ist, du das jetzt aber nicht ändern kannst, weil du nun mal aufs Klo musst. Lass dich auf keine weiteren Diskussionen ein, denn die lassen solche Situationen grundsätzlich eskalieren. Du merkst ja selbst, wie dabei deine Aggression hochkocht, bei mir ist das zumindestens so. Ich wäre auch losmarschiert!
    Juuls sagt im Prinzip das Gleiche! Wenn du der Verursacher von den Tränen bist, dann gestehe dem Kind seine Wut und seinen Frust zu, aber diskutier nicht über deine Entscheidung. Den Schreianfall haben wir Eltern in so einem Fall einfach auszuhalten, denn Kinder haben sich noch lange nicht so unter Kontrolle.
    Anders hätte ich reagiert, wenn es nicht um den Toilettendrang gegangen wäre, sondern um das Zubereiten des Abendessens. Da wäre ich durchaus bereit gewesen den Zeitpunkt fürs Nachhause gehen zu verschieben. Warum nicht noch 5-10 min. da bleiben, damit das Kind das Spiel zu Ende machen kann. Bei Jolina reicht es oft, wenn wir ihr doch noch einmal nachgeben, obwohl fast jeder sagen würde, dass das inkonsequent ist, weil sie sich nicht an ihre eigenen Absprachen hält. Ein Beispiel: Jolina und ich haben gestern mit Töpfen getrommelt und irgendwann hatte ich keine Lust mehr. Ich sagte zu ihr, dass ich noch einmal trommel, dann aber Schluss ist. Sie ist sofort ausgeflippt, hat geschrien, getobt und wollte unbedingt noch 5x trommeln. Ich aber höchstens noch 2x. Ich habe mich dann auf die 5x eingelassen und siehe da, nach 2x meinte sie von sich aus, dass wir jetzt aufhören können. Man muss nicht immer alles ganz konsequent durchsetzen, auch nachgeben entschärft manche Situationen. Wann du was einsetzt, musst du selbst entscheiden. Und da kommen wir wieder zu Juuls zurück, definiere deine Grenzen und überlege dir gut, was dir wichtig ist! Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen!
  • krabbeltierkrabbeltier

    3,047

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Also viermal fragen finde ich auch zu oft gerade wenn du was wichtiges vorhast oder wohin musst usw. Ich frage nur noch höchstens 2 mal und dann gehe ich oder schnappe ihn mir nachdem ich das angekündigt habe. Klar tobt er und schreibt aber da müssen wir beide dann eben durch. Weggehen kann ich nicht immer weil er nicht immer hinter mir herläuft sondern einfach wegrennt. Deswegen schnappe ich ihn dann doch lieber. Ob das zeigen meiner Macht ist weiß ich nicht, finde ich aber nicht so schlimm weil er ja vorher weiß das ich ihn gleich nehme.

    Ansonsten mache ich das wie Hütchen. Haben wir nichts wichtiges vor und Finn will noch spielen oder irgendwas weitermachen dann lassen wir ihn ruhig noch 1-2 mal bevor wir dann gehen. Und oft ist es tatsächlich so das er dann freiwillig aufhört und mit uns geht. Also wir sagen erst: so das reicht jetzt aber. Er sagt: nein, nochmal. Wir sagen: okay aber nur einmal noch. Er sagt: ja einmal. Dann macht er es einmal und gut ist ohne Geschrei. Würden wir ihn nicht lassen würde es wieder Theater geben. Mag sein, dass das inkonsequent ist aber wir fahren so ganz gut weil wir ansonsten konsequent sind. Man kann aber auch mal Ausnahmen haben finde ich.
  • petra72petra72

    586

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo ihr!
    Interessantes Thema ;-)
    Aber ich muss sagen, ich schnappe mir Lukas auch öfter mal unter Gebrüll, wenn er nicht mitwill, aber es nicht anders geht. Er würde nie hinterherlaufen, sondern in die andere Richtung oder auf die Straße :shock:
    Mag sein, dass das Macht zeigen ist, aber es gibt eben nun mal in manchen Situationen keine andere Möglichkeit!
    Könntet ihr vielleicht noch sagen, wie die Bücher heißen, auf die ihr euch bezieht? Das würde mich interessieren, da mal reinzulesen ;-)
    Danke schonmal!
    Liebe Grüße
    Petra
  • krabbeltierkrabbeltier

    3,047

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich habe nur das Buch von Jesper Juuls "das kompetente Kind". Das ist schon ziemlich interessant aber ich habs leider erst zur Hälfte durch.
  • HuetchenHuetchen

    3,584

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Also, meine Quellen sind "Das kompetente Kind" und "Grenzen, Nähe, Respekt" von Juuls. Letzteres ist einfacher und kürzer geschrieben für die Lesemuffel. Dann habe ich die Kloeterbriefe 1-12, die man im Internet bestellen kann. Von Liedloff findet man auch vieles im Internet, wobei ich da nur 1-2 Sachen gelesen habe, weil sie mir einfach zu extrem ist. Ich wohne nun mal nicht in einer Komune oder im Busch, sondern relativ isoliert in der Zivilisation.
  • petra72petra72

    586

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    OK, danke euch!
    Die Bücher werde ich mir mal holen und ein bisschen schmökern... ;-)
    Liebe Grüße
    Petra
  • anja-manja-m

    359

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Also Lina und ich kommen zu hause deutlich besser klar als zum Beispiel im Auto oder bei Pflichtterminen. Irgendwann hat mein Mann mich dann darauf hin gewiesen, daß ich, sobald ich meine ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, weil ich Lina "gegen den Strich bürste" sehr nachgiebig und inkonsequent werde. Zum Beispiel wenn wir Erwachsenen etwas erledigen wollen/müssen, Lina wieder die "Bitte Hause bleiben" Stimmung hat. Seither mache ich auch in diesen Situationen klare Ansagen und es geht besser. Aus Überzeugung belaste ich Lina auch immer wieder mit Begründungen für mein Tun, auch wenn sie die bestimmt nicht immer versteht. Gehen unsere Bedürfnisse weit auseinander gebe mal ich nach, mal muß Lina zurück stecken. Ich denke nur, daß sich hier eh die Eltern tummeln, die sehr viel 'Wert auf die Bedürnisse ihrer Kinder legen, oder?
  • lilalila

    2,943

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Was erwartet man sich eigentlich, wenn man solche Erziehungsratgeber befragt?

    Ich musste berufsbedingt durch Zusammenfassungen solcher, gestehe aber, dass mich das im Alltag mit meinen Kindern nicht im geringsten beeinflußt.

    Ich belehre mein Kind (weil ich ja selber als Kind auch belehrt wurde - wo wir das mit der Imitation wieder bestätigt sehen), sage frank und frei, dass es Blödsinn macht, wenn es Blödsinn macht etc.

    Ich weiss echt nicht, aus welchem Grund ich anders handeln sollte? Nur um mir das Leben schwer zu machen? Schwer genug ist es mit Kindern auch ohne diese hohen Ansprüche, alles besonders gut zu machen.
  • HuetchenHuetchen

    3,584

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Was habe ich erwartet? Naja, meine Maus war nun mal etwas anders als die Kinder in meiner näheren Umgebung. Ich konnte mit den Tipps, die ich so bekam nicht so wirklich was anfangen. Ich habe lange gebraucht, um meinen Weg mit Jolina zu finden und mir hat gerade Juuls da unheimlich geholfen. Er hat das geschrieben, was mir mein Bauchgefühl gesagt hat. So richtig krass wird der Unterschied in meiner Erziehung von Jolina aber erst jetzt nach dem 3. Geburtstag. Doch für uns ist es einfach der richtige Weg!
    Ich bin jemand, der sich generell über vieles informiert, warum also nicht auch über die Erziehung? Wobei sich das einfach so durch Jolinas Charakter und unsere Probleme damit entwickelt hat.
  • krabbeltierkrabbeltier

    3,047

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich lese sowas ganz gerne weil ich es interessant finde. Und einiges kann man ja auch gut umsetzten. Allerdings lebe ich nicht nach solchen Büchern falls das so rüberkam. Bei vielen Sachen die ich lese denke ich auch das ich es anders machen würde oder gemacht habe und es im Buch als falsch dargestellt wird. Aber bei uns klappt es trotzdem. Das kommt doch immer auch aufs eigene Kind an. Ich handel aus dem Bauch raus weil ich das am richtigsten finde, bei Sachen wie Konsequenz beim Essen usw. fand ich es aber schon gut zu lesen das es richtig ist dran zu bleiben (allerdings habe ich das dann alles von hier und aus keinem Buch).

    Ich habe auch das Buch Oh je ich wachse von dem ich gar nichts halte weil nichts auf mein Kind passt und ich diese Beispiele dadrin sehr krass finde. Ich habe das Stillbuch von Hannah L. welches ich noch nie gelesen habe weil es einfach nicht nötig war. Ich denke immer: ach das könnte man ja mal brauchen, das kauf ich. Na und dann fliegt es rum. Genau wie 300 Fragen in der Schwangerschaft. Das hat mich nur noch mehr verunsichert.
  • EowynEowyn

    27,156

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Mit helfen soche Büchr meine eigene Linie zu finden. Wenn ich nicht das ein oder andere gelesen hätte, würde ich mit Sicherheit viele Dinge ganz anders handhaben. Einfach weil man automatisch viel übernimmt, was man irgendwo gehört oder auch selbst erfahren hat. Über manches habe ich aber durch das Lesen noch einmal nachgedacht und formuliere jetzt entsprechend anders.


    @Huetchen
    die Familienkonferenz von Gordon wäre mit Sicherheit auch etwas für dich.


    Jesper Juuls ist klasse, aber auch furchtbar anstrengend zu lesen. Ich vermute ja, dass die Übersetzung einfach nicht gut ist. Aber vielleicht schreibt er ja tatsächlich im Original auch so. Inhaltlich finde ich die Bücher aber sehr gut.
  • FraukeFrauke

    450

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Puuh, kam lange nicht dazu, hier reinzugucken, aber jetzt...Super, dass soviele hier ihre Meinung kundgetan haben :grin:
    @lila
    Ich weiss nicht, ob ich als Kind recht "schwierig" war, aber ich habe oft Ohrfeigen und auch richtige Dresche auf den Po bekommen. Und als Isi anfing, ihren eigenen Kopf zu entwickeln und nicht immer so wollte wie ich, habe ich ihr bei zwei Gelegenheiten eine Ohrfeige verpasst :cry: :oops: Das hat mich so mitgenommen und auch richtig geaengstigt; ich wollte doch nicht so wie meine Eltern werden. Also habe ich angefangen nach Wegen und Buechern zu suchen, die mir helfen koennen, meinen eigenen, respektvollen Weg mit meinen Kindern zu entwickeln. Na, und Juuls und Gordon sind da eben die am meisten empfohlenen hier. Und ich bin auch ueberzeugt, dass dies der richtige Weg fuer uns sein kann.

    Ich bin allerdings zu dem Schluss gekommen, dass Gordons Methode erst so richtig funktionieren kann, wenn Isi sich selbst viel besser artikulieren kann und sie auch aelter und slbstbestimmender ist. Schliesslich kann ich nicht immer zu Hause bleiben, wenn meine Grosse meint, sie wolle jetzt nicht mit Mami zur Post oder zum Einkaufen fahren. Oder eben wenn ich aufs Klo muss und Isi noch spielen will :biggrin: Da gibt es nun mal nur wenig Moeglichkeit einen Kompromiss zu schliessen.

    Aber wie dem auch sei, ich muss lernen, weniger passiv zu sein. Das ist wohl mein groesstes Problem. Ansonsten darf Isi auch viel mehr, als andere Kinder. Aber solange das niemanden verletzt oder extrem stoert, ist das wohl auch kein Problem.
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