Nicht ist es immer so, wie wir es uns gewünscht haben.

jauchzerlejauchzerle

6,272

bearbeitet 22. 06. 2004, 22:08 in Plauderecke
Hier ist wieder ein Thema, über das diskutiert werden kann ;-)
Nicht ist es immer so, wie wir es uns gewünscht haben.
 
Jede Mutterschaft - besser Elternschaft - beginnt, wenn wir wissen, dass so
ein kleines Wesen es sich in uns gemütlich gemacht hat. Von da an
gehen alle unsere Gedanken mehr und mehr in Richtung Leben mit
diesem Kind.
Wir haben Träume und Sehnsüchte. Wir haben Vorstellungen, wie wir die
Schwangerschaft gestalten wollen. Wir lesen und lauschen den Berichten
anderer Frauen und manchmal leben wir in unseren Gedanken ganz dicht
bei unserem Kind, ganz selbstversunken.
Irgend wann während der Schwangerschaft erkundigen wir uns über die
Möglichkeiten, die unsere Umgebung uns bietet für die Geburt unseres
Kindes. Wir machen Geburtsvorbereitungskurse, wir besuchen Kliniken
oder Geburtshäuser. Wir lesen auch hierüber eine ganze Menge und
bekommen eine Vorstellung darüber, wie wir uns unsere
eigene Entbindung wünschen. Im Stehen, im Liegen, in der Badewanne,
zu Hause, im Geburtshaus oder doch lieber in der Klinik. Natürlich mit
rooming in und allem, was die moderne Geburtshilfe zu bieten hat.
Die Etappe "Geburt" ist wohl die einschneidenste, die wir als Frauen in
unserem Leben kennen lernen werden. Auch Frauen, deren Entbindungen
schon 10, 20 oder gar 50 Jahre zurückliegen, können minutiös erzählen,
was und wie es geschehen ist. Fast jedes Wort ihrer Hebamme oder des
Arztes wissen sie noch. So sehr prägt die Entbindung das Leben einer Frau.
Lange Jahre galt es als Chick, die Kinder im Galopp zu verlieren.
Immerhin haben die Bäuerinnen früher ihre Kinder auf dem Feld
entbunden und danach weiter gearbeitet. (Das war so die Zeit, in der
meine Mutter uns bekommen hat). Schmerz zuzugeben, war nicht in
und jeder frischbebackene Vater hat gerne erzählt, wie hart seine Frau
im Nehmen war - echt toll!
Wer glaubt heute noch ernsthaft, dass die Frauen früher auf dem Feld
gleich weitergearbeitet haben. Wer glaubt ernsthaft, dass man Kinder
im Galopp verliert.
Aber diese Erwartung ist auch heute noch weit verbreitet. Ich kenne einige
Männer, die stolz darauf sind, dass ihre Frauen keinen Mucks von sich
gegeben haben.
Und ganz tief in uns verankert tragen wir diese Erwartungshaltung an
uns selbst in uns. Wir bereiten uns vor auf die sanfte Geburt. Wir
sind voller Willen und voller Bereitschaft, etwas besonders schönes aus
diesem Erlebnis zu machen.
Ich möchte Euch von einem Arzt erzählen, der 30 Jahre lang voller
Überzeugung und aus einem innerem Bedürfnis heraus mit viel gesundem
Menschenverstand eine Entbindungsstation geleitet hat. Ich hatte das
Glück, ihn noch selbst erleben zu dürfen.
Es war ein Info-Abend in der Klinik Havelhöhe in Berlin-Spandau. Eine
anthroposophische Klinik.
Und er begann seinen Vortrag mit einem Gleichnis:
Er erzählte:
Einst kam ein Mann an die Mauern einer Stadt. Es war schon dunkel und
sehr kalt und der Mann hatte großen Hunger. Er lief an der Mauer entlang
auf der Suche nach einen Tor. Endlich hatte er es gefunden und er rief laut
und bat um Einlass. Ein Torwächter warf ihm ein Brot hinunter.
Irritiert nahm es der Mann und wusste nichts rechtes damit anzufangen.
Er rief nochmals, erhielt aber keine Antwort mehr.
So legte er das Brot nieder und ging weiter, auf der Suche nach einem
weiteren Tor, denn bevor er aß, wollte er sich seines Obdaches sicher
sein, und so konnte er die Ruhe nicht finden, seinen Hunger zu stillen.
Nach endlosen Stunden erfolgloser Suche kam er an eben diesem Tor
wieder an. Erschöpft und entmutigt nahm der das hier liegen gelassene
Brot und begann zu essen. Er hatte es fast schon aufgegessen, als er in
der Mitte des Laibes plötzliches etwas hartes fühlte.
Er zog den Gegenstand heraus und hielt den Schlüssen in der Hand. Der
Schlüssel, mit dem er mühelos schon vor Stunden das Tor hätte öffnen
können.
Zunächst wussten wir schwangeren Frauen nicht so recht, was dieser Arzt
uns mit seiner Geschichte erzählen wollte.
Aber er ließ uns nicht lange rätseln. Er erzählte es selbst:
Wenn die Frauen zu uns kommen, dann sehe ich immer mit Sorge, wie
genau sie ihre Entbindung bereits geplant haben.
Ich als Arzt habe es sehr schwer, wenn ich solche Erwartungen und
Hoffnungen dann zerstören muss. Wann immer es geht, überlasse ich die
Entbindung unseren Hebammen. Doch werde ich hinzu gerufen, so muss
ich erleben, dass meine Worte nicht gehört werden wollen. Ich muss dann
einen Weg finden, Zugang zu der Entbindenden zu finden, ohne sie
zu erschrecken, ohne sie zu traumatisieren. Manchmal muss ich ihre Wut
über mich ergehen lassen. Doch das macht mich nicht wütend sondern
traurig. Denn immerhin kann ich verstehen, dass ich gerade einen
Herzenswunsch zerschlage.
Je größer jedoch der Widerstand der Frauen ist, je heftiger sie festhalten
will an ihren Wünschen und Vorstellungen, umso schwerer wird es für uns
alle.
Das muss nicht immer dramatisch sein. Manchmal rate ich den Frauen
nur, aus der Wanne zu kommen, oder aber nicht in der Hocke weiter
zu machen oder nicht länger auf ein Schmerzmittel zu verzichten, weil
die Erschöpfung und die lange Dauer der Entbindung sie schon zermürben.
Und so würde manch eine Entbindung leichter sein, wären wir mehr ein
Team. Und das lege ich Ihnen hier heute Abend ans Herz: Wir werden
alles versuchen, um ihre Entbindung genau so zu gestalten, wie sie es
sich wünschen. Aber nicht auf Ihre Kosten. Denn entbinden hat nichts mit
einer Leistung zu tun. Nichts mit einem Test oder einer Aufgabe, die man
an sich selbst stellt.
Sie ist zu jedem Zeitpunkt ganz individuell, ein völlig eigenes Erlebnis und
kein Wunsch unsererseits kann sie verändern, wenn wir sie
kontrollieren wollen. So lassen sie uns gemeinsam versuchen, uns an
Ihrer Entbindung, an ihren Bedürfnissen, so wie sie unter der Geburt
kommen, zu orientieren. Und nicht an dem, was sie irgend wo gelesen
oder gehört haben. Lassen sie uns offen sein für ihren ganze eignen
Weg zu ihrem Kind.
Ich wusste damals genau, was er meinte. Der Franzose Frederike Lamasse
hat in seinen Büchern und Vorträgen die sanfte Geburt propagiert.
Jedoch nicht für die Mutter, für das Kind.
Ist eine Geburt nicht im Sinne des Kindes verlaufen, so hat die Mutter
versagt. Er war absolut radikal in seinen Ansichten. Und er war
spektakulär in seiner provokanten Art.
Damals sind Tausende von Frauen in eine fast untilgbare Schuld gefallen.
Schreikinder, Kinder mit Verdauungsproblemen, mit Stillproblemen,
all das hat Lamasse mit dem Versagen der Frau unterhalb der
Entbindung in Zusammenhang gebracht.
Auch diesen Entbindungs-Trend kannte unser Arzt in der Havelhöhe, und
sie zählte wohl zu seinen weniger schönen Zeiten.
Eine Entbindung ist immer eine sehr intensive Sache zwischen der Mutter
und dem Kind. Sie bereitet Mutter und Kind auf die gemeinsame Zeit
danach vor. Sie schmiedet bereits das Band, welches Mutter und Kind
verbinden wird. Sie überlagert den Schmerz, sich so plötzlich körperlich
trennen zu müssen. Macht aus diesem Schmerz den Willen ums
Überleben.
Niemals vorher und niemals danach sind Mutter und Kind sich ihrer
gegenseitigen Verbundenheit, ihrer gegenseitigen Abhängigkeit so
bewusst.
Niemals wieder haben sie gemeinsam einen so schweren Weg vor sich.
Und je mehr Mutter und Kind diesen Weg alleine bestimmen können, umso
schöner kann dieser Prozess des kleinen Todes und der darauf folgenden
Wiedergeburt werden.
Hier entsteht das Band, welches Mutter und Kind auch nach der Geburt
zu einer Einheit, einer seelischen Einheit verschweißen lässt. Denn nur
in dieser Einheit fühlen sich Mutter und Kind wirklich sicher.
Wird dieses Band gekappt, so heißt das nicht, dass es nie wieder
zusammengefügt werden könnte. Das kann es, jederzeit, man muss
nur um das Band wissen und die beiden Enden wieder finden.
Das kann heute geschehen, und morgen, und übermorgen und in einem
Monat und in 10 Jahren. Wichtig ist nur, dass wir darum wissen.
Das Band wird immer durch ein traumatisches Erlebnis von Mutter und/
oder Kind unterbrochen.
Nicht dadurch, dass die Mutter plötzlich doch nicht in der Badewanne
entbinden möchte oder in der Hocke oder mit ihrer besten Freundin an
der Seite oder ihrem Mann oder ihrer Mutter oder, oder, oder.
Gibt die Mutter ihren Bedürfnissen freudig nach, dann erreicht diese
Freude auch ihr Kind, wird ihm Kraft geben und es seinen Weg finden
lassen.
Manchmal gibt es Ereignisse, die es erforderlich machen, das Band zu
kappen. Das ist nicht schlimm und viel weniger Frauen müssen heute
sterben, weil Ärzte und Hebammen nicht helfen können.
Aber auch hier müssen wir wieder um das Band wissen, uns verge-
wissern, das es nicht unserer Hilfe bedarf, um es wieder zusammen-
zuführen. Viel Einfühlungsvermögen und viel gesunder Menschenverstand
ist hier gefragt, wenn wir sicher stellen wollen, dass das Band zwischen
Mutter und Kind wieder völlig intakt ist. Manchmal kann das eine ganze
Weile dauern. Aber auch das macht nichts. Wenn die Mutter und das Kind
wissen, dass es dauern wird, und dass die Mutter erst noch wieder Kraft
schöpfen muss und dass sie vieles verarbeiten muss, dann kann auch
das Kind verarbeiten, verharrt nicht in Angst, weil ihm die fehlende seelische 
Verbundenheit zur Mutter zusetzt, es völlig verängstigt und unglücklich macht.
Manchmal braucht es besonders viel Liebe und Verständnis für Mutter und
Kind, um die Wunden heilen zu lassen. Aber das ist
NIEMALS irgend jemandes Schuld, noch ist es als Strafe für irgend welche
Sünden oder Vergehen gedacht,
es ist IMMER nur das Leben, welches uns die Aufgaben stellt, die wir
zu bewältigen haben. Und diese Aufgabe heißt: Erkenntnis erlangen um
die Symbiose von Mutter und Kind. Erkenntnis erlangen um diese
einzigartige körperliche und seelische Verbundenheit und das sie ihre
Zeit braucht und jede Mutter und jedes Kind ihre eigene Geschichte haben.
Eine Geschichte, die sich mit keiner anderen vergleichen lässt, denn sie
ist einzigartig.
Hier wieder in die Ehrfurcht zu kommen, hier wieder Mutter und Kind die
Anerkennung zu geben, für das ungeheure, was sie beide leisten, das ist
unsere Aufgabe.
Eine jede Frau und ein jedes Kind haben ein von Gott verbrieftes Grund-
recht auf ihre eigene körperliche Entbindung.
Wenn Ärzte dieses Wissen wieder erlangen könnten, dann erst können
Frauen und ihre auf dem Weg ins Leben gehende Kinder mit ihnen wieder
ein Team bilden.
Es ist wunderschön, dass Ärzte in so vielen Fällen das Leben von Müttern
und Kindern schützen und bewahren können. Aber das ist nicht die
alleinige Aufgabe. Es ist ein Muss und eine Notwendigkeit, um das Band
zu wissen und um seine Verletzlichkeit.
Niemals im Leben eines Menschen ist ein Prozess so sensibel, wie unter
der Geburt. Und viele Geburtstraumen hätten in Liebe und Verständnis
Heilung finden können, wäre die Anerkenntnis um die Zartheit von
Mutter und Kind selbstverständlich gewesen.
Und dieses Wissen muss zurück in die Kliniken, in die Geburtshäuser,
zu den Hebammen und zu den schwangeren Frauen, die immer noch nach
der idealen Geburt suchen, wo sie sie doch längst in sich tragen. Ohne
auch nur einmal darüber nachzudenken.
Quelle: mutterseite.de

Kommentare

  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hätte mein Gyn. beim Kurzen nur ansatzweise so gedacht wie dieser Arzt, wäre uns beiden das Trauma des Kaiserschnittes sicher erspart geblieben. Denn er war damals derjenige, der uns nicht die Zeit gab, die wir noch benötigt hätten, obwohl kein akuter Handlungsbedarf bestand.
    Wenn ich das lese, kommen all die negativen Gefühle, die mich lange Zeit begleitet haben und ich eigentlich überwunden dachte, wieder hoch und sind so intensiv wie seinerzeit... :neutral: :traurig02:
  • ~Charlet~~Charlet~

    420

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Der Arzt der diesen Text hier geschrieben hat, will aber auch die Geburt der Frauen bestimmen, Zitat:

    "Das muss nicht immer dramatisch sein. Manchmal rate ich den Frauen nur, aus der Wanne zu kommen, oder aber nicht in der Hocke weiter zu machen oder nicht länger auf ein Schmerzmittel zu verzichten, weil die Erschöpfung und die lange Dauer der Entbindung sie schon zermürben. Und so würde manch eine Entbindung leichter sein, wären wir mehr ein
    Team."


    Ich finde das nicht gut. Wenn eine Frau meint, die möchte in der Hocke gebären, dann sollte sie das auch dürfen. Wenn eine Frau auf Schmerzmittel verzichten möchte und meint es ohne zu schaffen, dann sollte sie das auch dürfen. Wenn das Kind in Gefahr ist, wäre es natürlich etwas anderes. Aber die Geburtsposition sollte kein Arzt bestimmen, sondern allein die Gebärende.
    Ich mag den Text nicht.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Es geht um Frauen, die auf ihrem Plan beharren, auch wenn sie sich sichtlich nicht mehr gut fühlen damit. Und glaube mir, das sehe ich.
    Ich sage dann auch nicht, wir machen es jetzt anders, sondern mache Vorschläge, die dann oft angenommen werden.
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Nein, Charlet, dieser Meinung bin ich absolut nicht.
    1. Bestimmt dieser Arzt überhaupt nichts, er rät. Einen Rat kann ich ausschlagen.....
    2. Du entnimmst einen Absatz aus diesem Text, vollkommen zusammenhanglos. Wenn ich diesen Absatz ohne den dazugehörigen Text stehen lasse, kann unter Umständen der Eindruck entstehen, dass hier Manipulationsversuche seitens des Arztes während der Geburt statt finden.
    3. Was ist an einem Rat schlechtes? Gerade während einer Geburt ist eine Frau oftmals so auf etwas fixiert und ist auch aufgrund dessen immer erschöpfter. Warum soll es dann bitte nicht legitim sein, ihr etwas anderes, sinnvolles vorzuschlagen?

    Entschuldige bitte, aber soweit ich mit entsinne, hast du noch keine Geburt hinter dir? Ich empfehle dir, selbst einmal erst eine Geburt durchzustehen, dabei ein Team zu finden, dass dir auch nur halbwegs deine Vorstellungen einer schönen Geburt entsprechen kann und dann reden wir weiter, was Ratschläge im Sinne der Frau oder Bestimmung über die Frau wirklich bedeuten...

    Eine Frage noch: Du bist nicht zufällig Journalistin?

    :byebye01:

    Gisela
  • ~Charlet~~Charlet~

    420

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Gisela,

    warum bist Du so aufgebracht? Ich bin keine Journalistin. Ich habe lediglich meine Meinung geäussert, weiter nichts. Marlies Einwand fand ich in Ordnung, in dem Kontext, den Sie ansprach stimme ich Ihr auch zu.

    Im übrigen habe ich überhaupt keine festen Vorstellungen darüber wie meine Geburt hinsichtlich des Ablaufes aussehen soll, -weil- ich mich nicht festlegen will. Ich entscheide wärend der Geburt, ob ich in die Wanne, in die Hocke oder sonstwas gehen will, ob ich eine PDA will oder nicht und diverse andere Möglichkeiten. Das einzige was ich tatsächlich erwarte ist, dass man meine Wünsche ernst nimmt, zumindest solange wie ich dem Kind damit keinen Schaden zufügen würde. Und ich wünsche, dass meine Hebamme die Geburt begleitet und nicht durch ein Ärzteteam mittendrin entmündigt wird, solange alles gut läuft. Also ich denke nicht, dass ich starre Vorstellungen habe.
  • AnonymousAnonymous

    59,500

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Charlet,

    nein, ich bin nicht aufgebracht. Ich bin nur erstaunt (deshalb meine Frage, ob du Journalistin bist) wie locker du es geschafft hast, einen Text aus dem Zusammenhang zu reißen und ihn durch deine Aussage vollkommen zu verdrehen.
    ~Charlet~ schrieb:
    Der Arzt der diesen Text hier geschrieben hat, will aber auch die Geburt der Frauen bestimmen.....
    Das ist m. E. keine Meinungsäußerung sondern eine Feststellung, die obendrein noch falsch ist. Und das sind zwei ganz verschiedene Stiefel.
    .....Aber die Geburtsposition sollte kein Arzt bestimmen, sondern allein die Gebärende......
    Und was ist, wenn zufälligerweise der Arzt und nicht die Hebamme erkennt, dass deine Gebärposition denkbar ungünstig für die Geburt ist und dir das mitteilt? Ignorierst du das dann, nur weil der Arzt und nicht die Hebamme dies gesagt hat, obwohl es objektiv richtig wäre?
    .....Ich mag den Text nicht.
    Sorry, aber ich bin der Meinung, dass du die Kernaussage dieses Textes überhaupt nicht verstanden hast. Denn, wenn du, wie du schreibst, eine selbstbestimmte Geburt möchtest, kann es nichts besseres für dich geben, als auf ein Team zu treffen, dass nach den Inhalten dieser Aussagen agiert.

    Liebe Grüße

    Gisela
  • ~Charlet~~Charlet~

    420

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Gisela, ich habe genau den Part zitiert, der mit mißfiel. Jeder kann sich den gesamten Text durchlesen, es macht wenig Sinn wenn man ihn ständig komplett zitiert.

    Ich stehe zu meiner Meinung, weil ich von einer Frau ausgehe, die grundsätzlich Vertrauen in ihre Hebamme setzt und auch nicht von dieser Fixierung ausging, von der Marlies sprach. Von Frauen die vielleicht kaum noch ansprechbar sind und aber dennoch keine Geburtsarbeit mehr leisten können, bin ich einfach nicht ausgegangen. Insofern glaube ich Marlies, dass es durchaus Fälle gibt bei denen es sinnvoll ist nachdrücklichere Ratschläge zu geben.

    Ich bin davon ausgegangen, dass man wärend der Geburt sehr wohl die Anleitung des Geburtsteams annimmt, wenn man das Gefühl hat es bringt etwas. Leider habe ich schon etliche Fälle gehört und gesehen, bei denen eben Ärzte plötzlich ins Geburtsgeschehen hereinplatzen und meinen sie können nun das Kommando übernehmen. Darauf reagiere ich etwas allergisch. Wenn dann also ein Arzt bedauert, dass Ratschläge oft nicht angenommen werden, dann frage ich mich warum dies so ist?

    Wenn eine Frau sich in sich zurückzieht und keinen Rat annehmen will, wärend der Geburt, dann nehme ich einfach an, dass sie es nicht anders kann, weil sie sich auf sich und den Schmerz konzentriert. Will man ihr da einen Vorwurf machen? Oder gibt es wirklich Frauen die aus Prinzip nicht aufs Ärzteteam hören und wärend der Geburt auch noch die Kraft aufbringen trotzig zu sein? Ich kanns mir einfach nicht vorstellen, aber wenn Marlies sagt dass es das gibt, will ich es gern glauben.

    Vielleicht verstehst Du jetzt aus welchem Blickwinkel ich diese Meinung bildete.
  • jauchzerlejauchzerle

    6,272

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    *VollaufdieBremsedrück*
    Huhu, wir sind hier zwar in den heißen Themen, aber damit ist nicht gemeint, dass sich hier 2 duellieren sollen.
    Wollt ihr bitte die rauchenden Colts wieder einpacken????
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Wir haben den Text hier eingestellt, damit darüber diskutiert wird. Er ist lang, und nicht so leichte Kost.
    Vielleicht ist es ja auch eine Zumutung , sich da durchzuwühlen?
  • MimiMimi

    1,643

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    mal ganz ruhig...

    natürlich ist das immer etwas anderes, wenn man noch nicht entbunden hat. Ich bin aber zufällig eine, auf die das paßt. Immer tough - bloß keine Schwäche. Gerade bei Schmerzen. Und diese verkrampfte Haltung zeigte Wirkung. Zögerlicher Geburtsverlauf nach Blasensprung - 18 Stunden Wehen und nur 6,5 cm offener Mumu. Alina aber schon mit Ödem am Kopf, weil die Wehen durchaus reichten nur ich nicht locker lassen konnte. Die Diskussion ob PDA oder nicht, das legen derselben und die gesamte Geburt dauerten dann noch 2 Stunden. Ich hatte endlich nachgegeben - in doppeltem Sinn. Und der KS der im Raum schwebte - tja, der schwebte auch wieder davon. Und so fand es sich - das wichtigste für mich bei der Geburt erfüllte sich - weil ich auf mein Team gehört hatte.
  • AnjaHAnjaH

    25,096

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Charlet,

    Denke auch du solltest das Thema Geburt lockerer angehen, um deinet und um deinet Kind willen. Natürlich sollen deine Vorstellungen berücksichtigt werden, und dafür ist ein gutes Team auch da.
    Sei aber auch offen genug zu zu lassen das manchmal Dinge geschehen an die man vorher nicht dachte.
  • ~Charlet~~Charlet~

    420

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    AnjaH schrieb:
    Denke auch du solltest das Thema Geburt lockerer angehen, um deinet und um deinet Kind willen. Natürlich sollen deine Vorstellungen berücksichtigt werden, und dafür ist ein gutes Team auch da.
    Sei aber auch offen genug zu zu lassen das manchmal Dinge geschehen an die man vorher nicht dachte.

    Danke Anja, das ist lieb gemeint und ich weiß was Du meinst. Ich bin eigentlich auf alles gefasst (nagut alles kann ich nicht wissen), oder sagen wir auf vieles. Zum Glück habe ich in Verwandtschaft und Freundeskreis gleich mehrere Frauenärzte, die mir unter anderem völlig andere Sichtweisen vermittelten als meine Hebamme. Daher ist mir auch klar, dass in erster Linie die Gesundheit des Kindes, dann das der Mutter und als drittes eine möglichst wenig traumatische Geburt steht.

    Wenn ich an die Geburt denke, dann freue ich mich in erster Linie darauf mein Kind in den Armen zu halten. Was den Ablauf angeht, da hoffe ich einfach auf eine Atmosphäre in der man entspannen und anspannen kann wie es gebraucht wird und versuche daher im Vorfeld ein wenig mitzusteuern wer wann wie dabei ist. Im Notfall kommt eh alles anders als geplant und dann kann es auch sein, dass ich ohne meine Hebamme zum Notkaiserschnitt im nächstbesten Krankenhaus lande. Ich denke jeder der nicht völlig blauäugig an die Sache herangeht wird das wissen.
  • AnjaHAnjaH

    25,096

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Hallo Charlet ,
    Charlet schrieb:
    Im Notfall kommt eh alles anders als geplant und dann kann es auch sein, dass ich ohne meine Hebamme zum Notkaiserschnitt im nächstbesten Krankenhaus lande. Ich denke jeder der nicht völlig blauäugig an die Sache herangeht wird das wissen.

    na ja so dramatisch muß es ja nicht kommen.
    Das was du schreibst ist doch eigentlich das was auch in dem artikel steht, und nichts anderes.
    Der Wille der Frau soll respektiert werden. Manchmal ist es nur nötig der Frau vieleicht einen kleinen Denkanstoß zu geben, weil sie an die eine oder andere Möglichkeit noch gar nicht gedacht hat.

    Wünsch dir eine wunderschöne Entbindung
  • LenchenLenchen

    4,118

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    AnjaH schrieb:
    Das was du schreibst ist doch eigentlich das was auch in dem artikel steht, und nichts anderes.
    Ich hab das grad alles in eins runter gelesen, und genau dieser Eindruck drängte sich mir auch auf! ;-) Ich glaube, Charlet, du hast den Artikel nur ein bisschen falsch aufgefasst, oder sozusagen "eine Kurve nicht richtig mitgedacht".

    Ich glaube, dass es wirklich viele Frauen gibt, die ganz genaue Vorstellungen von ihrer Geburt haben und das ganze als eine Art sportlichen Wettkampf ansehen. Wahrscheinlich sind die nur hier nicht im Forum, weil die ihre SS auch voll im Griff haben. :roll: Bei mir im GVK waren einige von der Sorte. Dass die keinen minutiösen Plan ausgearbeitet hatten, nach dem Motto (MuMu 2-4 cm: Hockposition, MuMu 4-6 cm: Gebärhocker" oder so, war aber auch alles! :traurig08: Die Hebamme hat mit Engelszungen auf sie eingeredet, dass man eine Geburt eben nicht planen kann und dass es desto schlimmere Enttäuschungen geben kann, je mehr man sich festlegt. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass sie das wirklich erreicht hat... :traurig04:
  • ~Charlet~~Charlet~

    420

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Lenchen, kann sein, ich bin eben von meiner eigenen Einstellung ausgegangen und konnte mir nicht vorstellen, dass sich manche wirklich so 100 prozentig auf etwas einschiessen. Die Frauen die ich jetzt schwanger erlebe, machen sich eher noch weniger Gedanken über die Geburt als ich, die haben auch alle keine Hebamme und nichts.

    Asche auf mein Haupt.
  • Kayleigh119Kayleigh119

    3,579

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Jetzt möchte ich auch mal meinen Senf dazu geben ;-)
    Ich finde den Text sehr schön und am schönsten finde ich folgende Stelle:
    Eine Entbindung ist immer eine sehr intensive Sache zwischen der Mutter
    und dem Kind. Sie bereitet Mutter und Kind auf die gemeinsame Zeit
    danach vor. Sie schmiedet bereits das Band, welches Mutter und Kind
    verbinden wird. Sie überlagert den Schmerz, sich so plötzlich körperlich
    trennen zu müssen. Macht aus diesem Schmerz den Willen ums
    Überleben

    Dieses Band ist es, was eine Mutter für immer mit ihren Kind verbinden wird.
    Eine Liebe die Stärker ist als alles andere, eine Liebe die man nicht erklären kann und eine Liebe die mit nichts zu vergleichen ist.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ich bin ganz unbedarft und ohne Vorstellungen ins Krankenhaus gefahren. Habe einfach abgewartet und hätte das gemacht wonach ich mich gefühlt hätte. Am Ende, als es heftig zur Sache ging, mochte ich weder Laufen, noch Baden, noch in die Hocke gehen, noch sonst irgendwelche Bewegungen machen.
    Und es war gut so, keine Vorstellung und Pläne zu haben! Meistens kommt es anders. Wäre mir das mit der Embolie nicht passiert, hätte ich kein Trauma bzw. Enttäuschung erlitten. Der KSchnitt allein hätte mich, glaube ich nicht so besonders belastet.
  • steffiisteffii

    1,316

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Jetzt möchte ich mal aus einer ganz anderen Richtung kommen: Ich finde den Text als Idealvorstellung sehr schön, das sei mal vorangestellt. Allerdings könnte ich nicht darauf vertrauen auf Hebammen und Ärzte zu treffen, die das so praktizieren. Ich kenne nun zur genüge die andere Seite: Unmögliche Arbeitsbedingungen im Krankenhaus, unendlich lange Arbeitszeiten, viel zu großer Stress, Massenabfertigung. Die Folge sind Ideologieverlust und schließlich Abstumpfung. Zudem befindet sich die Frau unter der Geburt in einer zweifelhaften Rechtslage. Sich "vorher festlegen" bedeutet für mich daher nicht das Gegenteil von "mal schauen wie es unter der Geburt läuft und dann reagieren". Es bedeutet für mich viel mehr ein Stück "weniger ausgeliefert sein". Eine (die Einzige?) Möglichkeit, dass ich als Person mit meinen Wünschen und Vorstellungen ernst genommen werde. Nicht mehr aber eben auch nicht weniger.
  • jauchzerlejauchzerle

    6,272

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Eine Entbindung ist immer eine sehr intensive Sache zwischen der Mutter
    und dem Kind. Sie bereitet Mutter und Kind auf die gemeinsame Zeit
    danach vor. Sie schmiedet bereits das Band, welches Mutter und Kind
    verbinden wird. Sie überlagert den Schmerz, sich so plötzlich körperlich
    trennen zu müssen. Macht aus diesem Schmerz den Willen ums
    Überleben

    Witzigerweiße ist genau diese Passage die, bei der sich mir der Magen angefangen hat umzudrehen :cry:
    Vor der Entbindung hätt ich den auch toll gefunden.
    Aber bei der Entbindung ist bei Pascal und mir dieses Band total zerrissen und wir konnten es bisher nur wieder unzulänglich knoten.
    Als ich diesen Text glesen hab wurde ich einfach nur fürchterlich wütend und traurig.
    Bei Jakob wurde dieses Band gar nicht erst auf die Probe gestellt und das war auch gut so für uns beide.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Und ich glaube, daß das Thema Geburt total hoch gespielt wird. Alle träumen nur noch von dem tollen Ereignis. Und sind dann enttäuscht wenns nicht den Vorstellungen entspricht. Das war der Grund, warum ich mich nicht in dieses Thema reinsteigern wollte. Ich hatte mich eigendlich nur auf den Moment gefreut, wenn mir mein Kind auf den Bauch gelegt wird. Auf dieses Wunder "du warst in mir drinn, du warst der kleine Quälgeist", auf dieses bischen hatte ich unheimlich gefreut. Und selbst das war mir nicht vergönnt!!! Das macht mich wütend und wahnsinnig traurig.
    Ansonsten war mir nur wichtig in einem Krankenhaus zu entbinden in dem alles unter einem Dach ist. Sogar die Kinderklinik unmittelbar daneben!! Eine für mich lebenswichtige bzw. rettende Entscheidung.
    Und ich wollte mich wohlfühlen, und nicht in einem 4Betten-Zimmer liegen.

    Leider habe ich die Geburt als lebensbedrohendes Ereignis erlebt. Bestimmt selten, daß so viele bedrohliche Fakten zusammen treffen. Zum Glück konnte ich dieses Band zwischen mir und Matthias wieder einigermaßen flicken.
  • Kayleigh119Kayleigh119

    3,579

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    @Jauchzerle,

    nach dem ich deine Geschichte kenne, kann ich dich gut verstehen :troest:
    Aber ich hatte ein sehr schöne Geburt :arrow:
    Hier
    Und dieses Band habe ich von Anfang an ganz stark zwischen ihm und mir gespürt, deshalb fand ich gerade diese Stelle so schön.

    Ich glaube, dass es für Frauen mit einer Sectio vielleicht ganz anders ist, was aber nicht heissen muss, das es schlechter ist .
    Aber dazu kannst du sicher mehr sagen.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Nein tut mir leid kann ich auch nicht beuteilen. Der drauffolgende Tag war so einprägend, daß ich fast keine Erinnerungen mehr an die Stunden danach habe. Dieses "normale" nach einer Sectio hat bei mir ja nicht stattgefunden. Ich kann mich an den 29.12. kaum erinnern, ich weiß nicht ob ich Matthias an dem Tag gesehen habe. Es ist alles weg :sad: Meine Erinnerung besteht nur aus Angst (Panik, Todesangst).
    Du wirst jemand anderen fragen müssen.

    (Ich freu mich Dich irgendwann kennen zu lernen)
  • Kayleigh119Kayleigh119

    3,579

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Meinst du mich mit dem kennen lernen ?

    Zu deiner Geburt, ja ich erinnere mich an deine Geschichte.
    Was du erlebt hast ist ja ein richtiges Trauma . :sad:

    :troest:
  • YasminYasmin

    3,093

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    :lol: Barbara und Ines wohnen beide in Augsburg- sie meint gaaaanz sicher Barbara :lol:
  • Kayleigh119Kayleigh119

    3,579

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    @ Yasmin ,
    achso.....dann eben nicht ;-)
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Ach Hamburg gefällt mir auch sehr gut. Ist wenigstens nicht so`n Nest wie Augsburg.

    Bin in Marmsdorf geboren. (und habe Verwandschaft in Reinbek)

    Mit mal eben besuchen geht leider nicht.

    Aber wir können ja ein bischen klönen.

    (ich meinte Barbara)
  • Kayleigh119Kayleigh119

    3,579

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Können wir :grin:
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Aber hier bitte beim Thema bleiben. ;-)
  • Kayleigh119Kayleigh119

    3,579

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    Natürlich Marlies, machen wir . :grin:
  • jauchzerlejauchzerle

    6,272

    bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    :grin::grin: Dabei kenne ich Ines schon, nur sie mich nicht...
    Nochmal wegen der Sectio.
    Ich kann jede Frau verstehen, die sagt, ein Kaiserschnitt ist traumatisierend, aber ich verstehe eben so auch die, die sagen, daß sie eine natürliche Entbindung vermeiden wollen.
    Mir wurde durch :!: die Sectio ein Geburtserlebnis geschenkt, dass ich annehmen und genießen konnte. Der Arzt hat mich auch mitpressen lassen und immer gesagt... "jetzt ist der Kopf gleich da, gleich...." boh war das spannend.
  • bearbeitet 30. 11. -1, 01:00
    wie kann man bei einer Sectio mitpressen?
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