Unser Louis ist jetzt, da ich es endlich geschafft habe, einen Geburtsbericht zu schreiben, schon 7 Wochen alt...
Geburtsbericht Louis Cäsar, 22.7.07
Da ich ja in der SS mit Bluthochdruck zu kämpfen hatte, war vorgesehen, am Sonntag, 22. Juli 07 einzuleiten. Als es mich aber in der Nacht zum Freitag, 20.7.07 am ganzen Körper zu jucken begann, rief ich am Samstag mal in die Geburtsabteilung des Spitals an, um zu fragen, was das sein könnte bzw. was ich dagegen tun könne. Die Hebamme am Telefon riet mir, am Nachmittag vorbeizukommen und am besten gerade die Tasche mitzubringen. Das taten wir dann, und dort tippten Hebamme und Ärztin auf Cholestase. Sie fragten mich, ob ich mir vorstellen könne, schon heute anstatt erst morgen mit der Einleitung zu beginnen. Ich zögerte kurz, denn obwohl ich wollte, dass unser Kind am Sonntag zur Welt kommt, hatte ich doch Angst vor der nun vorgezogenen Einleitung und Geburt. Aber ich willigte dann ein, worauf ich von der Hebamme untersucht wurde (Muttermund noch ganz zu) und um 18.00 Uhr das erste Zäpfchen bekam (zur Reifung des MuMu). Nach einer Stunde Liegen durfte ich mich wieder frei bewegen, spazierte im Spital herum und mein Freund besorgte am Bahnhof noch was zu Essen (wir stellten uns auf eine längere Zeit ein). Ziemlich mulmig wurde es uns, als wir aus einem anderen Geburtszimmer weiter hinten immer wieder die sehr lauten Schreie einer anderen Gebärenden hörten...
Als bei mir nichts geschah, wurde ich wieder untersucht und bekam um 23.00 Uhr das zweite Zäpfchen. Mein Freund bekam ein Klappbett ins Zimmer und wir schliefen ein. Um ca. 01.30 Uhr erwachte ich wegen Wehen, die doch schon gut spürbar waren. Ich ging aufs Klo und weckte nachher meinen Freund. Gegen 02.00 Uhr rief ich die Hebamme und teilte ihr mit, ich hätte Wehen. Kaum war sie da, spürte ich auch schon einen Knacks in mir und wusste, dass nun die Fruchtblase geplatzt war. Von da an wurden die Wehen immer stärker und die Abstände immer kürzer, obwohl der MuMu noch fast zu war. Also spritzten sie mir 2 oder 3 Male Wehenhemmer, die aber rein gar nichts halfen. Irgendwann gegen 05.00 Uhr ging ich für etwa eine Stunde in die Badewanne im grösseren Geburtsraum, was anfänglich gut tat, doch mit der Zeit fand ich es zu heiss im Wasser und die Wehen wurden so stark und kamen praktisch pausenlos, dass ich sagte, ich wolle raus und eine PDA. Weil der MuMu bei der vorderen Kontrolle aber erst 1cm offen war, war die Hebamme skeptisch. Sie liess mich auf den Medizinball sitzen und am Seil festhalten, währenddem sie die Ärztin um Rat fragte. Angesichts der Pausenlosigkeit der Wehen und meiner Erschöpfung waren sie dann mit einer PDA einverstanden und der Anästhesist schon bestellt. Wir gingen darum um ca. 06.00 Uhr wieder rüber in unseren Geburtsraum, ich lag mit fürchterlichen Wehen auf dem Bett und hatte das Gefühl, es dauere ewig, bis dieser Anästhesist kam. Er machte dann eine erste Spritze und ich dachte bei jeder Wehe, dass es hoffentlich die letzte so schmerzhafte sei, doch leider musste der Arzt 4 mal stechen, bis er traf (Horror! Ich sollte ihm immer sagen, wenn wieder eine Wehe kommt, da er dann nicht stechen kann und ich mich nicht genügend krümmen. Leider waren die Abstände aber so kurz/kaum vorhanden, dass es ewig dauerte). Ich schrie und stöhnte ziemlich heftig. Irgendwann nach 07.00 Uhr war es dann geschafft und die PDA begann zu wirken (Zu dieser Zeit wechselte auch die Hebamme: Es kam wieder eine nette!). Daraufhin folgten einige fast erholsame Stunden, in denen ich – obwohl nie ganz schmerzfrei – zwischendurch etwas dämmern konnte. Zudem hatte ich eine Art Knopf, den ich alle 10 Minuten drücken konnte, um einen Schmerzmittelschub der PDA auszulösen, falls die Wehen zu stark wurden, was ich auch regelmässig tat und sehnsüchtigst die Uhr anstarrte und Minuten abzählte. Die PDA wirkte nicht so gut, wie ich mir das vorgestellt hatte, und auch der Anästhesist machte regelmässig mit Eiswürfeln Kontrolle, bis wie weit ich ohne Gespür war. Eine Stunde nach der PDA war der MuMu dann erstaunlicherweise schon 4 cm offen und bei der nächsten Kontrolle (welche ich übrigens allesamt als sehr unangenehm bis schmerzhaft empfand) dann schon 8 cm. Das ermutigte mich sehr durchzuhalten. Mein Freund stand die ganze Zeit neben mir, gab mir zu trinken und lobte mich. Um ca. 14.00 Uhr begann dann die Pressphase. Da durfte ich dann leider diesen 10 Minuten-Knopf nicht mehr drücken. Zweimal musste ich mich an Hebamme und Freund hängen und in der Hocke pressen, was für alle 3 anstrengend war... Etwa um diese Zeit hätte die Hebamme Schichtwechsel bzw. Feierabend gehabt, aber sie war so lieb und blieb (Sie sagte, dass sie jetzt sicher nicht gehen würde und bliebe, bis das Kind da sei.). Die Hebamme drückte immer abwechslungsweise vorne und hinten an den Scheidenausgang, um mir zu zeigen, wo ich hinpressen solle. Das war schwierig und vor allem sehr anstrengend, aber im Allgemeinen empfand ich nun die Wehen als nicht mehr so schlimm. Dafür war die Spannung da unten kaum auszuhalten, vor allem, als der Kopf dann mittendrin steckte. In meiner Verzweiflung bettelte ich, sie sollten das Kind doch mit Vakuum herausziehe, was sie natürlich nicht taten. Ich schrie nun wirklich sehr laut, und dann war der Kopf da. Nach ein paar wenigen weiteren Wehen (nicht mehr so schmerzhaft) flutschte unser Kind dann um 15.14 Uhr ganz heraus. Es war ein Junge! Und er hatte ziemlich viel rötlichbraunes Haar. Er weinte zuerst nicht, was mich etwas beunruhigte, aber die Ärztin (welche für den letzten Teil der Geburt vorbeischaute) war zufrieden. Danach kam auch schon die Nachgeburt (ohne Schmerzen). Mein Freund durfte die Nabelschnur durchschneiden, und dann legten sie mir den Kleinen auch schon auf den Bauch. Ich war überwältigt (glücklich, dass der Kleine jetzt da war; stolz, es geschafft zu haben und total geschafft). Er nuckelte mir etwas an der Brust, dann nahmen sie ihn für den AGPAR-Test und zum Wägen und Messen aufs Tischchen neben dem Bett: 3045g, 50 cm. Hebamme und Ärztin kontrollierten unten, ob etwas genäht werden müsse. Doch es war zum Glück nichts gerissen, nur ein paar Schürfungen. Mir liessen sie ein Mittagessen bringen, da ich sagte, dass es mir nicht gut sei. Während ich ass, wurde ich immer schwächer. Ich dachte, das sei eine meiner Hungerrast-Anfälle, da ich ja seit gestern Abend nichts mehr gegessen hatte, und wechselte vom Fleisch (das ich ja liebe!) geradewegs zum Dessert, um meinem Körper möglichst rasch Zucker zuzuführen. Doch es half nichts. Wieder sagte ich meinem Freund, dass es mir nicht gut ginge, und ich begann zu zittern („Oh nein, jetzt auch noch eine Panik-Attacke!“, dachte ich...). Die Hebamme wollte mich mit warmen Decken zudecken, was ich aber gar nicht wollte, mir war heiss. Also holte sie mir Rescue-Tropfen. Es wurde nicht besser, dafür spürte ich, dass unten etwas wie ein Klumpen in meiner Scheide steckte. Ich sagte: „Es kommt noch etwas.“ Und schon lief Blut aus mir raus. Die Hebamme (oder Ärztin – ich war da halb weg) drückte mir auf dem Bauch rum, es kam viel Blut und plötzlich waren ganz viele Leute (Ärzte und Hebammen) im Zimmer um mich herum. Jemand hielt mir eine Sauerstoffmaske vor Mund und Nase. Die Gebärmutter hatte sich nicht zusammengezogen, wodurch es innen weiterblutete und das Blut gerann schon in der Gebärmutter (sogenannte Quasten, glaub ich), sodass man es eben nicht gemerkt hatte von aussen. Sie drückten mir noch ne ganze Weile immer wieder auf dem Bauch rum, sammelten das Blut in einem Kübel und schauten ziemlich ernst. Ich war wirklich halb bewusstlos. Irgendwann brachten sie uns 3 dann in ein anderes Zimmer. Ich bekam Infusionen (normale und Eisen (braun)) und einen Katheter, da ich die Blase nicht selber leeren konnte und sie sehr gross und voll war. Erst am nächsten Morgen verlegten sie uns auf die Wochenbettstation. Dort ging es noch bis Dienstag weiter mit Infusionen und anschliessend mit 4 EPO-Spritzen (1 pro Tag). Am Dienstag kam auch der Katheter weg, aber ich schaffte den Weg zum Klo (4-5 Schritte) anfänglich nur mit dem Rollstuhl und Hilfe der Hebamme und war anschliessend jeweils total k.o.. Am Samstag durften wir dann nach Hause.
Nach der Geburt dauerte es noch ein paar Stunden, bis mein Freund unsere Eltern anrief, da wir den Jungen-Namen noch nicht definitiv wussten. Wir dachten, dass wir, falls es ein Junge würde, uns das Kind ansehen und schauen, welcher Name besser passt (Louis oder Lionel). Doch das Ansehen half nicht wirklich weiter, und so nahmen wir Louis, da wir zu diesem Namen auch einen passenden zweiten Namen wussten (zu Lionel nicht), und da dieser Name schon länger im Rennen war. Unser Junge sollte also Louis Cäsar heissen. Sein Geburtstag war der 22.7.07, so wie ich es mir wünschte (schöne Zahlen), und zudem der Geburtstag seines Grossvaters (des Vaters meines Freundes).
Die Geburt fand ich schon ein recht heftiges Erlebnis (und die Komplikationen danach etwas traumatisierend), und so war ich kurz danach sicher, kein weiteres Kind mehr zu wollen
. Doch man vergisst/verdrängt schnell (ich weiss jetzt ja schon kaum mehr, wie es war, und musste mich für diesen Bericht ganz schön anstrengen), und ich freue mich schon, irgendwann mal ein zweites Kind zu haben!
Kommentare
3,185
:laola01: :laola01: Nochmal herzlichen Glückwunsch...
1,201
Hoffe, du hast den schrecken überwunden und ihr könnt euch in aller Ruhe kennenlernen! Eine schöne Zeit!!!
233