Hallo ihr Lieben,
es gibt kaum ein Buch, das ich mehr hasse als das berühmte "Jedes Kind kann schlafen lernen" und ich diskutiere mir in sämtlichen Krabbelgruppen und Müttertreffs den Mund fusselig darüber und hab mich dabei schon oft unbeliebt gemacht, die Argumente sind mir nie ausgegangen. Das nur, um klar zu machen, dass ich vom Ferbern nun wirklich so gar nichts halte.
Ja, und jetzt zu meinem "Problem". Ich habe bei uns in der Straße eine Frau kennengelernt, die einen Sohn im ähnlichen Alter wie meine Tochter hat, und da hier nicht so viele Kinder leben, gehen wir jetzt oft zusammen spazieren und haben auch viele Gemeinsamkeiten festgestellt, und ich dachte, wir seien so auf einer Linie: Sie hat ihren Sohn im Geburtshaus bekommen, ich meine Tochter zu Hause, wir haben ähnliche Ansichten, welche Kinderärzte hier vertretbar sind, stillen beide noch ... und haben beide unsere Kinder mit ins Elternbett genommen und einschlafgestillt und getragen wann immer sie wollten. Und jetzt hat diese Frau mir plötzlich total strahlend erzählt, sie habe ihre "Bibel" gefunden. Ihr ahnt es: Jedes Kind kann ... :flaming01: :flaming01: :sad:
Sie hat gesagt, das Ins-Bett-bringen sei immer so ein Kampf gewesen, und nach 2 Abenden Schreienlassen sei Ruhe eingekehrt, und alle seien glücklich. Ich war total geschockt. Und gleichzeitig kommen meine Argumente hier nicht so an. Sie ist eben keine so klassische Ferber-Mami. Also, sie findet Einschlafstillen toll und macht das immer noch zum Mittagschlaf. Der Kleine wird auch immer getragen und tagsüber nie schreien gelassen.
Aber abends, sagt sie, hätte er sich nie einschlafstillen lassen und sei bei aller Nähe immer total unruhig geworden, und es hätte jeden Abend an die zwei Stunden kuscheln, wiegen, schaukeln gekostet, bis er schlief. Nun habe sie den Eindruck, er sei regelrecht dankbar um das Programm, er kuschle sich abends glücklich in sein Bettchen, lächle sie an, wenn sie rausgehe, und schlafe friedlich ein. :shock: :shock: Immer. Wenn er dann nachts schreit, kommt sie, nimmt ihn auch raus, tröstet ihn, legt ihn ab - und dann pennt er weiter.
Mein Hauptargument - aber Kinder brauchen doch die Nähe - hat sie damit in gewisser Weise ausgehebelt - wenn er sich dagegen immer gewehrt hat? Sie ist überzeugt: Er brauchte diese Struktur einfach. :confuded:
Dass mich keiner falsch versteht: Ich finde es nichr richtig, was sie gemacht hat. Ich bin entsetzt und sicher, dass es trotzdem für den Jungen nicht "das Richtige" war/ist. Aber was mache ich jetzt? Nicht mehr mit ihr spazieren gehen? Das Thema ausklammern?
Was mich besonders plagt: Sie ist Hebammenschülerin, möchte mal ans Geburtshaus oder in die Hausgeburtshilfe. Und: Den tollen Tipp dann den ganzen Müttern im Wochenbett weitergeben ... :groggy: :flaming01: :roll: :sad:
zaubermonster
Kommentare
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Triffst Du Dich nur mit MEnschen die in allen Punkten Deine Ansichten teilen?
Gruß FEli
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Gerade letzte Woche hatte ich so ein Erlebnis. Eine gute Bekannte, die unser ganzes Schlafdrama mitverfolgt hat und weiss, was hier teilweise ablief, hat mir stolz erzählt, sie hätten die Schlafprobleme mit ihrer kleinen Tochter (1 Jahr) nun gelöst. Ich würde ja das Buch kennen und sie lobte das Ganze in den höchsten Tönen. Als ich meinte, dass sie aber wisse, dass das Buch umstritten ist und es für mich nie in Frage kam, durfte ich mir dann anhören:"Dann hast du wohl einfach nie deine Leidensgrenze erreicht, wir aber schon!" Es ging übrigens darum, dass die Kleine nicht alleine einschlafen wollte und auch nicht um die Uhrzeit, die ihre Eltern für sie bestimmt haben! O-Ton meine Bekannte vor ihrer 2. SS:"Die Stunden abends mit meinem Mann sind mir heilig!" Damals habe ich mich gefragt, was sie mit einem Kind wie Jolina machen würden, nun weiss ich es! :sad:
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Meine Hebamme hat mir das Buch auch empfohlen :groggy:
Aber da ich kein Mensch bin der immer sofort alles glaubt was empfohlen wird und ich gerne noch ein bischen selber recherchiere kommt ferbern für mich nicht in Frage....
Ich glaube manche Menschen kann man nicht überzeugen, wenn sie die Methode für gut befindet dann lass sie und klammere das Thema einfach aus. Das führt sonst zu nichts, wenn Du sie überzeugen willst und sie sich nicht lässt :fingers:
LG
Bärbel
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meine hebamme hat uns damals empfohlen, nicht gleich beim ersten schluchzer das kind aus dem bett zu reißen, sondern erstmal zu schauen, ob man mit händchen halten oder leiser ansprache nciht besser helfen kann (und das kind nicht noch richtig aufweckt). bei uns war das auch oft so: dann musste man ganz schnell sein, dem kleinen nochmal die hand auf die wange etc. halten oder leise summen. sie hat mir auch einen artikel gegeben, wo drin stand dass kinder nach dem einschlafen sofort in eine traumphase kommen und dann leicht noch mal erschrecken oder so - kennt jemand vom "fachpersonal" diese these?
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vielen Dank für Eure Einschätzungen.
Und nein, natürlich treffe ich mich NICHT nur mit Leuten, die immer meiner Ansicht sind. Aber es gibt Punkte, bei denen mir das leichter, und Punkte, bei denen mir das schwerer fällt. Extremes Beispiel: Mit jemandem, der pro Todesstrafe ist, könnte ich nicht befreundet sein, glaube ich. Einfach, weil wir dann ein völlig unterschiedliches ethisches Selbstverständnis hätten.
Ja, ich glaube durchaus, dass der Kleine so ein Kind war, der nicht mit so viel Nähe einschlafen konnte. Er selbst hat wohl auch gar nicht so krass verzweifelt gebrüllt, sondern eher gemeckert, und war dann - nach Beschreibung, mehr kann ich ja nicht wissen - wohl fast erleichtert, wie er endlich den Dreh raushatte, wie man alleine gut einschläft. :shock:
Vielleicht ist es tatsächlich das, was mich so durcheinanderbringt: Dass ich einfach immer geglaubt habe, ein Baby, das weint, braucht IN JEDEM FALL Nähe. Das darf man nicht allein lassen. Das ist doch auch, was Sears, Gonzales und so weiter schreiben. Und nun plötzlich ein Kind, für das Schreienlassen (in Maßen) GUT gewesen sein soll, das das GEBRAUCHT haben soll? Das, das gebe ich zu, fällt mir schwer zu akzeptieren. :oops:
Ich bin eigentlich schon der Meinung, das Stillen nach Bedarf, Tragen im Tragetuch, Einschlafen in Nähe und unmittelbares Reagieren auf Schreie als die Sprache des Babys sozusagen IMMER richtig sind und für JEDES Kind - würdet Ihr das nicht so sehen? :table114:
Ich hab ihr schon gesagt, dass das Buch kritisch gesehen wird und dass sie wenn sie es nicht leichten Herzens weiterempfehlen sollte, und dann eben erzählt, welche Ausmaße dieses kontrollierte Schreienlassen eben auch annehmen kann und wie furchtbar ich das finde. Da meinte sie dann, sie würde jeder Muter empfehlen, das Buch zu kaufen und dann - im Einklang mit dem eigenen Gefühl - anzuwenden. Oder eben auch nicht, wenn es dem eigenen Gefühl widerspricht.
zaubermonster
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Trotzdem finde ich es schade, wenn sie das Buch weiterempfiehlt. Leider haben viele Eltern heute einen solchen Druck, weil sie tatsächlich glauben, ihr Kind müsste alleine einschlafen und womöglich durchschlafen, dass sie dieses Programm dann tatsächlich durchziehen.
@Perle
der Link ist ok.
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- Also, ich hab das in dem Buch gelesen, und dann hab ich mir auch ganz konsequent vorgenommen, ihn bis zu zwei Stunden Weinen zu lassen. Und dann hab ich das auch durchgezogen. Am ersten Abend anderthalb Stunden. Das war schon hart, ich stand draußen im Flur, und er hat drinnen geweint. Und dann immer alle zwei Minuten rein, und wenn ich raus bin, wurde's schlimmer.
- Also, ich finde das nicht gut. Ich halte nicts von dem Buch und von Schreienlassen auch nicht.
- Na ja, eigentlich war es ja mehr Gemecker, kein richtiges Schreienlassen. Und sooo lange war es ja nun auch nicht. Aber wie dem auch sei: Es hat geklappt, solltest Du unbedingt ausprobieren!
Aber, ja, ich denke, der Knackpunkt ist, ihr jetzt nicht Vorwürfe zu machen, aber klar zu stellen, dass das Buch problematische Erwartungshaltungen weckt und nicht blauäugig weiterempfohlen werden sollte.
zaubermonster
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Kennt sie denn die Bücher von Sears, Gonzales usw.?
Zumindest in "In Liebe Wachsen" schreibt Gonzales ja auch was zum Ferbern und was da so in den Kleinen vorgeht (die Bücher von Sears kenne ich mangels Bedarf noch nicht)...vielleicht bringt sie das ja etwas zum Nachdenken ;-)
LG,
Judith
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Meine Schwester hat ihr erstes Kind auch geferbert, und ist jetzt, wie ich, wieder schwanger. Ich habe Ihr die Seiten von ferbern.de ausgedruckt und ans Herz gelegt, aber sie macht sich da mehr oder weniger drüber lustig... dass ich ja die Anwältin der armen geplagten Babys wäre oder so ähnlich :flaming01: :flaming01:
Mein Problem mit färber-Müttern liegt glaub ich da, dass ich ihnen vorwerfe sie machten es sich arg einfach. Kann ja sein, dass die Methode mal klappt, ohne dass die Kinder größeren Schaden nehmen. Aber dass Eltern sich das rausnehmen, damit sie mehr Zeit für sich haben und weniger Stress und so weiter- da finde ich eben sie machen es sich leicht und sind nicht bereit, die Opfer für ihr Kind zu bringen. Sicher- manchmal ist die Schmerzgrenze erreicht. Aber wie viele Eltern sind trotzdem für ihre Kinder da?! Verzichten auf die Abendstunden ihrem Kind zu Liebe?! Ich denke halt schnell: jaja, ein Baby zu haben ist schon süß, aber wenn es anstrengend wird, dann muß ein Rezept her, damit alles schnell unkompliziert "funktioniert", man seine Karriere weiterverfolgen kann, obwohl es finanziell nicht nötig wäre, einen ruhigen Schönheitsschlaf hat... ja ihr seht, ich rege mich auf :flaming01:
Am Ende haben die Leute dann die "friedlich und unkompliziert selbstständig einschlafenden" Kinder und wir werden mitleidig angeschaut, dass wir immer noch abendlich studnenlang unseren Nachwuchs betätscheln müssen ala: selber Schuld. Und wenn diese Kinder nachher irgendwelche Probleme haben- na und? Welches Kind hat die nicht? Die Nachteile sind eben so schwer greifbar, nachweisbar.
Ich finde, wer sich bewußt für ein Kind entscheidet, der hat auch gefälligst dafür zurückzustecken, bedingungslos da zu sein und die "Nachteile" auf sich zu nehmen!
So! :eek02:
Lg
Entchen
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Dass das Programm wirkt, ist nicht ungewöhnlich. Aber das ist eben die Gefahr. Mir widerstrebt es ohnehin, schnelle Lösungen als die richtigen anzusehen. Und zum Glück gibts inzwischen einige Fachleute, die sich auch gegen diese willkürliche "Behandlung" von Babys einsetzen.