Traumschöne Hausgeburt

bearbeitet 21. 11. 2007, 16:59 in Geburtsberichte
Hallo, bei mir ist das Ganze schon einige Monate her, ich hoffe, es ist trotzdem ok, wenn ich noch einen Bericht einstelle? Ich kam darauf, als ich Eowyns Kommentar las, dass sie Berichte von außerklinischen Geburten so liebe, und ich mich erinnerte, wie gerne ich in der Schwangerschaft solche Berichte hier las und wie viel Mut sie mir für unsere eigene Hausgeburt gemacht haben. Jetzt hoffe ich umgekehrt, dass mein Bericht auch der einen oder anderen Vorfreude macht und Angst nimmt ...

Es war bereits ET + 10 und ich hatte für den nächsten Morgen einen Wehenbelastungstest im Krankenhaus vereinbaren müssen, vor dem ich riesige Angst hatte? Was, wenn dort auf einmal die Wehen nicht mehr weggingen? Würde man mich dann noch heimlassen? Was würde dann aus unserer Hausgeburt? Voller Sorge und Traurigkeit ging ich ins Bett. Doch es kam anders: Ich musste nicht zum Wehenbelastungstest! Denn kaum war ich gegen Mitternacht eingeschlafen, wachte ich auch schon gegen eins mit Wehen wieder auf. Das war nun nicht weiter ungewöhnlich und so bin ich erstmal zwei Stunden durch die Wohnung getigert und hab mit Freude bemerkt, dass sie stärker und regelmäßiger wurden. Um drei hatte ich Wehen im Zehn-Minuten-Abstand, da hab ich meinen Mann geweckt. Wir haben uns dann aufs Sofa gelegt und versucht, noch ein bisschen "Friends" zu gucken zur Ablenkung, aber da kamen die Wehen dann schnell schon im fünfminütigen Abstand und ich taten so langsam auch ziemlich stark weh. Um vier haben wir Sabine angerufen und gesagt, sie solle mal langsam ihre Sachen packen. Als wir um kurz vor fünf wieder anriefen, hatte ich bereits alle zwei Minuten Wehen und war sehr froh, als sie kurz nach fünf hier war. Zu diesem Zeitpunkt ging es mir nicht so besonders gut, ich freute mich zwar, dass es nun endlich losgehen sollte, hatte aber auf einmal auch ziemliche Angst: Ich konnte mit den Schmerzen nicht gut umgehen, fühlte mich erschöpft und abgekämpft und hatte dennoch das Gefühl, noch ganz am Anfang zu stehen und einen unendlich langen, beschwerlichen Weg vor mir zu haben, von dem ich nicht wusste, wie ich ihn bewältigen sollte. Ich hatte so fest im Kopf, dass Wehen immer stärker werden, dass ich mir immer versuchte vorzustellen, wie sich dieser Schmerz wohl in zehn, zwanzig, hundert Mal so stark anfühlen würde, und dachte, dass ich das nicht schaffen würde.
Als Sabine da war, habe ich ihr von diesen Gefühlen erzählt, und sie hat mir geholfen, mich innerlich auf die Geburt einzulassen, keine Angst mehr zu haben und - richtig zu atmen. In dem Moment, wo ich die richtige Atmung wieder konnte waren die Wehen super zu verkraften - und blieben es, die ganze Geburt über. Nach dieser kurzen Krise, die eigentlich eine rein psychische war, war die Geburt einfach nur noch ein Traum, schöner, als ich es mir hätte ausmalen können und ich habe mir zu keinem Zeitpunkt Schmerzmittel gewünscht und hätte auch keiner Kopf-Abhackung zugestimmt ;-). Bei der ersten Untersuchung durch Sabine hatte sich der Muttermund bereits auf 4 cm eröffnet, als Angela, die Zweithebamme, gegen sieben hinzukam war er bereits bei 7 Zentimetern, ich hatte das Gefühl, dass alles wahnsinnig schnell und glatt lief, es war schon fast Routine - Wehe heranrollen lassen, atmen, locker lassen, atmen, locker lassen, atmen - und Pause. Entspannen, was trinken, und weiter. Mein Mann war die ganze Zeit ganz nah und eine wunderbare Stütze, und die Atmosphäre war so friedlich und besonders, als es draußen langsam hell wurde und wir da zu viert um Wohnzimmer saßen und auf die fünfte warteten. Als ich das Gefühl hatte, die Kleine jetzt wirklich rausschieben zu müssen, hat Angela noch mal kurz den Muttermund untersucht, 10 Zentimeter, wunderbar, dann los. Das war eigentlich die schönste Phase der Geburt, weil ich so toll spürte wie mich jede Wehe der Süßen näher brachte, und der Körper so genau wusste, was er zu tun hatte, und ich mich so stark und kraftvoll fühlte, dass ich das Gefühl hatte, noch stundenlang so weitermachen zu können ohne je müde zu werden. Kurz bevor Linnea da war konnte ich schon ihr Köpfchen fühlen und zwei Wehen später lag sie dann da, auf ihrem roten Handtuch mitten im Wohnzimmer, ganz rosig und wach und wunderschön und guckte ein bisschen verdutzt herum, den Kopf voller langer Wuschelhaare, so süß! Angela hat sie gleich abgenabelt (wegen des Rhesus-Faktors) und dann hab ich sie hochnehmen und halten dürfen. Weil ich ziemlich stark blutete musste ich sie jedoch gleich an meinen Mann weiterreichen und mir eine Infusion legen lassen, da war ein kurzer Moment der Sorge, denn hätte die Blutung nicht aufgehört hätte ich schnell ins Krankenhaus gemusst. Doch glücklicherweise kam ganz schnell die Nachgeburt und die Blutung stoppte und alles war gut. Wir zogen vom Wohn- ins Schlafzimmer um, mein Mann, Linnea und ich. Wir legten uns ins Bett und kuschelten, die Kleine hat gleich ein bisschen Vormilch getrunken, wir waren ganz unter uns, währenddessen haben Angela und Sabine das Wohnzimmer generalgereinigt. Nach etwa einer Viertelstunde kamen sie dann dazu, weil ich noch genäht werden musste. Ich hab einen Dammriss zweiten Grades und noch ein paar kleinere Risse davongetragen, nichts dramatisches, und Sabine hat das auch wirklich toll gemacht, sie hat mir ganz direkt nach der Geburt die Betäubungsspritzen gesetzt, als ich davon gar nichts merkte weil das Gewebe noch gar nicht wieder durchblutet war, und dann nach der ersten Kuschelrunde hat die Betäubung gewirkt und sie hat mich im Bett liegend genäht, während mein Mann nebendran Linnea begrüßte und ihr erzählte, was wir alles mit ihr vorhatten. Wie die ersten Stunden genau verlaufen sind weiß ich gar nicht mehr, Linnea kam um 20 vor 11 zur Welt und Sabine verabschiedete sich um vier, dazwischen haben wir Nudeln mit Tomatensoße gegessen, die Kleine untersucht, gewogen und gemessen, angezogen und gepuckt. (Sie blieb die erste Woche komplett im Pucktuch, erst danach haben wir sie das erste Mal "richtig" angezogen - kann ich nur empfehlen, sie liebte es.)

Ihre “Daten”: 55 cm lang, 3870 g schwer, Kopfumfang 37 cm.

Es war wirklich eine wunderschöne Geburt und ich bin froh und dankbar, dass ich sie mit so viel liebevoller Unterstützung und in völliger Geborgenheit erleben durfte. Ich bin überzeugt, dass dieser sanfte Start für uns alle drei das beste war, was uns passieren konnte.

zaubermonster

Kommentare

  • NiennaNienna

    7,124

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Sehr schön!
    Das klingt nach einem unvergesslichen, schönen Erlebnis. Glückwunsch!
  • tesorotesoro

    4,431

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Herzlichen Glückwunsch! :fantasy05:
  • EowynEowyn

    27,156

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Oh schön, dass du das aufgeschrieben hast. :grin:
  • kleine Hexekleine Hexe

    1,201

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Wow, eine wirklich schöne Geburt!!! Gratuliere!!!
  • Caro2310Caro2310

    20,547

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Oh, das liest sich wirklich nach einer schönen Geburt. Auch von mir noch Alles Gute für Euch :grin:
  • NukaNuka

    2,340

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    :bounce02: Wow, herzlichen Glückwunsch! Das hört sich wirklich toll an!
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ohhh wie schön, noch eine Hausgeburt!!
    Da fange ich auch gleich wieder an zu träumen..... schwärm!!

    Ich freu mich, dass bei euch auch alles so gut gegangen ist und bin immer wieder positiv überrascht wie unkompliziert Hausgeburten doch meist sind.

    Alles Gute noch weiterhin....
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