Hallo zusammen,
jetzt muss ich mir doch mal hier Rat holen, vielleicht ist ja jemand von Euch in einer ähnlichen Situation... Ich habe auch schon mal darüber geschrieben, aber zur Zeit beschäftigt es mich wieder total...
Meine Schwester (27 J.) ist nun seit 10 Jahren eßgestört, erst Magersucht, dann Bulimie. Sie ist immer noch im Untergewicht, aber das soll auch gar nicht das Thema sein. Sie hat zig Therapien (stationäre und ambulante) hinter sich bzw. teilweise abgebrochen, wenn es ihr zu viel wurde. Einerseits kann ich das verstehen, andererseits wird es natürlich nicht besser, wenn sie nicht über diesen einen "Punkt" geht, an dem sie immer abbricht.
Sie hat auch bisher keine Ausbildung fertig, sie jobbt, wenn es grade geht, wenn nicht, dann nicht. Dann leiht sie sich in der Regel Geld von unserem Vater o.ä.
Was mich am meisten aber beschäftigt, ist ihre Art. Sie ist immer freundlich und zuvorkommend - vordergründig. Am Telefon klingt sie dann manchmal so optimistisch, dass ich mir denke, sie könnte ja mal wieder zu Besuch kommen (sie wohnt 300 km entfernt). Obwohl es dann jedes Mal gescheitert ist, so auch dieses Mal.
Sie war 3 Tage da, aber nicht wirklich, weil sie so in ihrer Eßstörung gefangen ist. Sie ist generell viel alleine unterwegs, also nicht wirklich da. Und sie zieht mehrmals am Tag los, weil sie Essen besorgt. Das sagt sie nicht, aber man sieht ja, dass sie den ganzen Tag ißt und dass der Griff ständig in ihre Tasche geht. Sie bricht auch, das riecht man im Bad. Ich habe sie drauf angesprochen, habe ihr gesagt, sie möchte das bitte im anderen Klo machen (wir haben zwei), weil der Geruch unangenehm ist. Mehr sage ich schon gar nicht mehr. :fingers: Wir hatten schon viele Gespräche, auch gute, ich habe viel Anteil genommen, wollte ihr helfen. Aber sie leugnet, dass sie erbricht und genutzt hat kein Gespräch etwas...
Ja, und dann klaut sie eben hier und lügt. Sie hat uns mehrere Male Geld gestohlen (wir schließen es inzwischen ein) und auch Sachen, und sie benutzt ungeniert meine Sachen, ohne mich zu fragen. Also natürlich darf sie mein Shampoo / Duschgel benutzen, wenn sie hier ist! Auch meine normale Creme ist ok. Aber sie benutzt alles, auch meine teuren Cremes, mein Make-up, mein Deo... Und nicht ein bißchen, sondern sie greift "ins Volle".
Gestern war es wieder so, bisher hatte ich fast nur den Verdacht, dass sie das bei mir benutzt (meinen Eltern ist das auch schon bei ihnen zuhause aufgefallen und ich hab sie einmal gesehen, wie sie an meinen Sachen war). Aber gestern habe ich im Vorbeigehen am Bad einen Blick riskiert, die Tür war einen kleinen Spalt offen. Sie hat mich nicht gesehen und ich sehe eben, wie sie gerade viel (!) Creme von meiner teuren Creme nimmt, in meinem Make-up wühlt, verschiedene Sachen aufmacht usw.
Ich hab sie dann erst danach zur Rede gestellt, hab gefragt, ob sie meine Sachen benutzt (und ich habe ihr mehrmals gesagt, dass ich das nicht möchte, das sind meine Sachen!). Sie leugnet es, sagt sie nimmt meine Sachen nicht, sie hat selber welche dabei. Ich hab ihr gesagt, dass ich sie gesehen habe. Sie leugnet es trotzdem.
Ich habe sie dann mehr oder weniger "rausgeschmissen", ich war so wütend und enttäuscht!!
Ja, soweit... Ich weiß einfach nicht, was ich noch denken soll. Ich bin alles zugleich: wütend, traurig, mitleidig, enttäuscht, will ihr helfen,... Ich finde es so schade, dass kein normales Gespräch möglich ist, weil sie so "aufgesetzt" ist, so gekünstelt, nichts ist mehr echt. Ich weiß, sie leidet wahrscheinlich auch sehr, aber das hilft ja nichts... Alle Gespräche scheitern, und wir hatten wirklich schon jede Sorte von Gespräch. Ich kritisiere sie nicht, ich halte ihr nichts vor, nur diese Lügerei und alles...
Und ich kann auch langsam selbst nicht mehr, eben besonders diese Lügerei/Klauerei macht mich fertig! Natürlich ist das mit ein Krankheitssymptom, aber trotzdem ist ja jedes Vertrauen dahin! Und dann kommt sie immer mit kleinen Geschenken hier an, auch für meinen Sohn, und das macht mich richtig wütend! Ich fühle mich richtig bestochen von ihr, so als würden die Geschenke das fehlende Vertrauen wieder gut machen. Ich kann nach so einem Besuch wieder nur Abstand nehmen, sonst macht es mich selbst verrückt!
Wer ist oder war in einer ähnlichen Situation und kann mir irgendwas raten??
Danke fürs Lesen!!
Kommentare
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Aber wenn sie nicht einsichtig ist und eine Therapie zuende macht, vielleicht wäre es für Dich gut, wenn Du selbst Dir professionelle Hilfe suchst um besser damit umgehen zu lernen?
Meine Situation war zwar eine ganz andere, aber es ging auch darum, dass ich den Menschen mit dem ich Probleme hatte nicht ändern konnte. Nach meiner Gesprächstherapie ist mittlerweile sogar ein ziemlich gutes Verhältnis möglich, das über Smalltalk hinausgeht ohne dass ich das Gefühl habe mich verbiegen zu müssen.
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Sie könnte ich nachts anrufen und sie wäre sofort da für mich (das ist ja das Verrückte daran!)
Leider kann ich dir da gar keinen guten Rat geben, nur Verständnis...
Falsch ist sicher, das dauernd anzusprechen, aber leicht ist das natürlich auch nicht...
Hast du dich schon über das Thema Magersucht und Bulimie informiert? Meine Freundin hat mir viele Bücher gegeben und das hat mir ein bisschen geholfen, alles besser zu verstehen.
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Amelie
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Ich habe mich schon oft und ausgiebig mit den Thema an sich beschäftigt, ja. Habe auch Bücher gelesen für Angehörige, wie man sich verhält usw. Ich gebe mir wirklich Mühe, es richtig zu machen. Ich entschuldige sie auch inzwischen nicht mehr, ich spreche sie ja wirklich drauf an, wenn sie klaut oder so. Man soll das ja machen, konfrontieren, aber nicht anklagen. Aber das nützt ja nichts, nur insofern halt, dass ich für mich eine Grenze ziehen muss. Manchmal bin ich auch so naiv, mich zu fragen: Warum hört sie nicht "einfach" damit auf? Also mit der Lügerei zumindest, oder immer wieder an meine Sachen zu gehen. Kostet es so viel Mühe, das nicht zu tun? Wahrscheinlich...
Was ich halt nicht weiß, wie sich unser Verhältnis, das wir seit Jahren haben, auf ihr Verhalten auch speziell bei mir zuhause auswirkt. Ich gebe zu, ich vertraue ihr nicht wirklich. Ich kontrolliere sie nicht oder "suche" nach Fehlern. Aber das Vertrauen ist einfach dahin. Das spielt wahrscheinlich schon eine Rolle. Nur da bin ich halt schon der Meinung, dass sie "dran" wäre, sich zu entschuldigen. Nicht für alles, aber wenn sie ein Mal, nachdem sie sowas gemacht hat wie am Wochenende, "es tut mir leid" sagen würde, das würde mir schon reichen. Aber so kann ich irgendwie keinen Schritt auf sie zu machen, auch wenn es meine (Zwillings)Schwester ist. Es verletzt mich einfach zu sehr...
Nach Angehörigengruppen habe ich diese Woche sogar schon mal geschaut, die meisten sind allerdings vor allem für die Eltern von kranken Kindern gedacht. Ich warte noch auf einen Rückruf von einer Stelle, die meinten, ich könne dort auch hin... Vielleicht hilft das etwas, mir und letztendlich auch meiner Schwester.